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Das Babylonprojekt


© by FRANZ KRAHBERGER


VIRTUELLE KRIEGE - MEDIALE KRIEGE - GESCHICHTSLOSE WELT



Die neue Medienwelt schafft anstatt Klarheit Verkleidungen. Masken werden offeriert, die die Nachdenklichkeit verhindern sollen.
Die Medien rufen uns mit bunten Fahnen und großen Tönen und sie vertreiben den Skeptizismus, eine der zentralen, tradierten Denkqualitäten des Abendlandes. Sie vertreiben die Kritik, die wesentliches Element der Demokratie ist.
Anstelle des verzweifelten Grübelns über die Frage von Leben und Tod, von Krieg und Frieden trat zuerst die saubere Neutronenbombe Edward Tellers und nun die machtvolle Realisation des Videokrieges, in dem der Leichenrest entgültig ausgblendet wird.
Wer zur rechten Seite des Pentagons sitzt, in dem übrigens seit Dwight D.Eisenhower eine Nachbildung des Jüngsten Gerichtes Michelangelos hängt, wird mit langen Leben der westlichen Zivilisation belohnt, ohne dafür wirklich das Leben riskieren zu müssen.
Eine Veränderung, eine Verflachung des veröffentlichten Bildes findet statt. Literarische Autoren klagen seit Jahren darüber, daß ihre Intellektualität, ihre differenzierte Sensibilität, ihre Wahrnehmung des scheinbar Nebensächlichen verschmäht wird. Über diese Klagen lächelten unter anderem auch jene Journalisten, die die fundierte Recherche, den abgesicherten Hintergrund zum Maßstab ihrer Arbeit gemacht haben. Angesichts der Verkürzung und Verflachung durch die Realzeitberichterstattung , durch Realzeitsmalltalk ist auch ihnen in der Zwischenzeit das Lachen vergangen.

Die Bedrohung entsteht aus der Vision des geschichtslosen, von der Vergangenheit abgetrennten und aliterarischenMenschen.
Diese Haltung wurde von einer mächtigen Gruppe amerikanischer Unternehmer zur Zeit des Übergangs vom 19. zum 20. Jahrhundert kreiert und durchgesetzt. Neil Postman nennt in seinem Buch "Das Technopol - Die Macht der Technologien und die Entmündigung der Gesellschaft" in diesem Zusammenhang die Herren Morse, Bell, Edision, Rockefeller,Astor, Ford, Carnegie.
Die daraus sich entfaltende Vision beschwört Aldous Huxley in "Brave new World" und läßt diese auf Techne und Hedonismus gegründete Welt äußerst bedrohlich erscheinen.
Der stellvertretende Direktor des Planungsstabes im US-Außenministerium, Francis Fukuyama erhebt diese Haltung in seinem Buch "Das Ende der Geschichte" zum endgültigen politischen Credo. Eine Schrift übrigens, die vom ehemaligen Außenminister der aufgelösten UdSSR, Schewardnadse, zu dessen "unveräußerlichen" Standards gezählt wird.

Die oben zitierten Herren stehen da nicht allein. Der manipulierte Blick etwa wurde und wird immer wieder von totalitären Ideologien eingeübt. Die Umschriften der sowjetischen Geschichte, die Neuinterpretation und die Neubewertung von geschichtlichen Vorgängen im kommunistischen Herrschaftsbereich bis hin zur Modellierung der Wirklichkeit mit den verfeinerten Methoden des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik sind zweifellos mit schuld an dem gewaltigen geistigen Vakuum, das der Zusammenbruch im Bereich des RGWs mit sich brachte.
Wir dürfen uns nicht wundern, wenn nun fast nahtlos an reaktionären, überwunden geglaubten Ideologien angeknüpft wird. Wer die Geschichte fälscht, setzt sie zwar nicht ausser Kraft aber er verbiegt sie so, daß sie unbrauchbar wird.

Das Verhältnis der katholischen Kirche zur Wahrheit wollen wir noch einmal abschließend am Fall Galileo Galilei messen. Sie benötigte immerhin 359 Jahre, bis Papst Johannes Paul II das Fehlurteil gegenüber Galilei einbekannte. Vielleicht kommt nun der Vatikan auch in anderen dringlichen Fragen zu richtigen Schlüssen.

