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Wollust


Es gibt, glaube ich schlechthin mehrere Arten von Wollust.
Denn keiner weder der brave Mann, der Bandit, der Intellektuelle, der Idiot, der Verbrecher oder der Pfarrer kommt um sie herum. Es gibt die Wollust. Sie scheint eine Reaktion zu sein, eine Notwendigkeit vielleicht reaktionär, wenn man an die gute Welt zu glauben geneigt ist. Aber wer ist das schon ? Es gibt die Wollust der Intellektuellen, die die Freiheit fordern und vorher zum Teil besitzen. Sie fordern die Freiheit, mehr zu sagen als andere, mehr zu schreiben als andere, mehr darzustellen als andere, eben mehr. So privilegieren sie sich wollüstig. Es gibt die Gauner, Betrüger, die Menschen, die durch die Maschen schlüpfen, die Wege finden, das Gesetz zu umgehen, in einer Gesellschaft voller Fallen frei zu leben wie Füchse im Wald voller Fuchsfallen. Nicht unbedingt steht dabei der Gewinn im Vordergrund, sondern eben eine Wollust, eine Wollust anders zu sein mit den kleinen Vorteilen der Individualisiierung. Rastlos feiern sie kleine Triumphe in ihren Abwegen. Es gibt die Einfältigen, die aus einem Überlebenswillen mit einfachsten Bedürfnissen wollüstig sind. Es gibt die Priester, die wollüstig vom Jenseits träumen. Es gibt die Träumer und Phantasien, die Künstler, die ihre Wollust in bizarren Texten und Kunstwerken befriedigen. Ihre Wollust dient dem Ziel sich abzusetzen vom Grau der anderen. Grau sagen sie, ist Schönheit die sich langweilt, sie muß schön geküßt werden. Jeder fällt der Wollust anheim und sagt im Sinne von Stirner: Meine Wahrheit ist die Wahrheit. Und gibt es nicht zu. Glück ,sagt Aristoteles sei, wenn der Pfeil den Nebenmann trifft. Im Grunde glaubt jeder Soldat, jeder Bürger, daß er nicht sterben wird. Er hat nur Mitleid mit dem toten Nachbarn, mit dem sterbenden Kameraden. Der Mensch hält sich bis zum Moment des Todes für unsterblich. Er ist so ein privater geheimer Hero, der überlebt. Immer. Überall. Mit dieser allzu menschlichen Einstellung ist es verständlich, daß einen der Tod überrascht. Die Ursache dieser Überraschung liegt in einer Saumseligkeit gegenüber dem, was sicher passiert. Der Löwe muß überzeugter davon sein Gott auf seiner Seite zu haben als die Gazelle. Anscheinend bereitet es dem einzelnen Schwierigkeiten die Existenz einer Trennung von geistigen und rein menschlichen Bedürfnissen anzuerkennen und daß die Befriedigung oder Erfüllung jeder dieser jeweils in einem anderen Lager zu suchen ist. Gewöhnlich werden diese beiden Aspekte innerhalb der Beziehungen, wo die eine Person zu einem gottähnlichen Richter über gut oder schlecht bei den anderen erhoben wird, heillos durcheinander gebracht. Auf die Dauer demoralisiert diese Art symbiotischer Beziehung beide Seiten denn es ist genauso unerträglich Gott zu sein als ein völliger Sklave zu bleiben.

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