Peter Rosegger: Hörensagen Nachlese


© Thomas Northoff


Lange Jahre wußte ich nicht warum es so war - und hatte mir auch nie Gedanken darüber gemacht –, dass ich beim Hören des Namens Peter Rosegger nur ein ausschnaufend verächtliches Lächeln im Gesicht verspürte und darüber hinaus die Empfindung des Bildes von einem alten Mann in mir aufkam, der, wie ich es als Vorpubertätling einmal bei einer Adventlesung von Heinrich Waggerl beobachtet hatte, davon lebte, leicht kopfwackelnd und mit zittrigergriffener Stimme das Entzünden von Kerzen auf einem Adventkranz zum eineinhalbstündigen Unterdrücken kindlichen Niesreizes bei besonders schönelegischem Armutsgeschwafel auszubauen. Für mich waren diese Dichter alle gleich. Ich kannte sie ja nur von Leuten, die ihrerseits nur Weihnachten mit denen assoziierten. Außer zwei drei Kindergeschichten hatten sie nichts von denen gelesen, von einem Schreibakt dieser Dichter außerhalb jenes Genres keinen blassen Dunst.
Ich hätte einen Schas auf die Silberpapierln gelassen, da wären sie erst durch die Luft geflogen. Diese Idee trug mir umgehend eine Ohrfeige meiner Mutter ein, die sich das Eintrittsgeld für die Lesung vom Munde abgespart hatte, um ihren Kindern wenigstens zu den heiligen Tagen ein Stück wertvoller Kultur zu zeigen. Sodann habe ich den Waggerl, dem sein Liebsein-Getue ich ihm intuitiv nicht abgenommen hatte, als Pars pro Toto in langweilendem Andenken behalten. Und die Totos mußten eben Leute sein, für die man ins unbequemste Gewand gesteckt wird unter anhaltender Rüge, man beschmutze es, weil man überall anstreife, und für die man am Hinweg zur Lesung fünfmal geschneuzt, gekampelt und mit dem angespuckten Taschentuch saubergerieben wird, damit man sich dann frömmlerisches Geseiere anhöre über die Armut, die so beglückend gewesen sei. Dabei lebten Mutter, Schwester und ich selber delogiert im Kellerloch, mit Petroleumlampe als Lichtspender, Feuchtigkeit, Ratten, Kälte und Brustkrankheiten als Feinde. Und die Christtagsfreude schummelte Mutter am taschenkontrollierenden Portier der Sargfabrik vorbei, in der sie arbeitete, nämlich goldene und silberne Staniolreste von Pappe-Engelchen, die als Sargverzierung geprägt und mit dem Glanzzeug beschichtet wurden.
Irgendwas konnte an dieser Kultur nicht stimmen. Sie war mir verdächtig. Ich mochte in Hinkunft Kultur nicht und nicht mehr jene, die sie erzeugten. Das waren sicher Menschen, welche sich alsogleich zwanghaft in die Hose machen müssen, wenn du ihnen sagtest, du wünschest dir nichts sehnlicher als dein erstes eigenes Mickymausheft.
Doch auch unter den mir viel später bekannten Kulturmenschen hatte ich nie jemanden kennengelernt, der oder die nicht ausschnaufend lächelnder Mimik unterworfen gewesen wäre, fiel der Name Peter Rosegger. Die Worte Nazi, Antisemit, Fortschrittsfeind, Kerzelschlucker, reaktionärer Bauernjankerpoet wurden geäußert. Über einen aus dem Eck wollte ich gar nichts weiter wissen.
Erst vierzig Jahre nach der merkunwürdigen Adventlesung Waggerls erfuhr ich zufällig, dass Rosegger bereits seit 1918 tot sei.
Er konnte also im angedeuteten Sinn kein Nazi gewesen sein. War er jedoch ein Vorgänger gewesen, ein Wegbereiter gar? Ich wußte nunmehr, dass er auch Romanautor gewesen war. Alle kannten und nannten aber einzig: Als ich Christtagsfreude holen ging.
Ich muss wohl zu Zeiten in der Schule gefehlt haben und holte nun die Geschichte nach. Begeistert hat sie mich keineswegs. Zu brav, zu fromm. Ich blätterte ein wenig in dem Band und las die Geschichte Der Gang zum Eisenhammer. Keine Zeile war fad oder schlecht geschrieben. Die Beschreibung der Geräte und Gegenstände, die genau beobachteten Arbeitsvorgänge mit ihren sicht- und hörbaren Begleiterscheinungen, der gerechte Respekt den der Autor allen vor Ort Arbeitenden vom Essemeister bis zu den Kramrichtern zuteil werden ließ, erweckte den Eindruck einer authentischen Schilderung. Ich hatte das Gefühl, etwas miterlebt zu haben. Der in diesem Band Guckinsleben anschließende Text Ein Neujahrsmahl beim Hammerherrn hinwieder lebte von den Gesprächen der Schmiedearbeiter. Die Hierarchie, der ökonomische Hintergrund der Lebenswelt Hammerwerk werden hier vom Schriftsteller genauso gekonnt präsentiert wie die Derbheit der handelnden Personen, deren Ausgelassenheit ebenso wie deren Abhängigkeiten. Rosegger vermag hier die Mentalität einer Berufsgruppe gleichermaßen verständlich zu machen wie er auch das Interieur oder die aufgetragenen Speisen geradewegs zum Zugreifen zeichnet.
Ich las die Texte der Waldheimat und erkannte: Mein Bild von einer bestimmten Zeit und von dem, was in ihr so viele Menschen betraf, von dem Wie und Warum es die Menschen betraf und wie die Betroffenen damit umgingen, hatte sich mächtig erweitert. Immer wieder war ich auf Stellen gestoßen, die durch Roseggers Sprachverwendung über das Erzählen von Erlebtem oder Beobachteten hinausführten. Und weiters: Ich war auf keine Stelle gestoßen, welche den Schriftsteller als Joppendichter, Antisemiten, Nazi-Ahnen oder die-Armut-Schönschreiber ausgewiesen hätte.
Auch erschien mir der Autor nicht peinlich, da unbewußt parteiisch. Rosegger wollte aufzeigen. Er achtete Bauerntum und Christentum als erste Werte. Jeder Schreiber hat ja sein Credo.Woher also Roseggers Ruf?
Von der Rezeption der Sprache in seinen Texten mit vorgesetzter heutiger Brille? Beispielsweise der Diminuitiv: Die Wässerchen, Brücklein, Gärtlein, Mägdlein, Fünklein, Eisenspänglein und Rehlein können einen schon nerven. Doch finden wir sie bei seinen Zeitgenossen auch. So zu schreiben war damals gleich üblich und unauffällig, wie es heute der Gebrauch von englischen Wörtern ist. Außerdem - bei den „Ewigen“ seiner Zeitgenossen, wie Stifter oder Nestroy findet niemand was Schlechtes dran. Was man ihm und jedem einzelnen seiner Zunft, auch im Rückblick auf die andere Zeit, vorwerfen könnte, da sie doch Vorausdenker sein sollten, ist die nirgends durchscheinende Kritik daran, dass zumeist die Töchter und Dinge im weiblichen Zusammenhang in der Verkleinerungsform angesprochen wurden. Da geht’s um Erfühlen ungerechter Prägungen. Doch Rosegger, als geborener und lebenslang als solcher geprägter Bauer, trug das Patriarchat als unhinterfragbaren Teil seiner Seele in der Brust. Er gab dies zu und focht es nicht an. Es war auch Teil seines Schreibkapitals. Wie viele unserer Zunft verlören Schreibimpetus und ihren Stoff, würden sie ihre Fehler austherapieren. Immerhin aber hatte Rosegger als einer der wenigen unter den patriarchalischen Größen seiner Zeit die Besserstellung lediger Mütter gefordert. Genauso plädierte er für die gemischte Schule. Als ausgesprochenen Freund des Frauenwahlrechts kann man ihn aber nicht bezeichnen.