Selbst der von mir an sich hochgeschätzte. im März dieses Jahres verunglückte Philosoph der Neuen Medien, Vilém Flusser, ließ in einem Spiegelinterview wissen, daß er eigentlich froh wäre, wenn es mit der Sprache zuende ginge. Hätte doch letztendlich auch sie dazu gedient, die größten Verbrechen an der Menschheit anzuleiten und zu rechtfertigen.
Was dieser Gedankengang für einen, der der besonders an der Sprache orientierten jüdischen Kulturgemeinde angehört, bedeutet, kann man nur erahnen, wenn man sich die Geschichte des Holocausts vergegenwärtigt.
Würden wir jedoch mit unserer Sprache brechen, würden wir auch mit unserer Geschichte brechen, mit unserer Kulturgeschichte und letztendlich mit unserer Gattungsgeschichte.
Die Sprache und die Schrift ist es, in der sich unsere direkte Wahrnehmung ohne Umwege niederschlägt, in der sich Geschichte organisch entfaltet.

Der Flut der Bilder, durch die sich die neue Medienwelt auszeichnet, wirkt wie der Trunk Lethe, sie erzeugt im Hirn das Gegenteil der Gestalt, sie hinterläßt das weiße Rauschen, die absolut geschichtsfreie Form des Vergessens.

Um den qualitativen Verfall der gegenwärtigen Berichterstattung und die einschneidende Bedeutung dieses in Gang gesetzten Prozesses nochmals drastisch vor Augen zu führen, möchte den Züricher Universitätsprofessor Dr.Ulrich Saxer (Artikel 1.Juli 1991 in "Neue Zürcher Zeitung") zitieren.
Saxer spricht in seinem Artikel bezüglich der medialen Berichterstattung von einem heillosen Glaubwürdigkeitsverlust im Kuweitkrieg, um den es im folgenden Vortrag von Malte Olschewski gehen wird.
Saxer führt unter anderm aus:
" Die Kuweit-Kriegsberichterstattung war seit Tschernobyl der zweite große "Informations-Gau" des internationalen Mediensystems in jüngster Zeit. Da er in den Strukturen der Medienproduktion gründet, kann er sich wiederholen. Das Diktat des Aktualitätsprinzips und der von den Medien selbst gesetzte Zwang zur ständigen Nachrichtenproduktion führen zur massenhaften Verbreitung ungeprüfter oder durch Zensur verfälschter Nachrichten, die im Verein mit ebenfalls massierter Dementierung die Glaubwürdigkeit des internationalen Informationssystems in schlimmen Maß in Mitleidenschaft zogen. Dieses schwächte durch den Verrat an seinen eigenen Qualitätsnormen zudem seine Position gegenüber dem politischen System." und weiters " Der mörderische Konkurrenzkampf, das Streben nach totaler Aktualität und der selbst auferlegte Zwang des Mediensystems, seine Kanäle pausenlos zu füllen, führten zu massenhaften Reproduktionen von Gerüchten durch die Medien mit entsprechenden Glaubwürdigkeitseinbussen derselben angesichts der ständigen Falsifizierung dieser Berichte und Prognose durch spätere Meldungen."

Die Realzeitberichterstattung macht den Zuseher, in dem man ihm das Gefühl suggeriert, daß er der Adressat des Berichtes ist, zum scheinbar direkt Beteiligten und indirekt zum Mitschuldigen. Die USA haben sich die Zustimmung nicht nur von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen eingeholt, via Medien versuchten sie auch die Zustimmung in den Wohnzimmern zu erhalten. Und das ist ihnen auch gelungen.
Die aufgehetzte abendländische Gemeinde saß zuhause vor ihren Fernsehschirmen , und wartete darauf, daß der Bösewicht Saddam Hussein dem ihm bestimmten Schicksal, seiner Vernichtung zugeführt werden würde.
Die militärische Aktion brachte George Bush immerhin die Zustimmung von 90 % der amerikanischen Bevölkerung. Hussein ist natürlich in seiner Gemeinheit den Amerikanern ebenbürtig. Eine Wegwerfarmee einzuplanen ist ebenso schmierig, wie das volle Ausspielen einer überlegenen Waffentechnologie. Vernichtet sie, war die Losung von Norman Schwarzkopf.

Mediale Geschwindigkeit vernebelt. Information als Show präsentiert führt zum Kollaps des politischen Bewußtseins der Öffentlichkeit. Weiter gedacht öffnet diese Entwicklung der Manipulationsfähigkeit neue Dimensionen bei gleichzeitigem Qualitätsverlust des demokratischen Denkens. Am Ende wird der Kollaps des demokratischen Systems stehen.

