>overlapping voices<


ISRAELI AND PALESTINIAN ARTISTS


16.05. - 26.10.08 im Essl Museum

Kuratoren: Karin Schneider und Friedemann Derschmidt (Rites-institute), Wien
Co-Kuratoren: Tal Adler, Amal Murkus, Israel
Ausstellungsorganisation: Günther Oberhollenzer, Daniela Balogh
Ausstellungsort: Ausstellungshalle und Foyer, Essl Museum

FREE BUS SHUTTLE ZUM ESSL MUSEUM


Das Essl Museum, als bedeutender Ort internationaler zeitgenössischer Kunst nahe Wien, bietet seinen Besucherinnen und Besuchern ein gratis Bus-Shuttle von Wien 1, Albertinaplatz 2 (Cafe Museum) zum Essl Museum in Klosterneuburg und retour nach Wien. Eintrittskarten werden im Bus geloest.

Fahrplan:
DI - SO um 10.00, 12.00, 14.00, 16.00 Uhr von Wien 1, Albertinaplatz 2 zum Essl Museum

Retour um 11.00, 13.00, 15.00, 18.00 Uhr vom Essl Museum nach Wien 1, Albertinaplatz 2


Das Essl Museum präsentiert mit >overlapping voices - ISRAELI AND PALESTINIAN ARTISTS< eine Ausstellung von israelischen und palästinensischen Künstlern und setzt sich dabei mit einer sehr selten gezeigten Thematik auseinander.



Diese Ausstellung, bietet eine interessante und rare Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit unterschiedlichen künstlerischen Praktiken einer konfliktreichen Region. In Europa nehmen viele Menschen die Situation im Nahen Osten in vereinfachter Schwarz-Weiß-Sehweise wahr.

In der Berichterstattung der Medien werden viele komplexe Aspekte weggefiltert. Beide Gesellschaften, die israelische wie die palästinensische, bestehen aus einer Vielzahl von Menschen, Kulturen und Positionen mit einer ereignisreichen und eng ineinander verwobenen Geschichte. Diese vielschichtigen Stimmen verschwinden jedoch zumeist unter verkürzten und leichtverdaulichen Darstellungen.

Es wird versucht, einige wenige dieser Stimmen hörbar zu machen, Stimmen, die Überschneidungen aufweisen und durchaus auch den üblicherweise vertretenen, einfacher und klarer erscheinenden Positionen, entgegenstehen.


Viele der hier gezeigten künstlerischen Positionen beschäftigen sich mit Strukturen der Civil Society, da zahlreiche der hier vertretenen Künstlerinnen und Künstler selbst Aktivisten im gesellschaftlichen und kulturellen Leben sind. Trotz des Bemühens, der Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas Ausdruck zu verleihen, kann diese Ausstellung unmöglich allen Visionen gerecht werden oder die gesamte Bandbreite an Positionen vertreten. Vielmehr soll versucht werden, einige interessante Aspekte der kulturellen und gesellschaftlichen Praktiken und Debatten innerhalb der israelischen und palästinensischen Kunstszenen näher zu beleuchten.. Das wird die Besucher hoffentlich ermutigen komplexere Realitäten wahrzunehmen und ein tieferes Verständnis für die hier gezeigten Orte und den Konflikt im Nahen Osten im Allgemeinen zu entwickeln.

Die Ausstellung zeigt Werke von 22 Künstlerinnen und Künstlern und diverse Projekte. Einige der Werke sind hier erstmals zu sehen:


Osama Zatar zeigt seine surrealen Skulpturen aus Fundstücken die aus der Umgebung seines Heimatdorfs bei Ramallah stammen und einen politisch-dadaistischen Kommentar liefern.


Yoav Weiss bedient sich der Ironie als künstlerischer Methode: Dem Vorbild der Berliner Mauer folgend hat er eine Homepage eingerichtet, um heute schon virtuell Teile jener separation wall zu verkaufen, die Israel errichtet hat, um sich von den palästinensischen Gebieten abzutrennen.

Eyal Ben-Dov präsentiert die Ergebnisse seiner fünfjährigen visuellen ethnographischen Forschung in Form von Fotoporträts von Tribal New Age Festivals in ganz Israel.

Raed Bawayah bedient sich ebenfalls der Portraitfotografie als visuelle Forschung. Zu sehen sind neue Fotoserien, in denen Raed Mitglieder der palästinensischen Polizei porträtiert.

Manar Zuabi befestigt Tausende von Haarnadeln an den Wänden des Ausstellungsraumes und entwirft damit eine illusionistische Landkarte mit Anklängen an menschliche Körperformen entwerfen. Die Künstlerin ließ sich von Erinnerungen aus dem Familienalbum und Geschichten menschlicher Brutalität inspirieren.

Masha Zusman zeigt Home, ein Werk, das aus großen Holzplatten mit zarten und komplexen farbigen Zeichnungen besteht. Die Künstlerin wanderte im Alter von 18 Jahren aus der Sowjetunion nach Israel ein, daher sind Begriffe wie Heimat, Heimatlosigkeit, Entwurzelung und Unbeständigkeit zentrale Themen ihrer Arbeit.

In seinem Atelier in Jaffa, weit weg von seiner Familie im heimatlichen Dorf, malt Asad Azi Figuren nach alten Familienfotos. Seine neue Serie von Papierarbeiten trägt den Titel Mother and Soldier.

