Vienna Fair und Vienna Real 2010


Die Salonkunst und das grosse Bauformat

Fotografiert und in einem Bogen gefasst von Franz Krahberger










































































Die Vienna Art Fair 2010 setzt im Salonkunstformat fort. Die angebotenen Formate passen bestens in cool designte Wohnungen. Deutlicher kann man Kunst als Ware und Wert fuer die Wand nicht anbieten. Grosse Formate, wie sie etwa in grossen Bauprojekten der Vienna Real passend sind, werden nicht angeboten, auch nicht im Modell oder Konzeptformat. Dem expandierenden Kunstbegriff geht man gefliessentlich aus dem Weg. Mindestens drei Galerien haben die Tapetencollage zur Praesentation gewaehlt. Galerist Knoll haengt sein Angebot ueber schwarzweisse Meeresfluten. Charim / Koenig / Semm nutzen eine umfassende Foto Tapete von Elfi Semotan als Haengehintergrund. Obs der Semotan so gefallen hat ? Teapot Koeln verschmilzt Arbeiten vom Semriacher Christian Eisenberger und von Thomas Palme zu einer flaechendeckenden und raumausfuellenden 3-D Installation. Die ueberdimensionierte Mausefalle von Eisenberger ist entbehrlich. Sieht er die als zutreffendes Synonym fuer den Kunstmarkt an ? Kunst oder koketter Schnick Schnack ? Eisenberger ist mit grossen Bildern auf Pappe aufgefallen, die er gratis in die Stadtlandschaft gestellt hat. 800 soll er davon gefertigt und verteilt haben. Eines davon habe ich am Wiener Suedtiroler Platz vorgefunden und fuers erste im Keller gelagert. Eisenberger hat ein interessantes Konzept und hat Potential.

Die Galeria Skuc aus Slowenien zeigt eine computerbasierte Animationsarbeit von Nemanja Cvijanovic, in der eine Traene aus dem rechten Auge von Karl Marx ob des Todes der Natur perlt. Dass im realen Sozialismus mit der Oekologie mindestens ebenso straeflich umgegangen worden ist wie im Kapaitalismus, zeigten die Schlote und die Abwaesser der Chemiekombinate von Halle an der Saale in der ehemaligen DDR, die radioaktiv verseuchten Gebiete um Tschernobyl und Semipalatinsk, dem atomaren Exerzierfeld der Roten Armee. Die Wolga wollten die Sowjets umleiten, das Gewaessernetz radikal veraendern. Dazu ist es nicht gekommen. Rotchina investiert eine ganze Menge in den Ausbau des Jang Tse Staudamms. Dazu FOKUS On-Line vom 17.02.1996: Für den größten Energiespeicher der Welt leiden Natur, Kultur und die Menschen: 1,3 Millionen werden zwangsumgesiedelt. Es ist voellig ungewiss, ob die Turbinen in diesem Mega Damm jemals volle Leistung bringen werden. Der maechtige Fluss versandet bereits jetzt und droht im Abfall zu ersticken.
Obwohl Brecht in den 50 er Jahren des 20.Jahrhunderts das Lehrgedicht von der (Un-) Natur des Menschen als Mahnung verfasst hat, hat der reale Sozialismus kein Jota daraus gelernt, ebenso wenig die Wettbewerbsgesellschaff des Westens. Aktuell laeuft das von Brtish Petrol verursachte Oel Katastrophen Drama im Goff von Mexiko in den TV Heimkinos der Welt.

Das Land Niederoesterreich ist unuebersehbar praesent mit Arnulf Rainer und dessen heuer eroeffneten Museum im Badener Frauenbad, mit Hermann Nitsch und seinem Museum in Mistelbach. Gugging fehlt nicht. Tamara Starl, die auf der Messe nicht ausgestellt hat, zeigt ihre Bilder in der Fleisch- und Wursthandlung von Fleischhauer Richter am Laurenzerberg in Wien I und praesentiert da ein Portrait von Nitsch, garniert mit einem schwarzen Stierschaedel. Motto der Ausstellung: Is eh wurscht.... Die Starl zeigte ihre Bilder ueber viele Jahre hinweg in einer eigenen kleinen Galerie in der Koellnerhofgasse.

Auf der Wiener Realien und Immobilien Messe, kurz Vienna Real genannt, werden gerne Suessigkeiten, Schokoladen, Kugelschreiber, seit neuerem USB Sticks mit gespeicherten Geschaeftsberichten verschenkt. An einem Stand fand sich sogar ein Strick mit zwei Griffen dran, zum Schnurspringen. Ein weiterer Stand leistete sich einen chinesischen Koch. Die Vertraege und Verkaeufe, die auf dieser Messe angebahnt oder geschlossen werden, uebersteigen den Wert der kleinen Geschenke um ein vielfaches und nocheinmal um ein vielfaches. Ich wuerde gerne wissen, ob die Osteuropageschaefte ein ausreichendes Fundament haben oder ob sie sich als Luftblasen entpuppen werden. Die Presse berichet, dass der osteuropaeische Immobilienmarkt sich stabilisiert habe und im Aufwaerts sei. Moegen sie recht haben. Brechen die ein, folgen wir ihnen leider nach. Zu grosszuegig und ohne Augenmass sind die oesterreichischen Banken in der Vergangenheit in der Finanzierung der Zukunftsmaerkte gewesen.

Medienbaustein


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