Verfolgt, verachtet, geächtet... ermordet


Eine kleine Geschichte des grossen Verderbens Antisemitismus

© Franz Krahberger

Die Bilder des Grauens haben sich unauslöschlich eingeprägt. Die Erinnerung an den Holocaust lässt sich aus dem kollektiven Gedächtnis nicht mehr löschen. Das Elend wie das unfassliche Verbrechen sind in Film und Fotos dokumentiert. Die Haufen ausgemergelter und verhungerter Leichen, die Bilder von bis auf den Knochen abgemagerten Juden, die angehäuften abgeschnittenen Kopfhaare jüdischer Frauen, die industrieller Verwertung zugeführt worden sind, die herausgebrochenen Goldzähne, die von der Degussa umgeschmolzen und in der Schweiz in bare Dollar umgewechselt worden sind, die halfen, die Kriegskasse der Nazis zu vermehren. Die angehäuften Körperprothesen und menschlichen Hilfsmittel, Brillen und anderes Beiwerk, Kleider und die letzten geringfügigen Reste persönlicher Habe. Die Bilder der durch Europa in Richtung Auschwitz und nach anderen Lagern rollenden Züge, in denen die zu verschaffenden Juden wie Vieh in Güterwaggons gepfercht worden sind.

Die Bilder der Demütigung vor der endgültigen Auslöschung, vor der Endlösung. Die Judensterne, die von der SA in den Dreck der Strasse gezwungenen Juden, die zerscherbten Auslagen jüdischer Geschäfte, die brennenden Synagogen, die verbrannten Bücher, das gestohlene und eingezogene Vermögen, die enteigneten Kunstwerke und überall an den Wänden einem unerbittlichen Menetekel gleich, das hin geschmierte Symbol des Verderbens: das Hakenkreuz.

Das ist die unauslöschliche Geschichte der Jahre 1933 bis 1945. Es ist nicht allein deutsche und österreichische Geschichte. Es ist europäische Geschichte. Franzosen, Polen, und Ungarn kollaborierten mit den Nazis, halfen mit bei der Erfassung der jüdischen Gemeinden und Bürger des jeweiligen Landes und deren Auslieferung in die Vernichtungslager. Der Antisemitismus wie der Rassismus ist nicht allein eine deutsche Geschichte, es ist eine Geschichte von europäischer Dimension. Das soll die Schuld der Deutschen und Österreicher nicht relativieren, aber es wäre historisch falsch, sie allein dafür verantwortlich zu machen.

Der Antisemitismus ist nicht überwunden. Anschläge auf Synagogen in Deutschland und Frankreich, Hakenkreuzschmierereien, die Schändung von jüdischen Friedhöfen, auch hier in Österreich, sind weder zu übersehen noch zu überhören.
Der ehemals linkrradikale Anwalt der RAF, der heute die NDP vertritt, Horst Mahler hat vor ein paar Jahren allen Ernstes die Schliessung der jüdischen Kultusgemeinden in Deutschland gefordert.
Der bekennende Antisemit Mahler wird gerne von Kreisen der neuen Art nach Österreich eingeladen.
So soll er an einem Treffen von Neuen Rechten 2001 in Niederösterreich teilgenommen haben, in dem es um europäische Strategien der neuen rechten Politik gegangen ist. Der österreichische Organisator des Treffens, Berater von aktiven Politikern und Parteikameraden in kulturellen, wie ideologischen Fragen, gern gesehener Gast im ORF, Zur Zeit Herausgeber einer Wochenzeitung, ist bei den letzten EU-Wahlen ins europäische Parlament gewählt worden.
Die Wiener Wochenzeitung hat er dem Berliner Zentralorgan der Neuen Freiheit nachgebildet, für das er jahrelang geschrieben und gearbeitet hat.
Hin und wieder schreibt er Gastkommentare in der Kronenzeitung oder in der Neuen Freien Presse.
Auch Istvan Csurka, der rabiate ungarische Antisemit war Teilnehmer des erwähnten Treffens auf Schloss Kranichberg.

Der Antisemitismus ist kein deutsches, österreichisches oder europäisches Phänomen im Sinne eines seltenen Ereignisses. Er ist vielmehr eine europäische Tradition.
Ich werde in Originalzitaten zeigen, wie vorgeformt der nationalsozialistiche Horror bereits in Vergangenheit gewesen ist und wie brisant dieser Antisemitismus in historischer Perspektive auf uns Heutige, dem Holocaust und Krieg Nachgeborene wirken muss.

Es ist der Antisemitismus jedoch zu unterscheiden vom Rassismus der Nazis. Der Antisemitismus ist meist religiöser Natur und religiösen Ursprungs, während der Rassismus eine Erfindung des 19.Jahrhunderts ist, abgeleitet und fehlgeleitet aus Darwins Theorie der Evolution und der Entwicklung der Arten. Hitler stellt in seiner Kampfschrift ausdrücklich den Bezug zu den modernen biologischen Naturwissenschaften her und missbraucht und interpretiert diese wie viele seiner Zeitgenossen für die an sich wissenschaftlich höchst fragwürdige und moralisch absolut unhaltbare Rassentheorie. Vor allem das Postulat von der Reinheit der Rasse führt in die Katastrophe des Holocausts.

Der Rassismus ist eben nicht allein eine Erfindung der Deutschen gewesen. Die Nazis bauten ihre Anschauungen an der Rassentheorie des französischen Grafen Joseph Gobineau, an den Schriften Houston Stewart Chamberlains. aus und radikalisierten sie bis hin zu den Selektionsrampen in Auschwitz.
Der Rassismus ist aber nicht allein ein Phänomen des katholischen Europas, der Whasp-(white-anglosaxon-protestant) USA oder des südafrikanischen Apartheids-Staates, der den heute allseits beliebten Nelson Mandela erst 1990 aus schwerer Kerkerhaft freigelassen hat. Die furchtbar blutigen Kriege zwischen afrikanischen Staaten, der mörderische politsche Klassen-Rassismus Pol Pots, der grausame Umgang Mengistus in Äthiopien mit unter geordneten Stämmen, die er einfach verhungern liess, können durchaus analog gesehen werden. Erinnern wir uns an den Völkermord an den Armeniern, den die Türken noch immer zu verhüllen versuchen.
Wie ist es denn wirklich um die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt, Indien, bestellt. Hat sich dieses extrem wie totalitär durchformte Kastenwesen wirklich verändert, sind die Kasten- und Klassenschranken aufgehoben worden? Warum kommt es noch immer zu blutigen Fehden zwischen den streng monotheistischen Sikhs, den streng in Kasten geordneten und an die Wiedergeburt glaubenden Hindus und den moslemischen Indern.
Der grosse Befreier und universelle Menschenfreund Mahatma Gandhi, ist kurz nachdem er 1948 in Bombay öffentlich in kalkulierter Vorbildwirkung die Arbeit eines Unberührbaren verrichtete, er reinigte mit eigenen Händen eine öffentliche Klosettanlage, von einem gläubigen Hindu ermordet worden. Direkter Aktionismus ist offensichtlich immer mir unkalkulierbaren Folgen verbunden. Der Angehörige der höchsten Klasse, der Brahmane Gandhi war sich bewusst, einen grossen Tabubruch zu begehen und hat die unüberschreitbare Klassen- Schranke zur Noname-Kaste offen durchbrochen, mit für ihn letalen Folgen.
Die Unberührbaren durften sich mit den anderen Kasten nicht vermischen, nicht Angehörige, anderer, höherer Kasten, ehelichen und auch keine freundschaftlichen Kontakte pflegen. Sie waren vom gesellschaftlichen Lebens des riesigen Subkontinents völlig ausgeschlossen. Unter ihnen gab es die grösste Anzahl kommunistischer Sympathisanten im Indien des 20.Jahrhunderts.
Erst 1997 ist der erste Dalit (ein kastenloser Unberührbarer, ein Harijan) Raman Narayanan zum Staatspräsidenten, der Indien repräsentativ vertritt, gewählt worden.
Wie stehts um die Konflikte zwischen Kurden und Türken, zwischen Kurden und Sunniten, zwischen Sunniten und Schiiten. Auch in Asien gibt es unterschwellige Konfliktspannungen zwischen Koreanern und Japanern.
Wie weit wurzeln all diese Spannungen in dem was wir als Rassismus begreifen und wieweit bilden sich da Analogien zum Antisemitismus ab ?. Rassenkonflikte und religiöse Spannungen sind nicht allein europäische Phänomene. Nicht zu übersehen ist die aktuelle Wiederkehr der Judenfeindlichkeit aus dem arabischen Raum, die sich mit dem latenten Antisemitismus der Neuen Rechten in Europa zu vermengen beginnt, sich wechselseitig ergänzed stützt, und vor allem aus dem Konflikt Israels mit Palästina gespeist wird.

Als eine naturwissenschaftlich bedingte, doch abgeschwächte Form des Rassismus kann der Sozialdarwinismus Herbert Spencers angesehen werden, der von einer Selektion des überlebensfähigeren Stärkeren ausgeht. Theorien und Anschauungen, die den österreichischen Nobelpreisträger Konrad Lorenz beeinflusst haben, und trotzdem hat man ihm den Nobelpreis verliehen.

Der britische Sozialdarwinismus beeinflusste merklich das Gesundheitswesen der USA in den dreissiger Jahren. Man führte damals sogenannte sozialhygiensche, eugenische Massnahmen und Zwangssterilisierungen durch. Erst als sich ab 1933 der brutale Missbrauch des naturwissenschaftlichen Ansatzes im Deutschen Reich abzeichnete, begannen amerikanische Wissenschafter umzudenken und sich davon zu distanzieren. Aldous Huxleys Schöne Neue Welt ist ein eindrucksvolles literarisches Zeugnis jener sozialdarwinistischen Orientierung in den USA und in der angelsächsischen Welt.
Diese Distanzierung von selektiven und inhumanen Vorstellungen bewegte die USA jedoch noch immer nicht dazu, endlich die Jim Crow Laws genannten Apartheids Gesetze auszusetzen.

Diese rassentrennenden Gesetze, die eine undurchlässige Mauer gegenüber der schwarzen Bevölkerung vor allem in den Südstaaten der Union errichteten, sind durchaus vergleichbar mit den berüchtigten Nürnberger Rassengesetzen, die Hitler 1935 auf dem „Reichsparteitag der Freiheit“ ausarbeiten hat lassen, um das (Un-)Verhältnis von Ariern und Nichtariern zu regeln. Im September dieses Jahres wurde das „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ und das Reichsbürgergesetz verabschiedet. Beide Gesetze entzogen den Juden die Bürgerrechte und stempelten sie zu Personen zweiter, nachgeordneter Klasse. Es wurden ihnen jegliche politischen Rechte entzogen und damit der Weg zur Endlösung eröffnet.
Die Gesetzgebung einiger Bundesstaaten der USA und in Nazideutschland glichen sich in den „Blutschutzgesetzen“, die Teil der Nürnberger Gesetzgebung gewesen sind. Dieses Gesetz verbot Eheschließungen zwischen Nichtjuden und Juden. Geschlechtsverkehr von Ariern mit Juden galt als "Rassenschande" und wurde unter Strafe gestellt. Vergleichbare Gesetze hat bereits der byzantische Kaiser Konstantin erlassen, die jedoch religiös motiviert waren und Ehen zwischen Christen und Heiden untersagten.

Das deutsche Blutschutzgesetz wurde in Kriegszeiten ausgeweitet und der geschlechtliche Verkehr mit Kriegsgefangenen ebenso unter Strafe gestellt.
In einigen Bundesstaaten der USA war der Geschlechtsverkehr mit Schwarzen ab 1880 unter Strafe gestellt und die Eheschliessung mit Schwarzen untersagt.
Erst die Kennedy Johnson Administration hat der Rassentrennung in den USA legistisch ein abschliessendes Ende bereitet.
Der grosse wie unvergessliche Vorkämpfer und Wegbereiter der Menschenrechte für die Schwarzen in den USA Martin Luther King wurde 1968 von einem aus der Strafhaft entlassenen rechtsradikalen Weissen auf offener Strasse erschossen.
Ich habe einen Traum gehabt.... So begann Martin Luther King seine, berühmte wie berührende Rede wider den Rassenhass vom Fuss des Kapitols in Washington aus an die Menschen in aller Welt gerichtet.
Es gab jedoch einen finsteren Winkel im Werk des protestantischen Religionsstifters Dr.Martin Luther, dessen Namen King getragen hat, der diesem Traum von der Gleichheit der Völker und Rassen völlig widersprochen hat.

Der wüsteste und schlimmste Hetzer Deutschlands neben Hitler und Goebbels, der Herausgeber des antijüdischen Hetzblattes Der Stürmer Julius Streicher rief zu seiner Entlastung und zu seinem Schutz vor dem Nürnberger Gerichtshof wider Nazi- und Kriegsverbrechen Martin Luther als seinen Schirmherren auf.
Dr. Martin Luther säße heute an meiner Stelle auf der Anklagebank, wenn dies Buch von der Anklagevertretung in Betracht gezogen würde. In dem Buch „Die Juden und ihre Lügen“ schreibt Dr. Martin Luther, die Juden seien ein Schlangengezüchte, man solle ihre Synagogen niederbrennen, man solle sie vernichten ... Genau das haben wir getan!
Da sass er, der Streicher, und wollte nicht anders gekonnt haben. Die Schrift Martin Luthers gibt es tatsächlich. Er hat sie wenige Jahre vor seinem Tod 1543 verfasst und in Wittenberg verlegt.
Im folgenden Auszüge daraus, die an überdeutlicher Parallele und Analogie zu den Nazi Strategien nichts fehlen lassen.

Martin Luther - O-Ton und O-Text

Was wollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden? Zu leiden ist's uns nicht, nachdem sie bei uns sind und wir solch Lügen, Lästern und Fluchen von ihnen wissen, damit wir uns nicht teilhaftig machen aller ihrer Lügen, Flüche und Lästerungen. So können wir das unlöschliche Feuer göttlichen Zorns nicht löschen noch die Juden bekehren. Ich will meinen treuen Rat geben:
Erstlich, dass man ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecke, und, was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, daß kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich. Und solches soll man tun unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien und solch öffentlich Lügen, Fluchen und Lästern seines Sohnes und seiner Christen wissentlich nicht geduldet noch gebilligt haben.