Mir selbst suspekt ob meiner Angetanheit über die Schriften des Waldbauernbuben nahm ich mir ein breiter angelegtes Werk vor. Ich wollte Erdsegen darauf abklopfen, ob Rosegger sich in seinen Romanen für die heutige Leserschaft desavouiert. Nach allem, was in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts um den Boden ideologisiert worden war, hat der Titel allein doch für uns Heutige irgendwie den Beigeschmack des Blut-und-Boden-Begriffs. Auch der Untertitel „Ein Kulturroman“ erregt schon leicht Verdacht.
Der Handlungsfaden des 1899 erschienen und 1898 spielenden Buches ist rasch wiedergegeben. Der Inhalt hingegen und mit ihm ein Hauptproblemfaden der ganzen menschlichen Welt erschließt sich nur den Lesenden.

Hans, ein studierter Journalist der Ökonomie bei einem städtischen Blatt, beklagt in Anwesenheit des Zeitungsherausgebers die Heuchelei seines Berufsstandes. Spekulative Welten würden um die Geldlappen herum erschrieben, ohne Rücksicht auf jene Massen von Menschen, die diesen Welten ausgeliefert seien. Jeder Bauernknecht sei ehrlicher und verdiene sein Geld redlicher als sie, die Journalisten. Leicht angeheitert nimmt er den Mund voll und geht in der Folge des Gesprächs die Wette ein, sich ein ganzes Jahr lang als Knecht bei Bauern zu verdingen .
Schon auf der Suche nach einer Anstellung als Knecht versagt Hans in der ihm völlig unbekannten Bauernwelt kläglich, sowohl durch das vorurteilsbehaftete Misstrauen der Bauern, besonders aber durch seine Unkenntnisse im Verrichten schlichtester Arbeitsvorgänge, die den Ablauf des bäuerlichen Arbeitsalltags überhaupt erst ermöglichen.
Schließlich findet er Anstellung in einem hochgelegenen Gehöft, dessen alter Bauer bresthaft ist, der zudem wegen der erbärmlichen wirtschaftlichen Bedingungen die Knechte an die Fabriken der Stadt verloren hat und dessen älterer Sohn zum Militärdienst einberufen und dessen jüngerer Sohn vom Jagdaufseher so angeschossen worden war, dass er keine nützliche Arbeitskraft mehr darstellt. Die Tochter des Bauern, brav und ausnehmend schön versteht sich, und die Bauersfrau leisten schon mehr als eigentlich menschenmöglich.
Hans hat Gespartes. Er kann der Wette wegen trotz der an Gotteslohn grenzenden Entlohnung den Handschlag vollziehen und nimmt Quartier in einem Verschlag im Stall.
In der psychischen und körperlichen Not der ersten Wochen schreibt er von dort aus Briefe an einen Freund, in denen er zuerst seine Arbeitsbedingungen und Arbeiten sowie seine geistige Einsamkeit und Verzweiflung schildert. Nach und nach gewinnt Hans an Kräften und Einblick und beschreibt dem Freund laufende Begebenheiten aus dem Leben der bäuerlich Arbeitenden im Jahreskreis, die kein Detail aus der Kopf-, Seelen-, Körper-, Ding- und Lebenswelt dieser Menschen aussparen. Gegen Ende des Romans ist Hansens Wandlung zum Bauern vollzogen, wenngleich jene zum Bauern einer neuen, gebildeteren Generation, zum Landwirten gewissermaßen. Hans ehelicht die schöne Bauerntochter, deren Vater neben vielen anderen inzwischen verstorben war. Er wird die durch Unwetter vernichtete Landwirtschaft mit zeitgemäßen Methoden wieder aufbauen.
Klingt schnulzig, ich weiß, und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie heute noch. Doch der obige Handlungsfaden betrifft tatsächlich nur die ersten fünfzehn und die letzten fünfzehn Seiten dieses Rosegger-Werks. Was dazwischen liegt, ist die Kunst des Autors, die ihn meines Erachtens sogar von Stifter abhebt, nicht nur von naturnahem und ebenso –abhängigen Leben zu bezeugen, sondern vielmehr in einer schmerzhaften und zu gegebener Zeit jauchzenmachenden Intensität bezeugbares Leben schriftstellerisch zu erzeugen. Und nie, im ganzen Roman wirklich nie, findet sich eine einzige Stelle, die den Autor selbst als Prae-Nazi, Bauernjoppendichter oder reaktionären Hund beflecken würde – ja, nicht einmal als Anti-Sozialdemokraten und schon gar nicht als dichterischen Schönfärber von selbst- oder fremdverschuldetem Lumpenelend und geistiger oder spiritueller Not.
Für mich stand fest: Das ist ein ehrlicher Autor. Der schreibt in dem Buch sich zwar andauernd selbst, schreibt in der Mehrheit seiner Figuren seine eigenen Seelenfarben, der webt in der Gesamtheit des Buches einen Fleckerlteppich seines Inneren, der schreit seinen innigen Wunsch nach einer humanen Welt mit den Ausdrücken genau der Welt hinaus, die er am besten versteht, weil sie ihm weh getan hat und ausstieß, obwohl er so gern drin sein hatte wollen, weil er diese Welt für wichtiger hält als selbst den geliebten Dichterberuf, welcher ihm allerdings erst die Außensicht auf diese seine, für das Ganze am gewichtigsten stehende Welt ermöglichte. Für mich stand weiters fest, und dabei halfen mir die zahllosen Verschwammungen, Verwischungen und erzwungenen Umorientierungen, die wir in der Jetztzeit ertragen müssen, dass Begriffe wie „reaktionär“ oder „Bauernjankerliteratur“ zu leichtfertig dumm verwendet werden, wie hier bei diesem Schriftsteller, dessen Selbst man liest, wenn man seine Prosa liest, in der man eine Welt liest, die bis heute in den Menschenmassen aller Kontinente des Erdballs wie unbewußt lebendig ist. Rosegger schrieb über die Dinge des Lebens – über unser aller Dinge. Eins allerdings bleibt merklich: Ein Geistlicher ist an Rosegger schon verloren gegangen, nicht zuletzt deswegen, weil die Pfaffen für das, was man 1899 ohne soziale Sanktionen frei äußern durfte, eine gehörige Portion Fett vom sogenannten Waldbauernbuben angefilzt bekamen. Der heilige Beuys, vermute ich, hätte sowas nicht fertiggebracht.
Woran liegt es, fragte ich mich, angezündet vom Erdsegen, erneut, woran liegt es, dass den Rosegger niemand mehr liest mit Ausnahme von den Falschen? Nicht einmal die Grünen, obwohl sie ohnehin nur Autofahren, weil die Sachzwänge der Zeitsparnis es so wollen, schauen in den seine Bücher. Der angebliche Fortschrittsfeind Rosegger genierte sich als Alter nicht, zuzugeben, dass er Mitfahren im Automobil genieße. Dabei hatte er lebenslang eine Freikarte für die österreichische Bahn zuerkannt bekommen, weil er über sie gut schrieb und über den Fremdenverkehr, gegen den er an anderer Stelle wieder wetterte. Er würde, sagte er, der zeitlebens Heimwehmensch, auf diese autofahrende Weise rascher wieder daheim sein. Das mit der Kumulierung der Abgase hat er leider nicht kapiert, obwohl er naturwissenschaftlich interessiert war wie wenige aus seiner zeitgenössischen Dichtergeneration. Ich kreide ihm an, dass er als Fast-Nobelpreisträger, die Aussagen des 1903 genobelpreisten Chemikers Svante Arrhenius nicht kannte oder vielleicht gar absichtlich überging, der als erster eine "anthropogene", also vom Menschen verursachte Klimaänderung kommen sah, angestoßen durch die gesteigerte Nutzung fossiler Brennstoffe. Als Dichter, der über einen Dichter sprechen soll, behaupte ich goschert: So was muss man von einem unentwegten Naturthematiker schon verlangen können. Mildernd aber gefragt: Sind wir alle ohne Auto hierher ins Kremsmünster Stift gekommen?
Deswegen Rosegger nicht lesen? Ach, das ist es in Wahrheit auch nicht, denn alle, die ausschnaufend lächeln beim Namen Rosegger fahren zumindest öfter mit dem Taxi und von des Dichters Motorfreuden wissen sie nichts. Wären ihnen auch genauso wurscht wie des Dichters Werk. Rosegger lesen bringt auch in Kreisen von AlternativdenkerInnen einfach keinen Status.
Doch was sollen die Heutigen. Gegen alle, die nach dessen Tod Roseggers Werk übergingen oder in der Manier der Tierliebe von Hundestreichlern hätschelten oder es sonstwie verzerrten, konnte der Dichter sich nicht mehr wehren.
Ein Blick auf seine Zeitgenossen wäre angebracht.
Die sogenannten einfachen Menschen, sofern sie lasen, haben ihn gern gelesen. Sogar die Statistiken der Arbeiterbibliotheken um 1915 belegen, dass er nach Jules Verne der meistentlehnte Autor war. Es lasen ihn selbstredend die Menschen der bessergestellten Schichten. Nur die Bauern rezipierten ihn kaum. Roseggers Werke wurden in vielen Ländern verbreitet und in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Die Auflagen waren hoch, die Neuauflagen detto. Von vielen Kollegen wurde er als Schriftsteller angefeindet. Das Wort Bauernjoppendichter stammt von ihnen. Von den Wissenschaftlern wurde er kaum beachtet. Bei einigen hinwieder fielen seine Schriften und Warnungen, die in literarischer und in essayistischer Form allesamt im von Rosegger gegründeten und bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein von ihm so gut wie allein verantworteten „Heimgarten“ erstveröffentlicht wurden, spät aber doch auf fruchtbaren Boden, brachten auf Ideen, bestärkten und bestätigten schon vorhandene Ideen und Untersuchungen. Der Ökonom und spätere erste Bundespräsident der Republik, Michael Hainisch, war einer von ihnen. Weit öfter aber erregten die Schriften Widerstand und vielfach verbriet man sie in falschen Händen.
Ein namhafter österreichischer Zeitgenosse und großer Verehrer Roseggers war der nachmalige Vorstand und Gründer des Volkskundeinstituts der Universität Graz, Viktor von Geramb. Er hielt 1914, als 30jähriger, die Festrede anlässlich des Meisters 70. Geburtstag. Auf dass wir huldigend gedenken des großen steirischen Waldbauernkindes verlautete er als Grund der festlichen Zusammenkunft. Geramb hatte sicher Recht mit seiner Feststellung der volkskundlichen Relevanz von Roseggers Schrifttum. Er sei bedankt, dass er als erster dies ausführlich darlegte. Nach ihm sei Rosegger gekommen, um ein Licht leuchten zu lassen über die Armen und Verfolgten, die unter den morschenden Schindel- und moosigen Strohdächern als arme steirische Hirten und Waldbauern wohnen und von denen die Welt bishin so wenig Gutes und soviel Übles zu sagen gewußt hatte. Schon dieser Sprachstil wirft ein bezeichnendes Licht auf Geramb. Er wird Rosegger nicht gerecht, und Rosegger hätte selbst so nicht geschrieben.
