© by  FRANZ KRAHBERGER 

FLIESSTEXT  FÜR  SIGNBOARD
 
FUNKENUHRENENSEMBLE 9 162 631 770, 9 Milliarden X schwingt das CAESIUM ATOM in der Sekunde. Die Atomuhr in Braunschweig ist von Wien 0,003 Sekunden entfernt.
DIE GESCHWINDIGKEIT DES LICHTS UND DER ELEKTROMAGNETISCHEN WELLEN: OLAF RÖMER 1675, MAXWELL-HERTZ- TESLA-MARCONI. / 
0,00000000333564 SEC Standsequenz / 0,00000000333564 Sekunden benötigt das Licht, um sich im Raum einen Meter auszubreiten. Nur wenig länger benötigt es, um von diesem Board zu Ihren Augen zu gelangen. 
RAUM ZEIT FLUSS ZEIT gerichtete ZEIT künftige ZEIT erfahrene ZEIT gelassene ZEIT beschleunigte ZEIT verkürzte ZEIT verlangsamte ZEIT gefrorene ZEIT bewegte ZEIT verhaltene ZEIT künftige ZEIT gedehnte ZEIT oszilierende ZEIT fluktuierende ZEIT reale ZEIT geschichtliche ZEIT treibende ZEIT innere ZEIT äussere ZEIT lose ZEIT stille ZEIT tote ZEIT regulierte ZEIT bezogene ZEIT und ZEIT gleich ZEIT vor ZEIT jetzt ZEIT nach ZEIT gemessene ZEIT sprung ZEIT prozess ZEITgeteilte ZEIT geplante ZEIT gereihte ZEIT gerasterte ZEIT stetige ZEIT diskrete ZEIT eschatologische ZEIT volle ZEIT fülle ZEIT schnitt ZEIT sinn ZEIT
LICHT TRITT INS SEIN SO SCHNELL ZEIT STEHT STILL WEDER ZWISCHENRAUM NOCH RUHE ZEIGT DER SPRUNG DAS GITTER VOR AUGEN DAS AUGENGITTER 1979
YIN YANG LICHT DUNKEL WIRD STROM PLUS MINUS WELLENSTROM ROT GRÜN BLAU UND ÜBER DIE ERDE HIN ZEICHNET DER ELEKTRONEN STRAHL BILDER ZEILE FÜR ZEILE PUNKT FÜR PUNKT 1979
VANITAS 2000 
"NATURBILD - DAS WASSER  IST DIE  SEELE DER LANDSCHAFT"   
Wilhelm Beyer
Auszug aus HUMBOLTS REISE  
© Franz Krahberger 
Er dachte daran, dass nun die langen Naechte kommen wuerden, die Naechte des Wartens nach dem Wiederaufleben der Natur, und er spuerte, dass er ein Jahr aelter geworden war. Der Wechsel der Jahreszeiten laesst das Altern verspueren.Ich habe Anfang der 80 viele Tage im noerdlichen Waldviertel verbracht. Diese ungefaehr zwei Fahrstunden von Wien entfernte Gegend hatte den aus heutiger Sicht unschaetzbaren Vorteil, eine unterentwickelte Region zu sein. Hier hat der >Siegeszug< der Industrialisierung und des Autos noch nicht die Landschaft und die Ortschaften verwandelt. Auch schloss das Waldviertel mit der toten Grenze des eisernen Vorhanges ab. Dies wirkte sich durchaus guenstig auf das Ueberleben einer vielfaeltigen und intakten Natur aus.
Wie wenig die technologische Welt auf diese Bewegungen eingeht. Der asynchrone Takt der Zivilisation zur Natur laesst die Natur als fremd und stoerend erscheinen.
Der Kultkalender der Bauern ist zu fragwuerdigen Symbolen, deren Bedeutung niemand mehr nutzt, verkommen.
Ueber das Leben wacht die digitalisierte Zeit, die uns glauben machen soll, dass es Kontinuitaet und Dauer gaebe.
Ueber diese Asynchronitaet, dem Fehlen von Uebereinstimmung, von chronologischer Zeit und sinnlicher Naturwahrnehmung soll nicht nachgedacht werden. Dieses Nachdenken gefaehrdet die kuenstliche Ordnung der Zivilisation. Die kuenstliche Ordnung der selbstkonstruierten Maschinen, das Spinnennetz aus Technologie und Verwaltung, das uns zur realen Welt geworden ist.
Sie hatten die Welt der Natur verlassen und waren zur technischen Ordnung uebergegangen.