Das erinnert an das 9.11.1938 im ganzen deutschen Reich durchgeführte Pogrom der Reichskristallnacht, in der über 190 Synagogen im ganzen Reichsgebiet in Flammen aufgingen und Geschäfte und Wohnungen zerstört wurden, jüdischer Besitz von rabiaten SA Mitgliedern geraubt worden ist. Göring setzte danach durch, die Kosten der Aufräumarbeiten seien von den Juden zu tragen [nicht von der SA], und sie hatten 1 Milliarde Reichsmark an das Deutsche Reich zu entrichten.

Ein weitere historische Forderung Luthers, die sowohl an die Ereignisse der Reichskristallnacht wie an die in Folge errichteten Konzentrationslager erinnert.

Zum anderen, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre; denn sie treiben eben dasselbe darinnen, was sie in ihren Schulen treiben. Dafür mag man sie etwa unter ein Dach oder Stall tun, wie die Zigeuner, auf dass sie wissen, sie seien nicht Herren in unserem Land, wie sie rühmen.

Die nächste lutherische Empfehlung liest sich wie eine Anleitung zu den von Goebbels angeordneten Bücherverbrennungen 1933 in Deutschland, im angeschlossenen Österreich 1938 in Salzburg nachgeholt. Ebenso eine Analogie zum Ausschluss aus Lehre und öffentlichen Ämtern infolge der Nürnberger Gesetze.

Zum dritten, dass man ihnen nehme all ihre Betbüchlein und Talmudisten, darin solche Abgötterei, Lügen, Fluch und Lästerung gelehrt wird. Zum vierten dass man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren; denn solch Amt haben sie mit allem Recht verloren.

Ebenso vorgesehen hat Luther die Vertreibung aus dem öffentlichen Raum. Es gab viele Juden, die rechtzeitig aus Österreich und Deutschland flohen. Doch ein grosser Anteil wurde aus dem öffentlichen Raum in den geschlossenen wie irreversiblen Raum der Konzentrationslager verdrängt und dort ums Leben gebracht.

zum fünften, dass man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe; denn ihr sollt sie nicht schützen, es sei denn, ihr wolltet vor Gott aller ihrer Greuel teilhaftig sein.

Es hat also keinen Schutz mehr gegeben vor dem Erschlagenwerden. Die Juden waren vogelfrei, wie die SA straffrei gewesen ist und ihre öffentlichen Mordtaten an Juden, Linken und Kommunisten auch ungestraft öffentlich verüben konnten.

Weiteres Berufsverbot hat Luther zu erwirken versucht.

Zum sechsten, dass man ihnen den Wucher verbiete. Alles was sie haben, haben sie uns geraubt durch ihren Wucher.

Dieses Verbot ist von besonderer Ambivalenz, da gerade die Christen es gewesen sind, die den Juden die Geldwirtschaft aufgebürdet haben, weil sie mit der unchristlichen Zinswirtschaft nichts zu tun haben wollten. Und wenn ein Kaiser kein Geld mehr gehabt hat, liess er das Ghetto überrennen und hat die Öffnung der jüdischen Kassen erzwungen.

Die Forderung nach Zwangsarbeit, die ein heutiger Politiker ordentliche Beschäftigungspolitik genannt hat, kommt ebenso von Luther.

Zum siebenten, dass man den jungen starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiss der Nasen, wie Adams Kindern auferlegt ist.

Goebbels Vorredner ist der Prediger Luther gewesen.

Was wollen wir armen Prediger indes tun? Wir wollen glauben, daß unser Herr Jesus Christus wahrhaftig sei, der von solchen Juden, die ihn nicht annahmen, sondern kreuzigten, ein solch Urteil spricht: Ihr seid Schlangengezücht und Teufelskinder! - Nun werden uns unsere Herrschaften und alle solche barmherzigen Heiligen, die den Juden wohlwollen, zum wenigsten den Raum lassen, daß wir glauben mögen Jesus Christus unserem Herrn, der freilich alle Herzen besser kennt als solche barmherzigen Heiligen, dass diese Juden müssen Schlangengezücht und Teufelskinder sein, die uns ebenso viel Gutes gönnen, wie ihr Vater, der Teufel.

Die nächste Stelle erinnert an die Nürnberger Rassentrennungsgesetze.

Wer nun Lust hat, solche giftigen Schlangen und Teufel, die ärgsten Feinde Christi und unser aller, zu beherbergen und zu ehren, der lasse sich diese Juden treulich befohlen sein und rühme sich danach, er sei barmherzig gewesen, habe den Teufel und seine jungen Teufel gestärkt, zu lästern unseren lieben Herrn. So ist er dann ein vollkommner Christ voller Werke der Barmherzigkeit, die ihm Christus belohnen wird am jüngsten Tage mit den Juden im ewigen höllischen Feuer.

Luther macht den Antisemitismus zur Christenpflicht. Allein den Holocaust überlässt er dem Jüngsten Tag. Die gottlosen Nazis haben den jüngsten Tag in die brutale Realität der Gaskammern verwandelt. Der längste Tag in der Normandie ist für die meisten Juden zu spät gekommen.

Diese üblen Vorschläge und Ansichten Luthers haben die Deutschen 2003 nicht darin gehindert, in einem von ZDF und Printmedien breit angelegten Wahlbewerb, wer nun der berühmteste und vorbildlichste Deutsche wäre, Luther unter die ersten Zehn zu wählen.
Da hilft es auch nicht weiter, dass Einstein an zehnter Stelle der ersten Dekade stand. Man hat in diesem Wettbewerb um den oder die berühmtesten Deutschen zwar die Lutherische Hetzschrift erwähnt, aber.... Sie werden halt wieder sagen, so wie die Österreicher, sie hätten es nicht gewusst.

So habe ich es für unerlässlich gehalten, Luther ungeschminkt, unverbrämt zu zitieren und in Parallele zu den Nazi zu setzen und so drastisch zu zeigen, was Julius Streicher in seiner vergeblichen Nürnberger Verteidigung erheischen wollte.
Streicher ist rechtskräftig verurteilt und hingerichtet worden. Doch der Prediger, der ihm Vorbild gewesen ist, darf sich in den Gnadenmantel der Geschichte hüllen.
Nur einen Ausweg lässt Luther den Juden offen und darin ist er ohnehin eins mit den Katholiken. Wer von der Tortur befreit sein will, muss sich taufen lassen, dem jüdischen Ritus abschwören und seine Identität aufgeben, zugunsten des christlichen Glaubens. Nur in der Anerkennung des Messias, den das jüdische Pharisäertum und das folgende Rabbinat grundsätzlich leugnet, liegt der Schritt in die Freiheit, wenn auch in eine ausgeklügelt überwachte Freiheit.

Nochmals Martin Luther

Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist's um diese Juden, so diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind.

Das wird Julius Streicher zum Subtitel des Stürmers inspiriert haben.: Die Juden sind unser Unglück

Die Erwähnung der Pestilenz lässt an anderes denken. Im vierzehnten Jahrhundert wurden die Juden beschuldigt, die grassierende Pest verursacht zu haben.

Peter Rosegger

1885 veröffentlicht der steirische Dichter Peter Rosegger in zwei Bänden bei Leykam in Graz seine Vorlesungen in steierischer Mundart Stoasteirisch Der erste Band enthält eine steirische Landesgeschichte, dessen elftes Hauptstück den Titel Der Christ, der Jud und die Pest trägt.
Das verheisst schlimmes, löst sich jedoch schlussendlich doch noch in der Ablehnung der Gewalt gegenüber Juden seitens Rosegger auf.
Er erzählt eine Sage zum Gruseln aus dem Jahr 1312.
Die Juden, die im Lande seien, würden die heiligen Hostien aufkaufen und aus den Tabernakel stehlen, und stechen und martern, bis das heilige Blut herausrinne, wie aus Christi eigenem Leib. Sie würden Christenkinder abstechen wie die Osterlämmer. Kein Jude könne leben, wenn er nicht zumindest einmal im Jahr ein Krügel Christenblut austrinke. Die Brunnen würden sie vergiften und damit die Pest auslösen und so weiter.
Ja wenn es so aussehe, wäre es an der Zeit die Juden zu erschlagen.
Die Judenburger Juden hätten von dieser neuen Arbeit gehört und wollten den Christen zuvorkommen und nahmen sich vor, in der Christnacht alle Christen der Stadt Judenburg zu erwürgen.
Ein jüdisches Mädchen, dass einen Christenbuben liebte, hats diesem gesteckt.
Der Christenbub warnte seine Gemeinde und die haben daraufhin in der heiligen Nacht alle Judenburger Juden erschlagen.
„Das wird eine Christmettn gewesen sein ! Na, ich dank, da wird das Christkindl a Freud gehabt haben.“
Da wäre die Judenjagd im ganze Land angegangen und die Christen haben geplündert, geraubt und gewürgt. Die Geistlichen haben lang gut die Menschenliebe predigen können, hätte es nach der Predigt nicht immer geheissen.
„Die Juden sind keine Menschen, die Juden sind Juden.“
Verjagt haben sie sie, und einer der zuhause ein reicher Kaufmann gewesen ist, lief in der Fremde wieder nur mit einem Binkerl herum. Auch Weib und Kind, die auch ein Herz gehabt haben werden wurden mit Hunden vertrieben.
Den Juden ist das oft genug geschehen, und sie sind alleweil noch zäher, abgedrehter und verjudeter geworden.
Heute
[1885 - fünfzig Jahre später ist es soweit gewesen ] täte man halt wieder gern ein wenig Juden erschlagen.

Heute wissen wirs, dass das mit dem Hostienmartern und Brunnenvergiften alles larifari gwesen ist, [ nicht gestimmt hat ] und wollens doch tun. Da wären wir ja noch viel schlechter als die Alten.
Ich bin ein dummer Bauer und mich hat der Jud schon oft angeschmiert. Aber deswegen gleich niederschlagen ? Ich könnte auch zu grob ankommen und es erbarmet mir auch.
Die gescheiten, frommen und grossmauligen Herren, die mit dem Maul alles recht und gut machen wollen in der Welt, die aus lauter Menschenliebe zum winseln anheben und den Nachbarn verfolgen, weil er ein Jud ist, oder ein Christ, oder ein Deutscher, oder ein Böhm. oder wer anderer !
Pfui Teufel, schämt euch.....
Ja, freilich, Gott wird uns was pfeifen. Es wird noch derselbe Herr sein, der die Juden vor dem agyptischen König, dem Pharao, beschützt hat, der dem Moses die zehn Gebote gegeben hat.
Auf einmal ist die Pest dagewesen. Im 1349er Jahr ist fast die halbe Steiermark ausgestorben

Rosegger sieht die Pest als Strafe infolge der Judenverfolgungen an und droht so seinen Lesern mit schlimmen Folgen, so sie an ihrer Gewalttätigkeit festhalten wollen. Der Roseggersche Originaltext ist in der schweren und spröden obersteirischen Mundart verfasst, die ich in eine lesbare Schriftsprache, die weitgehend die Eigenheiten des Textes beibehält und keinerlei Sinn der Roseggerischen Erzählung und abschliessenden Interpretation verändert hat, übertragen habe.

Roseggers Erzählung ist keine steirische Besonderheit und Luthers Anstiftung kein Einmaliges in der Geschichte der abendländisch europäischen Christenheit. Königliche Dekrete zur Einschränkung jüdischen Lebens, bischöfliche Verfluchungen der jüdischen Religion gibt es im katholischen Deutschland, im katholischen Österreich und Spanien, in Frankreich, sonderzahl im vorlutherischen Europa.
Nur die Päpste verhalten sich merkwürdigerweise immer wieder moderat. Sie brauchen die Juden noch, um in ihrer Theologie den endgültigen Triumph Christi vor dem hereinbrechen des wirklich letzten Tages der Menschheit unter Beweis zu stellen. Denn bevor der Herr erneut und zum letzten Mal erscheint, um über die Lebenden und die Toten abschliessend und endgültig zu richten, werden sich der Verheissung nach noch alle starrsinnig am alten Glauben festhaltenden Juden zur christlichen Wahrheit bekehren. Sie wurden von den Päpsten als eine Art Geissel göttlicher Prophetie angesehen.

Das hindert die Geistlichkeit jedoch nicht daran, im Zusammenwirken von kirchlichem Befund jüdischer Häresie und weltlicher Exekutive zigtausende Juden in Europa dem Scheiterhaufen zuzuführen, nur weil sie ihrem Glauben nicht abschwören wollten und den Tod, auch den der wechselseitigen Ermordung, dem Übertritt zum Christentum vorzogen. Die Christenheit übte ihre Justiz jahrhundertelang nach dem Grundsatz, wer ein Jude bleibt, hat leicht sein Leben verwirkt und endet im Feuer.

Coudenhove Kalergi

Die Kirche verliess sich auf die erfolgreiche Wirkung des Zwanges: Das beste Mittel blieb, ihnen das Leben recht unangenehm zu machen. Das Mittel war radikal, denn bei den Verfolgungen bekehrten sich oft Juden zu Hunderten, ja Tausenden - scheinbar natürlich - zum Christentum, durch Predigten und Unterweisungen aber nur sehr wenige.
Graf Heinrich Coudenhove-Kalergi

Der katholische Antisemitismus und seine Einschränkungen jüdischen Lebens, die repressive Gesetzgebung, die permanenten Pogrome, die Radikalisierung in der Zeit der ersten Kreuzzüge, in denen man sich, bevor man gegen die Muselmanen gezogen ist, an den europäischen Juden ausprobiert hat, also Juden erschlug, hat sich nicht weit weg von Luthers Ausfällen befunden. Dies zeigt das von Richard Coudenhove Kalergi 1935 Wien Zürich herausgegebene und mitverfasste Buch Judenhass von Heute und Wesen des Antisemitismus, das ich nach Kenntnis anderer Quellen und genauem Überdenken von Zusammenhängen als ein brauchbares kritisches wie aufklärendes Werk ansehe, im dem der religiöse wie politische Antisemitismus kritisch betrachtet wird, in dem das Wesentliche herausgearbeitet worden ist.