Geramb wusste weiters zu sagen, dass Rosegger Marterlaufschriften, Sagen, Toten- und andere Volkslieder gesammelt, studienreif über die Bauernstube und ihre Einrichtungsstücke gearbeitet und von wenig bekannten Bauernfeiertagen wie den „Grüß dich Gott – Sonntag“ oder den „Bußtag der Hagestolzen“ berichtet hatte: Da erfahren wir von Sitten unseres eigenen Volkes, von denen wir keine Ahnung hatten.. Geramb spricht auch von den deutschen Stämmen und man merkt die Absicht, das Steirervölkel zum urtümlichsten deutschen Stamm hinzubeweisen. Er bedauert, dass alles in allem der Dichter Rosegger so sehr den Volkskenner überwog, daß der letztere auf Kosten des ersteren verschwand. Geramb reduziert nicht nur Rosegger zum Dichter eines eng begrenzten Hoamatls, er reduziert die Volkskunde überhaupt auf dort überkommenes Brauchtum. Über die sozialen Auseinandersetzungen Roseggers und über jene mit der Kirche, die zu dieser Zeit das Volk, ohne sie selbst verbalisieren zu können, bereits seit Jahrzehnten in jeder Stunde seines Alltags zu erdulden und durchleben hatte, verlor Geramb kein Wort. Das hätte nicht in die Tendenz gepasst, für die er Roseggers Arbeiten und vor der autoritätshörigen Öffentlichkeit damit auch den Dichter missbrauchte. An einer Stelle seines Festvortrages zitiert Geramb Roseggers Schilderung des „Steirischen“, also eigentlich eines Walzers. Nicht zufällig auch hier die Wahl des Beispiels. Denn Gerambs Conclusio nach Verlesung des in dieser Hinsicht völlig unverfänglichen Rosegger-Zitats lautet: So hat Rosegger den Steirer-Tanz angeschaut; wir wünschten nur, daß ihn recht viele so anschauen möchten. Denn eines würde dann völlig klar: Wenn uns nervenstarken Großstadtmenschen schon wirklich der alte Walzer auf einmal zu wenig Kraft und zuwenig Liebe enthält, wir Steirer sind deswegen doch keinesfalls genötigt, uns neue Tänze von den Negern zu entlehnen!. Dies ist der einzige Satz in Gerambs Rede, der mit Rufzeichen endet. Ob Rosegger bei dieser Festlichkeit zugegen war, konnte ich nicht eruieren. Ich verweigere zu denken, er hätte auf solche Rede nicht alsogleich repliziert. Das ist nicht Sprache im Sinne dieses Dichters und nicht dieses Dichters Denkweise. Verbrieft aber ist, dass Rosegger, soeben wieder einmal von Krankheit halbwegs genesen, ein groß angelegtes Ehrenfest der Stadt Graz zu seinem 50. Geburtstag geradezu verboten hatte. Verbrieft aber ist auch sein Ausspruch zu all den Ehrenveranstaltungen und Laudationen, die dann zu seinem 70er abgehalten worden waren: Der möchte er gern einmal sein, als der er in den vielen Reden gelobt worden sei. Hoffentlich war er im Falle seiner Anwesenheit bei Geramb übernächtig von den Feiern und hatte sich die Freiheit des Alten im Ehrenstuhl genommen auf ein Nickerchen.
Erfahrungsgemäß sind die meisten Rassisten auch Antisemiten. Rosegger haftet bekanntlich der Ruch des Antisemitismus an. In einigen wenigen Waldbauernbubengeschichten beispielsweise kommen Juden vor. Die Erwähnungen tauchen fast immer aus den Mündern der bäuerlichen Menschen im Zusammenhang mit dem Glauben auf. Man weiß ja das Argument sattsam: Sie hätten den lieben Herrn Jesus ans Kreuz gebracht.
In einer dieser Geschichten, die einer gutteils zu Fuß zurückgelegten Reise des Studenten Rosegger nachempfunden ist, macht sich der Bauernjunge auf, um in die Hauptstadt zu hatschen und dort den Kaiser zu sprechen. Er hatte ein Buch über den Kaiser gelesen und hielt diesen für einen guten Vater mit offenem Ohr für seine Untertanen. Als der Bub, nachdem er in Wiener Neustadt schon vermutet hatte dort angelangt zu sein, endlich Wien erreichte und durchschritt kam er an vielen in seiner Phantasie nie ausgemalten Dingen des Glitzers und der Fremdheit vorbei. Unter anderem auch dort:
Als ich den Kaiser Josef suchte, (aus Roseggers gesammelte Werke, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S.497f: Da kam ich an einem Bau vorbei ..... auf mich acht gegeben hatte.
Rosegger spricht hier Kindesempfindungen aus, die sich aus dem Bild ergeben, welches er und alle anderen aus der Erzkatholenwelt der Waldheimat bezogen hatten. Doch weder spottet er, noch führt er unterschwellig Hetze im Schilde.
Den Lachzwang bei ritualisierten Frömmigkeits- und Andachtshandlungen beschreibt er auch im Erdsegen in der Figur des Knecht-Journalisten Hans. Der aber spricht als Erwachsener, der noch dazu gebildet ist. Am Bauernhof ist nämlich allabendliches Beten von vierzig Minuten, an Sonn-, Fest- und Feiertagen länger. In der Stadt war seit Hans´ Kindheit keine Nachfrage mehr danach. Doch während des Psalters klieben die Mitglieder der Bauernfamilie Späne, kochen, spinnen und säubern Bohnen. Dabei muß Hans regelmäßig Lachreiz überwinden. Als Stadtbengel wirft er sich jedoch Intoleranz gegenüber diesen bekümmerten Menschen vor, die die Lebensdevise Bete und arbeite befolgen.
Die Kindergeschichte mit dem Kaiser geht übrigens so aus, dass der Waldbauernbub bis zu einem höheren Beamten in der Hofburg vordringen kann, der ihn dann gutmütig aufklärt, er suche den falschen Kaiser, denn das alte Buch, in dem das Kind gelesen hatte, handelt von einem Vorgänger des herrschenden Monarchen.
Zurück noch einmal zum Erdsegen. Über den Dorfschullehrer, mit dem er sich angefreundet hatte, bezieht Hans eine Zeitung. Er wird beim heimlichen Lesen vom Bauern erwischt.
Nun glaube er freilich, so der Bauer betroffen, daß in Hans´ Kopf kein ordentlicher Verstand hineingeht, wenn er ihn mit solchem Zeug anfülle. So einen könne er nicht brauchen.
Auf die Frage, was er gegen Zeitungen habe, wird der Bauer vor Zorn leise: Hast du denn nie was davon g´hört, daß die Zeitungsschreiber Heiden sind? Oder gar Juden! und erzählt sodann von einem Bauern aus Hoisendorf, der Zeitung las und mehr wußte als die anderen Bauern, jedoch bald nicht mehr wußte, wie ein Hof zu führen sei. Jetzt stehe nämlich sein Gut unterm Hammer.
Hans versprach dem Bauern, daß dieser keine Zeitung mehr bei ihm finden würde. Ein Versprechen reichte bei den Bauern. Als er die alten Zeitungen in den Ofen werfen will, verbietet dies die Hausmutter, weil es stinken würde wie der Teufel. Angst und Misstrauen vor den gedruckten Buchstaben und ihren Urhebern schienen unüberwindlich im Bauernstand. Hans hatte klugerweise sein Vorleben verheimlicht.
Am Ende des Romans, als die Bäurin in dem ausweglos scheinenden Unglück, das die Familie und die Wirtschaft getroffen hatte, dem Hans schließlich ihre Tochter zu heiraten erlaubt, unterbreitet ihr der zukünftige Schwiegersohn, wie er den Hof und damit die Existenz der ganzen Familie wieder auf die Beine zu bringen gedenke. Und in seiner Freude gibt er ihr zum Troste zu bedenken, dass er, falls alles schief ginge, immer noch mit der Feder dazuverdienen könne. Die Bäurin glaubt erst überrascht, er sei Uhrmacher. Als sie hört, er sei Zeitungsschreiber, lehnt sie entsetzt Hansens Verheiratung mit ihrer Tochter ab. Obwohl sie zugeben muß, daß er das ganze Jahr brav und rechtschaffen war, herrscht sie ihn an: Pack dich z´samm und geh! Nach Anwendung einiger Psychotricks wurde dann doch die Hochzeit festgelegt. Betreffs der Ehe entsprießender Kinder, beruhigt sie Hans so: Das erste Dutzend wird Bauern. Wäre der Vorwurf, das Prosawerk Roseggers trüge Rassismus oder Antisemitismus in sich, eine m.E. klagwürdige Unterstellung, so muss hinsichtlich dieser Problematik der Person Rosegger zumindest der Vorwurf unklugen Vorgehens und dem Herausgeber des Heimgartens vorgeworfen werden, Meinungen anderer publiziert zu haben, in denen Antisemitismus und und eine Vorform von Herrenmenschentum impliziert waren durch die maßlose Überschätzung von allem, was als „deutsch“ angesehen wurde. Ihm selbst, als Hauptschreiber der Hefte, meine ich nach Studium von sechs Jahrgängen des Heimgartens – sie bewegen sich je in der Dicke von etwa 900 Seiten –, ihm selbst kann man mit ein wenig Naserümpfen nichts anhaben. Ich las unter anderem die Rezension eines anscheinend antisemitisch tendierten Buches, das Rosegger als insgesamt spannend beschrieb, aber insbesonders die Tendenz hervorhob und als völlig unzeitgemäß anprangerte. Bei den militanten Nationalen, die er in vielen ihrer Bestrebungen ebenso wiederholt deutlich im Heimgarten verachtete, so wie diese ihn als Weichei, und bei der Kirche, die ihn immer wieder als Volksverderber und Antichrist attackierte und harmlose Schriften von ihm auf den Index setzte, wird er – und dies im vollen Wissen darob – seine Feinde vermehrt haben. Auch bin ich sicher, dass ein sensibler, durch- und vorausblickender Mensch wie Berta von Suttner weder mit Rosegger korrespondiert hätte, noch Rosegger selbst deren Die Waffen nieder im Heimgarten derart als epochale Bibel propagiert hätte, wäre er der üble Bursche, als den ihn manche so schmissig hinstellen wollten und wollen.
Nicht zuletzt deshalb will ich an unkluges Handeln Roseggers glauben, was die sogenannte „Heine-Affäre“ betrifft . In einer der zu jener Zeit so modernen Umfragen, trat man 1893 u.a. an ihn heran um seine Meinung zur Aufstellung eines Heine-Denkmals in Mainz. Er kenne Mainz und Heine nicht genügend, um dazu was sagen zu können, hätte Rosegger geantwortet. Eine Flut von Anwürfen, er sei ein Verhinderer aus antisemitischer Anschauung, war die Folge. Daraufhin sagte er: Nun kenne ich Heine gut genug. Damit war er abgestempelt. Andererseits: So war Roseggers Art. Zwei Jahre später beispielsweise sollte er in eine von Paris ausgehende Umfrage über Wert und Einfluss der Sprachen eingebunden werden. Er könne Stoansteirisch genau, Hochdeutsch beinahe, andere Sprachen gar nicht, hätte er geantwortet. Deshalb mische er sich da nicht ein .
Gleichnishaft würde ich dem Rosegger gern etwas erzählen. Vorausgesetzt, es ist sein Menschsein richtig zu mir herübergekommen, würde gerade er mich, nehme ich an, verstehen: Geh ich, wie schon öfter, zu einer Demonstration gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit, weil der Vergifter wieder einmal schweinische Sprüche von sich geblasen hat. Einen Grundstücksmakler hat er angegriffen und eine Anlageberaterin. Und zwar deswegen, weil der eine Jude und sie eine Yugoslawin ist. Nach der Demo äußere ich vor Bekannten, die fragten, warum ich so durchfroren sei, meine Meinung, daß es immer perverser werde wegen diesem scheiß Rechtspopulisten. Jetzt muß ein Habenichts wie ich wegen dem schon den Schulterschluss mit Grundstückmaklern und sonstigen Geldleuten machen, die mir keine zehn Groschen schenken täten, wenn ich auf der Straße lieg. Mehr habe ich nicht gebraucht. Die Bekannten, die nie auf die Idee kämen, öffentlich Gegengewicht zu demonstrieren, schimpften wegen dieser Ansicht plötzlich mich Antisemit und Fremdenfeind und sagten, wenn sie mich nicht so gut kennen würden, möcherten sie mit mir nix mehr zu tun haben.
Neugierig nun, wie der verlorengegangene Pfarrer darauf reagieren würde, klinkt sich bei mir leider gleich wieder das Bild ein vom präsumptiven Indiehosenmacher, wenn neben ihm nur schon ein Wort wie „scheiß“ ertönt. - Naja, wenn man stellenweise so schön schreibt wie er -. Ich lese gleich einmal eine Stelle vor, die mir als Naturfreak besonders gefällt. Noch nie begegnete ich einem Intro in eine Naturlandschaft, das so bildlich und spannend war, wie dieses auf den ersten beiden Seiten des Romans Die Schriften des Waldschulmeisters, in welchem ein Mensch an den Rand der Gegend kommt, wo er die im Titel gemeinten Schriften entdeckt:
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S. S. 37f: Weg nach Winkelsteg ...

