Das aus dem 1. Aufzug bekannte ernstfreundliche Jenseitsgelände
(Ruinen, Zypressen, Asphodelos).
Die ins Gewölbe führende Einfahrt ist zum Willkomm Radetzkys
mit Girlanden geschmückt.
Im Gelände wartend die mürben Gefallenen. Hinter der Szene
vereinzelt Mißtöne (der Gefallenen-Musikzug probt).
Suchend, nach Radetzky Ausschau haltend, kommen Sekretär
und Assistentin.
Gefallene, Sekretär, Assistentin
SEKRETÄR
ärgerlich
Wo? Wo, Frau Kollegin? 'Ich schaffe das!'
Und in der von Ihnen geschaffenen Finstemis geht er uns
durch die Lappen.
Verweist auf die Lichtverhältnisse
Bald ist der Tag zu Ende. Kriegen wir den je wieder
ins Gewölbe?
ASSISTENTIN:
deutet auf die Gefallenen
Die sind optimistisch.
SEKRETÄR:
Wann und wie fasse ich meinen Schlußbericht ab?
Wie bewerte ich seinen Nato-Werbefeldzug,
wie seine Rolle im österreichischen Bewußtsein?
ASSISTENTIN:
auf die Gefallenen deutend
Für, die ist er der Größte.
Der über "seine" Leute Kommandogewalt sich anmaßende
1. Tote nimmt von Sekretär und Assistentin kaum Notiz.
1. TOTER ;
Antretn, gemma gemma!
Die Gefallenen gruppieren sich
Und wenn der Marschall zu erscheinen geruht,
tuts ihrn orndlich huldigen! Also?
Bemühte, aber schwächliche "Radetzky!....... Radetzky! "-Rufe
Lauter! Hernach dürfts ihn auch kulinarisch ehren: drin!
Was habts ihm denn anzubietn in der gaachn?
Zeigt auf einen
Du... ja du, der mitm Kopfschuß...
vielleicht mag er Him!
Zeigt auf einen anderen mit aufgerissenem Leib
Schaut gut aus, dei' Lungen.
Aber daß d m'r vorher ja alle Schrapnellkugerln außiklaubst!
Ein besonders mickriger Gefallener macht sich bemerkbar:
ein kleiner kk. Tambour, dem beide Hände fehlen,
der aber den Ehrgeiz hat, die ihm umgehängte Trommel
auch mit zwei an seinen Armstümpfen befestigten
Schlegeln zu rühren.
TAMBOUR:
trommelt so gut es geht
Bittschön, i bin der Trommer von Curtatone.
I steh in die Lesebücher.
Darf ich ihm heraußt was vortrommeln?
1. TOTER:
Und für drin, was hättst ihm anzubietn, materiell?
Der wenig gescheit wirkende Tambour antwortet nicht gleich.
Er verliert sich in weiterer Trommelei,
wodurch weitere Gefallene zu Wort kommen.
2. TOTER:
Drin hab ich noch nie eine Chance g'habt!
3. TOTER:
Ich schon, einmal, fast! Aber grad wie er unten ansetzt,
beim Wadl... heut noch g'spür ich sein kitzlertn Schnurrbart...
schiabt net ein Kamerad seine zerschossenen Nierndln
dazwischn! Da war i mit mein'Wadl gleich Zweiter!
4. TOTER:
Geh, mach kan Schmäh!
Auf a Infantristenbaa'fleisch steht er doch!
5. TOTER:
Beinfleisch, jaja!
Aber nur hh wenn du im Mark kaisertreu bist!
4. TOTER:
Bei Kuttelfleck grabt er si' ein!
2. TOTER:
Aber wahrscheinlich habn m'r jetzt überhaupt keine Chance.
Man sagt ja, er is wieder ganz auf seine Tiroler Speckknödln
umgstiegn!
1. TOTER
Latrinengerücht!
3. TOTER
Nach meinen Beobachtungen isses am günstigstn,
sich so placiern, daß der Papa Radetzky hintn
anfangen kann, im Gnack!
5. TOTER
Hh hh Genickpicknick! Zwick zwick!
1. TOTER:
ärgerlich zum 5. Toten
Gspaßiger Gewölbedolm,
lichtscheucher!
Paß nur auf, daß i dir net drei Tag Sonnen-Arrest
verschaff,.
Hinter der Szene aufgeregte Rufe: "Er kommt!
Große Bewegung.
1. TOTER:
befiehlt
Habt acht!
Geht selber ab, um Radetzky auf die Szene zu begleiten,
ruft ins Off
Traditionsfahnen! Transparente! Und aan Tusch!