Das Buch selbst ist in zwei Teilen. Der erste Teil enthält eine Aktualisierung, beschreibt die Wiederkehr des Judenhasses in den zwanziger Jahren, die Projektion des Antisemitismus auf allen politischen Fortschritt und die Realität des zur Zeit der Herausgabe des Werkes an die Macht gekommenen Nationalsozialismus unter dem Diktat Hitlers. Coudenhove rechnet jedoch 1935 noch nicht mit dem in Folge einsetzenden Holocaust, der Vernichtung der europäischen und osteuropäischen Juden.

Richard Coudenhove Kalergi gibt im zweiten Teil des Buches den 1901 von seinem Vater Graf Heinrich Coudenhove Kalergi verfassten Text Das Wesen des Antisemitismus erneut heraus. Heinrich Coudenhove ist in jungen Jahren nach eigener Aussage selbst Antisemit gewesen. Als er jedoch in Zweifel über die Anschuldigungen gegenüber den Juden geriet, begann er systematisch nachzuforschen und den Antisemitismus bis in seine Wurzeln zu erforschen und alles ungeheures Gespinst von Lügen und die gezielt über Jahrtausende hinweg reichende Denunziation, die von der katholischen Kirche bereits in der Gründerzeit in die Welt gesetzte Lehre der Verachtung [ Norman Solomon ], auf ihre Wahrheit hin zu durchleuchten und auseinander zu nehmen, zu dekonstruieren.

Für den Zeitraum, aus dem Rosegger stoasteirisch erzählt, berichtet Kalergi:
Im Jahre 1328 entstand in Estella ein arges Judengemetzel. Der Pöbel, angeführt von einem gewissen Pedro Olligoyen stürzte sich auf die Juden mit dem Geschrei: „Tod den Juden oder Bekehrung“. Fast sämtliche Juden der Stadt wurden umgebracht. Die Metzeleien wiederholten sich in vielen anderen Städten Navarras, wobei 6000 Juden umkamen.
In Deutschland wütete vom Jahre 1336 bis 1337 die Judenschlächterei von neuem. Es gab eine eigens organisierte Schar, die sich Judenschläger
[ eine Analogie zu SA und SS; die Nazis haben ohnehin mit Vorliebe ihre Vorbilder in der deutschen Geschichte gesucht ] nannte. Ihr Zweck war, den Kreuzestod Christi an den Juden zu rächen. In Deggendorf fand im Jahre 1337 eine bedeutende Judenschlächterei statt, und zwar in Folge einer geschändeten Hostie.
Im Jahre 1348 wurde Europa durch die unter dem Namen „der schwarze Tod“ wütende verheerende Pest dezimiert.
An derselben sollen auf der ganzen Welt 25 Millionen Menschen zugrunde gegangen sein. Selbstverständlich gab die christliche Bevölkerung den Juden die Schuld an der Katastrophe, indem sie behaupteten, die Juden hätten die Brunnen vergiftet. Weder den Mongolen noch den Mohammedanern war so etwas eingefallen. Judenverfolgungen fanden zu dieser statt in Frankreich, Spanien, Italien, der Schweiz, Deutschland, [Innerösterreich, Steiermark], und in vielen anderen Ländern. In Worms, Strassburg, Oppenheim, Frankfurt, Mainz, Köln, Wien, Augsburg, Magdeburg und Brüssel wiederholten sich die scheusslichsten Massakers; ein ewiger Schandfleck für das Mittelalter.

Heinrich Coudenhove legt einleuchtend dar, dass es aus seiner Sicht keinen rassischen Antisemitismus gegeben hat, obwohl sich der offensichtlich bereits um die Jahrhundertwende ankündigt. Von den Absichten Hitlers und der Nationalsozialisten kann Coudenhove um 1900 noch nichts gewusst haben.
Umso überzeugender legt er dar, dass der traditionelle Antisemitismus in seinen christlich europäischen Spielformen immer auf religiöse Motive zurück geführt werden kann. Auch der von den Römern vor den Christen ausgeübte Antijudaismus hatte religiösen Hintergrund. Die Juden verstanden es geschickt wie starrsinnig, ihre Religion weitgehend von römischen Einfluss und römischen Bilder-und Skulpturenkult frei zuhalten. Die Juden pflegten ein radikales Bilderverbot. Die pharisäische Orthodoxie und das klassische Judentum pflegt eine Wort- und Schriftreligion, in deren Zentrum die Verkündigung des göttlichen Wortes steht und das wahre wie einzige jüdische Heiligtum ist die Thora, die in Rollen aufgezeichnete Schrift.
Der Katholizismus ist wesentlich von dieser Kultur der Schrift mitgeprägt worden. Aber er entwickelt Bilderkulte, die den orthodoxen Juden ein Greuel gewesen sind, ebenso wie der römische Götterkult und dessen skulpturale Darstellungen.
Die Römer vermieden es in der judäischen Provinz sogar, Münzen mit dem Bildnis des Cäsaren auszugeben, weil sie die rabiate Reaktion der Juden auf den römischen Caesaren- bzw. Personenkult auf jeden Fall vermeiden wollten.
Die Juden waren mit Ausnahme zu Zeiten Caligulas vom Kaiserkult dispensiert. Der Versuch des Pilatus mit diesen Sitten zu brechen, und wieder kaiserliche Abbilder in der Öffentlichkeit zu zeigen, führte fast zu einem Aufstand.
Ich erwähne dies, um die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes zu zeigen: Die Juden in Massada den Tod der Versklavung vorzogen, und auch in den Pogromen ihre Religion und Identität nicht gegen Abfall und damit Leben tauschten.

Heinrich Coudenhove teilt die Meinung der freien Wissenschaft seiner Zeit, dass es der Apostel Paulus und seine Partei waren, die das Christentum zu dem gemacht haben, was es ist, indem sie die Abschaffung der Beschneidung und des jüdischen Zeremonialgesetzes durchdrückten, wodurch das Christentum aufhörte eine jüdische Sekte zu sein.

Das ist so einleuchtend wie Voraussetzung gewesen, aus dem Christentum eine Weltreligion zu machen, der sich die unterschiedlichsten Völker und ethnischen Weltkulturen geöffnet haben. So paradox es klingt, das Christentum musste sich aus dem Judentum lösen, um universell zu werden. Aber damit, und mit der Leugnung der jüdischen Orthodoxie der Pharisäer, die infolge durch das Rabbinat in der jüdischen Diaspora ersetzt worden ist, dass Christus der von der Juden ersehnte und über Generationen angekündigte Messias wäre, beginnt eines der düstersten Kapitel der Menschheitsgeschichte, die Unterdrückung, Deformation, Verfolgung und fortwährende Ermordung der Juden mit dem explosiven wie verheerenden Höhepunkt im von den Nazis angerichteten Holocaust. Die Nazis haben sich ohnehin aller über die zwei Jahrtausende eingeprägten Vorurteile der Christen bedient, sie erneut hochgekocht und um ihren mörderischen Rassismus ergänzt und das unfassbare Morden in Gang gesetzt.

Papst Johannes Paul II., einer wenigen Päpste, der persönliche freundschaftliche Beziehungen zu Juden erlebt und gepflegt hat, auch in der Zeit des Widerstandes gegen die nationalsozialistische Besetzung in Polen, sagte einmal in einem Schreiben an die Kardinäle, die katholische Kirche habe über Jahrhunderte hinweg das Instrumentarium vorbereitet und bereitgestellt, das den Nazis ihren Völkermord erst möglich gemacht hat. Insofern muss die Kirche Mitschuld zugestehen, obwohl sie im Fall des Holocaust nicht Mittäter ist.
Selbst der überzeugte katholische Sympathisant der Nationalsozialisten, der aus Österreich stammende Bischof und in Rom die deutsche Anima leitende Alois Hudal, ein Freund Ignaz Seipels, stellte sich gegen den Rassismus der Nazis, weil sonst das kirchliche Gefüge, dass sich an alle Menschen richtet, beschädigt und eingestürzt wäre. Hudal, der noch während des Krieges und kurz danach die sogenannte Rattenlinie leitete, die hochrangigen Nazis mit Hilfe des Vatikans die Flucht nach Südamerika möglich machte, wurde Anfang der 50er Jahre von der Kirche in die innere Verbannung geschickt. Die Kirche begann sich bereits Mitte der dreissiger Jahre von Hudal, der ein Buch über das Wesen des Nationalsozialismus verfasst und überzeugter Antisemit gewesen sein dürfte, zu distanzieren. Doch in Bezug auf die Rassenlehre und den Rassenhass widersetzte er sich den Nationalsozialisten, was ihm auch von dieser Seite Misstrauen wie Distanz eingetragen hat. Zunehmend geriet er zwischen alle Stühle. Hudal war jedoch ein begeisterter Verfechter des Anschlusses Österreichs an das deutsche Reich und ärgerte sich masslos darüber, dass Papst Pius XI 1938 ein Verbot aussprach, in der Deutschen Nationalkirche der Anima einen Gottesdienst zur Feier des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich zu begehen. Sein Buch über die Grundlagen des Nationalsozialismus bietet jedoch aufschlussreiches Material über die Ideengeschichte des Antisemitismus wie auch des Rassismus und ich werde darauf zurückkommen.

Die Nationalsozialisten haben der spanisch - katholisch angelegten Garotte, die jederzeit zugezogen werden konnte, eine weitere, endgültig fatale Drehung hinzu gefügt. Es half auch nichts mehr, zum christlichen Glauben zu konvertieren. Wer jüdischen Blutes gewesen ist, sollte sterben. Das ist die radikale Wendung, der den nationalsozialistischen antisemitischen Rassismus vom religiösen Antisemitismus trennt.

*

Paulus

Der religiöse Antisemitismus des jungen Christentums wird von Paulus begründet. Die ersten Hinweise finden wir im ersten Brief an die Thesallonicher.

2,13
Die Aufnahme des Evangeliums in der Gemeinde

Und darum danken wir auch Gott ohne Unterlaß dafür, daß ihr das Wort der göttlichen Predigt, das ihr von uns empfangen habt, nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort, das in euch wirkt, die ihr glaubt. Denn, liebe Brüder, ihr seid den Gemeinden Gottes in Judäa nachgefolgt, die in Christus Jesus sind; denn ihr habt dasselbe erlitten von euren Landsleuten, was jene von den Juden erlitten haben.
Die haben den Herrn Jesus getötet und die Propheten und haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen feind.
Und um das Maß ihrer Sünden allewege vollzumachen, wehren sie uns, den Heiden zu predigen zu ihrem Heil. Aber der Zorn Gottes ist schon in vollem Maß über sie gekommen.

Der Hinweis auf den göttlichen Ursprung des Wortes, das in selben Atemzug mit der Verdammung der Juden ausgesprochen wird, bestimmte infolge den qualvollen Leidensweg der Juden durch die nächsten zwei Jahrtausend bis durch die Tore der nationalsozialistischen Vernichtungslager. Gott ist es, der den Juden zürnt, lässt uns Paulus wissen, und so werden auch alle Verbrechen an den Juden im Namen Gottes getan. Selbst die Nazis beziehen sich in ihren Feldzügen, die auch Judenvernichtunsgfeldzüge gewesen sind, auf Gott. Der deutsche Wehrmachtsoldat trägt eine Gürtelschnalle auf der steht: Gott mit uns. Das haben sie so von der preussischen Armee übernommen, und auch die kaiserlichen Österreicher haben noch diese göttliche Losung für sich in Anspruch genommen, so wie andere europäische Kriegsheere auch.

Zurück zu Paulus. Rufen wir uns das Ereignis seiner Bekehrung ins Gedächtnis.

Kapitel 9.1 - 22

Die Bekehrung des Saulus

Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn und ging zum Hohenpriester und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit er Anhänger des neuen Weges, Männer und Frauen, wenn er sie dort fände, gefesselt nach Jerusalem führe. Als er aber auf dem Wege war und in die Nähe von Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich?
Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst. Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen sprachlos da; denn sie hörten zwar die Stimme, aber sahen niemanden. Saulus aber richtete sich auf von der Erde; und als er seine Augen aufschlug, sah er nichts. Sie nahmen ihn aber bei der Hand und führten ihn nach Damaskus; und er konnte drei Tage nicht sehen und aß nicht und trank nicht.

Es war aber ein Jünger in Damaskus mit Namen Hananias; dem erschien der Herr und sprach: Hananias! Und er sprach: Hier bin ich, Herr. Der Herr sprach zu ihm: Steh auf und geh in die Straße, die die Gerade heißt, und frage in dem Haus des Judas nach einem Mann mit Namen Saulus von Tarsus. Denn siehe, er betet und hat in einer Erscheinung einen Mann gesehen mit Namen Hananias, der zu ihm hereinkam und die Hand auf ihn legte, damit er wieder sehend werde. Hananias aber antwortete:
Herr, ich habe von vielen gehört über diesen Mann, wieviel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat; und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle gefangenzunehmen, die deinen Namen anrufen. Doch der Herr sprach zu ihm: Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, daß er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel. Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muß um meines Namens willen. Und Hananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist, daß du wieder sehend und mit dem heiligen Geist erfüllt werdest. Und sogleich fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und er wurde wieder sehend; und er stand auf, ließ sich taufen und nahm Speise zu sich und stärkte sich.

Saulus blieb aber einige Tage bei den Jüngern in Damaskus. Und alsbald predigte er in den Synagogen von Jesus, daß dieser Gottes Sohn sei. Alle aber, die es hörten, entsetzten sich und sprachen: Ist das nicht der, ader in Jerusalem alle vernichten wollte, die diesen Namen anrufen, und ist er nicht deshalb hierhergekommen, daß er sie gefesselt zu den Hohenpriestern führe? Saulus aber gewann immer mehr an Kraft und trieb die Juden in die Enge, die in Damaskus wohnten, und bewies, daß Jesus der Christus ist. Nach mehreren Tagen aber hielten die Juden Rat und beschlossen, ihn zu töten.
Aber es wurde Saulus bekannt, daß sie ihm nachstellten. Sie bewachten Tag und Nacht auch die Tore, um ihn zu töten. Da nahmen ihn seine Jünger bei Nacht und ließen ihn in einem Korb die Mauer hinab.

