Deborah Sengl Jahrbuch 2007


Praesentation und Kommentar Franz Krahberger




Loewenherz



Aerzte ohne Grenzen








Deborah Sengl, neben der Selbstdarstellerin Krystufek (die allerdings noch zu autistisch und zu wenig praezise ist) und anderen sicher eine der interessantesten jungen Wiener Malerinnen, der kuenftiges internationales Format zuzutrauen ist, hat im Czernin Verlag ein Jahrbuch 2007 mit ihren Werkserien herausgebracht. Mit Texten von Thomas Edlinger und Fotos von Ingo Pertramer. Geplant ist eine jaehrliche Sammlung in tagebuchaehnlicher Jahreswerk Retrospektive, sozusagen der jeweilige Sengl Jahrgang oder Jahresreport der Kuenstlerin. Ich traue ihr das auch zu, weil ich in der Zwischenzeit ihre grosse Produktivitaetsfaehigkeit erkennen konnte.

Die Sengl malt Serien, dahinter steht ein brauchbares und erweiterungsfaehiges Konzept. Sie verwendet die Tierdarstellung geschickt in Form der Kritik, der Verfremdung und Ironisierung menschlicher Umstaende, durchaus nach dem Wesen der Fabeln La Fontaines, doch strikt auf die Jetztzeit bezogen. Ihre Gleichsetzung von Military Style und Modelabels der internationalen Fashion Industrie, der Ueberziehung des nackten Frauenkoerpers mit den Ikons von Channel, Wolford, Cavalli u.a. kann auch als identische Beschreibung unserer Gegenwartskultuer gelesen werden. Nicht zufaellig wird Naomi Kleins No Logo in den Begleittexten zitiert. Corporate Identity der Globalisierung. Frueher war es bloss ein Hauch von Channel, heute sind es flaechendeckende und identitaetskaschierende Tatoos der Mode- Marke.

Ich hoffe, die Markeneigner nehmen es mit kultureller Toleranz und Eigenironie. Als Franz Wassermann in den 90 ern auf dem thing.server Ken und Barbie fuer HIV positiv erklaerte, flatterte meinen Freunden von thing.at alsbald eine Klagsdrohung von Martell in New York in Millionen Dollar Hoehe ins Haus.
Forderung: Entfernen oder zahlen. Ich meine jedoch, dass zweifelslos ein Plaedoyer Freiheit der Kunst versus Diktat der Wirtschaft angebracht ist. Das waere im Fall Wassermann notwendig gewesen, war aber unter den damaligen finanziellen Konditionen nicht leistbar.

Anzumerken ist, dass es nach wie vorher in der Kunst eine Trennlinie zwischen Freiheit und Machbarkeit gibt.

Anhand der folgenden Links moechte ich weitere Quellen zur Tradition der Tierdarstellung im kulturellen, kuenstlerischen und literarischem zugaenglich machen.

La F ontaines Fabel, Kafkas Bericht an die Akademie und die Verwandlung und an Cesare de Ripa und dessen Iconologia, der zweihundert Jahre lang den malerischen Symbolkanon des Barocks bestimmt hat, erinnern. Mythologischen und allegorischen Figuren waren meist Tiere als Attribute beigegeben, die ueber den Charakter und die Faehigkeiten des oder der Dargestellten Auskunft gaben.
Fontaine zeichnet zbsp. den Politiker einmal als Loewen und ein naechstes mal als Chamaelion. Heute scheinen die Loewen in der Politik ausgestorben zu sein und haben den medial fixierten Chamaelions das Feld ueberlassen. PolitikerIn kennt nur mehr einen Standort, den, an dem die Kamera aufgestellt ist.

Auf eine besondere Raritaet, die ich vor Jahrzehnten entdeckt habe, und die schon geraume Zeit im Electronic Journal wieder veroeffentlicht ist, moechte ich noch abschliessend hinweisen.

Das katalanische Tierepos, verfasst von Ramon Lull in seiner katalanischen Muttersprache ist in seinen Libre de Maravelles enthalten und gilt als Vorbild fuer Vorbild für Goethes Reineke Fuchs.
Konrad Hofmann führt in seiner Abhandlung der philosophisch Philologischen Klasse der königlichen bayrischen Akdemie der Wissenschaften 1871 den Text Lulls auf dessen Kenntnisse der indischen Tierfabel Pantschatantra zurueck, die er aus dem Arabischen, dass Lull vorzüglich verstand, entnommen habe dürfte. Er gilt als einer der ersten europäischen Autoren, die diesen fernöstlichen Stoff in die europäische Kultur eingeführt haben. Ich habe den Text in den Akademiebaenden wieder entdeckt und hier im E-Journal publiziert, als Hommage an Ramon Lull, der im 13.Jahrhundert gelebt und mit seiner dynamischen Ars Magna Generalis die Vorform der heutigen Computer Software strukturell gesehen erfunden hat.

Deborah Sengl Site

Czernin Verlag

Katalanisches Tier Epos von Ramon Lull

Iconologia Cesare de Ripa

Ein Bericht fuer die Akademie von Franz Kafka

Die Verwandlung 1 von Franz Kafka
Die Verwandlung 2 von Franz Kafka
Die Verwandlung 3 von Franz Kafka

Fabeln von La Fontaine


Medienbaustein


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