Das Thema Kulturpolitik ist wesentlich größer als nur, wieviel oder wenig Kunstförderung es gibt. Für die Kunstförderung fürchte ich das Wenigste. Viel wichtiger ist, was geschieht in den anderen Ressorts, in der Sozialpolitik, in den Medien, mit den Urheberrechten, bei den Steuern, in der Bildung, oder wenn es um Gleichbehandlung, Gleichstellung geht? Wem gehört die Öffentlichkeit? Wir führen eine Auseinandersetzung um den öffentlichen Raum. Wenn sie nicht uns gehört, müssen wir wieder daran denken, Gegenöffentlichkeit herzustellen, den öffentlichen Diskurs, wo immer er vermieden werden soll.

Man kann die Situation vor 2000 nicht mit der heutigen vergleichen. Wir sind heute wesentlich besser auf die Situation vorbereitet.

Man kann sich als Künstlerin oder Künstler auch den Luxus der Unterstützung von Politikern leisten, wenn man das möchte, aber Künstlerinnen und Künstler sind sich selbst verpflichtet, ihrer Arbeit, dem Publikum, anderen Künstlerinnen und Künstlern und denjenigen, die ihre Unterstützung brauchen. Wo war zum Beispiel im letzten Wahlkampf auf Plakaten zu lesen: 80.000 Alleinerzieherinnen verdienen unsere Solidarität oder 500.000 armutsgefährdete Kinder brauchen unsere Unterstützung?

Wir können selbstbewusst auftreten. Wir können jede Auseinandersetzung führen. Petitionen sind nur eine Begleiterscheinung, die eigentliche Arbeit geschieht direkt und organisiert.

 

© 2017 Gerhard Ruiss

 

Anmerkung der Redaktion: Bei obigem Text handelt es sich um den Diskussionsbeitrag von G. Ruiss anlässlich der Veranstaltung der Österr. Gesellschaft für Kulturpolitik in der Hofburg am 14. 12. 2017 mit dem Thema „Ist Österreichs Kunst in Gefahr?“