Ab da an nannte sich Saulus Paulus und predigte nicht mehr den Juden allein, sondern vielmehr den Heiden und legte damit das Fundament zur europäischen Ausbreitung des Chistentums im Rahmen des römischen Reiches in seiner katholischen Form. Erst in der Loslösung aus dem Judentum wird das Christentum zur katholischen allumfasssenden Weltkirche. Petrus mag der Fels gewesen sein, auf dem Christus seine Kirche errichtet sehen wollte. Doch Paulus schmiedete das eiserne und unumstösslich vorgegebene Gerüst dieser Kirche, er formte die tragenden Elemente und die Struktur. Wer vom Katholizismus und all seinen Synkretismen bis hin zum atheistischen Kommunismus etwas verstehen will, wird an den paulinischen Briefen nicht vorbei kommen. Aber sie wiegen schwer und sind oft bedrückend.

Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.

Vom Verfolger der christlichen Juden wurde Paulus zum Verfolger seiner jüdischen Mitbrüder und Schwestern, in dem er den spirituellen Grund des Antisemitismus legte. Das jüdische Volk war nur mehr die negative Mater, aus dem das Christentum herausgetrieben worden ist und sich von da an in anderen Richtungen, in anderen Völkern entfaltete, in dem das alte Testament vermehrt um das Neue sich in die katholische Struktur verwandelte und von Paulus neu definiert wie formatiert worden ist. Paulus und verbreitete von da an den Glauben in allen dem nördlichem Mittelmeer angrenzenden Ländern. Selbst nach Spanien hat ihn sein Schiff geführt.

Und alles ist im Namen Gottes geschehen, so lesen wir und hören wir. Aber kann die Kirche nach dem Holocaust die Verfolgung der Juden, die treu ihrem Glauben weiterhin folgen, weiterhin legitimieren oder gar in Kanzelreden und theologischen Schriften gutheissen ? Nein ! Diesen fundamentalen theologischen Widerspruch wird sie endgültig aufgeben müssen. Wie soll sie sich da in einer aufgeklärten Welt auf das Wort Gottes berufen können, um andere zu verfolgen. Niemals mehr sollte die Kirche im Namen Gottes Juden und Andersgläubige oder Nichtgläubige verfolgen können, so wie sie auch nicht verfolgt werden sollte.

Es ist in diesen zweitausend Jahren im Namen der Kirche soviel geschehen, das sich besser nicht ereignet hätte. Vielleicht gelingt es in einem Wechselspiel von Aufklärung und bewahrender, nicht beharrender, Religiosität dieses uralte Europa neu zu formen, einen Sog in die Zukunft zu schaffen, ohne sich verfassungsmässig zu verankern und damit nach künftigen staatlich legistischen Möglichkeiten zu schielen. Aber damit weiche ich von meinem Thema ab.

Der Moses des Michelangelo

Zurück zu einem Bildwerk, das meiner Ansicht nach einen weiteren Höhepunkt von kirchlichem Antisemitismus markiert: Der Moses des Michelangelo im römischen Petersdom, der vor dem julianischen Grabmal Wache hält, trägt Hörner auf dem Kopf. Die Skulptur zeigt Moses nach der Rückkehr vom Sinai, mit den Gesetzestafeln in Händen. Gott hat ihm gerade die zehn Gebote verkündet. Und das Gesicht des Moses glänzt, strahlt. Er hat Gottes Antlitz geschaut und das Licht hat sich auf ihn übertragen. So ist es auch beschrieben in der griechischen Version der Bibel, in der Septuaginta, die die erste Übertragung aus dem Hebräischen gewesen ist. In der lateinischen Vulgata des Hieronymus hat Moses plötzlich Hörner auf dem Haupt, und so hat in Michelangelo dargestellt.
Hörner auf dem Haupt sind Symbole des Teufels. Das wollte man in der Kirche nicht so offen sagen, so sprach man immer von einem Übersetzungsfehler. Das lag nahe, da die hebräischen Worte Keren und Karan gleich geschrieben werden. Die hebräische Schrift kennt keine Vokale. Das eine Wort meint das Widderhorn und das andere das glänzende, strahlende. Ich glaube, dass Hieronymus den Unterschied gekannt hat und bewusst die gehörnte Fassung wählte, um so den ersten Religionsstifter des Alten Bundes in ein schiefes, leicht teuflisches Schlaglicht zu setzen.
Das würde auch der Theorie und Meinung entsprechen, dass mit der Verdammung des Jüdischen und der Verächtlichmachung früh wie systematisch begonnen worden ist, und diese Lehre der Verachtung konsequent fortgesetzt worden ist.
Warum wählt Michelangelo diese Darstellungsform ? Papst Benedikt XIII erliess im Jahre 1415 eine judenfeindliche Bulle, die nur einen für die Juden günstigen Punkt enthält, nämlich den, dass sie nicht mit Gewalt zur Taufe gezwungen und nicht vergewaltigt oder totgeschlagen werden dürfen, was sonnenklar beweist, dass derartige Verbrechen an der Tagesordnung waren. (Heinrich Coudenhove)
Tatsächlich ist das ganze 15.Jahrhundert von gegen die Juden gerichteter Gewalt durchpulst. Vor allem die spanische Inquisition liess andauernd Juden verbrennen. 1492 erfolgte die Ausweisung sämtlicher Juden und Mauren aus Spanien, die nicht zum Christentum übertreten wollten.
Aus einer solchen spanisch sephardischen Familie stammt der österreichiche Dichter Elias Canetti, dessen Familie nach der Ausweisung im türkischen Exil überdauert hat.
Die, die weder gehen wollten, noch sich christianisieren liessen, wurden verbrannt.

Michelangelo lebte in einer Zeit des Antisemitismus. Er und der Bauherr Papst Julius II sind wahrscheinlich bewusste Antisemiten gewesen.
Das Juliusgrab hat es ohnehin in sich. Michelangelo hat es so grosszügig geplant, dass Julius II die alte Peterskirche zu klein vorgekommen ist. Um seinem Grab den passende Rahmen zu schaffen, betrieb er den Neubau des Petersdomes. Das kostete eine Menge Geld und Julius und seine Nachfolger betrieben eifrig den Ablasshandel. Das rief Luther auf den Plan, der meinte, von Sünden könne man sich nicht loskaufen und mit der Losprechung dürfe man kein Geld verdienen. Er trat also auf wider die extreme wie perfekte Vermarktung der christlichen Heilslehre und des Heilwesens. So entstand die Reformation, in Folge die Gegenreformation usw.usf. Man sieht, Kunst kann also doch Revolutionen auslösen. Auch die franzöische Revolution ergab sich nicht aus der Wühlarbeit von gottlosen Juden, wie immer gemunkelt worden ist, sondern ist Antwort auf den den Verschwendungswahn und an die Prunksucht Ludwig XIV gewesen.

Eine besondere Eigenheit der Renaissancekunst war die Verschmelzung unterschiedlicher Inhalte, wir würden das heute Sampling nennen. Diese Kunstform, die sowohl in der gegenständlichen Abbildung, wie auch in der Dichtung geübt worden ist, die grundsätzlich symbolisch zu lesen ist, nennt man concetto. In raffinierter Weise wurde u.a. sowohl heilige wie auch häretische Themen miteinander verbunden, meist auch erotische Inhalte eingefügt. Die Kunst des concetto und das Verstehen dieser Bilderrätsel war ein fixer Bestandteil des gebildeten Selbstverständnisses der auf humanistische wie klassische Bildung versessenen Renaissancegesellschaft.
So gesehen ist der Moses von Michelangelo, so wie die meisten seiner anderen Arbeiten, eigentlich keine Überraschung und schon gar nicht als geheimnisvolle versteckte Botschaft zu lesen. Die gebildete Schicht wusste damals genau, wie etwas zu verstehen ist. Auch das Volk wird seinen Spass an den Bilderrätseln gehabt haben.
Der Übersetzungsfehler war bloss eine Umschreibung eines allzu direkten Ausdruckes des Sachverhalts.

Sigmund Freud hat in seinen Schriften zur Kunst und Literatur über den Moses des Michelangelo ausführlich geschrieben. Auffällig, mit einer einzigen, winzigen Ausnahme, er zitiert denn Kunstschriftsteller Max Sauerlandt Über kein Kunstwerk der Welt sind so widersprechende Urteile gefällt worden, wie über diesen panköpfigen Moses, vermeidet es Freud geradezu, obwohl er das Bildwerk akribisch beschreibt, und akribische Bildbeschreibungen anderer zitiert, von den Hörnern des Moses zu reden. Er zieht sogar einen Vergleich mit einer 1180 entstandenen Mosesstatue des Nicola von Verdun, die keine Hörner aufweist, heran, ohne diese ins Auge springende Differenz zu erwähnen.
Tatsächlich begann man mit weiterer konsequenter Verteufelung zu Beginn der Kreuzzüge Ende des 11.Jahrhundert. Der Moses des Nicola von Verdun, der noch frei von negativer Symbolik ist, und der Moses des Michelangelo, der im Zentrum der Christenheit, im Petersdom seinen Platz hat, sind als Eckpunkte einer langen Entwicklung der ausübenden Verachtung anzusehen.
Aber warum übersieht Freud die Hörner des Moses, warum will er über das nicht reden. Nimmt er die Panköpfigkeit bewusst nicht zur Kenntnis, schreibt darum herum, um den Inhalt des ausgesparten Platzes um so deutlicher und die Botschaft um so eindringlicher sichtbar zu machen.
Oder ist es ein blinder Fleck in seinem eigenen Bewusstsein, eine Verdrängung, die antisemitische Beschimpfung nicht wahrhaben will. Ist es Angst davor, sich in eine Kontroverse mit der Kirche zu begeben, die ihn zurückhalten lassen. Obwohl, zu diesem Zeitpunkt, 1914, ist die Übersetzung seit einigen Jahrzehnten korrigiert, und das Gesicht des Moses in der Bibel glänzt wieder, und ist nicht mehr mit Hörnern ausgestattet. In diesem Fall hat Rom ein Einsehen gehabt.
Oder ist es die konditionierte Haltung von Juden, die Manes Sperber als die Anpassung des Verhaltens an die Karikatur des Juden beschreibt. Die Juden hätten sich so zu verhalten begonnen, wie ihrer Gegner sie sahen oder sehen wollten, um zumindest eine Zeitlang wieder Ruhe zu haben. Hat Freud diese Erfahrung so internalisiert, dass er über die offensichtliche Provokation der Mosesdarstellung von Michelangelo, über die Ausstattung mit teuflischen Attributen, die augenscheinliche Verteufelung, nicht reden konnte und nicht reden wollte ?

Coudenhove beschreibt eine Reihe von gesetzlichen Massnahmen, inklusive der schmachvollen Judenzeichen, die im öffentlichen Leben zu tragen waren, die die Juden erniedrigten und deren Leben enorm beschnitt und einschränkte.
Selbstbewusstes Auftreten endete prompt mit fatalen Sanktionen. Juden durften zbsp. keinen Grundbesitz haben. Erst im 19.Jhdt. änderte sich das. Im auf die niedergeschlagene Revolution 1848 folgenden Jahr wurden in Österreich die Gesetze dahin geändert, dass auch Juden künftighin Grund und Boden ohne Ausnahmevereinbarungen erwerben konnten.
Max Ritter von Gutmann kaufte zu Ende des 19.Jhdts. Grund um das Schloss Strechau und um die alte Kaiserjagd Strechen in der Obersteiermark. Um einen zusammenhängenden Grund zu bilden, kaufte er auch zu fairen Preisen von kleinen Keuschlern und kleinen Bauern, die sich ihr Stück Land nicht mehr leisten konnten.
Es gab Kräfte in der Gesellschaft, die dies so nicht akzeptieren wollten. So wurde auf Max Gutmann kurz nach 1900 auf dem Selzthaler Bahnhof ein Bomben Attentat verübt, das er jedoch unbeschadet überstanden hat. Die Güter der Familie wurden 1938 enteignet. Arisierung nannte man das. Der deutsche Rüstungsindustrielle Flick übernahm um einen Bettel die Gutmannischen Güter. Nach dem verlorenen Krieg legte Flick noch etwas drauf, um sich nicht völlig genieren zu müssen und Wiedergutmachungsprozesse zu verhindern.
Die Emanzipation der Juden, die ihnen in einem jahrtausende andauerndem Akt der Repression zugewiesenen ausgegrenzten, wie isolierten Plätze zu verlassen, war mit unabsehbaren Gefahren verbunden. Parallel dazu wuchs im 19.Jahrhundert der Judenhass, der im folgenden Jahrhundert in die Katastrophe führen sollte.

Im 4.Lateran Konzil unter Papst Innozenz III wurde verordnet, dass die Juden ein eigenes Abzeichen zu tragen hätten, den sogenannten Judenflecken; die Männer an ihren Hüten, die Frauen an ihren Schleiern.
Prof. Dr.Grätz schreibt: „Die tiefste Erniedrigung der Juden in Europa während eines Zeitraumes von sechs Jahrhunderten datiert vom 30.November 1215. Die Juden gewöhnten sich nach und nach an eine demütige Stellung, verloren Selbstgefühl und Selbstachtung, verloren männliche Haltung und Mut, und wurden nach und nach verächtlich , wie ihre Feinde es wünschten".
Heinrich Coudenhove


Das lässt Franz Kafkas Verwandlung im grellen Licht aufblitzen: Gregor Samsa, untertänigst...Käfer..... endschuidigen.......
Das ist sozusagen die Karikatur der Karikatur der Anpassung, von der Manes Sperber spricht, die Anton Kuh in seinem 1921 publizierten Essay Juden und Deutsche in einer analytischen wie soziologischen Analyse der Verwandlung erkennt.
Für Kuh ist (nach Andreas Kilcher in der NZZ vom 28.9.2004) . ähnlich wie für Kraus und Weininger der Käfer die Chíffre des assimilierten, sich selbst hassenden jüdischen Sohnes der verzweifelt wie erfolglos der Familie zu entkommen sucht.
Solche Söhne, so Anton Kuh in Anspielung auf Kafkas Gregor Samsa, sind entsprungen, nicht frei. Sie können den Geruch des Zwingers nicht verlieren und nicht die wachsame Unruhe des Blicks, die dort gedieh, woc sich der Mensch, hart gepresst und warm umschlungen, Ich-besessen und zu Tränen gerührt, am Menschen reibt und am Ende, wie es einer von ihnen genial beschrieb, in eine Wanze verwandelt.