Die Schriften des Waldschulmeisters, 1875 erschienen, ist gerade noch dem frühen Werk Roseggers zuzurechnen. Man kann es sich leicht machen und sagen, es hätte darin sein nach eigener Aussage unerreichbares Vorbild Adalbert Stifter Pate gestanden. Wer je genötigt oder getrieben war in seinem/ihrem Text eine Landschaftsbeschreibung zu verfassen, weiß, wie zweifelhaft dieser Maßstab ist. Man kann doch nicht ernsthaft verlangen, es dürfe nach Stifter keine/keiner mehr sich über Landschaften hermachen, außer er/sie würde sie sprachlich modernistisch zerfetzen, was m.E. nur von einer umso größeren literarischen Betroffenheit von Stifter zeugte.
Wie eingangs angedeutet: Rosegger beschreibt fast nur Land und ländliches Leben. Doch sind seine Figuren des ländlichen Lebens weniger in einen hehren Sprachdunst eingenebelt wie bei Stifter. Es haben bei ihm die Sprachlosen mehr zu sagen. Bei allem Realismus seiner Idealtypenundtypinnen, die bei Rosegger weniger erdichtete als verdichtete reale Figuren sind, sagen sie das Ihre freilich in der adäquaten Schlichtheit . Nicht zufällig haben Zeitgenossen Roseggers ihrer Empörung Lauf gelassen, dass da einer Leuten gleichberechtigt an Platz und Lautgewicht das Wort verleihe, welches ansonsten frühestens von den gutbürgerlichen Schichten aufwärts überhaupt erst als Wort zu gelten habe.
Mittels der fiktiven Schriften des Waldschulmeisters bewegt uns Rosegger in ein Milieu von Menschen, das die einen, ohne persönlich etwas für sie zu tun, als Opfer, und die anderen, außer disziplinierend genausowenig selbst eingreifen wollend, in der Realität als Bodensatz der Gesellschaft bezeichnen und begreifen.
Erdmann, der Protagonist des in großen Zügen tagebuchartig verfassten und von den napoleonischen Kriegen bis 1864 handelnden Romans, ist mit seinen einundzwanzig Lebensjahren ein vom Schicksal zerbeutelter Mensch. Wegen seines Auftretens gegen Verheimlichung und Lüge flog er von der höheren Schule, liebte außerdem die Tochter seines Gönners, die ihm allein aus Standesgründen schon verwehrt bleiben musste, kurz: Er war von der für einen sogen. geordneten Lebenslauf maßgeblichen Gesellschaft plötzlich abgekanzelt. Er schloß sich den Mannschaften Andreas Hofers an und fiel dabei in die Hände der Franzosen. Am Ende seiner Kerkerhaft kann er weder nach Österreich noch nach Bayern, da die dortigen Herrscher es ahndeten, dass ein Bauer wie Hofer sich erhob. Als heimatloser Empörer zieht Erdmann mit den französischen Truppen bis Russland, getragen von der Überzeugung: Ein Gott im Himmel, ein Herr auf Erden
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S.68f: Von einem großen Feldzug ........... einer Tanne bin ich liegengeblieben.