SEKRETÄR:
Wir haben ihn!
ASSISTENTIN:
Wir stopfen ihn gleich zurück!
Will Radetzky entgegengehen.
SEKRETÄR:
Vorsicht! Besser, wir warten, bis er selber, aus eigenern Gusto...
!
Da es dämmerig geworden ist
Wäre es zu viel verlangt, wenn Sie sich vielleicht um freundlichere
Beleuchtung kümmerten! Die Einfahrt heimeliger!
Schaffen Sie das?
Assistentin wortlos, leiicht beleidigt, ab
RADETZKY:
hinter der Szene
Hilft mirdenn keiner vorn Roß? Muß i erst wartn,
bis m'r der Feind das brave Tier unteren Hintem wegschießt?
Tusch, Hochrufe. Radetzky erscheint. Um ihn herum Fahnen
und
Spruchbänder:
"DIR ZUM GEFALLEN - GEFALLEN!" -
"WIR SIND KLEIN, WIR SIND DUMM -
DU GRÖSSER ALS NAPOLEUM! " -
"NA TO-MUFFEL, RAUS AUS ÖSTERREICH!" -
"RADETZKY IST DER HORT ALLER ORDNUNG!
(Zar Nikolaus I.)"
"ICH BIN DIR GUT, PAPA - SCHMECKS! "
"0 DU STERN, DEM KEIN ANDEPER GLEICHT!
(König Ludwig v. Bayern) ".
Radetzky, die Gefallenen, Sekretär
Radetzky, ganz Soldatenvater, salutiert freundlich
nach allen Seiten.
Den Sekretär nimmt er fürs erste nicht zur Kenntnis.
RADETZKY:
zu den Strammstehenden
A! Stehts doch Ruht! Allerweil leger!
Die Gefallenen geben ihre Habtachtstellung auf und
Radetzky ermuntert sie zur weiteren Lockerung der Disziplin.
Hh lasset die Kindlein zu mir konunen!
Es wird sofort gemütlich. Man drängt zu ihm,
schart sich um ihn. Einige animieren ihn zu Handgreiflichkeiten.
Der 1. Tote sieht den planmäßigen Ablauf der Empfangsfeier
gefährdet, da aber Radetzky selber voll in Fahrt ist,
getraut er sich nur heimlich durch Gesten und Püffe
dem von
Gelächter und lustvollen Ausrufen begleiteten derben
Vergnügen entgegenzuwirken.
1. TOTER:
beiseite, grimmig
Aufhörn mit die Vorspiele!
Zieht einen besonders Zudringlichen weg, baut sich selber vor
Radetzky auf und meldet
Zur feierlichen Empfängnis:
Zapfenstreich mit zeitgenössische Radetzkylieder! Und nacher...
Zu einigen Gefallenen
Nachher, net jetzt schon! So gehts doch wegga!
Deutet auf die Einfahrt
Nachher fürHerrn Feldmarschall kleiner Imbiß nach freier Wahl.
Der bisher abwartende Sekretär entschließt sich zum
diplomatischen Gespräch.
SEKRETÄR:
tritt näher
Heimat!, nicht wahr? Wird Ihnen guttun, da drin,
nach der anstrengenden Reprise Ihres Lebens.
RADETZKY:
Süaßeln S net herum, Sie! Ich kenn euchre Absichtn.
Eini mit ihm hh!...
Merkt, daß der 1. Tote mit dem Liedprogramm beginnt.
Ah, der Zapfenstreich! Aus jetzt!
Womit er, um sich in würdiger Haltung huldigen zu lassen,
einige Zudringliche von sich weist.
1. TOTER:
sagt an
Heldentotenlied, von Herrn Hofrat August Schilling
Herrn Feldmarschall zugeeignet.
Kommandiert einem kleinen Chor
Aus frischer Brust! 'Kein schönerer Tod... Drei, vier!
CHOR:
singt in Ermangelung frischer Brusttöne mit matter
Inbrunst das von dem österreichischen Hofrat
ersonnene Lied.
Kein schönerer Tod ist in der Welt,
Als, vor dem Feinde erschossen,
Auf grüner Heide, im freien Feld,
Wo die Grashalme lustig sprossen.
Man hört kein Klagen, kein Wehgeschrei
Und stirbt auch nicht so alleinig,
Sieg oder Tod - bald ists vorbei,
Und der Kaiser ist dankbar, das mein ich!
1. TOTER:
zum freundlich applaudierenden Radetzky
Danke, dainke!
Zum Chor
Und noch eins über den schönsten Tod!
'Wenn so jung ich sollte fallen!' Drei, vier!
