Die Bundesregierung bekräftigt ihre unerschütterliche Verbundenheit mit
den geistigen und sittlichen Werten, die das gemeinsame Erbe der Völker
Europas sind und der persönlichen Freiheit, der politischen Freiheit und der
Herrschaft des Rechts zugrunde liegen, auf denen jede wahre Demokratie
beruht.
Die Bundesregierung tritt für Respekt, Toleranz und Verständnis für alle
Menschen ein, ungeachtet ihrer Herkunft, Religion oder Weltanschauung.
Sie verurteilt und bekämpft mit Nachdruck jegliche Form von Diskriminierung,
Intoleranz und Verhetzung in allen Bereichen. Sie erstrebt eine
Gesellschaft, die vom Geist des Humanismus und der Toleranz gegenüber
den Angehörigen aller gesellschaftlichen Gruppen geprägt ist.
Die Bundesregierung arbeitet für ein Österreich, in dem
Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus keinen Platz finden.
Sie wird jeder Form von menschenverachtendem Gedankengut und seiner
Verbreitung konsequent entgegentreten und sich für die volle Beachtung der Rechte
und Grundfreiheiten von Menschen jeglicher Nationalität einsetzen –
gleichgültig aus welchem Grund sich diese in Österreich aufhalten. Sie bekennt sich
zu ihrer besonderen Verantwortung für einen respektvollen Umgang mit
ethnischen und religiösen Minderheiten.
Die Bundesregierung unterstützt die Charta der europäischen politischen
Parteien für eine nichtrassistische Gesellschaft und verpflichtet sich,
auf die vorbildliche Verwirklichung der in dieser enthaltenen Grundsätze in
Österreich hinzuwirken.
Die Bundesregierung bekennt sich zum Schutz und zur Förderung der
Menschenrechte und setzt sich für ihre bedingungslose Realisierung auf
nationaler wie auf internationaler Ebene ein. Dies ist auch ein
wichtiger Beitrag, um vorbeugend Kriege und interne Konflikte zu verhindern, die
Menschen in ihren Rechten verletzen, vertreiben oder zum Verlassen ihrer
Heimat zwingen.
Die Bundesregierung bekennt sich zu den allen Mitgliedstaaten der
Europäischen Union gemeinsamen Prinzipien der pluralistischen Demokratie
und der Rechtsstaatlichkeit, wie sie auch in der österreichischen Verfassung
verankert sind und die Voraussetzung für die Mitgliedschaft im Europarat
bilden. Die in Österreich verfassungsmäßig garantierten, in der
Europäischen Menschenrechtskonvention niedergelegten Rechte und Freiheiten sind
klarer Ausdruck dieses Bekenntnisses.
Die Bundesregierung bekennt sich zum Friedensprojekt Europa. Die
Zusammenarbeit der Koalitionsparteien beruht auf einem Bekenntnis zur
Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union. Die
Bundesregierung ist den allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union gemeinsamen
Grundsätzen der Freiheit, der Demokratie, der Achtung der Menschenrechte und
Grundfreiheiten sowie der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet, wie sie im
Artikel 6 des Vertrages über die Europäische Union festgeschrieben sind.
In der Vertiefung der Integration und der Erweiterung der Union liegt auch
Österreichs Zukunft. Österreichs Geschichte und geopolitische Lage sind
ein besonderer Auftrag, den Integrationsprozess voranzutreiben und den
europäischen Gedanken noch stärker im Alltag der Menschen zu verankern.
Besonderes Gewicht zur Sicherung des Friedens und der Stabilität im 21.
Jahrhundert wird der transatlantischen Partnerschaft zukommen.
Der Europäischen Union als Wertegemeinschaft entspricht auch ein
bestimmtes Konzept der künftigen Entwicklung der europäischen Integration. Dazu
gehören insbesondere die Arbeiten an der Charta der politischen und sozialen
Grundrechte. Österreich unterstützt die weiteren Arbeiten zur Bekämpfung
jeglicher Form von Diskriminierung im Sinne von Artikel 13 des
EU-Vertrages.
Eine lebendige Kultur der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit
erfordert ein Verhältnis zwischen Staat und Bürgern, das dem Einzelnen neue
Freiheits- und Verantwortungsräume schafft. Im modernen Leistungsstaat gibt es
Aufgaben, die besser vom Einzelnen oder von nichtstaatlichen Akteuren
wahrgenommen werden können.
