Ein Marshall - Plan für Afrika?

 

Da die wirtschaftliche Situation zwischen den besiegten Achsenmächten nach 1945 und der afrikanischen Spätkolonisationszeit nach dem Ende der 40erjahre mit den Siegermächten USA, GB und F nicht vergleichbar ist, müssen wir uns der grundlegenden Unterschiede schon bewusst werden. Trotz der verheerenden Auswirkungen des Bombenkrieges blieben in Deutschland und Österreich etwa 45 Prozent der industriellen Produktionskapazität erhalten, die dann freilich, was die russisch besetzte Zone in Deutschland und auch in Österreich betraf, durch die Reparationen, vulgo Abtransport von Produktionsmaschinen und –anlagen, ziemlich verringert worden ist. Ein Facharbeiter- und Ingenieur-Stock blieb allerdings erhalten, sodass die mit sehr günstigen Krediten Maschinen und Anlagen, die in USA für den WWII produziert wurden und nun, 1948, längst keine Verwendung mehr in Amerika hatten, nach Mitteleuropa exportiert werden konnten, für beide Seiten sinnvoll.

In Afrika finden wir im Vergleich mit den 40er Jahren eine völlig andere Situation vor. Internationale Konzerne beuten die Bodenschätze, teilweise mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ungehindert aus, da die Eliten der jeweiligen Länder sich ihre Zustimmung erkaufen ließen. Sogenannte Investoren, auch auf staatlicher Ebene (China) haben nichts in die Ausbildung etwaiger Mieterbeiter/innen investiert, sondern im Gegenteil eher sklavenähnliche Arbeitsverhältnisse inszeniert.

Die Universitäten und andere höhere Erziehungsinstitute in Afrika wurden allerdings ausgebaut, das führte vor Ort zu einem Akademikermarkt für Taxilenker etc. in den jeweiligen Großstädten. Da es keine weiterführenden Initiativen gibt, entstand eine „Proletarier“ Schwemme aus Akademikern.

Die bisherigen Investitionen der Internationalen Konzerne betreffen die Ausbeutung der Bodenschätze, die wir Spätkolonisation nennen wollen. Der Arbeitskräfte-Bedarf beschränkt sich auf ungebildete Mitarbeiter, Ingenieure und Projektleiter kommen aus dem Land der Investoren, die Investitionen betreffen auch keine wirklich produktiven Gebiete.

Wichtig wäre allerdings, dass in Afrika in kleineren Zentren abseits der riesigen Konglomerate wie Nairobi etc. Schulungszentren im Sinne der österreichischen dualen Ausbildung zum Facharbeiter/in entstehen würden. Dort könnten dann gezielt internationale Firmen Produktionsbetriebe eröffnen, das kleine Beispiel könnte dafür ein Muster sein, oder?

Die Firma AEE Intec (Institut für nachhaltige Technologien) aus Gleisdorf in der Steiermark exportiert ihre Solaranlagen nach Afrika, aber musste vor Ort eine Ausbildung für Schlosser initiieren, damit die Anlagen nachhaltig zusammengebaut werden konnten.

Meiner Meinung nach sollten in den diversen Ländern in Afrika, in denen schon eine funktionierende höhere Bildung auf Universitätsebene vorhanden ist, in entsprechend mittelgroßen Städten Ausbildungszentren für handwerkliche Berufe gegründet werden, in denen in den – den ehemaligen Kolonien – die Sprachen Englisch oder Französisch für die Ausbilder verbindlich wären. Über die UNO gefundene mögliche Investoren für produktive Industrien sollten sich 50:50 an diesen Ausbildungszentren beteiligen, in denen den jungen Afrikanern und Afrikanerinnen auch eine Lebensgrundlage angeboten werden sollte, die letzten endlich zu einer Reduktion der Zahl der sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge nach Europa führen sollte.

 

Hermann J. Hendrich, 08/18