Ohnmächtig daliegend wird er von einem alten Russen und dessen Tochter in deren armseliger Hütte fürsorglich ins Leben zurückgerufen. Die Franzosen befreien ihn vermeintlich aus russischen Banden und misshandeln den alten Mann und seine Tochter. In einem späteren Kampf der Franzosen gegen einen der hundert deutschen Staaten erschießt Erdmann einen Gegner und erkennt in diesem Moment seinen besten Freund aus der Schulzeit als Opfer. In tiefster Verzweiflung zerschmettert er die Waffe. Du bringst der Welt und den Menschen nichts Gutes, sagt er zu sich selbst, Du musst in die tiefste Wildnis gehen und dort Einsiedler sein! Zerlumpt und sich von Abfällen auf der Straße nährend trifft er auf seinen früheren Gönner. Ein weltsatter Mensch wie Erdmann, könne sowohl einsiedlerisch leben als auch Gutes für die Menschheit tun, richtet ihn der Gönner auf. Als Besitzer eines Urwaldgebietes in den Alpen schlägt er Erdmann vor, dort als Lehrer an der Errichtung einer Gesellschaft nach seinen ehrenhaften Ansprüchen zu wirken. Erdmann nimmt freudig an. Was ihn erwartet beschreibt ihm der Förtster am Ra nde der bezeichneten Gegend u.a. so:
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S. 80: Gleich eine Schule aufrichten ............ bei den Leuten für Fplgen hat.

