Über die Freiheit - Anmerkungen eines einfachen Wählers


© Karl Farr

Freiheit, das ist, denken und sagen, was man will. Leben, wo man will und reisen, wohin man will. Aber Freiheit ist auch die Freiheit des Anders Denkenden. Es sei denn, es handelt sich um rechtes oder rassistisches Gedankengut oder gar sexuelle Perversitäten mit Kindern und Tieren. Das Wort Freiheit wurde u.a. ja auch von den Nazis mißbraucht (Arbeit macht frei, usw.).

Freiheit bedeutet für manch einen auch, die Sorte Wodka, Zigaretten oder gar die Automarke zu bestimmen, voraus gesetzt, man hat daß nötige Kleingeld. Die Konsumindustrie setzt da auch geschickt an („der Geschmack grenzenloser Freiheit“ ... die Freiheit nehm´ ich mir“) Geld muß man leider auch bezahlen, wenn man Urlaub in Afrika oder sonstwo macht, um die grenzenlose Freiheit in der Natur, den weiten Himmel und die Tiere in freier Wildbahn zu genießen.

Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein sein, singt Reinhard May, mir ist die Fahrt mit einem Ballon lieber, als in einem überfüllten Flieger zu sitzen. Drachenfliegen und Fallschirmspringen, daß ist es. Aber dazu fehlt mir wohl der Mumm!
Beschränken wir uns auf die Freiheit auf der Erde. Einen Porsche haben und ihn ausfahren, das ist Freiheit (für manchen). Wenn da nicht die Geschwindigkeitsbeschränkungen, Baustellen und kriechenden Kleinwagen auf der linken Spur wären!
Oder monatelanges Segeln über den Ozean. Unsereins ist ja schon froh, wenn er mal auf dem Baldeneysee oder der Nordsee auf einem Segelboot mitfahren kann. Hier fehlt es wohl auch am Mut und dem nötigen Kleingeld!

Aber auch die Freiheit in der Politik ist wichtig! Die Bundeswehr war jahrelang der Garant unserer Freiheit, natürlich zusammen mit unseren Verbündeten! Seitdem der Eiserne Vorhang gefallen ist, hat sie einen anderen Auftrag, so auch Auslandseinsätze! Kritisch wird es nur dann, wenn sie für Auslandseinsätze eingesetzt werden soll, die fragwürdig sind (hier z.B. Irak). Da muß der deutsche Politiker die Freiheit haben, nein zu sagen, wie geschehen!
Fragwürdig ist auch, wenn ein CDU-Politiker, wie berichtet, Fußfesseln für Arbeitslose fordert. Solche Politiker gehören nicht in die Parlamente, sondern in die Wüste geschickt! Wieder ein Beispiel, wie die Freiheit und ihr Wesen mißbraucht werden kann!

Wichtig, die Freiheit in der Kunst! Was wären wir, ohne Günter Grass, als Literat, oder Josepf Beuys als Bildender Künstler oder die Künstler in der Malerei, deren Namen mir im Moment nicht einfallen. Die Kunst gibt viele Anstöße, das Denken und Handeln zu beeinflussen und manchmal auch zum positiven hin zu verändern.

Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei und wird er in Ketten geboren“ sagte Friedrich Schiller in seinem Gedicht Die Worte des Glaubens 1). Wenn das für jemanden zutrifft, dann für Nelson Mandela, ein Mann, der jahrelang im Kerker leben mußte und für die Freiheit kämpfte. Schließlich erreichte er die Freiheit für sich und sein Land.

Oder denken wir an Martin Luther King, die für die Rechte und Freiheit seiner schwarzen Brüder und Schwestern kämpfte und ermordet wurde. Die Freiheit ist nicht selbstverständlich, oft muß man um sie streiten.

Schon die alten Griechen und ihre Philosophen (Platon, Sokrates und Aristoteles) vertraten den Gedanken der Freiheit. Später kamen Keppler und Galileo hinzu. Wieder später dann Decartes, Russel und Kant, um nur einige zu nennen. Und Schiller, Goethe und Heinrich Heine (letzterer wohl im nationalen Sinne) als Literaten. Gut finde ich Epikur, der da sinngemäß sagte: Glück und Freiheit durch Genügsamkeit.