Der neue Journalismus vermittelt nicht nur die Information und bietet eine Interpretation an. Er verkauft gleich die Perspektive mit.
Das wird an einem Werbeslogan des US-Magazins "News Week" überdeutlich: "Our job is more than just reporting. We offer a unique perspective."
Offensichtlich zweifelt bereits die freie Presse angesichts des kursierenden Informationssperrmülls an der freien Meinungsbildung und offeriert gleich die einzig richtige Linie mit, die den Leser durch die freie Welt geleitet.
Die Entfaltung von Perspektiven gehörte bislang eher zum Handwerk der der KPdSU unterstehenden Medien.

Lassen wir es den amerikanischen Autor John Updike anders sagen: Seine Romanfigur Harry Angstrom hört Autoradio und vernimmt , daß "Horden von Ostdeutschen in Ungarn darauf warten, daß sie über die Grenze in die freie Welt können" und kommentiert dies mit: "Arme Teufel, sie wissen nicht, daß es mit der freien Welt zu Ende geht."

"News Week" denkt für dich, da kann nichts mehr schief gehen. Mc Donalds liefert dir die nötigen Kartoffelchips und Buletten aus argentinischem Rinderfleisch und CNN spielt dir 24 Stunden rund um die Uhr vor , wie deine Burschen gekonnt auf den Putz hauen. Du sitzt bequem in deiner Ledergarnitur von Universal-Versand und schaust zu, wie alles für dich erledigt wird. Und sollte dich das Pentagon einmal selbst wollen, brauchst du keine allzugroße Angst mehr zu haben. Dein technologischer Schild wird so gut sein, daß dir diese barbarischen Freischärler aus der 3.Welt nichts mehr anhaben können. Du wirst sein wie Siegfried mit der Tarnkappe. Und du darfst dann draufdrücken, was das Zeug hält. Das ist viel schöner als diese doofen Instant Videospiele. Du darfst wirkliche Menschen abfackeln. Nur zu Hause bei Mama darfst du die Bildchen nicht herzeigen, weil die könnte sich dann plötzlich Sorgen um ihren schlimmen Buben machen.

Die virtuelle Kriegsführung bestimmt unsere neuen Wirklichkeiten. Zumindest trifft dies auf die Auseinandersetzung zwischen hochtechnisierten Kräften zu, nicht jedoch im Jugoslawienkonflikt. Ich werde darauf noch kurz zurückkommen.

Die Technokampfgiganten unserer Zeit, die USA und die ehemalige UdSSR fällten die letzte Entscheidung nicht mehr in einem heißen Krieg.
In einer Zeit, in der die Uhrenfirma Omega die olympischen Spiele 1992 auf die 1/1000 Sekunde überwacht, in einer Zeit, deren Präzision mit atomar getakteten Uhren definiert wird, in der Funkuhren, von einer zentralen Cäsiumuhr getaktet, für jeden Haushalt angeboten werden, genügt es gegenseitig festzustellen, wer den elektronischen Drücker besser im Griff hat und das elektromagnetische Feld besser beherrscht.
Die Folgen der tatsächlichen Auslösung waren beiden Lagern bekannt. Der Krieg hochtechnisierter Staaten ist virtuell geworden. Er gleicht mehr dem Schachspiel und ist in sich gehemmt, da die offene Auslösung der Giga-Vernichtungsenergie den Tod aller und die Auslöschung der Zivilisation mit sich brächte.
Der militärische Sieger, die USA, stehen fest.
Gravierende Schlampereien der sowjetischen Luftraumüberwachung, Abschuß eines Zivilflugzeuges über Sachalin, die verheerende Unfähigkeit im Kernenergiewerk Tschernobyl , also die Schwäche im elektromagnetischen und atomaren Feld ließen diesen Ausgang schon seit längerer Zeit erkennen.

Das ist die eine Seite der virtuellen Kriegsführung, die als Kräftemessen der jeweiligen avancierten Technologien erscheint und deren letzte Entscheidung untrennbar mit dem Untergang beider Gegner verknüpft ist.

