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ADMONTINISCHES UNIVERSUM



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Die Benediktinerabtei Admont wurde im Jahr 1074 gegruendet. Ueber einen Zeitraum von mehr als 900 Jahren wurden hier Kulturgueter gesammelt und bewahrt.
Eine besondere Stellung nimmt die Stiftsbibliothek ein. An ihrer Entwicklung und der damit verbundenen Sammeltaetigkeit laesst sich sowohl oesterreichische Kulturgeschichte wie auch europaeische Geistesgeschichte ablesen.

Die Bibliotheksanlage zaehlt zu den grossen Kulturdenkmaelern unseres Landes und ist ein ueber Jahrhunderte, fast ueber ein Jahrtausend hinweg reichender Wissensspeicher. Hier lassen sich eine Reihe von kunst- und kulturhistorischen Beispielen aus der Entwicklungsgeschichte des Buches von den Handschriften aus der mittelalterlichen Admonter Schreibschule ueber die gesammelten Inkunabeln bis hin zum entfalteten Buchdruck finden.

Die barocke Konzeption der Bibliothek, wie wir sie kennen, drueckt das geistige Konzept des Universalismus >topica unversalis< aus.
Universalismus kennen wir heute eher unter dem Stichwort Vernetzung, Global Village, Global Era, gesamheitliche Schau etc.
Das Wesen des Gesamtkunstwerkes Admonter Bibliothek ist in sich multimedial. Mit der Synthese unterschiedlicher Kunstformen wird eine Gesamtschau menschlichen und goettlichen Geistes unternommen.

Eine digitale Erfassung der wesentlichen und charakteristischen Bestandteile der Bibliothek (Architektur, Skulpturen,Fresken, ausgewaehlte exemplarische Schriften und Druckwerke) in Form einer sowohl textuellen wie bildnerischen Hyperstruktur ist derzeit in Arbeit

Die Small Internetfassung wird demnächst via Electronic Journal Literatur Primär via World Wide Web zugänglich sein.
Einfügung April 1997
® crow

Die Vollversion wird in absehbarer Zeit in Form einer Web CD-Rom erhältlich sein.

Das heisst, ein sehr altes und ueber Jahrhunderte entwickeltes und genutztes Medium in ein sehr junges, Neues zu uebertragen. Anstelle des realen Raums tritt der imaginaere elektronische Raum. Es ist aeusserst reizvoll sich mit einer konkreten Arbeit, die gleichzeitig repraesentativen Zielen folgt, sich die Uebergaenge von einem zum anderen Medium und die zwangslaeufig damit verbundenen kulturellen Veraenderungen zu reflektieren.

Es geht also um die Bestandsaufnahme eines historisch gewachsenen Mediums und Praesentationssystems mit den Mittel zeitgemaesser Technologie.



DIE MONUMENTALBIBLIOTHEK DES STIFTES ADMONT

Ein integriertes Gesamtkunstwerk des oesterreichischen Spaetbarock


Die Stiftsbibliothek Admont ist eines der grossen Gesamkunstwerke des oesterreichischen wie auch des europaeischen Spaetbarock. Alle hier versammelten Kunstgattungen wurden zu einer Einheit verschmolzen, die der Praesentation des Buches und der Erhoehung des Geistes dient.

Dieses integrative Kunstwerk kann durchaus als multimediale Form angesehen werden und auch so interpretiert werden.

Die Bibliothek in der uns bekannten Form wurde von Abt Matthaeus Ofner (1716-1779) - unter Zuhilfename der Vorarbeiten seiner Vorgaenger, konzipiert und in Auftrag gegeben.
Geplant und verwirklicht in ihrer baulichen Struktur wurde sie vom Architekten Joseph Hueber.
Die sieben Deckenfresken wurden gemalt von Bartholemeo Altomonte. Die illusionistische Architektur malerei stammt von Johann Georg Dallinger .
Die Skulpturen, insbesondere das zentrale Ensemble ueber die letzten Dinge wurden von Joseph Stammel geschaffen.
Die Konsolbuesten sind ebenso Arbeiten Stammels.
Dem aeusserlich prunkvollen Erscheinungsbild, das fuer die mediale Aufbereitung opulentes Material liefert, liegt ein geistiger Strukturplan, ein Programm zugrunde, dem die Gliederung der Bibliothek und der Deckenfresken nach Wissensgebieten sowie der zur Zeit der Errichtung der Bibliothek gueltigen Rangordnung der Wissenschaften folgt.

