John Heartfield: Zeitauschnitte bei Hatje Cantz

Kurzbesprechung von Franz Krahberger



Hatje Cantz hat zur Ausstellung in der Berlinischen Galerie mit Beitraegen aus der Kunstsammlung der Akademie der Kuenste einen umfangreichen Bildband zu John Heartfield: Zeitausschnitte > Fotomontagen 1918 - 1938 herausgebracht.
Der Band zeigt Arbeiten des Montage und Schnittkuenstlers fuer Agit Prop und polemische Cut Up Kunst Heartfield, die unter anderem deutlich machen, dass der Kommunismus, trotz seiner immer wieder beteuerten Kriegsgegnerschaft eine sinistre Einstellung zur Gewalt hat.

So wie die Ikone des internationalen Kampfes fuer Freiheit und Frieden, Che Guevara, ohne Kalaschnikow nicht vorstellbar ist, will auch Heartfield keine Alternative zu Gewalt und Gegengewalt finden. Er erklaert das Foto zur Waffe und die polemische Montage ist ihm Sinngebung.

Es zeigt sich, dass der Kommunimus und der Faschismus in technischen Perspektiven vergleichbare Formen entwickelt haben, bzw. die Formen des Gegners benutzt worden sind. Obwohl dem Vergleich von Faschismus und Kommunismus gerne aus dem Weg gegangen wird, lassen sich die Totalitarismen des Faschismus, des Kommunismus wie des Nationalsozialismus annaehern. Der russische Futurismus, der die Kunst der Leninjahre bestimmte, ist nicht weit entfernt vom italienischen Futurismus, der dem Faschismus als kuenstlerische Avantgarde gedient hat.

Es gibt allerdings einen nicht zu uebersehenden Unterschied. Hinter Hitler stand nach Ansicht Heartfields die Macht des Kapitals, wie eine seiner bekanntesten Fotomontagen zeigt, waehrend die Kommunisten die Diktatur des Proletariats, als dessen Parteisoldat sich Heartfield verstanden hat, fuer sich in Anspruch genommen haben.

Thomas Friedrich widerspricht in seinem Beitrag der Ansicht Heartfields, dass Hitler bloss eine Marionette des Kapitals gewesen waere, der Krupps, der Thyssens, der Stinnes und der Quandts und haelt das fuer eine suggestive kommunistische Projektion. Tatsaechlich hat die NSDAP ueber Jahre hinweg den Anspruch der Kommunisten und der Sozialdemokraten auf die Arbeiterbewegung mit nicht zu uebersehenden Wahlerfolgen in Frage gestellt. Ein Phaenomen, dass sich im aktuellen Rechtspopulismus zu wiederholen scheint.
Man kann auch nicht behaupten, die deutsche Arbeiterklasse waere zur Arbeit zwangsverpflichtet gewesen. Zwangsarbeit gab es in Folge in Deutschland und Oesterreich. Da profitierte die Industrie von den Rekrutierungen von ZwangsarbeiterInnen aus den besetzten Laendern, die unbezahlte Sklavenarbeit leisteten.

Thomas Friedrich macht deutlich, dass Heartfield sich strikt an die Parteilinie der KPD, die zu diesem Zeitpunkt bereits von Moskau gesteuert worden ist, gehalten hat. Was bleibt also von einem Werk, dass sich derart in Polemik, Demagogie und Propaganda verwickeln hat lassen. Gut moeglich, dass sich daran die Irrtuemer der deutschen Kommunisten ablesen lassen.

Heartfield arbeitete unter anderem fuer die Arbeiter Illustrierte Zeitung AIZ herausgegeben von Willi Muenzenberg, fuer das Zentralorgan der KPD Die Rote Fahne und fuer den Verlag Malik seines Bruders Wieland Herzfelde.

Der Band wurde herausgegeben von Freya Muellhaupt, mit Beitraegen von Thomas Friedrich, Sabine Kriebel, Roland Maerz, An Paenhuysen, Rosa von der Schulenburg, Andreas Mario Zervigon und Peter Zimmermann.

Hatje Cantz ISBN 978-3-7757-2432-6



Viel zu wenig Beachtung in der historischen Betrachtung finden die umfassenden Aktivitaeten Willi Muenzenbergs.

wikipedia ueber ihn:
Der "Münzenberg-Konzern"

Er war "Propaganda-Chef der Kommunistischen Internationale für die westliche Welt" und baute für die Partei das (nach dem Konzern des deutschnationalen Alfred Hugenberg) zweitgrößte Medienunternehmen der Weimarer Republik auf, zu dem die auflagenstarken Zeitungen Welt am Abend, Berlin am Morgen und vor allem die Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) gehörten. Auch der Eulenspiegel hatte hier seine Wurzeln. Als Produktionschef hat er auch das Programm der beiden proletarischen Filmgesellschaften Prometheus Film und Filmkartell "Weltfilm" GmbH geprägt. Keineswegs "proletarisch" war der Lebensstil, den er entwickelte. Anders als die meisten kommunistischen Funktionäre ließ er ein Auto für sein Büro kaufen, zuletzt eine riesige Lincoln-Limousine.Derlei brachte ihm die Bezeichnung "roter Millionär" ein, ohne persönlich wirklich jemals Millionär gewesen zu sein.

