die frage ist nicht wer wir sind, also wer da die oder der abgelichtete ist, wieviel
das foto ueber den einzelnen ausdrueckt, obwohl franzis fotos auch in dieser richtung
viel sagend sind. ich stelle die frage anders: to which concept this pictures are concerning ? und da gelangen wir auf raschem weg vom abbild zur abbildnerin, zur lichtbildnerin.
eigentlich sollte diese froehliche fotoinszenierung mit entsprechenden
utensilien und passenden accessoires illustrer teil eines kochbuches werden. ein heiteres kuechenbuch ist es so geworden.
nicht die kamera macht den offenen blick aus, die kamera erfasst alles, worauf man sie
haelt, je nach intensitaet der beleuchtung und des richtigen abstandes, je nach
schnelligkeit oder zeitdauer.
es ist der
fotograf oder die fotograefin, die athmosphaere schafft und dem belichteten subjekt das
bild entlockt.
franzi, die ueberraschung ist dir gelungen ! und ich bin keineswegs der meinung
von frank hartmann (seinen theoretischen text finden sie nach der fotosequenz),
dass der objektivverschluss exekutiert. das mag fuer meuchelfotos zutreffen, und
selbst der schnappschuss richtet nicht hin, sondern friert maximal den moment
fuer die gefriertruhe der erinnerung ein.
hartmann ueberantwortet wie fast alle
theoretiker neuer medien dem medium selbst zu viel eigenmaechtigkeit und projeziert
gerne seine eigene beleuchtung.
doch hier lese ich nicht die handschrift der kamera, die franziska in haenden gehalten hat, sondern die botschaft der helmreich. und die macht spass. schauen
sie mit und freuen sie sich, so wie ich mich gefreut habe.
franz krahberger
Wer wir sind
Ob die Fotografie eine Beschreibung des Wirklichen ist oder deren Reflexion, an dieser Frage scheiden sich die Geister, seit es diese neue mediale Form des »Schreibens mit Licht« gibt. Sie ist definitiv ein Phänomen der Moderne, und eine zutiefst bürgerliche Form der Aneignung des »äusseren Scheins« und jeder damit verbundenen Inszenierung.
Ihre erste Form fand diese Inszenierung in den fotografischen Portraits, die auf den Pariser Boulevards vor eineinhalb Jahrhunderten entstanden. Portraits bilden sozusagen die Urform des Fotografischen. Sie geben als historische Fotos aber immer auch den Blick frei für das, was an Äußerlichkeiten sich zeigt – eben als Teil einer Wirklichkeit, die, inszeniert oder nicht, dem heimlichen Auge jedes Betrachters offensteht, und damit seinem unergründlichen Fetischismus Nahrung gibt.
Werden Betrachter selbst abgebildet, so kommt dies einer Quadratur des Kreises gleich, frei nach Roland Barthes: das äussere Bildnis mit dem inneren Bild in Übereinstimmung zu bringen. Dies fällt umso schwerer, je weniger das Bildnis in eine Überlieferungskette einordenbar ist.
Sicher aber ist es unmöglich, sich in jedem Augenblick, den die Kamera festhält, zu erkennen. Der Verschluss des Objektivs wirkt wie ein Hinrichtungsakt, wie eine Guillotine für das Ego. Doch das Selbst ist ein Zustand, der in operativer Geschlossenheit existiert, in den es folglich kein wirkliches Eindringen gibt. Aus Apparatespur und Selbstinszenierung resultiert eine Spannung, die letztlich zeigt, wie etwas ist, aber nicht, was ist.
Was ist? Fakten sind der Fetisch unseres Zeitalters, das gern »mediales« genannt wird, doch der Begriff des Faktischen bedeutet gemäß seinem lateinischen Wortstamm factum nicht ein getreu Übermitteltes, sondern etwas künstlich Gemachtes. Denn nichts ist aus sich heraus das, was es ist. Alles an einem Foto Authentische ist der subjektive Blick seines Autors: notgedrungen ein Ausschnitt aus den gegebenen Möglichkeiten. Sogar das Licht selbst stellt nur einen Ausschnitt des elektromagnetischen Spektrums dar. Dennoch schillern die Farben, und gern lassen wir uns betören vom Schein dieses Lichts, oder vom Anschein der Person, wie jedes Mal, wenn wieder einmal eine neue in unser Leben tritt, oder auch nur die Sonne, deren Aufgehen tagtäglich die Ordnung der Sichtbarkeit wiederherstellt. Dann ist für uns das, was ist, so, wie es ist – und befreit für einen Moment zumindest von der platonischen Anstrengung, zwischen Sein und Schein unterscheiden zu müssen.