Unsere Staatsform nennt sich freiheitlich – demokratisch, obwohl dieses auch immer fragwürdiger wird. Freiheit haben eigentlich nur die, die es sich leisten können. Und die soziale Schere klafft immer weiter auseinander. Hier kürzt man den Arbeitslosen das Geld, dort macht man den Unternehmern Steuergeschenke.

Den Arbeitslosen beschneidet man die Freiheit, indem man ihnen Meldepflichten auferlegt. Ein Unternehmer kann freilich über seine Zeit verfügen, wie er will, abgesehen von Geschäftsterminen und –essen. Das ganze nennt sich marktwirtschaftliche – soziale Demokratie. Aber nur für die, die über Kapital und Produktionsmittel und Eigentum verfügen. Eine Katze, die sich in den Schwanz beißt!

Da haben es die Schweizer besser, bei ihnen kann wenigstens das Volk mitbestimmen. Zeit, so etwas auch in Deutschland einzuführen, um die Mächtigen, die schließlich vom Volk leben, besser zu kontrollieren!

Einer unserer Parteien nennt sich freiheitlich - demokratisch, ausgerechnet die, die jahrelang das Zünglein an der Waage spielte, wenn es darum ging, die SPD oder die CDU an die Macht zu katapultieren! Was das mit Freiheit zu tun hat, frage ich mich?

Dann bleibt die Freiheit des Einzelnen, die dann beschnitten werden kann, wenn es um die Interessen mehrerer geht oder wie schon angeschnitten, um die Interessen, derer, die Macht und Geld haben! Auslegen kann man eine Sache so oder so. Unserem Land täten, wie schon gesagt, Volksabstimmungen gut!

Freiheit bedeutet für mich auch, in den Park zu gehen und den Leuten beim Bummeln und den Kindern beim Spielen zu zusehen. Viele Menschen können sich über so kleine Dinge gar nicht mehr freuen. Besitzen sie das eine, wollen sie das andere. Die Gier des Menschen ist unersättlich und unermeßlich! Mir bereitet es jedenfalls Freude, mich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen.
Genügsam, aber gesund leben und sich dann freuen, wenn man zu einem üppigen Mahl geladen wird. Wenn alles selbstverständlich ist, setzt sich der Kreislauf in Gang, man will anderes ausprobieren. Das ist an und für sich auch nicht verkehrt, aber nicht um jeden Preis und um den Preis der Freiheit

Freiheit, daß bedeutet auch, das Krankenhaus, in dem behandelt werden möchte, wenn man schwerer erkrankt ist, frei zu wählen. Man kann sich umhören: Wo ist die Leistung gut, wo ist das Essen schmackhaft, und so weiter. Allerdings kann ich als einfacher Mensch keine Schwarzwald – Klinik – Verhältnisse erwarten, leider.
Gleichzeitig schränkt Krankheit bei einem selbst oder Familienangehörigen die Freiheit ein, ebenso bei Arbeitslosigkeit, es kann nicht mehr so viel gekauft werden und der Gürtel muß enger geschnallt werden, seit Hartz IV ist es unerträglich geworden!

Mit dem Alter verändert sich der Begriff der Freiheit für uns. Als Kind freut man sich, zum Beispiel die Freiheit zu haben, vor dem Haus oder im Garten zu spielen, später als Jugendlicher bis 10 Uhr und dann länger von zu Haus wegbleiben zu dürfen, die Freundin mit nach Hause zu bringen und so weiter.
Wieder später dann, den Führerschein zu machen und ein Auto fahren zu dürfen. Dann die Freiheit bei der Arbeit, Sachen mit zu entscheiden und im Urlaub dorthin zu fahren, wohin man gern möchte. Vielleicht auch auswandern oder Praktika im Ausland abzuleisten. Ich komme auf die Freiheiten, die ich am Anfang schon beschrieben habe. Und die Freiheit, den Militärdienst oder Zivildienst zu machen.

Wenn man künstlerisch tätig ist, so oder so zu schreiben, zu malen oder zu gestalten, wie einige Künstler, die ich schon genannt habe 2), das ist Freiheit! Für manchen Künstler bedeutet dies auch, sich an keine Regel, keinen Stil zu halten. Dies war besonders beliebt in den 70gern, dieses Jahrhunderts, als der freiheitliche Begriff neu definiert wurde.