Neugierig durchstreift Erdmann seinen neuen Lebensraum. Er stellt einige der in die Handlung verwobenen Personen vor und auch ihre Berufe.
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S.100-104: Auch mit den Pechern ................. Branntweiner nun seine zweite Ernte hält

Rosegger war ein Mensch von außerordentlicher Toleranz. Er besuchte viele unterschiedliche Veranstaltungen der Sozialdemokraten, der Nationalen und anderer Gruppierungen und ließ sich dort auf Gespräche ein. Er kritisierte, scheute sich jedoch nicht, über Anschauungsgrenzen hinweg Positives aufzunehmen, wo er solches zu finden glaubte. Zwei Dinge allerdings waren für ihn ein rotes Tuch: Die herrschaftliche Jagd und, noch viel mehr, starker Alkoholverzehr. Er selbst konnte mit Alkohol umgehen und wußte nach dem Essen ein Gläschen zu genießen. Einmal, im Roman Heidepeters Gabriel, der viel Autobiographisches enthält, gibt er uns durch einen Ausspruch der sogen. Einschicht-Res` dieses zu bedenken: Der Herrgott und der Teufel sind zusammen durch die Welt gegangen; wo der Herrgott gerastet, da steht eine Kirchen, wo der Teufel gerastet, da steht ein Wirtshaus . Ob aus dem Volksmund aufgenommen oder selbst erfunden, es wird dieser Vergleich nicht viel weniger fruchten als die meisten Entziehungskuren, aber in seiner Poesie ist er würdig eines guten Dichters. Eines Menschen der das Volk liebt, dessen Sichten jeglicher Art jederzeit in sich aufrufen und uns vermitteln kann. Eines, der mit zwanzig, neben halben Kindern sitzend, erst eine richtige Schule besuchte. Eines, der ungeheure Mengen an Literatur las und sich dazu nüchterne Bildung aneignete aus Herzensbedürfnis, während Gleichaltrige ihren Bildungsweg bereits abschlossen und in ein gesichertes Leben traten, in ein Leben, in dem Gebildetsein nichts anderes bedeutete, als an der richtigen Stelle zur rechten Zeit geschliffen herauszuspucken, was gerade en vogue war zu sagen, und in welchem Bauern wenn, dann nur als dreckige, stinkende Notwendigkeit der Nahrungserzeugung vorkamen.
Rosegger jedoch war literarischer und de facto Feldforscher und die Geist und Charakter bestimmendsten Jahre seines Lebens sogar teilnehmender Beobachter gewesen. Seine Literatur ist eine ethnologische. Sein Schreiben ist nicht einfach ein Beschreiben und Abbilder werfen, sein Schreiben ist eine ununterbrochene Untersuchung mentaler Prozesse der Mehrheit der Menschen in den Dezennien sich verselbständigender Beschleunigung des sozialen Wandels in einer rasend werdenden Industriewelt, die alles, was nicht mithält, niedermäht. Erdmann findet bei den Waldmenschen Gewogenheit, da diese ihn für einen Flüchtling halten. Ein Mensch, den diese Wäldler gern haben mögen, schreibt er in sein Tagebuch, muß von der Welt verachtet und verbannt sein, muss schier so wild und glück- und sorglos sein, wie sie selbst. Er plant zuallererst den Bau einer Kirche. Hierbei erweist er Einfühlungsvermögen, wie es wohl jenes von Rosegger selbst repräsentiert:
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S.151f: Das Kirchlein sei .......... Vorhof der Ewigkeit sein.

Rosegger hatte einen lebenslangen Kampf geführt gegen Überladenheit und unverständliche Rituale der katholischen Kirche. Es ist dies m.E. neben seiner praktizierten religiösen Toleranz und seinem Glauben an die Bedeutung der Ökumene ein Mitgrund, dass er als Katholik den Bau einer protestantischen Kirche in Mürzzuschlag finanziell und durch Spendenaufrufe ermöglicht hat.
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S. 152f: Vergoldete Bilder ........ in den Himmel hinüber. + <í>Mein Plan ...... Steinbruch angelegt worden.

Und was zwangsläufig folgen muss, ist der Sündenfall der Organisation einer Menschengruppe zu einer verwaltbaren Einheit. Klar, Rosegger und sein Proponent sehen das keineswegs so. Sie träumen ja von einer idealen Gesellschaft in einer der tiefen Wildnisse des frühen 19. Jahrhunderts. Und so sucht Erdmann, ausgerüstet mit Papierbögen die Hütten des Waldes auf:
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S.155: Da habe ich die Hausväter ....... ragende Marksteine.

Zu den Vornamen findet er Hauptnamen nach Eigenschaften, Tätigkeiten und Wohnumfeld der Menschen.
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S.157: Die neuen Namen .......... und ihm Ehre zu geben.