Im modernen Lebensraum ist die Kausalitaet aufgehoben. Die neuen Medien schaffen einen  gleichwertigen Raum, der nur mehr in Ausschnitten und nicht in kausalen Zusammenhaengen wahrgenommen wird. Man kann sich das >Globale (elektronische) Dorf< auch als einen  quasi Nullzeitraum vorstellen. Jeder ist fuer jeden in allen Richtungen im elektromagnetischen Feld in Sekundenschnelle erreichbar. 
Auf  diesen ernstzunehmenden Sprung im Verstaendnis von Raum und Zeit weist uns  bereits der utopische Schriftsteller Jules Verne  in seiner >Reise um die Erde in 80 Tagen< hin. Hier wird  Geopolitik durch Chronopolitik ersetzt. Der Reisende Phileas Fogg  orientiert sich nicht mehr am Ort sondern an einem Zeitprogramm. 
Zeitraster und global flaechendeckende elektrische Mediennetze, in denen die Information mit Lichtgeschwindigkeit bewegt wird, manifestieren den endgueltigen Sieg der Chronosphaere ueber die Geosphaere. 
Dazu bedurfte es jedoch  der tatsaechlich synchronisierten  Zeit. Exakte  Synchronizitaet der Zeit gibt es erst seit den 40er Jahren dieses Jahrhunderts. Damals wurde   mit der zentralen Steuerung von elektrischen Uhren mittels Impulsen im oeffentlichen Raum auf Plaetzen, Bahnhoefen und Flughaefen begonnen. 
Ueberhaupt ist es so, dass die Elektrizitaet massgeblich an der Praezisierung der  Zeitmessung beteiligt ist. 
Heute wird ein noch genaueres Bezugssystem genutzt. Man setzt zunehmend atomar kalibrierte Funkuhren ein. Die Funkuhren in diesem Raum beziehen ihre Ganggenauigkeit von der mittels Caesium getakteten Atomuhr der Physikalisch- Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. 
Das entsprechende Funksignal wird von einem Langwellensender bei Frankfurt / Main ausgestrahlt. Das Signal kann in einem Umkreis von 1500 km empfangen werden. Das heisst also, das alle in diesem Umkreis sich befindlichen Funkuhren dieses System praezis snychron  innerhalb des 1/100  Bereiches bewegen.Die absolut genaue Zeit waere es bei einer bei einer weiteren Feinteilung um weitere Dekaden natuerlich auch nicht, benoetigt doch das elektromagnetische Signal, das  sich mit  Lichtgeschwindigkeit ausbreitet, Zeit  von Frankfurt bis hier her , so wie das Licht des Displays, das Ihnen in dem hier installierten Funkuhrenensemble diese Zeitdauer  anzeigt , Zeit bis zu Ihren Augen braucht, allerdings einen Zeitbruchteil, den Sie sinnlich wahrzunehmen nicht imstande sind. 
Der 9 162 631 770 sten Teilung der Sekunde durch die Caesium Uhr, 9 Milliarden mal schwingt das Caesiumatom in der Sekunde, steht auf der anderen Zeit die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Lichts von  0,299 792 458 Milliarden Meter pro Sekunde gegenueber.Das enstpricht  einer  Laufzeit von 0,000000003335640952 sek pro Meter. So lange also braucht das Licht zu ihrem Auge, wenn  Sie einem Meter vor dem Display stehen. Diese mathematisch selbstverstaendliche und doch so verblueffende Umkehr hat Stephen W.Hawking in seiner Geschichte der Zeit  angewandt. 
Die Luftlinie zwischen Wien und Frankfurt betraegt etwa 600 km. Diese Laufzeit verzoegerung  zwischen dem Sender und der Ihnen hier sichtbaren Uhren muessen Sie noch miteinbeziehen, ebenso jene von Braunschweig nach Frankfurt. In der Berechnung der Laufzeit zwischen  Braunschweig/Frankfurt/ Wien komme ich auf eine Laufzeit von ca. 0,002835295 sec , das liegt also knapp unter der  Toleranzschwelle des 100ertstels. Die Gueltigkeit des Funkuhrensystem wird ab Frankfurt mit 1500 km begrenzt. Diese Begrenzung haengt allerdings auch mit der Reichweite des  deutschen Zeitzeichensenders DCF 77 (Langwelle 77,5 kHz) zusammen. Eine weitere Begrenzung ist durch die Zeitzonen gegeben. 
Das 1000enstel ist laengst  keine vernachlaessigbare Groesse mehr.  Mit dem Magic Eye kann die Firma Omega sportliche Ergebnisse  eben auf  diese Genauigkeit hin  bei Zieleinlaeufen bestimmen. 