Eine weitere Gefahr vermittelt eine Erzählung Vilém Flussers über den Kuweitkrieg in seinem Text " Wandern zwischen virtuellen Welten" (ARCH + 111) wieder:
" Im Golfkrieg landet ein Helikopter, nachdem er die Iraker bombardiert hat. Auf der Piste steht ein Reporter und will den Piloten interviewen. Der Pilot steigt aus dem Helikopter und hat den virtuellen Helm noch auf dem Kopf. Er hat ihn vergessen. Er schaut den Reporter an und alle Geschosse des Helikopters richten sich auf den Reporter, drohen ihn zu erschießen. Im letzten Moment reißt sich der Pilot den Helm vom Kopf. Wie ist das zu interpretieren? Der Pilot hat aus dem virtuellen Raum bombardiert, d.h. seine Augen und sein Zentralnervensystem waren mit dem Kampfhubschrauber zu einem einzigen System gekoppelt.
Der ganze Helikopter kann als eine Prothese des Zentralnervensystems des Piloten angesehen werden. Infolgedessen hat sich der Pilot im Kern eines Cyberspace (kybernetischer Raum) befunden. Und dieser Cyberspace war realer, wenn Sie wollen, als die draußen liegende Wirklichkeit, so daß er beim Aussteigen aus dem Helikopter nicht gemerkt hat, daß er aus einem virtuellen Raum in einen "scheinbaren" Raum, nämlich jenen, der für den Reporter wirklich war, gewechselt hat. Im letzten Moment hat er sich daran erinnert, daß der Reporter nicht Teil der virtuellen Simulation ist, sondern Teil der Lebenswelt und hat sich den Helm heruntergerissen."


Dieses von Flusser angeführte Beispiel wirft die Frage auf, wie weit wir uns unserer eigenen Sinne entäussern dürfen. Flusser hat sich mit diesem Beispiel, ohne es wahrzunehmen, eine Antwort auf seinen Wunsch nach der Auflösung der menschlichen Sprache gegeben.
Fragen über die Verselbständigung der Technik zum Schaden des Menschen werden in der Scienfiction Literatur und in entsprechenden Filmen permanent gestellt, unter anderem in Arnold Schwarzeneggers "Terminator 1". Die Science fiction Literatur dürfte in vielen essentiellen Fragen hellsichtiger als Wissenschaft & Kulturbetrieb & Medien sein. So ist etwa die Umweltzerstörung, die Devastation des blauen Planeten seit mehr als einem Jahrhundert Standard vieler Beschreibungen.

Der Krieg setzt die zivile und humane Ethik außer Kraft , und entsprechend der Logik der gewalttätigen Auseinandersetzung setzt er an ihre Stelle die List und die Lüge .
Eines der größten Epen des Abendlandes verherrlicht den listigen Odysseus, der vor keinem gefälschten Mittel zurückscheut, um seine Gegner zu bezwingen. Odysseus ist die Symbolfigur der Kriegslist, man nennt ihn ja auch den Listenreichen.

Zitat Paul Virilio: " Als die Militärs begriffen, daß die Photographen, die aus der Tradition des Dokumentarismus kamen, nun Schlachten verloren, wurden die Bilderjäger erneut von den Kampfhandlungen ausgeschlossen. So zum Beispiel beim Falklandkrieg - einem Krieg ohne Bilder - in Lateinamerika, in Pakistan, im Libanon etc.; die Vertreter von Presse und Fernsehen, nunmehr störende Zeugen, werden verhaftet oder vorsätzlich ermordet."

Das Pentagon treibts in der Zwischenzeit perfider und gekonnter. Erstens läßt es nur einen kleinen Kreis erlesener und kontrollierbarer Journalisten aus dem anglo amerikanischen Raum an den wirklichen Kampfhandlungen teilnehmen und zweitens bestimmen sie mit, was die dann tatsächlich senden dürfen. Die Schutzmechanismen der Geheimhaltung und die taktischen Mitteln der Desinformation, die bislang sozusagen begleitende Maßnahmen des militärischen Bereichs beziehungsweise des Kriegshandwerks waren, werden nach Paul Virilio künftig zentralere Bedeutung erlangen.
Virilio zitiert W.J.Perry, einen ehemaligen Unterstaatsfunktionär des US-Verteidigungsministerium, der da sagt: "...wenn man ein Ziel sehen kann, dann kann man auch davon ausgehen, daß man es zerstören kann."<br> Virilio schließt daraus, daß man künftighin in Verheimlichungsstrategien investieren wird, die die heutigen militärischen Zensurmaßnahmen weit übertreffen werden und eigenständige strategische Qualität und technische Gestalt annehmen: " Von jetzt an wird die Erforschung und Entwicklung von Täuschungsmanövern im militärisch-industriellen Bereich einen bevorzugten Platz einnehmen, einen Platz jedoch, der verborgen ist, den die Zensur geht im Hinblick auf die "Täuschungstechniken" weit über das hinaus, was früher bei der Atombombe ein militärisches Geheimnis war."
Das trojanische Pferd in High-Tech Ausführung ist die Leitfigur künftiger Kriege.