Erdmann ist manchen Leuten etwas unheimlich und wegen seines Bücherstudiums glauben sogar einige, er könne zaubern, doch wächst er in ihren Augen mehr und mehr zur Vertrauensperson und Autorität heran, sodass er auf innigen Wunsch schließlich priesterliche Aufgaben wie Trauungen erfüllen muss und sie, von der naiven Reinheit der Wünschenden überwältigt, auch vollzieht.
Mit der Zeit nimmt der von mir gegenüber dem Dichter und sogen. Fortschrittsfeind Rosegger als Sündenfall stigmatisierte Fortschritt sichtbare Formen an.
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S.183: Wenn ich in den Wäldern herumgehe ....... große Freude in diesen Wäldern.

Es bleibt nicht aus: Schon erobert sich die gute Sache Eigendynamik. Und der gute Mensch denkt, dass e r lenkt. Unter der Gnade des großen Gottes selbstverständlich. Einige würden heute zeigefingern: Expansion. Aber die ist ja nach wie vor was Ehrenhaftes, und wo nicht, sodann unumgängliche Notwendigkeit für irgendetwas per Expertisen Gesichertes.
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S.184ff: Den Altartisch ....... neun Buben und für weiteres. + Ich habe mehrere Pläne ...... Wohnungen bauen könne.

Der Augenblick der größten Freude bleibt nicht aus. Doch ists wie verhext. Just hat man das eine, geht einem schon das nächste ab. Rastlosigkeit überfällt Die sonnigen Gemüts genauso wie den Grübler: VORLESEN: (aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S.192fff: Sonntag ist! ......... Die Kirche ist fertig. + Der Pfarrer von Holdenschlag ..... immer ein Wirtshaus daraus. + Das ist der Schatten ........... Schnapsschenke errichten dürfe. + He, lachte der ............ noch gar keinen Namen!

Das Wirtshaus entwickelt sich zum Umschlagplatz von Winkelsteg. Die ärmsten der Armen, Hinterwäldler selbst für die Winkelsteger, flechten Matten, die der Wirt zu verscherbeln weiß. Alles in allem jedoch ist die Kirche der zentrale Punkt des neuen Dorfes. Die Sorge ist groß, ob sich für die Gemeinde ein Pfarrer finden will.
Ja, die Texte sind aus heutiger Sicht voll mit blindgläubigen Deppen. Nur, da ist der dessentwegen abfällig belächelte Dichter des 19. Jahrhunderts. Hie aber ist die Gesellschaft derer des 20. und 21. Jahrhunderts, die Gott suchen in Dingen oder esotherischen Praktiken, die mittlerweile genausoviele Dinge erfordern. Da sind die Menschen, die das Leben als Durchgangsstadium innert einer Ewigkeit und auf diese hin bewältigen. Hie aber sind die Massen, die die Tausender nur so hinschmeißen und mit den Geldfetzen – und wie, frage ich mich als selbst ziemlich mittelloser Dichter, wie verdienen sie die, mit welcher ihrer Suche entgegengesetzten Arbeit? – und mit den Geldfetzen glauben, nach Dreitagesseminaren SchamanistInnen, IndianerInnen, Weise sowieso und zuletzt noch Gurus, auf die die anderen hören sollten, zu sein.
Nein, da entflammt in mir gleich wieder die Liebe und Verehrung zu dem kindlich in die Jungfrau Maria verknallten Rosegger. Während die Sorgen der heuthiesigen nur die Aggressionen bedienen, die aufkommen, weil der Dreitageskurs nach ein paar Wochen an Wirkung verliert und zur Stillung der inneren Unruhe Kohle beschafft werden muss, um sie für einen neuen Kurs hinzulegen, geht’s bei ihm wirklichkeitsnäher ab. Erst verbreitet sich das Gerücht, der Sohn und Erbe des Gegendbesitzers hätte Winkelsteg beim Spiel verloren. Kaum aber löst sich dieses Gerücht in Luft auf, droht größeres Unheil.
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S. 226f: Hier im Walde ist Tag ............ wenn kein Hirte ist. + Die Gebote ....... nicht mehr vom Himmel.

Hier schreibt Rosegger m.E. nach Wuchteln, die Dichter zu allen Zeiten nicht glauben sollten. Hier hätte eine Klärung statthaben müssen, ein Lichtlein seiner persönlichen Sicht auf die Gedanken seines Tagebuchschreibers in punkto soldateskem Heimattums.
Erdmann ließ auch einen Richter wählen. Da nun alles rechtens zugehen musste, wurde er, der langjährige Waldschulmeister, erstmals als offizieller Lehrer bestätigt. Ohne Dokument existierst du nicht. Aus Volksrecht wurde gesetztes Recht. Oh, Rosegger, Anwalt des Volkes. Später rafft eine Seuche viele WinkelstegerInnen hinweg. Man erinnere die Choleraepidemien in den großen Städten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die kirchlichen Behörden bezogen ihre Drohfreuden aus dieser Strafe Gottes für den unchristlichen Lebenswandel der Städter. Nicht so am Lande eines Roseggers, der stets gegen ein Cristentum mit einem bedrohlichen Gott räsonierte. Man schreibt 1832. Ansteckende Krankheiten waren vom Menschen selber kaum zurückzudrängen. Es verbleibt einzig die dreingebende Einsicht: So unbegrenzt der menschliche Geist auch fliegen mag in den Weiten, sein letztes Ziel wird umschlossen von den Brettern des Sarges, - Glücklicher Schläfer, dir ist ein unendlicher Raum jetzt die Truhe. Noch nicht lang`, und dir war zu eng die unendliche Welt.- Ein Memento Mori, das nicht nur den modernen Totentänzern um goldene Kälber an der Wand erscheinen sollte. Wir Heutigen haben verfeinerte Methoden, verfeinerte Dinge, andere Seuchen. Kultur nennen wir das. Aber es geht im Großen zu wie damals im Kleinen: VORLESEN: (aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S.260f: Zur Faschingszeit ......... Schädel auseinand!

Der Schrecken der Seuche ging vorüber. Als wieder gewohnter Alltag die Leben regelte, bleibt dem Waldschulmeister Zeit, in seinem Tagebuch über den Niederschlag seiner Ideale zu sinnen. Und dieser spiegelt dem frommen Mann kein erfreuliches Bild. Wir aber begegnen einem Symbol, das wir aus anderer Sicht bereits kennen.
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S.276f + 278f: Die Schule ist ........ es ist Untreue! + Da draußen im .......... ABC-Jäger plane.

In seinen letzten Jahren zieht sich der alt und halbblind Gewordene zurück in die Einsamkeit der Natur, die selbst in entlegenere Gebiete geschoben worden war. Die Zivilisation deren Aufbau er initiiert hatte ist nicht mehr des Greisen Welt.
(aus Roseggers gesammelte Werke, Bd.1, nymphenburger, 4.Aufl. 1993) S. 290f + 297f: Als ich in den Wald ......... wie es die Alten haben getan.“ + 1855 ...... vom Teufel gesprochen worden als jetzt.

