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Abgrund


Der menschliche Körper, Norm aller Formen, enthält alle Elemente. Der Kopf ist eine Kugel, die Beine sind zylindrische Säulen, der Rumpf ist ein Kubus. Wir nehmen die Gegenstände und die Natur wahr, weil sie aus menschlichen Formen gebildet sind, und die tektonische Kunst ist nur eine Anpassung der äußeren Welt an diese Grundelemente, die aus dem Menschen kommen, sagte Juan Gris.

Zwischen dem Herstellen eines Bildes, d.h. dem Malen, Zeichnen, Drucken und dem Betrachten des Produktes durch einen anderen klafft ein Abgrund.

Sobald der Künstler mehr will als ein bloßes Auftragen von Farbe oder ein Zeichnen von Strichen nimmt er Urteile & Stellungnahmen in Anspruch, die er subjektiv vollzieht und nur aus sich heraus begründen kann. Der Betrachter kann sich nur mehr oder weniger aus der Luft gegriffen ihrer bedienen.
Die einzelnen Ansprüche & Ideen des Künstlers verschwimmen zu konturlosen Allgemeinheiten und das Konkrete löst sich im Betrachter in einer vagen Erlebnisgeschichte auf.
Das heißt, sowohl der Künstler als auch der Betrachter des Bildes bleiben allein; der eine stellt etwas her und sein Anspruch erfüllt sich im Akt des Herstellens; der andere sieht das Bild und muß es auf seine Weise begreifen und mit ihm allein fertig werden. Zwischen ihnen ist der Abgrund, der sie zurecht voneinander trennt.


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