CHOR:
singt, bemüht sich wie oben
Wenn so jung ich sollte fallen
Im frühen Morgenrot,
Lasset hell ein Lied erschallen!
Der schönste Tod von allen
Ist der Soldatentod.
1. TOTER:
zum Chor
Und jetzt legts euch besonders eine!
Jetzt singen m'r von Pastrengo, wo die Wallischn
uns zwar z'sammgschossn habn...
RADETZKY:
Jaja, ich weiß, tut m'r leid...
1. TOTER:
Keine Ursach, Herr Feldmarschall !
Das Heldentotenlied von Pastrengo sagt ja ganz deutlich,
daß m'r Ihnen z'lieb gern gfallen sind, ja daß m'r dabei
effektiv bis z'letzt gsungen habn!
RADETZKY:
A geh, gsungen habts beim Sterbn? Was denn?
1. TOTER
Heimatlieder!
Sagt an
'Bei Pastrengo'.
Zum Chor
Drei, vier!
CHOR:
singt
Ringsum donnern die Geschütze
Kugel fliegen her und hin,
Doch Radetzkys brave Schützen
Singen Heimatlieder kühn.
Doch der Kreis wird immer enger,
Keine Kugel fehlt das Ziel,
Und es fallen Kämpfer, Sänger,
Endlich wird es stiller - still!
Jeder aus dem Heldenkreise
Sang, wenn ihn die Kugel traf,
Sich mit seiner Heimatweise
Mutig in den Todesschlaf
RADETZKY:
gerührt, applaudierend, zum Sekretär
Gellja! Unbezahlbar, das Volk!
Wirft den Sängern Münzen zu
Da habts mein' letztn Silber-Zwanziger!
Der 1. Tote instruiert abseits seine zur Verproviantierung
Radetzkys in Aussichtgenommenen zwei Kandidaten.
Der Tambour möchte auch dazugehören.
1. TOTER
wehrt den Tambour ab
Na, du net! Das erste Angebot macht ihm der Kopfschüßler,
dann...
zu dem anderen...
du mit die Innereien!
Und dazu sagts jeder a passends Verserl aus die
Radetzkygedichte.
DER KOPFSCHUSSTOTE:
versucht's, deklamiert probeweise
Wenn ich gebettet auf blutigem Grunde, lall' ich Radetzky
mit sterbendem Munde.
1. TOTER:
Geht! Aber noch a bissl appetitlicher!
Schußloch saubermachen!
DER MIT DEM AUFGERISSENEN LEIB:
sein blutiges Inneres vorweisend und ebenso probeweise
deklamierend
Da wäre keines Jünglings Brust, die nicht mit Lust dem
Heldenvater aufgetan!
1. TOTER:
Nicht schlecht! Nur zurückhaltender! Is reizvoller,
wannst mehr zuamachst!
Enger, verstehst, net so direkt aufklaffn!
Der Sekretär hat unterdessen mit Radetzky erfolglos verhandelt.
Die Assistentin dürfte hinter der Szene das Beleuchtungsproblem
geschafft haben: Im Gelände flammen Lichter auf.
Am schönsten beleuchtet die Gewölbeeinfahrt.
RADETZKY:
zur illuminierten Einfahrt
Eini mit ihm hh! Warum sollt i ? Drübn, im Irdischn,
bin ich auf das anstrengendste fixiert, körperlich,
nebn dem Pargfrieder. Traulichste Flüsternähe!
Da möcht ich mir wenigstens noch herübn, in der idealen
Welt, die Füß vertretn. Aktiv bleibn, Bewegung!
SEKRETÄR:
Bei einem Pensionisten tun es auch Kieferbewegungen.
Kaugymnastik! Vernachlässigen Sie nicht Ihr Proviantprivileg!
RADETZKY:
nachdenklich
Naja,is schon wahr, mein Intimverzehr war in letzter Zeit
stark rückläufig.
SEKRETÄR:
Zweihunderttausend Mann stehen noch an zum Durchmarsch.
RADETZKY:
Bin eh ein starker Esser.
SEKRETÄR:
Dranbleiben am Eßmarathon! Sie geraten sonst zu tief ins
dritte Jahrtausend. Auch bei gleichmäßigem Appetit
entsorgen Sie pro Jahr kaum eine halbe Kompanie,
das heißt seit Ihrem hierortigen Eintreffen, 1858,
bewältigten Sie erst fünf Prozent der Gesamtmasse.
Der 1. Tote nähert sich mit seinen beiden Kandidaten,
und als lästiger Dritter versucht sich nach wie vor der
Tambour in Position zu bringen.