Manes Sperber

In seinem Buch Churban, furchtbare Gewissheit macht Manes Sperber den Antisemitismus an den separierenden Tendenzen der Juden selbst fest.

Die von dem Mesopotamier Abraham begründete Nomadensippe der Hebräer hatte zum Unterschied von den sesshaften Völkern einen einzigen Gott; sie war somit henotheistisch wie viele andere Nomadenstämme. Die Urenkel Abrahams, Isaaks und Jakobs wagten jedoch nach langen Wanderungen Fährnissen den Gott ihres Stammes als den einzigen Schöpfer über alle und alles zu erhöhen und ihn als Herrn der Welt auszurufen und die Heidnischen Götter als eine lügnerische Erfindung verblendeter Götzendiener anzuprangern. Den mit zu solch kämpferischen Monotheismus, der die Zeitgenossen wie eine strafwürdige, widernatürliche Herausforderung reizen musste, schöpften die Nachfahren Abrahams aus der Gewissheit, dass der Weltengott sich ihrer Ahnen durch eine Gelöbnis verpflichtet hatte, ja daß er mit ihnen ein ewiges Bündnis eingegangen war. Am Fusse des Berges Sinai vernahmen sie seine Lehre und nahmen das schwere Joch seiner Gesetze auf sich - sie allein, denn gemäss einer Sage hatte Gott anderen Völkern seine Lehre vergebens angeboten.

Auf dem Wege in das ihnen versprochene Land Kanaan begegneten die Israeliten überall den Götzendienern, die in verlockenden Festen Baal und Istar und viele schützende Natur- und Lokalgötter anbeteten. Sie erlagen oft genug der Verführung, aber am Ende kehrten sie zu ihrem fordernden und strafenden Gott zurück. In der sehr prekären geopolitischen Lage, in der sich dieses kleine Volk mitten zwischen zwei annexionistischen Imperien befand, bot sein Monotheismus der feindlichen Umwelt stets Vorwände, diesem kleinen Staat unerwünschte Bündnisse aufzuzwingen oder ihn zu züchtigen. Lehre und Gesetz bewirkten so die herausfordernde Vereinsamung der Judenheit, die in ihrem credo die Nichtigkeit, das Nichtsein der heidnischen Götter und die Frevelhaftigkeit des Götzendienstes proklamierte. Die Nachahmung heidnischer Sitten wurde als blasphemisches Laster verfolgt und schwer bestraft. die äusserst strengen Regeln der Lebensführung machten es den Juden recht oft unmöglich, das Mahl eines Heiden zu teilen, und erschwerten in vieler Hinsicht die Gemeinsamkeiten mit ihm.

So ist die Frage unabweisbar, ob es nicht die religiös begründete, anbefohlene Absonderung ist, die den konfessionellen Judenhass hervorgerufen hat. Nun, dass sie ihn gefördert hat, scheint gewiss, jedoch nicht, dass sie ihn allein hervorgerufen hat.

Manes Sperber sieht in dieser Differenzierung gegenüber anderen und in der Distanzierung von anderem, diese Haltung nennt er Allophobie, die eigentlichen Ursachen des Antisemitismus. Er sieht also keine Ausgrenzung durch andere, sondere primär eine Abgrenzung von anderen. So gesehen wäre das Judentum eigentlich als Sektierertum anzusehen. Natürlich kann das komplimentär zur Einschätzung der Christen wahrgenommen werden. Die Juden wollen mit uns und unserem Gott , der auch der ihre sein sollte, nicht zu tun haben. Also grenzen wir sie aus, wenn sie den Messias nicht anerkennen wollen.
Die Juden hingegen bestehen auf ihrer Abgrenzung, während sie die Ausgrenzung klarerweise demütigt. Sie befinden sich in einer unlösbaren Doppelbindung zu den Katholiken, und die ebenso zu den Juden. Die einen wollen aussen vor bleiben, die anderen wollen sie vereinahmen. Jetzt wird auch verständlich warum die Juden den Tod der Assimilierung vorgezogen haben. Es gab keine andere Lösung des Konflikts. Entweder Aufgabe der Identität und Leben, oder Verweigerung und Tod.

Beide streiten um das Erbe ihrer gemeinsamen Religion. Jeder bezieht sich auf seine göttliche Vorstellung und macht dem anderen die Wahrheit streitig. Die einen leugnen, dass der Messias tatsächlich der Messias ist, die Juden setzen alle Hoffnung noch in die Erfüllung der Prophezeiung, während die Christen die Juden dazu bewegen wollen, die Authentizität des Messias endlich zu bestätigen, denn er ist das Kernstück und die Legitimation ihrer Kirche. Paulus konnte aus seiner Mission heraus nicht anders handeln, er musste das Christentum aus der jüdischen Sektenmentalität lösen, um die Botschaft universell an die Welt richten zu können. Den Juden ist das überhaupt kein Anliegen gewesen, ihnen genügte die Gewissheit, dass ihr Gott sie auserwählt hatte und sie mit ihm Zwiesprache halten konnten.
Das Christentum hat das Judentum enteignet. Denn um die Authentizität der Ankunft Christi zu bestätigen, musste auch das Alte Testament übernommen werden, in dem die Ankunft des Erlösers prophezeit worden ist.

Aus dieser Doppelbindung gab es für beide Parteien kein Entrinnen und auf theologischer Ebene gibt es auch keine Lösung dafür. Nicht nur die Juden wurden als Opfer in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Christen kommen keineswegs gut weg. Ihre Vorstellungen von Humanität und Christlichkeit wurde in Permanenz durch die brutalen Judenverfolgungen beschädigt. Einerseits prügelte und mordete das einfache Volk die Juden, weil sie den Herrgott ans Kreuz geschlagen haben, was ja nicht stimmt, denn es sind die Römer gewesen, und die bei Verurteilung Christi anwesenden Juden, die zwischen ihm und Barrabas gewählt haben, müssen nicht repräsentativ für Israel gewesen sein. Kurie und königliche Herrschaft setzte die Juden permanent unter Druck, um endlich die Anerkennung des Messias durchzusetzen und die eigene Legitimation vollständig abzusichern.

Die seitens Sperbers konstatierte Allophobie fliesst häufig als Argument in den öffentlichen Diskurs um Israel ein. So argumentiert der Vertreter Saudiarabiens im Rahmen eines UN-Symposiums zur Ermutigung von Verständnis, Toleranz und Respekt in Angelegenheiten von Religion und Glauben im Dezember 1984 in Genf:
Warum hat Nebukadnezar die Juden verjagt? Und warum hat Hitler versucht, sie zu vernichten ? Warum ? Weil sie sich das >auserwählte Volk< nennen und weil sie behaupten, daß sie von Gott unter allen Völkern ausserwählt wurden. Ich habe diese Angelegenheit mit wissenschaftlicher Sorgfalt studiert....

Die allophobische Perspektive wirkt sich auf dem internationalen Parkett ohnehin empfindlich aus. Darüber berichtet der scharfsinnige wie ironische Beobachter des deutschen Antisemitismus Henryk M.Broder in seinem 1986 erschienenen Buch Der ewige Antisemit. Broder ist mir bereits 10 Jahre vor Erscheinen dieses Buches mit einem essentiellen Artikel über den latenten wie verborgenen Antisemitismus der Neuen Linken in einer grossen deutschen Tageszeitung aufgefallen. Seinen erstaunlichen Blickwinkel habe ich damals gut verstanden und so habe ich auch die österreichische Wirklichkeit mit einem geschärften Sinn wahrgenommen.

In der UNO Resolution Nr.3379 vom 10.November1975 wird von der Vollversammlung der Vereinten Nationen Israel verurteilt.
"Der Zionismus ist eine Form des Rassismus und der rassistischen Diskriminierung"

Das hat Andrej Gromyko ebenso in der Versammlung der UNO am14.Mai.1947 noch anders gesehen. Unter dem Eindruck der Katastrophe des Holocausts sagt er ebenda:
Andrej Gromyko vor UNO Vollversammlung 14.5.1947 :
Die Zeit ist gekommen, diesen Menschen zu helfen, nicht durch Worte sondern durch Taten.
Es ist wichtig Interesse zu zeigen für die Nöte eines Volkes, dass dermassen unter dem Krieg gelitten hat, den Hitler-Deutschland ausgelöst hat.
Das ist die Pflicht der Vereinten Nationen.
Die Tatsache, daß kein europäischer Staat imstande gewesen ist, die elementaren Rechte des jüdischen Volkes zu verteidigen und es gegen die Gewalt der faschistischen Henker zu beschützen, erklärt den Wunsch der Juden, einen eigenen Staat zu gründen.
Es waere ungerecht, das nicht zur berücksichtigen und das Recht des jüdischen Volkes auf Verwirklichung dieses Wunsches zu verneinen.

Doch die arabischen Staaten haben dieses neue gegründete Israel als lästigen Dorn im Fleisch angesehen und unternahmen alles, um diesen Irrtum zu korrigieren. Die Sympathien der antizionistischen Linken halfen ihnen dabei im Weltmasstab. Es kommt zu gravierenden Kooperationen. So trainiert die deutsche RAF zu Beginn der 70 er Jahre in Ausbildungslagern der PLO den bewaffneten antizionistischen Kampf.
Die Schutzmacht Israels, die USA, muss jedoch auch ständig die arabischen Interessen im Auge haben. Sie sind von den arabischen Ölquellen abhängig. Golfkrieg I und II hat dies wiederum augenscheinlich gemacht.
. Israel ist im weiteren von den Vereinten Nationen als besonders aggressiv bezeichnet worden. Ein Ausschluss Israels aus der Völkergemeinde ist angestrebt worden, hat dann aber doch keine Mehrheit gefunden, bzw. die Abstimmung darüber wurde von vornherein verhindert.

Heute ist das einheitliche Staatsgefüge Israels für ihr Überleben unerlässlich.
Das muss man anerkennen. Noch immer gibt es Widerstand dagegen.
Jüngst demonstrierten in Wien ultraorthodoxe Juden gemeinsam mit Neuen Rechten gegen die Neubenennung eine Platzes nach Theodor Herzl, dem Gründervater Israels. Eine groteske Veranstaltung, die sich als Rabbinerkonferenz bezeichnete, war in einem Wiener Hotel neben dem neuen Platz aus Protest gegen die Ehrung Herzls angekündigt worden.
Neben der ultraorthodoxen Splittergruppe wurden Kurt Waldheim und der Ex- CDU Abgeordnete Martin Hohmann, der ehemalige sozialistische Aussenminister Lanc u.a. als Gäste der obskuren Konferenz annonciert.
Im letzten Moment platzte der merkwürdige Auftrieb, der leider für aktuelle Verhältnisse charakteristisch wirkt.
Tags darauf wurde der Theodor Herzl Platz feierlich ohne weiteren Widerstand benannt.
Parallel dazu und in unmittelbarer Nähe liegt der Lueger Platz, benannt nach Karl Lueger, Bürgermeister von Herzls Wien um 1900. Lueger führte die Christliche Sozialpartei des Kaiserreiches in Wien an. Er hat sie gegründet. Die vorlaufende Interessengemeinschaft dieser Partei nannte sich Die Antisemiten und war vom französischen Antisemitismus, der in der Affaire Dreyfus gipfelte, und von Gobineaus Rassentheorien, die mittelbar nach Auschwitz und Trblinka führten, inspiriert. Und sie hatte deutschnationale Züge. Das hat dem Kaiser nicht gefallen und er hat dem Lueger einige Schwierigkeiten bereitet. Franz Joseph war weder deutschnational noch antisemitisch. Das lässt sich überzeugend am kaiserlichen Index der verbotenen Bücher überprüfen. Deutschnationale und antisemitische Hetzschriften und Publikationen wurden verboten und aus dem Verkehr gezogen. Sozialdemokrat ist der Kaiser auch nicht gewesen. So finden sich sozialdemokratische Lieder und Flugblätter im Index der Untersagungen. Auch die Lektüre von Karl Marx war nach den Erfahrungen des Jahres 1848 untersagt. Der vatikanische Index prohibitorum hingegen hat gegenüber Marx kein Verbot ausgesprochen.
Tschechische wie italienische Schriften und Druckwerke mit nationalistischen wie seperatistischen Inhalten liess der Kaiser ebenso verbieten.

Hitler, der damals in Wien gelebt hat, hat von Lueger und anderen Politikern seiner Jugendzeit viel gelernt. Brigitte Hamann geht in ihrem aufschlussreichen wie lesenswerten Buch "Hitlers Wien", das dieser all sein demagogisches, antisemitisches wie rassistisches politisches Repertoire, das er in Deutschland auf seinem Weg zur Macht ausspielte, und im Deutschen Reich vertiefte, schon in Wien zusammen gesammelt hat und es in Deutschland je nach Anlass bloss neu zu kombinieren und auszubauen hatte.
Das Buch der Hamann beinhaltet ausgezeichnete wie bestens recherchierte Quellenangaben.
Hitler hat einige Zeit im Strotterheim in der Meldemannstrasse in Wien Brigittenau gelebt. Auf seinen Hausherren und Stifter der wohltätigen Einrichtung des Männerheims, Max Ritter von Gutmann wurde in der ersten Dekade des 1900 Jahrhunderts in der Obersteiermark ein Attentat verübt. Es geschah ihm jedoch nichts.
Wie schon oben erwähnt, wurde die Familie Gutmann 1938 nach Hitlers Raubgesetzgebung, von denen er schon in der Meldemannstrasse geträumt haben mag, zugunsten des Rüstungsindustriellen Flick enteignet.
Die steirischen Güter sind noch im Besitz des Flick Erben, der sie gleichzeitig als steuerschonenden Wohnsitz in Österreich nutzt.