Die Zeitmesstechnik ist bereits viel weiter in den Femto-Sekundenbereich vorgedrungen. Mit einem Laserpuls koennen Vorgaenge von einem millionsten Teil einer Milliardstel  Sekunde gemessen werden. 
Das Funkuhrenensemble ( 7 Funkuhren ). 
Elektronisches Signboard. Wechselnde Anzeigen zweier Zahlenwerte auf dem Display:   | 0,000000003335640952 sek | (Laufzeit des Lichts fuer einen Meter) und
| 0,002835295 sec | (Laufzeit des elektromagnetischen Signals  von Braunschweig nach Wien).
Mit normalen Digital- bzw. Quarzuhren ist  der Gleichlauf schon auf der Sekundenebene kaum bzw. nur zufaellig erreichbar, da ihnen die Synchronisationsebene fehlt. 
Ich habe hier sieben Funkuhren so aufgestellt, die die gleichzeitige Ueberschaubarkeit der ersten und der letzten Uhr verunmoeglicht. 
Um die Synchronizitaet der Funkuhren darzustellen, beduerfte es bloss zweier nebeneinander stehender Uhren, die gleichzeitig im Auge behalten werden koennen, wie Sie es auch hier auf dem einen  Monitor sehen. 
Hier wird in minimalistischer Weise die Vergaenglichkeit, das  Vergehen der Zeit  erfahrbar,   ergehbar gemacht. Die Wortkonstellation gehen und vergehen zeigt uns schon grundlegend an, dass Zeit nur in Relation zur Bewegung erfahren werden kann. Es ist das Wesen der Zeit, dass sie ablaeuft. Auch in dieser Feststellung ist ein Bewegungsverb im  Spiel. 
Im Stillstand wuerden wir kein Zeitgefuehl mehr haben. Kontemplative Techniken intentieren  diese Aufhebung. 
Mit einem Ensemble normal laufender Uhren waere diese Anordnung nicht moeglich, da sie unter dem Minutenbereich chaotisch laufen wuerden und man sich so auf den Zeitpfeil, die  Gerichtetheit der Zeit nicht  verlassen koennte. 
Es ist klar, dass wir mit der verfeinerten Teilung der Zeit, mit den Zeitintervallen unter der Sekunde, unter der Millisekunde, wie sie etwa in der Prozessrechnertechnik angewandt wird, bis hin zur Femto-Sekunde  in  sinnlicher  Erfahrung  nichts oder kaum etwas anfangen koennen.
Ich habe dass Funkuhrensystem mit seiner Verknuepfung  von Lichtgeschwindigkeit einerseits als Parameter fuer den Grossraum  und andererseits mit der extremen Unterteilung der Zeit  im atomaren Bereich der Caesiumuhr  als Modell ins Spiel gebracht , mit dem  Denkanregungen sowohl fuer den Mikrokosmischen Massstab wie auch fuer den kosmischen Massstab moeglich sind. So kann man versuchen, mit  dem zeitgenoessischen  naturwissenschaftlichen Bild der Ausdehnung des Universums und des Mikrokosmos in einen hinweisenden Zusammenhang zu kommen. 
Das Funkuhrenensemble steht fuer die Raumzeitmatrix des Phileas Fogg. 
Versuchsanordnungen, in denen mittels Atomuhren im Gravitationsfeld der Erde zeitliche Dehnungen, also relativistische Erscheinungen, nachgewiesen worden sind,  sind naturgemaess dem alltaeglichen Zugang entzogen. 
Es ist jedoch durchaus moeglich, mit den Mitteln der Kunst auf diese ausserhalb unserer Sinne liegenden Vorgaenge hinzuweisen, in dem man Zusammenhaenge freilegt. 
Die  eingangs erwaehnte Differenz von laendlichem und urbanen Raum, von natuerlicher und kuenstlicher Zeit  gibt es auch in anderer Form zwischen physikalischer Zeitvorstellung und menschlicher Zeitanwendung. Die  absolute Zeitvorstellung ist der naturwissenschaftlichen Erkenntnis unseres Jahrhunderts zum Opfer gefallen. 
Die Einsicht, die absolute  Zeitvorstellung aufzugeben und zu relativieren, bringt es mit sich,  nicht mehr einen, sondern vielmehr ein Ensemble unterschiedlich kalibrierter und letztendlich relativierter Massstaebe zur Anwendung zu bringen. 
Das  gedankliche Verhaeltnis von Lichtgeschwindigkeit (-Lichtjahr)  und Real-Gehzeit laesst uns die Unendlichkeit des Alls begrifflich naeherruecken. Damit vollziehen wir bereits einen Akt der Relativierung. 