Die Bundesregierung bekennt sich aber mit allem Nachdruck zur
solidarischen Sicherstellung sozialstaatlicher Leistungen für jeden Bürger, der die
Hilfe und Unterstützung des Staates braucht. Dies gilt insbesondere für
Menschen, die an den Chancen der Modernisierung, die das Leben zunehmend prägt,
nicht teilhaben können.
Das Solidaritätsprinzip bedeutet auch, dass auf die Bedürfnisse und
Lebensperspektiven künftiger Generationen Rücksicht zu nehmen ist, um
faire Chancen für alle Mitglieder der Gesellschaft und ihre Lebensentwürfe zu
sichern.
Die Bundesregierung will Österreich als leistungs- und wettbewerbsorientierten
Wirtschaftsstandort stärken. Das ist die Basis für die Sicherung bestehender,
sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze und des Wohlstandes in unserem Land.
Gerade Österreichs Beitritt zur Europäischen Union und eine gesicherte Teilnahme
an der Währungsunion waren und sind wichtige Voraussetzungen für die Zukunft
von Wirtschaft und Arbeit in Österreich.
Die Sozialpartnerschaft hat sich in Österreich als wichtiges
Standortinstrument für Wirtschaft und Arbeit bewährt und dadurch zum
sozialen Frieden in Österreich beigetragen. Die Bundesregierung bekennt
sich zur umfassenden Kooperation mit den Sozialpartnern, empfiehlt aber
gleichzeitig die notwendige Reformbereitschaft der Sozialpartnerschaft
etwa bei der Reform der Sozialversicherungsträger, einschließlich der Wahl
der Versichertenvertreter, und der Stärkung des Servicecharakters der
sozialpartnerschaftlichen Einrichtungen.
Die Bundesregierung ist sich bewusst, dass die österreichische
Bevölkerung auf ihren großen Leistungen zielstrebig weiter aufbauen und die Stärken
Österreichs konsequent weiter entwickeln muss.
Österreich stellt sich seiner Verantwortung aus der verhängnisvollen
Geschichte des 20. Jahrhunderts und den ungeheuerlichen Verbrechen des
nationalsozialistischen Regimes: Unser Land nimmt die hellen und die
dunklen Seiten seiner Vergangenheit und die Taten aller Österreicher, gute wie
böse, als seine Verantwortung an. Nationalismus, Diktatur und Intoleranz
brachten Krieg, Fremdenhass, Unfreiheit, Rassismus und Massenmord. Die
Einmaligkeit und Unvergleichbarkeit des Verbrechens des Holocaust sind Mahnung zu
ständiger Wachsamkeit gegen alle Formen von Diktatur und Totalitarismus.
Das Vorhaben der Europäischen Union eines breiten, demokratischen und
wohlhabenden Europas, zu dem sich die Bundesregierung vorbehaltlos
bekennt, ist die beste Garantie gegen eine Wiederkehr dieses dunkelsten Kapitels
der österreichischen Geschichte.
Die Bundesregierung bekennt sich zur kritischen Auseinandersetzung mit
der NS-Vergangenheit. Sie wird für vorbehaltlose Aufklärung, Freilegung der
Strukturen des Unrechts und Weitergabe dieses Wissens an nachkommende
Generationen als Mahnung für die Zukunft sorgen. Hinsichtlich der
NS-Zwangsarbeit wird die Bundesregierung im Lichte des Zwischenberichts
der österreichischen Historikerkommission unter Berücksichtigung der
primären Verantwortung der betroffenen Unternehmen um sachgerechte Lösungen
bemüht sein.
Die Regierungsparteien bekennen sich zu einer neuen Form des Regierens
und der Zusammenarbeit. Sie wollen Probleme lösen, Herausforderungen
bewältigen und konsequent Chancen nützen, weil sie der Zukunft Österreichs in
Europa verpflichtet sind. Österreich wird als stabiles, verlässliches und
partnerschaftliches Land seinen Beitrag für ein friedliches und sicheres
Miteinander in Europa und der Welt leisten.
Mit besten Grüßen, Johannes Peterlik
LS Mag. Johannes Peterlik
Pressesprecher der Bundesministerin
Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten
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