Manes Sperber sieht im weiteren in seiner Schrift historische und sozialpsychologische Gründe des Antisemitismus, die weitgehend mit den von Heinrich Coudenhove angeführten Sachverhalten überein stimmen. Auch die Allophobie nennt Coudenhove, erkennbar in den Ausnahmeregelungen, die die Römer den Juden gewährten und zbsp. in dem Widerwillen Münzen im Umlauf zu halten, die einen Fremdherrscher als Bildnis trugen.
Manes Sperber streicht diese Allophobie deswegen heraus, weil sie wesentlicher Teil jüdischen Selbstbewusstseins und jüdischer Identität ist, aber auch mit die Ursache des Unglückes und der Verfolgung der Juden.

Die Allophobie mag der ursprüngliche Auslöser des historischen Antisemitismus gewesen sein. Sie erklärt aber nicht die Eruption des Antisemitismus, der der eigentliche Wegbereiter des Rassimus und des Genocids gewesen ist. Geschürt wurde der Antismeitismus von den franzöischen Jesuiten, dies ich an Aufklärern rächen wollten, und sie in die Nähe der Juden rückten. Ein Taktik der Verzerrung, die eins zu eins von den Nazis übernommen worden ist und heute von Typen wie Hohmann wieder verbreitet wird.
Infolge des französischen Vorbildes ist Österreich vom sogenannten Kulturkampf in angespannte Unruhe veretzt worden. Das Ergebnis war schliesslich Hitlers Wien.
Im Zuge der Aufklärung, mit der Deklaration der Menschenrechte, der Gleichstellung und diverser vorlaufender religiöser Toleranzedikte katholischer Herrscher, insbes. Josef II hier in Österreich, eröffnen sich auch für die Juden neue Wege. Sie haben erstmals eine Chance auf Emanzipation. Erlauben sie nochmals die reverse Variation von Kafkas Verwandlung. Das eingeschränkte, erniedrigte, mit allen möglichen negativen Attributen ausgestattete Käferwesen verwandelt sich in den aufrechten Gregor Samsa. Und er nimmt die neuen Möglichkeiten wahr, gibt die Allophobie, die schon längst dem Zwang des Ghettos gewichen ist, auf, und rappelt sich ans Tageslicht der neuen Gesellschaft. Juden verlassen ihre Ghettos. Schriftsteller wie Heinrich Heine und Ludwig Börne finden öffentliches Gehör und Leser. Sie schreiben nicht nur mehr für Juden allein. Sie schreiben für die Neue Welt und sie werden von Nichtjuden rezipiert. Die Rotschilds bestimmen bereits längst die Finanzwelt und verbinden ihre Finanzstrategien mit gesellschaftlich verändernden Vorstellungen. Heinrich Heine nennt Rothschild in seiner 1837 erschienenen Denkschrift zu Ludwig Börne im 1.Buch einen der grössten Revolutionäre, welche die moderne Demokratie begründen. und im weiteren habe Rothschild das verändert, was Richelieu und Robespierre noch nicht veränderten, die klassische Form des Grundbesitzes, die dem neuen Gutsbesitzer wiederum eine aristokratische Position ermöglichten. Zerschlugen Richelieu und Robespierre die Souveränität des Feudaladels, zerstörte (Rothschild) die Oberherrschaft des Bodens, in dem er das Staatspapieren system(und damit den Staat) zur höchsten Macht erhob, dadurch die grossen Besitztümer und Einkünfte mobilisierte, und gleichsam das Geld mit den alten Vorrechten des Bodens belehnte. Er stiftete freilich dadurch eine neue Aristokratie. Soweit Heine über Rothschild im 1.Buch über Ludwig Börne. Richelieu, Robespierre und Rothschild nennt Heine die drei furchtbaren Nivelleurs Europas und bezeichnet sie als die drei grössten Terroristen.
Wer an Grund und Boden rührt, rühren kann, setzt zwangsläufig ein riesiges Veränderungspotential frei. Der Unmut wuchs. Juden, die davor keine Land besitzen durften, verfügten plötzlich über grosse Länderen und lenkten Geldströme. Otto von Bismarcks Bankier Gerson Bleichröder zählte so zu den mächtigsten Männern Preussens und Deutschlands.
Tüchtige Juden, nicht mehr gebunden an hemmende Traditionen drängten in die Wirtschaft, in den Grosshandel und letztendlich ins Massengeschäft. Sie stellten tüchtige Rechtsanwälte, Ärzte und Wissenschafter.
Es entstand eine neue gehobene wohlhabende und gebildete Gesellschaft. Karl Marx schrieb das Kapital und das Kommunistische Manifest. Juden engagierten sich in den aufstrebenden, sozial engagierten und sozialrevolutionären Strömungen und leisten beachtliches wie nicht zu übersehendes. Die Familie Wittgenstein produzierte Kanonen und Waffen für die Armee seiner allerchristlichsten Majestät und mehrte so ihren Reichtum sicher und stetig. Ludwig Wittgenstein selbst, wollte damit irgendwann nichts mehr zu haben, und verschenkte seinen Anteil an die Film bzw. spendete Geld dafür das der Brenner Herausgeben Ludwig von Ficker seine Autoren bezahlen konnte.

Und da war es dann plötzlich da, das Gespenst der jüdischen Weltverschwörung aus Hochfinanz und revolutionärer, destabilisierender wie umstürzlerischer Subversion.
Zur verschwörenden Legendenbildung hat Karl Marx in seinem Manifest selbst beigetragen.
Manifest der Kommunistischen Partei
Einleitung
Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten..
Ergiebig, solche Bündnispolitik mit jener der Nazis und mit der Bündnispolitik nach War II der USA gegen die Sowjetunion im Vergleich zu sehen. Wir befinden uns im dialektisch historischen Spiegelkabinett.

Dies soll auch der Anlass sein, die häufig erwähnte antisemitische Position des kommunistischen Kirchengründers Marx zu zitieren. Das Zitat findet sich auf der Website der für deutsche Sozialdemokraten ideologisch massgeblichen Friederich Ebert Stiftung 2004 in einem Text von Kurt Schumacher zur NSDAP.

Karl Marx trifft den Kern der Frage, wenn er schreibt: Sobald es der Gesellschaft gelingt, das empirische Wesen des Judentums, den Schacher und seine Voraussetzungen aufzuheben, ist der Jude unmöglich geworden, weil sein Bewußtsein keinen Gegenstand mehr hat, weil die subjektive Basis des Judentums, das praktische Bedürfnis vermenschlicht, weil der Konflikt der individuell-sinnlichen Existenz mit der Gattungsexistenz des Menschen aufgehoben ist. Die gesellschaftliche Emanzipation des Juden ist die Emanzipation der Gesellschaft vom Judentum.

Diese Marxsche These ist für Hans Weigel und prominente östereichsche Sozialisten der 2.Republik Anlass gewesen, die jüdische Identität insgesamt in Frage zu stellen und auszublenden. Konkret in einer Artikelserie von Weigel im sozialistischen Wochenblatt heute 1960.

Es kursierten ein halbes Jahrhundert später geheimnisvolle, gefälschte Dokumente wie etwa Der Weisen von Zion, die aus geheimnisumwitterten Quellen stammten, die heute noch die Neugier vieler Menschen erregen. Die Herkunft der Weisentexte etwa wird, nie wirklich nachgewiesen, im zaristischen Geheimdienst, der Ochrana, verortet.
Das war nicht mehr der primitive, mittelalterliche Antisemitismus des Christentums. Das war eine politischer Kampf, der mit Mitteln ausgefochten wurde , die nach der Aufklärung entstanden sind.
Die einen hefteten an ihre Fahnen die Emanzipation, die Menschenrechte und neue Freiheiten, die anderen warnten vor der neuen Knechtschaft unter Freimaurern, Juden, Sozialisten und Kommunisten und befürchteten den Untergang des christlichen Abendlandes. Die Rolle der Juden in dieser zweifellos bestehenden Entwicklung wurde in der Propaganda überproportional hervorgehoben, man nutzte den Antisemtismus zur Denunziation des Fortschritts, und eine beispiellose Judenverunglimpfung und antisemitische Hetze, die auch mit den alten Vorurteilen rechnen konnte, und diese gewissenlos instrumentalisierte, führte letztendlich in das Inferno des 20. Jahrhunderts.
Es war also nicht die Allophobie, sondern das Gegenteil, die Öffnung des Ghettos, die Assimilation und die Integration, die die Katastrophe beschleunigte. Das ist eine bestürzende Einsicht.
Das selbstbewusste Auftreten der Juden nach jahrtausende langer Demütigung machte Deutsche, Ungarn und Franzosen ... empfänglich für den mörderischen Teil des Antisemitismus, den Rassismus. Der unauflösbare, doppelt gebundene hybrische Knoten war geschürzt und die Tragödie, das Unglück nahm seinen nicht mehr aufhaltsamen Lauf.

Die Kenntnis dieser Allophobischen Theorie, die viel mit jüdischem Selbstbewusstsein und Selbstverständnis zu tun hat, verleitet den österreichischen (bewussten) Assimilanten Hans Weigel in einer Artikelkampagne im März 1960 in der sozialdemokratischen Wochenzeitung heute und in einem im Mai desselben Jahres der Deutschen Soldatenzeitung [!] gegebenen Interview dazu, die Schuld am Antisemitismus den Juden selbst in die Schuhe zu schieben, und genau dass zu tun, was die Kirche fast zweitausend Jahre mit den Juden getan hat, ihre Identität in Frage zu stellen und gleichzeitig die Schuld der Deutschen und der Österreicher am Holocaust zu relativieren. Deswegen haben die Österreicher Weigel geliebt. Er ist der Ersatzjude geworden, der sie endlich verstanden hat und sich bedingungslos zu ihnen gesellt hat. Mit diesem Verrat an der jüdischen Identität hat Weigel sich den Respekt des Nationalen Lagers wie des Herausgebers der Deutschen Soldatenzeitung, des ewigen Rechten Gerhard Frey, Mitglied der NDP, deren Vorsitzender er werden wollte und Gründer der DVU, der deutschen Volksunion, die mehrmals erfolgreich in deutsche Wahlkämpfen kandidierte, verschafft.

Weigel verweigert den Juden völlig die kulturelle Identität. Den Zionisten wirft er in Fortsetzung seiner Auffassung, Moses wäre der Erfinder des Antisemitismus gewesen, vor, sie hätten mit ihrer Forderung nach einem Volk der Juden den Antisemitismus und den Nationalsozialismus erst dazu gebracht, den fatalen Rassenwahn zu entwickeln. Das besonders traurige an dieser Weigelschen Kollaboration ist, dass sie wesentlich der Politik des Kalten Krieges gedient hat. Unter Anleitung der USA wollte man sich vor allem mit den Nazis aussöhnen und nicht mit den verbliebenen Juden. Man brauchte die Nazis im Stabilitätspakt der Nato gegen den Sowjetischen Gegner. Hans Weigel und führende Sozialisten wie Konservative haben sich für dieses Schmierenstück im Auftrag einer höheren Politik hergegeben. Nicht überwundener Antisemitismus und die Angst vor dem Sowjetkommunismus hat die widersprüchlichsten Lager und Personen mit einander verbunden, und in der Erfüllung des antisowjetischen Leitmotivs des Kalten Krieges unter der Stabführung der USA wesentlich wie charakterisierend die Bildung der Identität der 2.Republik befördert.

Simon Wiesenthal hat immer wieder darauf hingewiesen, dass eine glaubwürdige Wiedergutmachung gegenüber den Juden, so es so etwas überhaupt geben kann, den Usancen der Kalten Kriegspolitik geopfert worden ist. Deswegen kam die Wiedergutmachungsdebatte so spät, zu Ende des zweiten Jahrtausends, gleichzeitig mit einem Wiedererstarken der Neuen Rechten, die nach dem Fall der Mauer und dem Zusammenbruch der Sowjetunion ihren Anteil an der Kalten Kriegspolitik einfordern wollten. In der Zwischenzeit ist denen wieder die Luft ausgegangen. Die Aussöhnung mit den Juden ist in den Schlagschatten des Krieges der USA mit dem Irak und dem palestinänsischen und arabischen Terror geraten.

Die Linke ist keineswegs immun gegenüber dem Antisemitismus. Hinter dem Palistinänser Tuch so manchen demonstrierenden deutschen Linken der 70 er Jahre hielt sich der alte Antisemit verborgen. Horst Mahler hat sich in einen bekennenden Neo Nazi verwandelt, denn was trennt den noch von der Gedankenwelt der alten Nazis?
1949 inzenierte Josef Stalin eine Art sowjetische Kristallnacht. Er liess jüdische Schulen, jüdische Bibliotheken und Versammlungshäuser vernichten.
So mancher jüdische Dichter, Musiker und Intellektuelle ist in Folge im Gulag verschwunden. Da gab es zumindest jedoch die Chance der Wiederkehr. In den dreissiger Jahren verbarg sich der sowjetische Antisemitismus hinter der Formel trotzkistische Abweichung. Einige hervorragende jüdische Intellektuelle, die in den dreissiger Jahren noch an der Seite der Komintern gekämpft hatten, die jedoch den Stalinterror und den Betrug Stalins durchschauten und aufdeckten, finden wir in den 50 er Jahren an der Seite der USA im Kalten Krieg wieder. Wie zum Beispiel Manes Sperber, der in den 30ern Mitarbeiter Münzenbergs gewesen ist
Über das Verhältnis von Antisemitismus und fortschrittlichen politisch gesellschaftlichen Positionen, aber auch über die neue Qualität des so bezeichneten islamischen Antisemitismus möchte ich in einem zweiten Teil dieses Essays schreiben. Bevor wir jedoch das weite Feld der Gegenwart erfassen wollen, war dieser Rückblick in die Geschichte der Judenfeindlichkeit unerlässlich.