Rosegger, der alle zehn Jahre Rückblick auf sein Schaffen hielt, behauptete in seinen letzten Jahren einmal, er hätte sich in seinem Wesen und seiner Arbeit bis ins Alter hinein kaum verändert. Was sein literarisches Sujet betrifft, mag das stimmen. Was die sture Anhänglichkeit vieler seiner Figuren bezüglich der Kontinuität von Ahnenerbe und Heimatliebe anlangt, bleiben seine wichtigsten Werke ebenfalls gleich. Hinsichtlich Roseggers literarischer Ausdrucksweise ist m.E. jedoch eine moderate aber stete Modernisierung festzustellen. In Jakob der Letzte kommt er der uns gewohnten Klarheit und Nüchternheit der heutigen deutschen Sprache näher als im Waldschulmeister und mehr noch im zur Jahrhundertwende erschienen Erdsegen. Gebrochen wird diese hinwieder in den vielen Dia- und Polylogen seiner bäuerlichen ProtagonistInnen, die im altgewohnten Geolekt ihrer engen Gegend sprechen. Und für Rosegger-ExpertInnen lassen sich die Landschaften des Dichters zumeist an Vorbildern in der Waldheimat identifizieren. Von Jakob der Letzte sagt der Dichter selbst, der Roman sei in der Alpl-Gegend angesiedelt. Es geht darin um das große Bauernlegen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als das Großbürgertum die Höfe der zwar freien, aber zahlreich durch Entgeltzahlungen an die vormaligen Grundherren, durch Grundsteuern, Zinsen und die Militärpflicht der Bauernsöhne immer tiefer in die Verschuldung geratenen Wirtschaften der kleinen und mittleren Bauern aufkauft. Einmal in einer Gegend festgesetzt, weiß es die Geschicke dieser Gegend so zu lenken, dass die verbliebenen Bauern aufgeben oder draufgehen müssen. Mit dem Ausbau der Bahnlinien konnte konkurrenzlos billiges Getreide aus Ungarn und Kroatien eingeführt werden. Rosegger sieht den Sinn des bäuerlichen Daseins jedoch nicht in der Konkurrenz, sondern vielmehr in einer freien menschlichen Existenz auf dem Boden, wo einen der Herrgott hingestellt hat. Eigentlich hegt er eine Art Makrobiotik der menschlichen Natur. Ich betrachte seinen Jakob als historischen Roman, in dem nicht Kaiser und Schlachten den Handlungsverlauf dominieren, sondern die sogen. kleinen Leute des typisch österreichischen Alpengebiets, denen emporgekommene Geschäftemacher in einer Zeit ohne Versicherung und mangelnder Altersversorgung Existenz und Heimat schlachten. Rosegger hatte selbst ansehen müssen, wie sein geliebtes Geburtshaus unter den Hammer kam. Nach Schätzungen sollen allein in der Steiermark zwischen 1860 und 1890 50 000 Höfe abgewirtschaftet haben. Die allermeisten sind an nichtbäuerliche Personen gefallen und dem bäuerlichen Betrieb entzogen worden. Die Folgen eines derartigen Gemeinschafts- und Köpfeschwundes lässt uns Rosegger beim Lesen des Jakob anhand einer betroffenen Gemeinschaft geradezu körperlich spüren. Es sind anscheinend simple Dinge, die zunächst nicht mehr bewerkstelligt werden können, wie die Instandhaltung der dem Wetter ausgesetzten Wege, zu welcher jedes Mitglied der Gemeinschaft aufgerufen ist. Die Jungen wandern ab, gelten in anderen Landesteilen als verachtete Fremde und in den Städten überhaupt nichts. Gar im Ausland erleiden viele Schiffbruch und finden kein Zurück. Die Alten aber verkommen physisch und psychisch in einer ihnen mehr und mehr entfremdeten Heimatlandschaft. In den Reaktionsweisen der Rosegger-Figuren zeigt sich seine über den schlichten Heimatschriftsteller hinausragende Bedeutung. Wer den Jakob liest, wird besser verstehen, wie manches in der sogen. Grüne Revolution des Schah von Persien abgelaufen sein muss, wie es den Bergstämmen auf den Philippinen ergeht, wie den Bergvölkern am Rande der Himalayas, wie den Bauern in weiten Teilen Südamerikas oder Afrikas.
Freilich, Lösung, einfach so herauszusagen, hatte Rosegger keine anzubieten. Er wird wohl selbst keine gewußt haben, oder besser, es rangen mehrere Seelen in seiner Brust. Drum sei hier, nun schon zum Abschluß, noch eine Stelle im „Erdsegen“ erinnert, die uns Heutigen, welche wir nach dem erwiesenen Versagen aller großen Ideologien unser geistiges Leben fristen, wohl am treffendsten die menschliche Tiefe Roseggers charakterisiert:
Einmal reden der Knecht-Journalist Hans und der Lehrer über Franzel, den jüngsten Sohn des Bauern, bei dem Hans arbeitet. Der Lehrer meint, man müsse den Buben in die Stadt bringen, weil er recht klug sei. Hans aber bezieht die gegenteilige Position. Die klugen Köpfe brauche man doch am Land, es sei sonst kein Wunder, daß hier geschieht, was eben geschieht. Dies müsse ohnehin geschehen, vertritt der Lehrer, darum müsse man die intelligenten Köpfe auf einen besseren Boden retten, ehe sie in den Einöden verkommen und zugrunde gehen.
Der Lehrer behauptet auch, daß der Kulturmensch Nomade und nicht Schollenhocker sei. Wenn der Kulturmensch einzig auf seiner Heimaterde bleiben möchte, dann müßte der Bauer der größte Kulturmensch sein. Hans jedoch stellt das Landleben höher als zB. das Fabriksleben mit seiner sozialen Not und Unzufriedenheit, höher als das Kaufmannsleben, welches Güter zur Übersättigung der Reichen hin und her schiebt, bei deren Herstellung die Mehrzahl der Menschen Mangel leiden und verkommen muß! [...] Der Bauer nur kann sich selber erhalten, ist also stärker, tüchtiger und freier als andere. Und er fordert den Dorfschullehrer auf, seinen Kindern täglich den Erdsegen vorzubeten.
Erst gegen Ende des Romans, weicht sich seine strikte Einstellung auf. Ihn überfällt das schlechte Gewissen, so gegen die moderne Kultur aufgetreten zu sein. Er will in Hinkunft schweigen, wenn wieder einmal die Frage ist, was vorzuziehen wäre, die altbäuerliche Bedürfnislosigkeit oder die moderne Kultur. Die Naturprodukte werden erst durch die Kultur, durch die Industrie geheiligt. Am Bauernhof wie in der Stadt wird produziert und konsumiert, und hier wie dort steigert der Verkehr die Werte. Der Bauernkarren fährt vom Feld zur Tenne, von dieser zur Mühle, dann zum Backofen, und an jeder Station gewinnt das Feldprodukt an Wert. Hans wird bewußt, daß es nur darauf ankommt, das Bauerntum der Entwicklung vernünftig anzugliedern. Und wenn es gelingt, altväterische Tüchtigkeit und Treue mit jungweltlicher Genußfähigkeit und Vorurteilslosigkeit zu vereinigen, dann beginnt ein erträgliches Zeitalter.


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