1. TOTER
präsentiert Radetzky seine Auswahl
Die Truppe beehrt sich! Der eine... zeig dein' luckertn Kopfl...
sehr bequem zum Schlürfn! Und da, der andere...
Leise, scharf
Du! Schon klaffn, aber enger, hab i gsagt!
Er hats gern a bissl enger!
Radetzky prüft jovial das Gebotene. Dabei hört man
weder ihn noch das, was die Kandidaten vorbringen,
denn der Vorgang wird durch die ungeschickte Trommelei
des sich unentwegt in Szene setzenden Tambours akustisch
zugedeckt,
Die bisher kaum in Erscheinung getretenen Mitglieder des
Totenorchesters sammeln sich jetzt bei der Einfahrt:
Radetzkys Einzug soll musikalisch begleitet werden.
Die Assistentin kommt zurück.
Assistentin, die Vorigen
ASSISTENTIN:
zum Sekretär
Von mir aus. technisch, ginge es. Geht er?
RADETZKY:
bemerkt den Tambour
Servus, Kleiner! Daß ich dich wieder seh!
TAMBOUR:
glücklich, nimmt Haltung an
Papa Radetzky!
RADETZKY:
zu Assistentin und Sekretär
Der Tambour von Curtatone. Eins der patriotischestn
Gschichterln meiner Schlachtengeschichte.
Zum Tambour
Kannst es den Herrschaften gleich vortrommeln!
TAMBOUR:
Zu Befehl!
Einfältig, seinen Auftritt sichtlich genießend, rührt
er
mehr schlecht als recht die Trommel, sagt an und
singt dann:
Der Tambour von Curtatone
Im Feld bei Curtatone
Ein wackerer Tambour schlug - ...
Unterbricht sich, erläutert den "Herrschaften" seine Nummer
Nämlich, bei Curtatone, allwo wir unter unsem Heldenvatter,
allwo wir wie m'r die Lombardei erobert habn für alle Zeitn!
Hoch Radetzky!
RADETZKY:
Is schon gut, weiter!
TAMBOUR:
erläutert weiter
Der wackere Tambour nämlich... bin i ja sölba hh!
I steh in die Lesebücher!
Trommelt und sagt an
Der Tambour von Curtatone!
ASSISTENTIN:
zum Sekretär
Armes Vieh!
TAMBOUR:
singt
Im Feld bei Curtatone
Ein wackerer Tambour schlug
Inmitten dem Pulverdampfe...
Unterbricht sich wieder, erläutert
Kugeln von alle Seitn! Weil das aufständische Gsindl...
RADETZKY:
ihn unterbrechend
Und du, mein kleiner Held? Dich habns ja...
bezüglich der Verstümmelungen des Tambours
... net wahr? Alstern, sag uns net die ganze Leier auf,
fang erst dort an, wo's dich erwischt hat!
TAMBOUR:
Zu Befehl!
Trommelt, sagt an
Der Tambour von Curtatone!
RADETZKY:
souffliert
Da hat eine falsche Kugel...
TAMBOUR:
Zu Befehl!
Trommelt und singt
Da hat eine falsche Kugel
Ihm Ann und Schlegel entwandt;
Der Boden ward so blutig,
Er aber tromrnelte mutig
Noch mit der andern Hand.
Da riß auch diese Hand ihn
Eine tückische Kugel entzwei:
"Was soll mir nun das Leben?
Keinen Schlegel kann ich heben -
Mein Trommeln ist vorbei!
Wie hätt ich so gern zum Siege
Die Trommel gerührt mit Macht -
Zum Sieg mögt ihr nun blasen!
Legt mich in den grünen Rasen -
Mein Östreich, gute Nacht!"
RADETZKY:
gerührt
Fahre nur fort so zu trommeln, edler Tambour!
umarmt ihn, befiehlt dem 1. Toten
Schaust nach, ob m'r noch ein' Ehrenbecher habn!
1. TOTER
wird jetzt freundlich zum Tambour
So waach siecht ma'n seltn. Und schad!, weil vielleicht hätt
der Papa Radetzky jetzt ja auch Interesse an dem,
was dir abhanden gekommen ist.
TAMBOUR:
froh
Irrtum! Abhanden? Überhaupt net abhanden!
Habs bitte aufg'hobn, meine zwei.... ! Im Brotbeutl!
Dreht sich so zu Radetzky, daß dieser in ein am Gürtel
befestigtes Täschchen des Tambours hineingreifen kann.
RADETZKY:
steckt seine Hand in den Brotbeutel, nickt dann Sekretär
und Assistentin zu
Jaja, das ergreift einen!