Die Körper- und Performance-Künstlerin Anisa Ashkar setzt ihr Gesicht und ihren Körper als Leinwand ein. Jeden Tag schreibt sie ein anderes arabisches Wort auf ihr Gesicht. In den letzten sechs Jahren verbrachte sie ihren Alltag mit dieser kalligraphischen Gesichtsbemalung. Während der Eröffnung wird sie im großen Saal eine Theaterperformance gestalten, die vom griechischen Mythos der Medusa inspiriert ist.

Ronen Eidelman ist Journalist, Herausgeber, Künstler und Aktivist. Er präsentiert eine Dokumentation seiner jüngsten Aktion, in der er auf den Rasenflächen des Charles Clore Parks die Straßenzüge des Manshia Viertels aufzeichnete, das im 19. Jahrhundert als Vorort der palästinensischen Stadt Jaffa entstand und dann in der Mitte der 1960er Jahre zu einem Strandpark in Tel-Aviv umgewandelt wurde.

Shalom Amira stellt sein neues Video "Terrarium" vor, eine Collage aus Fragmenten eigenartiger israelischer Erfahrungen: ein einsamer Demonstrant vor dem Rathaus von Jerusalem, Menschen die seltsame religiöse Zeremonien vor Heiligengräbern besuchen, u.a. eine Familie, die auf einem Panzer den Unabhängigkeitstag feiert.


Zoya Cherkassky und Avdy Ter-Oganian setzten sich mit der problematischen Repräsentation politischer Themen durch die Ästhetik auseinander. Sie schufen zwei abstrakte Skulpturen als Landkarten von Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten, um zu beweisen, dass die Kunst im Wettbewerb mit politischer Rhetorik unterliegen muss.

Vier der eigens für die Ausstellung geschaffenen Projekte UTOPIA PROJEKTE sind das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Künstlern und NGOs, israelischer wie palästinensischer, und sie präsentieren interessante Visionen für ein vertiefendes Verständnis der Region und ihrer Herausforderungen.

Shula Keshet arbeitet mit der jüdisch-arabischen Frauenorganisation Achoti zusammen und möchte den marginalisierten afrikanischen, arabisch-jüdischen und arabisch palästinensischen Frauen in Israel eine Stimme geben.

Die Künstlergruppe Parrhesia mit palästinensischen und jüdischen KünstlerInnen aus Israel reflektiert in Zusammenarbeit mit der israelischen Organisation Zochrot die "Erinnerung" an die Gründung des Staates Isarel am 14. Mai 1948, die von den Palästinensern als Nakba, als Unglueck angesehen wird. Das ist der eigentliche Kern der israelisch - palästinensischen Auseinandersetzung. Was die einen als Erfüllung einer jahrtausende alten, in der Religion verankerten Verheissung ansehen, die Rückkehr aus der Diaspora in das gelobte Land, sehen die anderen als Verlust der Heimat und als territoriale Vertreibung an. Entsprechend aggressiv wie fortdauernd zeigt sich der Konflikt. Anmerkung des Herausgebers







Through Language ist ein visuelles Wörterbuch, das hebräische und arabische Wörter in Form von Graffiti in öffentlichen Räumen präsentiert. In Wien arbeitet die Gruppe Parrhesia mit der Künstlerin Ursula Hofbauer zusammen und fügt dem visuellen Wörterbuch eine deutsche Übersetzung hinzu. Through Language will zeigen, dass Sprachen eine Möglichkeit bieten, den Anderen kennenzulernen und einen Dialog zu beginnen.
Parrhesia ist eine Gruppe von Lehrern, Sozialaktivisten und Künstlern (aus den Bereichen Industrie- und Grafikdesign, Fotografie, Video und bildende Kunst), die sich in der Zivilgesellschaft in Israel engagieren. Die Gruppe arbeitet eigenständig in der Öffentlichkeit und pflegt die Zusammenarbeit mit Organisationen , die sich für gesellschaftlichen Wandel einsetzen sowie mit Aktivisten auf Community Ebene.


Jumana Manna präsentiert ihre neue Videoarbeit Song of Ascents. Sie zeigt eine Gruppe von Palästinensern, die auf Arabisch einen jüdischen Psalm über die Rückkehr aus dem Exil singen.


Tal Adler arbeitet mit den Beduinen aus jenen Dörfern in der israelischen Wüste, die vom Staat Israel nicht anerkannt sind, zusammen und bringt ihre Geschichten an die Öffentlichkeit. Er hat vor, Vertreter der Beduinen für ein Treffen und ein Diskussionsforum ins Essl Museum einzuladen.

Kuratiert wird die Ausstellung von Karin Schneider und Friedemann Derschmidt (Rites Institute) aus Wien. Sie konnten vor Ort den israelischen Künstler und Fotografen Tal Adler zusammen mit der palästinensischen Sängerin Amal Murkus als Co-Kuratoren für das Projekt gewinnen.

Die Kuratorinnen und Kuratoren sind sich der Tatsache bewusst, dass viele der künstlerischen Positionen in Europa nicht ohne Vorwissen präsentiert und verstanden werden können. Ihre politischen Botschaften können durch ihre Transferierung in den österreichischen Kontext verzerrt und missverstanden werden. Eine Informations-Lounge mit Landkarten, Glossaren und Büchern ermöglicht den Besuchern ein besseres Verständnis der komplexen Lage der Region und ihrer Verbindungen mit der österreichischen Geschichte, insbesondere die der Vertreibung und Vernichtung der europäischen Juden während der Naziherrschaft.

Text: Presseservice des Essl Museums


Essl Museum




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