Der aktuelle Antisemitismus wird aus sehr unterschiedlichen Gefühlslagen, neuen und alten Vorurteilen und gelifteten Ideologien gespeist.
Zu verhindern gilt es auf jeden Fall, wenn man ihn schon nicht aus der Welt schaffen kann, dass er erneut politisch instrumentalisiert wird. Der Antisemitismus ist die übelste und gefährlichste Demagogie, die ich kenne, sie ist vor allem die wandlungsfähigste und widersprüchlichste.
Alles was Juden machen und tun, wird durch ein vergrösserndes Glas gesehen. Die permanenten Ausrutscher von Neuen Rechten, konservativen Politikern, radikalen Linken, von gewöhnlichen Österreichern und Deutschen finden bei weitem nicht den aufmerksamen Widerspruch, der nötig wäre, im Gegenteil, sie werden ebenso in Permanenz heruntergespielt.

Der israelische Psychologe Zwi Rex hat dieses Phänomen treffend beschrieben.
Die Deutschen [und die Österreicher] werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.
Dieses scheinbare Paradoxon ergibt einen ausgezeichneten Impuls für weitere Nachdenklichkeit.

*
Adalbert Stifter, Thomas Bernhard und Jean Amery

Ein merkwürdig konstruiertes Dokument jüdischer Allophobie ist der von Adalbert Stifter 1842 verfasste Text Abdias. Im Gegensatz zur Literatur vieler seiner Zeitgenossen wirkt der etwas unbeholfen erscheinende Text im ersten Wahrnehmen nicht antisemitisch.
Die Erzählung spielt an zwei Schauplätzen, der erste zeigt Palestina so wie er es sieht, als römischen Ruinenhaufen. Stifter versucht dem Zeitgeschmack entsprechende, orientalisch wirkende Athmosphäre herzustellen.
Abdias Vater und Mutter, bewohnen in einer römischen Ruinenstätte ein vollkommen getarntes Domizil.
Innerhalb eines gebrochenen Loches führten Stufen hinab, zu einer weitläufigen Wohnung, wie man sie unter dem Schutte von aussen nicht vermutet hätte. Abdias lebt hier mit seinen Eltern. Wird von seinem Vater in die weite Welt geschickt, um auf das auf sich selbst gestellte Leben zu erlernen, Sprachen kennen zu lernen und einzüben, und Güter handelnd den familiären Wohlstand zu mehren.
Nach Jahren langer Abwesenheit kehrt er zurück, und überbringt seinem Vater eine ansehnliche Summe Geldes, um seine erworbene Tüchtigkeit unter Beweis zu stellen. Von nun ging er immer wieder auf Reisen, um ebenso oft mit Geld zurück zu kehren.
Abdias heiratete, seine Eltern verstarben und er ging weiter seinen Handelswegen nach.
Eines Tages kam er gerade recht, um zu sehen, wie Beduinen sein Heim beraubten. Sie nahmen mit, was ihnen gefiel und der Anführer meinte zu ihm: Abdias, Sohn des Aron, weil du in diesem Verstecke Habe und Abgaben unterschlagen hast, könnten wir dich strafen aber wir tun es nicht. Jetzt gebt ihn frei, dass er wieder anschwelle und Früchte trage.
Die Beduinen gehen mit Abdias wie der Kaiser mit den Juden um. Brauchte dieser Geld, setzte der das Ghetto unter Druck, und presste Geld und liess die Juden meist wieder laufen, bis sie wieder anschwollen und Früchte trugen.

Doch erstmals schlägt das Schicksal bei Abdias härter zu. Seine Frau Deborah ist so erschrocken von dem Überfall, dass sie eine Frühgeburt erleidet. Abdias eilt ins nächste Dorf um eine Eselin zu kaufen. Hier erzählt Stifter, welche Vorsichtsmassnahmen Abdias ergreift, um das woher und das zurück völlig zu verwischen.
Er verhält sich so wie der Fuchs in Kafkas Fuchsbau, der alle Zeit des Tages dafür aufwendet, den Bau nach aussen hermetisch abzuschirmen, und niemals die Spur zum eigenen Bau zu legen.
Abdias kehrt mit der milchgebenden Eselin zurück. Doch er kommt zu spät. Seine unerfahrene Frau ist in Folge der Geburt seiner Tocher verblutet.

Ab diesem Stand der Erzählung wird klar das Stifter an einer erzählenden Variante der Hiobslegende spinnt und den von seinem Gott und (vorgegebenem) Schicksal gequälten Menschen vorführen will. Doch wie zeigt er ihn.

Abdias fühlt sich nach dem Überfall und der Beraubung seines Lebens und dem seiner Tochter nicht mehr sicher und er verlässt seine Heimat.
Er geht in die Diaspora, durchquert das Mittelmeer und findet seine Ruhe erst wieder in einem abgelegenen österreichischen Alpental.
Er kauft dieses abgelegene Tal, obwohl, dies war zu der Zeit, in der Stifter diese Geschichte niederschrieb, nur besonders privilegierten Juden möglich. Doch 1848 war nicht allzu weit entfernt und ohnehin scheint die Stiftersche Abdias Erzählung eine Parabel zu sein.
Tatsächlich hatte er sich von mehreren Fürsten und Herren Briefe verschafft, welche ihm erlaubten, in ihren Ländern zu reisen und sich in denselben aufzuhalten.

Er baut sich ein weisses Haus, Stallungen und alles was zu einem grossen Gehöft hinzu gehört und versucht mit so wenig wie möglich Helfern, Gesinde hiess das damals, sein Auskommen zu finden.
Abdias war immer sparsam gewesen und das blieb er auch in diesem abgeschiedenen Alpental, trotz seines sich vermehrenden Reichtums.
Den legte er ohnehin nur an, um seiner Tochter, deren Blindheit er erst jetzt bemerkte, ein sicheres Auskommen nach seinem Tod zu ermöglichen. Er musste, sie würde ohne Helfer nicht leben können.
Die in seiner Heimat begonnene Unglücksserie setzt sich also fort.
Eines Tages, auf der Heimkehr von einer Reise, läuft ihm plötzlich der Hund, der ihn begleitet, mehrmals bellend vor das Pferd, und läuft wieder in die Richtung, aus der sie gekommen sind. Abdias glaubt, die Tollwut wäre in dem Hund ausgebrochen und schiesst ihn nieder und reitet weiter. Er hat den Hund liegen gelassen, so wie er seinen Sklaven Uram in Palestina zurücklassen wollte.
Etwas später bemerkt er, dass ihm sein Gürtel mit den Gold- und Silbermünzen abhanden gekommen war und erst jetzt, wo es zu spät gewesen ist, deutete er das Verhalten des Hundes richtig. Er kehrte um, fand aber den Hund nicht an der Stelle, an der er ihn niedergeschossen hatte. Er folgte der Blutspur, die bis zu dem Silbergürtel sich zog, den das sterbende Tier noch bewachte.
Er hatte sein Geld wieder, aber doch dabei einmal mehr ein lebendes Wesen verloren.
Seine Tochter wuchs heran und wurde ein hübsches Mädchen. Eines Tage, durch den Schock eines Gewitters wurde sie sehend. Und Abdias meinte, nun würde alles sich zum besseren wenden. Gott sei ihm wieder wohlgesonnen. Und tatsächlich lebten sie einige Jahre zufrieden, doch immer noch abgeschieden. Abdias begann daran zu denken, das Mädchen zu verheiraten.
Doch da zogen erneut dunkle Wolken her und in einem Sommergewitter erschlug ein Blitz das Mädchen auf freiem Felde.
Das Mädchen hatte Gewitter immer geliebt und nun wurde eines davon zu ihremVerderben.

Ab da an sass Abdias Job tag ein, tags aus auf einer Bank vor seinem Haus. Dreissig Jahre ging das so hin. Dreissig Jahre Einsamkeit. Er hatte alles in seinem Leben verloren und nichts mehr als die Einsamkeit in einem entlegenen Bergtal zu erdulden.

Und Stifter schliesst: So endete das Leben und die Laufbahn des Juden Abdias.
Hans Weigel, der das Vorwort zu einer von Arnulf Neuwirth illustrierten Ausgabe geschrieben hat, die mir Neuwirth einmal geschenkt hat, behauptet da, Stifter wäre ihm das wertvollste, und Abdias wäre das Schönste vom Schönsten. Hier verbänden sich das Alte und das Neue Testament in wunderbarer Weise in eins.

In einem Text von Wilhelm Kuehs zu Hilde Spiels Fanny Arnstein oder Die Emanzipation finde ich folgende Feststellung:

Die deutsche Literatur machte bei der Verbreitung des Antisemitismus keine Ausnahme. In namhaften Texten werden Juden als verschlagen und hinterhältig geschildert und im Gegensatz zu den aufrichtigen und lauteren Christen gezeichnet, z. B. bei Gustav Freytag in "Soll und Haben" oder bei Wilhelm Raabe im "Hungerpastor".
"Die Judenbuche" von Annette Droste-Hülshoff und "Abdias" von Adalbert Stifter bilden da eine gewisse Ausnahmen. Hier tauchen Juden als menschliche, sympathische bzw. von einem rätselhaften Schicksal geschlagene Charaktere auf. Besonders breitenwirksam waren dagegen die antisemitischen Karikaturen und Verse Wilhelm Buschs und die damals weitverbreitete Familienzeitschrift "Die Gartenlaube"

Kuehs konzidiert Adalbert Stifter eine gewisse Ausnahme. Und mehr ist es auch nicht. Für Hans Weigel mag es eine Bestätigung seiner Fixierung auf die Theorie der Allophobie gewesen sein, aus der er wie Sperber auch den Antisemitismus ableitet, eine gerade zu perfekte Analogie. Der sich von der Gesellschaft abgrenzende doch nicht ausgegrenzte Jud, der so mit seinem Gott und seinem Geld allein sein möcht.
Wäre da nicht das eingewobene Hiobschicksal, dass Abdias zu Boden drückt, ohne dass ihn Gott in all den dreissig Jahren des Ab- Ausgesangs jemals erhört. Abdias ist absolut einsam.
Die Einsamkeit, die Stifter in der Beschreibung dieses Schicksals in Szene setzt, wirkt wie eine Strafe.
Doch was ist das Vergehen des Abdias. Es gibt keines, ausser dass er irrtümlich seinen Hund erschossen hat. Er hat niemanden betrogen. Er hat mit Geschick gehandelt, ist offensichtlich mit Fürsten im Umgang gewesen, und hat Reichtümer angehäuft. Er hat niemanden geschadet dabei. Die Bergeinöde hat er in ein blühendes Tal für die Nachkommende verwandelt. Eine Leistung, die dann anderen anderen zugute kommt, nachdem er drei Jahrzehnte völlig vereinsamt vor seinem Haus verbringen musste.
Da wären noch viele Leute gekommen, die den einsamen Juden sehen wollten, schreibt Stifter.
Das verrät ihn, Stifter, denn bis zum Schluss der Erzählung lässt er kaum jemand, ausser Abdias Gesinde, in die Bergeinsamkeit gelangen. Plötzlich sind viele Neugierige da, die den alten, gebrochenen Juden sehen wollen.
Stifter will einen unglücklichen Menschen, von Gott verdammten Menschen, vorführen. Abdias hat nichts verbrochen. Er ist bloss da. Und das reicht. So endete das Leben und die Laufbahn des Juden Abdias..
Stifter heischt nur scheinbar nach Mitleid, er führt exemplarisch eine göttliche wie schicksalshafte Strafe an einem zum Symbol stilisierten Menschen vor. Er vermeidet jeden offenen antisemitischen Ausfall, lässt aber andererseits Abdias keine einzige Chance, sein Schicksal in Güte zu wenden, nicht einmal seinem Gott. Der ist völlig abwesend.

Auch die Theorie der Abgrenzung wechselt hier die Seite des Zaunes. Stifter sperrt Abdias nicht ins Ghetto, er versetzt ihn und sein einziges Kind in ein abgeschiedenes Tal unter schroffe Felsen und Gebirge und setzt ihn aus, in dem er ihn aus seinem Wüstenversteck in ein abgelegenes Bergtal verbannt.
Stifter schafft Distanz und leeren Raum um Abdias und in diesem unendlich leeren Raum führt er die Qual und die Hilflosigkeit, die Einsamkeit dieses Menschen vor.
Diese Einbrüche des dunklen, finsteren sind ohnehin Methode bei Stifter. Hinter der vordergründigen Idylle, die vorgeblich dem sanften Gesetz folgt, schafft Stifter einen dunklen Paravent des Grausamen, das er häufig in finsteren Naturbildern ausdrückt. Das tötliche Gewitter vernichtet Ditha. Stifter benutzt Naturbilder, um psychische Stimmungen zu erzeugen.

Auch Kafka beherrscht das Ensemble des Schreckens, des Verwirrenden und der Isolation, etwas der des Landvermessers im Schloss, des verlorengegangenen Landarztes und die Einsamkeit des Todes von Franz K., draussen vor der Stadt, auf der Abraumhalde des Steinbruches, allein mit seinen Schlächtern.
Wie ein Licht aufzuckt, so fuhren die Fensterflügel eines Fensters dort auseinander, ein Mensch, schwach und dünn in der Ferne und in der Höhe, beugte sich mit einem Ruck weit vor und streckte die Arme noch weiter aus. Wer war es? Ein Freund ? Ein guter Mensch ? Einer, der teilnahm ? Einer, der helfen wollte ? War es ein einzelner ? Waren es alle ? War noch Hilfe ?. Das denkt K. noch, bevor ihm das beidseitig geschärfte Fleischermesser ins Herz fährt.
Was bei Kafka, der sich ebenso dramatisch verdunkelter Szenerie bedient, schicksalshaft erfahren wirkt, wird beim oberösterreichischen Landesschulrat und Lehrer Adalbert Stifter zum vorgeführten Exempel eines traurigen Schicksals, mit dem er eigentlich nichts zu tun haben will. Stifter hat die antisemitischen Stereotypien mit dem ewigen Leitmotiv, der reiche einsame Jud, vom Schicksal und von Gott geschlagen keinesweg kritisch aufgelöst. Er hat sie nur geschickt, und umso wirksamer zu verbergen versucht.