Das Modell ist im wesentlichen bestimmt durch die lullistische (Ramon Lull) Struktur, die im Zentrum die goettliche Offenbarung als einen Quell allen Wissens fixiert.
Die Bibliothek ist ebenso Ausdruck einer mit historischem Scheitern verbundenen Anstrengung, den universalen Wissenssanspruch umzusetzen und auf Dauer aufrecht zu erhalten.
Ebenso beinhaltet die Programmatik jene typisch barocke Parallelfuehrung religioeser, wissenschaftlicher und mythologischer Themen. Historische Personen werden als Ikons eingesetzt und stehen stellvertretend fuer bestimmte Glaubens- und Lehrinhalte, sowie fuer mythologische Knoten der europaeischen Geschichte.

Sowohl in der Stammelschen Figurengruppe "Die vier letzten Dinge" wie auch im Deckenfresko entfaltet sich eine alles durchdringende Doppelwelt von Zeit und Ewigkeit, von Vergaenglichkeit und Endzeitlichkeit.
Kunstgeschichtlich waere noch anzumerken, dass sich in der kuenstlerischen Ausfuehrung des Admonter Biblothekssaals Uebergaenge in den Klassizismus zeigen.

Anordnung der Deckenfresken nach dem urspruenglichen Konzept:

  1. Erweckung des Geistes - Aurora
  2. Philosophie und Geschichte
  3. Jurisprudenz
  4. Goettliche Offenbarung und Weisheit Mittelkuppel- Zentrum
  5. Theologie
  6. Medizin
  7. Die schönen und praktischen Künste sowie die Kunst der Regentschaft

SKULPTURENPROGRAMM


Die Konsolbuesten:

Mittels der Konsolbuesten (68) können personelle und thematische Bezuege zur klassischen Philosophie und Geschichte, zu klassischen Kunst und Poesie und zur bildenden Kunst des 16. und 17.Jahrhunderts hergestellt werden.
Bezueglich der Konsolbuesten faellt ein besonderes hoher Anteil von Kuenstler-Persoenlichkeiten auf.


Der Bibliotheksbestand:

Die Bibliothek beinhaltet um die 145 000 Baende, davon 1400 Handschriften theologisch, philosophischen und allgemein wissenschaftlichen Inhaltes vom 10. bis zum 15. Jahrhundert und etwa 900 Inkunabeln (Fruehdrucke).
Sie enthaelt in Summa das Wissen ihrer Zeit.

Der Bibliotheksinhalt, die Schriften und Druckwerke werden nach zwei Gesichtspunkten praesentiert.

Einmal wird das Buch als kuenstlerischer Gegenstand unter Beruecksichtigung von Gestaltung, Illumination und Illustration gezeigt.
Ebenso wesentlich wird es als Traeger entscheidender geistes- und kulturgeschichtlicher Informationen vorgefuehrt.
Es lassen sich sowohl geistige, kulturelle wie auch geschichtliche europaeische Querverbindungen darstellen.In allen Abteilungen werden die entsprechenden religioesen Themen beruecksichtigt und aus den entsprechenden Originalen wiedergegeben.

In der Entwicklungsgeschichte der Benediktiner nimmt das Buch von Anbeginn eine zentrale Stellung ein.


Die benediktinische Idee:

Der allgemeine Beitrag der Benediktiner ist zweifellos bedeutend, wenn nicht richtungsweisend und kultur bestimmend. Der amerikanische Kulturhistoriker Lewis Mumford sieht im benediktinischen Klosterleben ein fruehes Modell des modernen Wohlfahrtsstaates. Durch die Erfassung der taeglichen Arbeits- und Lebenszeit, durch durchrationalisierte und abwechslungsreiche Arbeitsteilung schufen die Benediktiner die Voraussetzungen fuer Akkumulationen wie auch die Grundlagen fuer planbare wirtschaftliche und kulturelle Ziele.


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