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Juckreiz


Die Machart der Sprache bedingt, daß wir uns täuschen. Wir können uns täuschen wie etwas und wann es geschehen ist. Weil beides der Sprache und der Vergeßlichkeit unterworfen ist, sind die Grenzen zwischen Erinnerung und tatsächlicher Täuschung oder Glorifizierung nicht mehr zu ziehen. Nicht nur, daß Bewußtseinszustände von außen, von einem anderen nicht erfaßt werden können, auch Gefühle neigen von sich aus dazu, alles Vergangene zu verfälschen.
Es gibt zwar nichts Wirklicheres als den Juckreiz oder die Übelkeit nach einigen Gläsern Schnaps, in dem Moment, wo sie uns terrorisieren. Kaum ist der Reiz und die Übelkeit weg, kommen Zweifel über ihre Existenz auf oder wir bilden eine verfälschende Anekdote daraus.
Es war eine Sulfonamidallergie. Mein ganzer Körper war übersät von kleinen, rot gefärbten Pusteln. Es juckte, Du kannst Dir das nicht vorstellen. Ich kratzte mich, bis ich blutverschmiert war. Am ganzen Körper. Es hat Tage gedauert.
Ja, wir tranken viel, sehr viel. Irgendetwas. Gin. Oder Rum. Meyer`s. Drei, vier, fünf Flaschen. Dann lehnten wir uns über die Reeling. Na, Du kannst Dir denken wie alles herauskam. Eine Explosion. Gegen den Wind. Ach. Und dann, eine kalte Dusche. Na, Du weißt ja, wie das ist. Der Tod im Suff ist nicht der schlechteste. Seit damals trinke ich nicht mehr. Zumindest keinen Meyer`s. Oder Gin. Es muß schon ein ganz Klarer sein. Wenn überhaupt.
Solange ich einen Rausch habe, wäre die Frage, ob die Empfindung tatsächlich vorhanden ist, eigenartig, wenn nicht komisch. Und wenn der Andere, dem es genauso ginge wie mir, mich fragen würde, wäre die Frage zynisch.
Alles klar, Alter ?
Halt doch Deinen Mund.

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