Er wusste nicht, wie lange er er gesessen war, denn nach glaublichen Angaben war er wahnsinnig geworden.
Abdias

Das Sujet des wahnsinnigen gewordenen, an seinem Schicksal zerbrochenen Juden führt uns auch Thomas Bernhard in seinem Stück Heldenplatz vor. In diesem Fall ist es eine Frau, die Frau des Herrn Professor, die Bernhard in die Nähe der Verrücktheit rückt, die aus dem Fenster ihrer Wohnung vom in Nähe liegenden Heldenplatz tagein tagaus, jahrein, jahraus, tag und nacht, das Gebrüll aufmarschierter SA-Truppen zu vernehmen glaubt.
Die um 1950 herum aus dem englischen Exil zurückgekehrte Akademikerfamilie wollte das Land erneut verlassen, da die Verhältnisse und der Antisemitismus wieder unerträglich geworden wären. Bevor dies jedoch gelingen konnte, kann, begeht der Professor Selbstmord. Die Familie und deren engsten Freunde versammeln sich am Tag des Begräbnisses in der Wohnung der Schusters, aus deren Fenster der Professor sich zu Tode gestürzt hat. Er habe keinen Ausweg mehr gesehen. Denn die Situation im gegenwärtigen Österreich sei noch viel schlimmer als vor fünfzig Jahren. Was natürlich eine anzuzweifelnde Feststellung des Übertreibungs- wie Erregungskünstlers Bernhard ist, und durch die Figur der Frau Professor selbst relativiert wird. Allerdings was sie an Erinnerungsdruck zu viel hat, mangelt den meisten Österreichern an Erinnerung. Aus dieser gegensätzlichen Spannung von massivem Gedächtnis und andererseits völliger Ignoranz entfaltete sich der Skandal um das Stück. Tatsächlich haben die Österrreicher die Sache sehr wohl im Gedächtnis bewahrt. Sie wollen nur nicht daran erinnert werden. Schon wieder die Geschichte...
Auch dieses Stück neuerer österreichischer Literatur hinterlässt in mir ambivalente Empfindungen.
Die Verrückte und der Selbstmörder...Auch Bernhard führt vor. Das ganze entbehrt nicht einer gewissen Perfidie. Die Begräbnisfeierlichkeiten um den jüdischen Professor Schuster, also gewissermassen das Opfergedenken, denn der Mann ist ja, so argumentiert Bernhard, wegen der unerträglichen Verhältnisse aus dem Leben geschieden,verwandelt Bernhard in ein Tribunal der Anklage gegenüber den zeitgenössischen Österreichern. Und es sind nicht Juden, die da Anklage erheben, es ist der Thomas Bernhard, der ihnen eine gewaschene Österreichbeschimpfung, insbesondere des sozialdemokratischen Österreichs in den theatralischen Mund legt. Es gibt einige Nuancen in diesem Stück, die mich hellhörig machen, weniger was das Problem, als vielmehr was Bernhard selbst anlangt. Doch der Misanthrop Bernhard ist geschickt und trainiert im Umgang mit Ambivalentem und nicht leicht festzumachen.
Ein letztes Opfermahl?
Es gibt zwei reale Schriftstellerschicksale, die Bernhard inspiriert haben könnten. Egon Friedell, der sich 1938 am Tag des Einmarsches der Nazitruppen in Österreich aus dem Fenster gestürzt hat, und der Freitod Jean Amerys in der Festspielstadt Salzburg Oktober 1978 im Nobelhotel "Österreichischer Hof". Ich nenne es einen Freitod, weil Amery immer schon für das Recht auf Freitod plädiert hat. Doch er hatte auch anderen Anlass dazu. Amery spürte als einer die ersten die Relativierung der NS-Verbrechen. Er spürte, dass die Zeit der Rehabilitierung angebrochen war und argumentierte dies an Hand von Filmen wie Liliana Cavanis Nachtportier, an Luis Malles Lucien Lacombe, dem er in einem vor seinem Tod geschriebenen Essay Rechtfertigung von Collaboration und Nazifolter vorgeworfen hat. Und er machte hellsichtig die Rehabilitation wie die Relativierung der Naziverbrechen an dem neu erwachten Rummel um Leni Riefenstahl, gegen deren modische wie internationale Verhimmelung Susan Sonntag ebenso protestierte, fest.
Die widernatürliche Kopulation von Rechts und Links, die uns in der Rehabilitierungswelle deutlich wird, reicht tiefer und ist unheimlicher, als rechte und linke Debatter es ahnen. Wenn nämlich Susann Sontag klar erkennt, dass der Riefenstahl Rummel zumindest teilweise rückführbar ist auf die die feministische "linke" Agitation trifft sie >eine< Wahrheit.
Jean Amery

Für Amery stand fest, die Zeit der Wiederkehr des bösen Traums war angebrochen und so inszenierte er seinen Freitod eigentlich in Form einer Aktion als anklagenden Opfertod im Österreichischen Hof. Struktur wie Signatur hätte ebenso ein finsterer wie charakteristischer Einfall Bernhards sein können. Doch während Bernhard mit dem Schrecken, mit dem Grauen und mit dem misanthropen Abgrund theatralisch spielerisch umgeht, tragischgroteske Komik zwar verhalten, doch vorhanden theatralisch azur Spitze treibt, ist der letzte Auf- und Abtritt Jean Amerys so echt und unumstösslich wie er kalkuliert gewesen zu sein scheint.
Nichts anderes hat mich damals so sehr betroffen gemacht, wie dieser deutlich verstandene Tod des Jean Amery, der ebenso Impuls für einen lange dauernden wie schmerzhaften Nachdenkprozess gewesen ist.
In Jean Chaim Amery zeichnet sich noch ein anderes, österreichisches wie jüdisches Schicksal. Er ist katholisch erzogen worden. Doch diese erste Zugehörigkeit hat ihn weder vor den Nazis gerettet, noch die Ignoranz der Salzburger Festspielgesellschaft und ihrer Clacquers, die er sich indirekt zum Publikum seines Freitodes gewählt hat, gemildert.
Und tatsächlich wurde in der ganzen Rechtsbewegung im Zuge des Ende des Kalten Krieges mit dem Höhepunkt des Zusammenbruches der Sowjetunion und der rechten Rechtfertigungs- wie Relativierungswelle danach überdimensional sichtbar, wie recht Jean Amery mit seinen Befürchtungen zu Ende der 70 er Jahre bereits gehabt hat. Wer den NS Krieg relativiert, und das ist bereits in der 50erns strategisch taktisch von den USA eingeleitet worden, weil man die Bündnistreue der Deutschen in der NATO für unerlässlich erachtete, relativiert auch die furchtbare Tatsache des Holocaust. Eine letztendliche Rehabilitation der Deutschen von dieser Schuld kann jedoch nicht gelingen, weil dies die Menschenrechte ausser Kraft setzen würde. So verbleibt der Antisemitismus, einmal versteckt und dann wieder offen wie bei Möllemann oder zugespitzt wie bei Martin Hohmann, der die Juden wegen der Beteiligung von Juden an der historischen Linken bis hin zum Bolschewismus als Täter begreifen und sie so dem Tätervolk der Deutschen gleichstellen wollte. Da liegen Perfidie und Dummheit eng beisammen. Genau diese Mischung aus Dummheit und Berchnung macht den Antisemitismus so brisant.
Thomas Bernhard erscheint in solchem Kontext ohnehin als Profiteur der Salzburger Tischgesellschaft, als misanthroper Voyeur im Schatten des Schicksals von Menschen wie Amery und den sechs Millionen Menschen, die der Holocaust verzerrt hat. Bernhard ist in Wahrheit Teil der Salzburger Tischgesellschaft, wenn auch in der Rolle des Aussenseiters.
Bernhard wie Peymann sind im konkreten Fall der "Heldenplatz" Inszenierung Partizipanten des Shoa - Business.

Tatsächlich kommt es in der sogenannten Erinnerungskultur zwischen Juden und Nichtjuden, wie jüngst in der Auseinandersetzung um das Eisenmansche Denkmalobjekt in Berlin zu manchmal unüberbrückbaren Reiberen. Tatsächliche ist ein deutsches Erinnerungs- und Gedächtnis-Mal kein jüdisches Mahnmal, wie es in seiner vedichtetsten wie reinsten Form Yad Vashem ist. Von den Deutschen wie der Österreichern wäre ohnehin zu verlangen, neben den jüdischen Opfern auch der anderen Gruppierungen zu gedenken, der Sinti und Roma, der Selektierten und der politisch Widerständigen, die ebenso in den Konzentrationslagern umgekommen, wie auch jene die wegen ihren gleichgeschlechtlichen Orientierung weggesperrt worden sind.

Ist es jenes unangenehme Gefühl der Vorführung des Elends und des Verderbens, dass etwa auch die Arbeiten des Wiener Bildhauers Hrdlicka ausmacht. Die Grafikserie der am Sauhaken erhängten Widerstandskämpfer in Berlin Plötzensee, die Skulptur des strassenwaschenden Juden am Platz gegenüber der Albertina, der heute noch in den Staub des Asphalts gedrückt erscheint. Die Mehrheit der Wiener Jüdischen Gemeinde ist mit diesem Mahnmal, dass die Demütigung fortschreibt, nicht einverstanden gewesen.
Warum brauchen Frau Österreicherin und Herr Österreicher so drastische Literatur und drastische Bildwerke und warum ist im künstlerischen wie diskursiven Umgang mit dem Genocid und der Nazigewalt immer, fast immer, Ambivalenz im Spiel?
Der Antisemitismus ist nicht nur eine der grössten demagogischen Bedrohungen der menschlichen Kultur, er kann auch ein hinterhältiges wie hinterfotziges intellektuelles Spiel sein, das gerade in Wien besonders gekonnt und ausgekocht immer wieder auf dem Spielplan steht. Für alle möglichen Anlässe sind die Juden gut, nicht wahr?

Wie mit authentischen jüdischen Schriftstellern in den 50er Jahren, die auf ihre Identität bestanden haben, im Wien der 50 er Jahre umgegangen worden ist, zeigt die von Milo Dor in seinen Erinnerungen Auf dem falschen Dampfer über seinen Freund Paul Celan erzählte Geschichte.
Dor erzählt, warum Paul Celan Wien verlassen hat, obwohl er die Absicht gehabt hat, da zu leben. Sein erster Gedichtband ist in den fünfziger jahren in Wien gedruckt worden, im Eigenverlag. Celan hat selbst das Geld dafür zusammen geschnorrt. Doch der Drucker, bzw. der Setzer dürfte ein alter Nazi und Antisemit gewesen sein. Der hat den kleinen Band mit derart vielen Fehlern versetzt, dass Celan das Büchlein sich nicht herzeigen traute und schon gar nicht weitergeben konnte. An der überquellenden Fülle der Fehler erkannte Celan die üble Absicht und verliess daraufhin Wien. Der Setzer hat sich offensichtlich gedacht, dem zeig ichs !.
Celan ging nach Paris und sein Meister aus Deutschland erreichte die Deutschen aus dem Neuen Exil nach dem Kriege und nach dem Holocaust. Celan ist zweifellos einer der grössten Lyriker deutscher Sprache im 20.Jahrhundert.
Es ist keine Bücherverbrennung, sondern eine Buchverstümmelung gewesen. Es gab Herausgabe- wie Schreibverhinderungen in vielfältiger Schattierung, für Juden wie Nichtjuden gleichermassen, die zum Thema allzu kritisch oder allzu ehrlich eingestellt gewesen sind, und die am Opportunismus kalter Kriegspolitik wie österreichischen Innen- und Kulturpolitik nicht teilhaben wollten oder nicht angepasst wie angemessen mitspielen wollten.
Paul Celan nahm sich 1970 in Paris das Leben. Auch darin ist er unglücklicher als Heinrich Heine, der mehr als hundert Jahre vor ihm im Pariser Exil in der Matratzengruft dahinsiechte und eines natürlichen Todes gestorben ist.

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Das grosse Uebel des Antisemitismus Teil II

Die umfassenden Tätigkeiten des Genossen Weigel

Chronik laufender antisemitischer Vorfälle im Deutschland 2003

Manes Sperber
Churban oder Die unfaßbare Gewißheit. Essays
Europaverl. (1979). 227 S. Wien, München, Zürich

Judenhass von heute. R.N. Coudenhove-Kalergi
Graf Heinrich Coudenhove-Kalergi: Das Wesen des Antisemitismus
Paneuropa-Verl. 1935. 332 S.Wien, Zürich

Luthers Kampfschriften gegen das Judentum.
Hrsg. v. Walther Linden. [Illustr.]
Klinkhardt & Biermann (1936). 234 S. Berlin

Sigmund Freud
Schriften zur Kunst und Literatur
Fischer Wissenschaft
S.Fischer Verlag, 1969, Frankfurt am Main

Heinrich Heine
Ludwig Börne; eine Denkschrift
Werke in drei Bänden - Band 3
Könemann 1995, Bonn

Fritz Stern
Gold und Eisen
Bismarck und sein Bankier Bleichröder
Rowohlt, 1988, Hamburg

Hamann, Brigitte
Hitlers Wien
Lehrjahre eines Diktators
Piper Verlag, 1998, München

Henryk M. Broder, Der ewige Antisemit. Über Sinn und Funktion eines beständigen Gefühls. (Originalausg.) 1986, 287 S.- Frankfurt/M.

Norman Soloman
Judentum, Eine kurze Einführung
Philipp Reclam jun. 1999, Stuttgart
Oxford University Press 1996

Peter Rosegger
Stoasteirisch
Leykam, 1885 Graz

Thomas Bernhard
Heldenplatz
Suhrkamp, 1995, Frankfurt am Main

Friedrich Ebert Stiftung
Anmerkungen zum Programm der NSDAP

Jean Amery - Tortur

Yad Vashem
SHOA - Memorial Israel

Die Bibel
Einheitsübersetzung
Katholische Bibelanstalt, 1980, Stuttgart


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