Um 1670 war die Freiheit zentrales Thema der Philosophie und der Politik. Spinoza (3 spricht da von ... Befreiung des Menschen von Aberglauben und politischem Zwang ... . Immer wieder definierten die Philosophen den Begriff Freiheit neu.

Man denke auch an die Freiheiten in Gefängnissen, KZs und Lagern, wo man aufpassen mußte, daß kleine Freiheiten (wie z.B. das Verständigen durch Klopfzeichen, Lesen bei Kerzenlicht o.ä.) von den Aufsehern nicht entdeckt wurden und werden dürfen.
Die Freiheit ist uns manchmal zu selbstverständlich! Und doch müssen wir sie manchmal verteidigen, wenn die Großen und Mächtigen wieder einmal zu gierig werden!

In Essen heißt ein Platz vor dem Bahnhof Auf der Freiheit. Jahrelang überlegte ich mir, was das Ganze mit Freiheit eigentlich zu tun habe, bis ein Bekannter mich vor Kurzem darüber aufklärte. Dieser Platz war früher einmal stark bebaut. Man riß dann kurzerhand die Gebäude ab, bis er frei war! So kommen manchmal Plätze und Straßen zu ihrem Namen!

Doch noch mal zurück zu unserer demokratischen Freiheit. Was ist, wenn man trotz allem, den Gesetzen und Regeln entsprechend lebt und trotzdem vom Staat behindert wird. Ich denke da an Abhören und Bespitzeln, wenn man irgendwann unangenehm aufgefallen ist. George Orwells Vision 1984 4) ist kein Science Fiction mehr. Schon längst sind in unseren Städten Kameras an markanten Punkten aufgestellt, angeblich zum Schutz vor Terrorismus.
Eine Begründung läßt sich immer dafür finden.
Nun will ich das Ganze nicht verdammen, Mißbrauch liegt immer drin! Und wie gesagt, begründen kann man es immer irgendwie!

Die Freiheit ist auch eingeschränkt, wenn man arbeitet oder schreibt. Man kann aber „frei“ arbeiten, ohne Druck und Zwang, es sei denn, unter dem Druck eines Verlags oder unter einer Zeitung, z.B. wenn ein Manuskript an einem gewissen Termin fertig sein muß.
Nun haben die wenigsten Schreibenden die Möglichkeit, sich vom Druck und Zwang zu befreien. Abhängigkeiten bestehen überall, selbst wenn man nur für eine Literaturzeitschrift schreibt. Schreibt man nichts, wird nichts gedruckt. Aber das führt wohl zu weit!

Ein kleines Stückchen Freiheit kann man dann genießen, wenn man seinen Artikel oder Manuskript fertig geschrieben, korrigiert, abgeschickt und der Verlag bzw. die Zeitung hat es angenommen. Dann kann der Kunst schaffende Mensch sich zurücklehnen und durchatmen! Bis zum nächsten Mal! Freiheit ist auch immer relativ.
Wichtig halte ich auch die Freiheit unserer Presse, deren eine Ausgabe es ist, die Korruption, wie in letzter Zeit wieder geschehen (wenn es denn bekannt wird!) und Machtmißbrauch in unserem Land und anderswo durch Veröffentlichung zu kontrollieren. Das ist eine der wichtigen Aufgaben der Presse und Medien bei uns, solange es keine direkte Demokratie in Deutschland gibt!

Zusammengefaßt muß man sagen, daß die Freiheit in unseren Breitengraden schon fast etwas Selbstverständliches ist. In anderen Teilen der Welt muß man noch darum streiten (Nord Korea, China, ...). Aber verteidigen muß man sie immer. Für ihren Erhalt zu streiten, lohnt sich und ist lebensnotwendig!

Karl Farr, Juli 2005

1) Friedrich Schiller, Gesamtwerk, verschiedene Verlage
2) Siehe Seite 2
3) Vgl. Handbuch der Philosophischen Grundbegriffe, Bd. 1, S. 495, Kösel Verlag GmbH & Co, München, 1973
4) Orwell, George, 1984, Ullstein Verlag, Frankfurt/M., Berlin, Wien.


·^·