Man hat erkannt, daß man mit Realzeit Information vorzüglich täuschen kann.
Einerseits suggeriert man dem Bürger des "Globalen Dorfes", daß allerdings nur die Hightech Gemeinschaft der entwickelten Industriestaaten der nördlichen Hemisphäre beherbergt, den absoluten Durchblick weltweit rund um die Uhr, CNN machts möglich, andererseits entwickelt sich eine Sphäre der technokratischen Macht, die nur wenigen zugänglich ist und auch bewußt geheimgehalten wird.
Ein wichtiges Bespiel in diesem Zusammenhang bilden die rigiden Ausfuhrverbote von Computern in die Ostblockstaaten, die COCOM Regeln und die TOSHIBA Affaire. TOSHIBA lieferte trotz des Verbots Kopierer an die Sowjets und die nutzten die Kenntnis der komplizierten Steuerelektronik des Kopierers für die Feuerleitsteuerung ihrer atomaren U-Boot Lenkwaffen.

So gesehen ist das Bemühen des US-Computerwissenschafters Joseph Weizenbaum, die Öffentlichkeit über die Hintergründe der SDI-Strategie aufzuklären, ein besonders bemerkenswerter Akt der Zivilcourage.
Man muß sich darüber klar werden, daß in der Sphäre der freien westlichen Welt ein mit demokratischen Mitteln nicht mehr kontrollierbarer Bereich vorhanden ist und weiter ausgebaut werden wird. Diese Bereich regiert mittels des Diktats, umwoben von undurchschaubaren Girlanden manipulierter "demokratischer" Entscheidungsprozesse. Man weiß nun wirklich nicht mehr, wer in Gothamcity das superschnelle, mit allen technischen Raffinessen ausgestattete Batmobil steuert.
Ist es noch Bruce Wayne, alias Batman, ist esMr. Cobblepot,alias Pinguin, oder ist Max Shreck .
Die Figur Batman allein für sich ist Symbol jener außengelenkten Gerechtigkeit, die aus der undurchdringlichen Dunkel heraus ohne viel Federlesens und ohne Prozess die Verbrecher der Finsternis zur Strecke bringt, gegenüber denen die gewählten Ordnungsorgane von Gotham City sich als unfähig erweisen. Welch Vertrauen in die Demokratie der freien Welt.
Und was bewegt jene geheimnisvollen Jediritter, die den computergesteuerten Videokrieg im Golf . Welchen ethischen Leitlinien folgen diese Spezialisten, die allein imstande sind, die elektronisch gesteuerte und vernetzte Mega Kampfmaschine problemlos in Funktion zu halten und zur vollen Kampfkraft zu bringen?

Wen es stimmt, das die Märchen die Seele eines Volkes deuten, entpuppt sich der Kern des amerikanischen Gerechtigkeitssinns als jene übergeordnete Macht des unbekannten Rächers , der ähnlich dem KGB zu jeder Tages und Nachtzeit hinlangen kann, wo es ihn gerade verlangt und wo es ihm gerade paßt.
Neben der Maske Batmans wird eine weitere möglich sichtbar, die des Ku Klux Klan, der sich verhüllende weiße Mann, der seine Weltherrschaft um jeden Preis behaupten will. Der Marlboro Cowboy reitet weltweit ins Feld, Applaus heischend an allen Fernsehschirmen dieser Welt.

Ich habe in den letzten Wochen mit vielen Menschen über das jüngst erschienene Buch vom Malte Olschewki "Krieg als Show" gesprochen, es angeboten und empfohlen.
Und es gab da einige Stimmen, die sich vehement gegen den Titel stellten. Angesichts der realistischen Bilder aus dem Jugoslawienkrieg halten sie den Titel, der von vorherein provakativ gedacht war, für blanken Zynismus.
Sie verkennen jedoch dabei, daß der jugoslawische Krieg einer konventionellen Auseinandersetzung entspricht und die Berichterstattung der klassischen Kriegsberichterstattung folgt. Der Videokrieg USA gegen Irak war hingegen inszeniert und die Leichen wurden von vornherein ausgeblendet.
Über diesen gravierenden Unterschied hat Malte Olschewski gearbeitet.
Eines ist jedoch betrüblich, und dies hat auch ein anderer Mitarbeiter des ORF anlässlich der Sendung zum 25 jährigen Jubiläum des Insitutes festgestellt. Die schrecklichen und realistischen Bilder aus Jugoslawien haben die Weltöffentlichkeit bislang nicht aus ihrer Lethargie gerissen. Vielleicht werden auch sie nur mehr als "Show" aus einer anderen Welt konsumiert.


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