TAMBOUR:
glücklich
Nimmst Mich, Papa?
RADETZKY:
küßt ihn, tränenfeucht
Pfüat di Gott!
Wendet sich ab und entscheidet sachlich, mit gänzlich
veränderter Stimme, die noch anstehende Selektion
Für drin möcht ich den!
Zeigt auf den mit dem aufgerissenen Leib.
Bewegung. Gemumnel unter den Gefallenen.
Der Erwählte salutiert.
2. TOTER;
Unsereins hat keine Chance.
5. TOTER:
Hh klar der! Dem sein Beuschl!
2. TOTER:
Wieso?
5. TOTER:
Na, der hat ihm doch sein Beuschl präsentiert,
seine seelischen Weichteile!
2. TOTER:
Und?
5. TOTER:
Kein Feldherr wird je auf ein Beuschl verzichten.
Beim Militär, aber auch im Zivilleben sitzt im Beuschl der
Gehorsam, und wenn ein Mächtiger überringelt, daß ihm
deine Eingeweide entgegenkommen, legt er dir die
Hand auf die Schulter und nimmt dich aus.
Was dem süchtigen Raucher ein Lungenzug,
ist unser ein Radetzky dein Beuschl.
1. TOTER
Spalier!
Zum Erwählten
Fertigmachen!
Spalierbildung der Gefallenen zum Gewölbe hin.
Der Erwählte marschiert hinein.
1. TOTER:
den Erwählten noch erinnernd
Und a Spur weniger aufklaffn! Enger!
SEKRETÄR:
zu Radetzky, auf die Einfahrt weisend
Ihre Aufgabe, mein Herr!
RADETZKY:
Jaja, aber was glaubn Sie, wieviele Aufgaben ich insgesamt hab!,
und ich sag Ihnen, mit der Zeit wirds mir z'viel.
Schaun S... zeigt aufs Gewölbe ... unter die weißn Blümerln
mein nachfeldherrlicher Konsum, gut, und gleichzeitig muß i drüben
sein im Wetzdorfer Mausoleum, beim Pargfrieder, de facto
eing'spirrt in ein'm Schuldturm, wo zur Strafverschärfung alle
bot
der Kameradschaftsbund aufmarschiert und mich mit Feldmessen
tribelliert!
Kommt dazu, daß ich in Wien am Stubenring sitz, als Reiter,
kerzengrad ,jahrausjahrein, und aufn 1. Jänner pass, weil ich
da
einen Büchsenschuß weiter geistig anwesend sein soll, im
Musikvereinssaal, wanns mich philharmonisch per
Radetzkymarsch in die Welt strahln!
Mit einem Hintem auf wieviele Kirtag soll i denn?
Und falls ihr mich wieder drinhabts, wer macht
heraußt weiter die Reklam für Österreichs Natobeitritt?
SEKRETÄR:
Sorgen Sie sich nicht, das Land findet auch ohne Sie
leicht den falschen Weg!
1. TOTER:
militärische Meldung
Bitte HerrnFeldmarschall zum Naturbüffet bitten zu dürfen!
Radetzky geht salutierend das Spalier, Richtung
illuminierte Einfahrt, entlang.
RADETZKY:
Aber drin isses mir zu finster! Mehr Licht!
SEKRETÄR:
zur Assistentin
Falls Sie es schaffen... !
RADETZKY:
verhält, dreht sich wieder um, zum Sekretär
Sie, und Ihr Schlußbericht! Wie wollts mich denn einstufn?
SEKRETÄR:
Schwer zu sagen.
Assistentin hat durch Armschwenken die Beleuchtung
der Szene um ein Geringes verbessert.
Der Tambour, im Spalier stehend,
hat zu trommeln begonnen.
RADETZKY:
im Hineingehen
Mehr Licht auf mich!
Und jetzt funktioniert es zu Radetzkys Zufriedenheit.
Während ringsum die Beleuchtung erlischt, steht er
allein in gleißendem Jenseitslicht.
Hh sehn Sie!
Meine weltgeschichtliche Bedeutung ist eine besondere!
Der Tambour rührt die Trommel.
Das Totenorchester beginnt jämmerlich schlecht den
Radetzkymarsch zu spielen.
Große Handbewegung der Assistentin:
Verfinsterung der gesamten Szene.
Das Totenorchester wird leiser und verstummt.
RADETZKY:
in der totalen Dunkelheit nicht mehr zu sehen, ruft streitlustig
A sowas! Herstellt!... Sagts, was bleibt denn eigentlich von rnir?
Eine tadellose forte-Darbietung des Radetzkymarsches antwortet.
(Ende)