Nachdem Hitler von Hindenburg als Reichskanzler eingesetzt worden war, organisierte Münzenberg gemeinsam mit Sozialdemokraten am 19. Februar 1933 im Festsaal der Berliner Kroll-Oper den Kongress Das Freie Wort, an dem neben vielen anderen Geistesgrößen auch Ferdinand Tönnies und Albert Einstein teilnahmen. Erich Everth hielt ein flammendes Plädoyer für die Erhaltung der Pressefreiheit, bevor er nach dem Reichstagsbrand als einer der gesuchtesten Kommunisten - so stand Münzenberg auch auf der ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs von 1933 - sofort nach Paris emigrieren musste. Alle von der IAH herausgegebenen Zeitungen, Zeitschriften sowie deren Verlage und eine Buchgemeinschaft (Universum Bücherei) wurden bereits 1933 verboten. Die AIZ und Unsere Zeit erschienen im Ausland weiter.

Die streng an Moskau orientierte Propaganda Walze Muenzenbergs wurde spaeter zum strukturellen Vorbild fuer ein ideologisches Konkurrenz Modell. Diesmal unter der Kontrolle der USA. 1950 wurde der Kongress fuer Freiheit in Berlin gegruendet. Muenzenbergs Komintern Walze wurde in den Propaganda Wurlitzer der CIA umgebaut.
Das Know How lieferten unter anderen die Ex Kommunisten Arthur Koestler, Manes Sperber und Willi Schlamm. Zumindest Koestler und Sperber standen in den 30 er Jahren in naher Beziehung zu Muenzenberg. Sie duerften fuer den noetigen Know How Transfer gesorgt haben. Sowohl Muenzenberg, Koestler, Sperber und Schlamm hatten sich bereits vorher in ueberzeugende Anti Stalinisten verwandelt. Muenzenberg selbst wurde moeglicherweise 1940 ein Opfer des NKDW.
Die Aufgabe des Kongresses fuer Freiheit war die Bindung von einflussreichen demokratisch orientierten und antikommunistsichen europaeischen Intellektuellen an die Politik der USA. Kontrolliert wurde der Kongress direkt von der CIA. Finanziert wurde er ueber AFL / CIO, der American Federation of Labor und dem Congress of Industrial Organizations. Diese Organisation sollte nicht nur im Kalten Krieg die linke europaeische Intelligenz vor der Anwerbung aus Moskau bewahren, sie nahm auch direkt Einfluss auf die europaeische Sozialdemokratie.

Willi Brandt hat nachweislich Geld von AFL / CIO bezogen. Erhebliche Geldmittel flossen auch an den juengst verstorbenen Oesterreicher Franz Olah, der damals Praesident des oesterreichischen Gewerkschaftsbundes gewesen ist (siehe Menschen und Maechte, ORF FS2, am 6.9.2009). Wie weit aus dieser Quelle jene Gelder stammen, die Olah der FPOE (der Nachfolgeorganisation des VdU und ehemaliger NSDAP Angehoeriger) und in anderer Weise dem Kronenzeitungs Gruender Dichand zur Verfuegung gestellt hat, bleibt ungewiss. Olah war ein undurchsichtiger Machtpolitiker, der sich nie in die Karten schauen hat lassen und sich bis zuletzt bedeckt gehalten hat. Unbestritten sind jedoch seine Kontakte zu AFL/CIO, insbesondere zum Praesidenten des Congresses for Industrial Organisation, Walther Reuther.

Die USA fuhren eine Doppelstrategie. Einerseits wurde die demokratisch gesinnte Intelligenz animiert, gebunden und von Moskau abgehalten und andererseits verstaendigte man sich mit den Ex-Nazis und integrierte diese wiederum in amerikanisierter Wendung in das deutsche wirtschaftliche und politische Leben. Ein Vorgang, der in paralleler Aktion auch in Oesterreich vollzogen worden ist, ein weiteres Spiel mit Masken politischer Propaganda. Als herausragendes Beispiel sei Wernher von Braun, Mitbegruender der NASA und Man in the Moon angefuehrt.

Muenzenbergs Propaganda Konzern

Kongress fuer kulturelle Freiheit

Masterminds

Die Puerggschaft

siehe auch Going Highbrow at the CIA in commentarymagazine.com

Terry Teachout ueber The Mighty Wurlitzer: How the CIA Played America, a new book by Hugh Wilford

Indeed, the model for the CIA's "Mighty Wurlitzer" was the hard-Left Popular Front of the 30's and 40's, the members of whose constituent organizations were not always aware that they were funded and controlled by agents of the Soviet Union. Were we mistaken to use similar methods to oppose them? Did the end-the collapse of Communism-fail to justify the sometimes dubious means in which the U.S. engaged so as to bring it about?

The Mighty Wurlitzer

Images Heartfield

John Heartfield in wikipedia


Medienbaustein


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