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abstrakt


Aristoteles hat den Begriff abstrakt metaphorisch als etwas bezeichnet, das einen Zustand darstelle, der eine logische Beraubung einer wirklichen Anschauung darstelle, er hat also für Bildung von Begriffen gebraucht. Tatsächlich stammt es vom Wort abstrahere, fortschleppen, rauben. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich daraus ein Spiel, das darin bestand, ein Wort zu erraten durch Fragen, auf die nie anders als mit ja oder nein geantwortet werden darf. Bei diesem Spiel entwickelte sich die Frage, ob das aufgegebene Wort konkret oder abstrakt sei.
Also ich frage sie nach dem Wort Farbe:
ist es ein Ding ?
nein.
ist es lebendig ?
nein.
ist es vorhanden ?
ja.
ist es in diesem Raum vorhanden ?
ja.
ist es konkret ?
naja.
ist es abstrakt ?
naja.
Ist das Wort Farbe nun abstrakt oder konkret ?
Schopenhauer hingegen behauptet, daß zwischen konkreten und abstrakten Begriffen nur ein Gradunterschied bestehe. Auch die sogenannten konkreten Begriffe sind immer noch abstrakt und keineswegs anschauliche Vorstellungen. Er sagt: die konkreten Begriffe sind das Erdgeschoß und die abstrakten die oberen Stockwerke des Gebäudes der Reflexion.
Mauthner sagt dann: wirklich konkret ist nur die Wirklichkeit selber, ein Begriff ist stets abstrakt. Und weil die begriffliche, also abstrakte aus Worten bestehende Sprache ihrem Wesen nach gezwungen ist, die Wirklichkeit zu berauben, von Sinneseindrücken der unmittelbaren Anschauung zu abstrahieren, wird es schon verständlich, daß die menschliche Sprache ein untaugliches Werkzeug zur Erkenntnis der Wirklichkeit ist.

Verstehe ich unter Verstand die Orientierung in einer Wirklichkeitswelt, das heißt abstrakt also, daß die Tiere sehr viel Verstand haben. Verstehe ich unter Vernunft die Orientierung in der Begriffswelt oder der Sprache, wo die Tiere wieder keine Vernunft haben, so kann ich sagen, daß der Verstand allein die konkrete Welt kennt, daß die Vernunft allein in Abstraktionen zuhause ist, und daß darum auch die höchste Vernunft sich in der Welt nicht auskennen würde, ließe sie sich nicht instinktiverweise vom Verstand leiten. Hegel hingegen sagt:
Das abstrahierende Denken ist nichts anderes als bloßes Auf-die-Seite-stellen des sinnlichen Stoffes zu betrachten, welcher dadurch in seiner Realität keinen Eintrag leidet, sondern es ist vielmehr das Aufheben und die Reduktion desselben als blosse Erscheinung auf das Wesentliche, welches sich im Begriff manifestiert. Das Wirkliche ist also vernünftig.
Ist also die Kunst abstrakt oder konkret, gibt es eine abstrakte Malerei oder ist die Malerei immer abstrakt oder immer konkret ?


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