In der Ebene unseres menschlichen Interagierens, in  der Ablaufsteuerung von Produktionsvorgaengen, in der Koordination von Kommunikationsvorgaengen haben wir nach wie vor absolute Zeitvorstellungen. Kronos ist da zu Synchronos verfeinert worden. Und die absolute Zeitvorstellung hat sehr viel mit dem in der Theorie der Neuen Medien auftauchenden 0-Zeitraum zu tun. Die absolute Zeitvorstellung des Menschen ist ein Artefakt, ein Kunstwerk, eine Vorstellung. Ueber Jahrhunderte hinweg wurden  absolutistische Herrschaftsvorstellungen  symbolisch auf die Mechanik des Chronometers bezogen. 
Diese strikte Orientierung an der  Zeit hat ihren Ursprung bei den Benediktinern im siebten Jahrhundert nach Christus (siehe Lewis Mumford-Mythos der Maschine). Sie teilten den Tag in 24 Stunden. Die strenge Einteilung in Gebets-, Arbeits-, Studien- und  Ruhezeit war eine der entscheidenden Grundlagen ihres Erfolges. So erst kam es zu einer Regelmaessigkeit in der Arbeit und damit auch zu einer Vorhersagbarkeit des Verhaltens. Erst von den Kloestern aus griff die Zeitmessung auf den  Marktplatz und den weiteren oeffentlichen Raum ueber. 
Die  Erweiterung des Ereignishorizonts, so lehrt uns die Geschichte der Astronomie, laesst uns das naeherliegende  genauer erfahren. Wir muessen zumindest ab der Renaissance, mit ihrer Bemuehung, die Natur nachzubilden, zur Kenntnis nehmen, dass wir unserer  Sinneswahrnehmung nicht voellig vertrauen koennen. Heute muessen wir endgueltig zur Kenntnis nehmen, dass grosse Teile   der Natur,  gezielt ins mikrokosmische und erweitert ins  kosmische  aus direkter Anschauung ueberhaupt nicht erfahrbar sind. 
Trotzdem ist dieses mittels technischer Hilfe ermittelte Wissen zu einem Faktum in unserem Bewusstsein geworden, dass wir nicht mehr loeschen koennen und auch nicht mehr loeschen duerfen. 
Die Zeit ist etwas Unsichtbares, nicht Greifbares, jedoch Spuerbares, dem wir uns in Anologien annaehern. 
Die Jahreszeiten, den  Lauf der Gestirne, den Sonnenauf- und Niedergang, besser gesagt die Erddrehung auf die Sonne zu und von der Sonne weg,  der damit verbundene Tag und die Nacht,  der Schatten der Sonnenuhr, von dessen Bewegungsrichtung sich der Uhrzeigersinn  des  zyklischen Chronometers ableitet, die Sanduhr, Synonym der verrinnenden Zeit und Symbol der Vergaenglichkeit, das mechanische Uhrwerk, die Caesium und quarzgepulsten Uhrwerke, der digitale Ablauf der Zahlen, die Geschwindigkeit des Lichts. 
Im Bereich der Physik und der Messtechnik haben wir laengst gelernt, dass das, was wir objektiv durch Analyse und Messung wahrnehmen koennen, weit ueber die sinnliche Wahrnehmung hinausgeht.  Die Teilung und die Dehnung der Zeit ist dabei der wichtigste Massstab fuer den Weg ins Unbekannte. 
Kuenstler, Dichter und Maler  haben sich  mit dem Phaenomen der Zeit auseinandergesetzt, insbesondere mit der Vergaenglichkeit. In alten Darstellungen traegt die
Muhme Zeit die selben Attribute wie Gevatter Tod:Sanduhr und Sense. Also Ablauf und Zerstoerung -  Der Zeitschnitt. 
Die Bedeutung dieser Vanitasbilder ist dem modernen Mensch entrueckt. Der moderne Mensch verdraengt die Geschichte und den Tod. 
Mittels des ZEITBILDES - VANITAS 2000 Videos  wird ein zeitgemaesses Bild der  Vergaenglichkeit hergestellt. Es ist ein Zusammenschnitt von Dokumentarbildern natuerlicher und vor allem vom Menschen gemachter Katastrophen. Der Querschnitt durch die Zeit ergibt eine Tendenz, die ueber die bisherigen Vorstellungen von Vergaenglichkeit weit hinausreicht. Die Vision nimmt  apokalyptische Dimensionen an. 
Man muss sich beeilen,  wenn man noch etwas sehen will. Alles verschwindet.
Paul Cezanne ueber die Entwicklung der Neuen Welt.