Was syrische Pfunde alles erzählen...


© Malte Olschewski


Farbenfrohe syrische Pfunde haben die Österreichische Nationalbank in Bedrängnis gebracht. Das Regime Baschar Assads hat beim Druckverlag der Nationalbank ein paar Millionen oder Milliarden frischer Pfunde in Auftrag gegeben. Der Vertrag dazu war schon vor Jahren abgeschlossen worden. Nun ist aber durch den anhaltenden Volksaufstand in Syrien eine solche Lieferung nur schwer möglich. Zweifelos soll das neue Geld aus Wien für den Sold der Armee und der vielen Geheimdienste eingesetzt werden, die derzeit die Stadt Hama überrollen. Was aber zeigen die umstrittenen Pfunde? Welche Botschaft wollen sie erzählen? Im Design besser als der Euro sind sie auf alle Fälle.

Erst auf dem Tausendpfundschein von 1997 erscheint sein Porträt. Drei Jahre später ist der syrische Staatschef Hafez Assad (1930-2000 / Amtszeit: 1970-2000) gestorben. Sein Sohn Baschir (*1965) trat die Nachfolge an. Syrien ist wie der Irak ein altes Kulturland, das 1517 eine türkische Provinz geworden war. Nach dem Verrat Englands an den Arabern durch das Sykes-Picot-Abkommen im Ersten Weltkrieg wurde Syrien französisches Mandatsgebiet. Die britische Armee besetzte 1941 Syrien, da der Gouverneur Vichy loyal geblieben war. Am 1.1.1944 proklamierte De Gaulle die Unabhängigkeit Syriens. Die Gründung Israels, Nassers Einfluss und die Nahostkriege entzündeten in Damaskus eine Serie von Staatsstreichen. Eine Union mit Ägypten scheiterte 1961 nach drei Jahren, da in Syrien die Baath (Wiedergeburt) mit eigenen Expansionsplänen die Macht ergriffen hatte. Die vom christlichen Syrer Michel Aflak entworfene Ideologie wollte im Zeichen des Sozialismus alle arabischen Länder zu einem mächtigen Staat vereinigen. Das war wegen der verschiedenen historischen Entwicklungen eine Illusion. Anstatt die Araber zu einen, spaltete sich die Baath. Ihr irakischer Ableger wurde unter Saddam Hussein die Einheitspartei des Irak, während in Damaskus Fraktionen einander zerfleischten. 1970 putschte Luftwaffenchef Hafez Assad in einer Baath-Korrektur. Er blieb im Amt, weil er alle Führungspo-sitionen mit Mitgliedern seiner schiitischen Alawitensekte besetzte. Für moslemische Fundamentalisten hatte Hafez Assad als Alawit und als Baathist kein Verständnis. Als radikale Moslems die Stadt Hama besetzten, liess er die Armee los. In einem Massaker soll es über zehntausend Tote gegeben haben.

Hundert Pfund von 1962 hatten die vorher oft bemühten Ruinen von Palmyra und Baumwollpflückerinnen gezeigt, doch mit Machtübernahme Assads wurde das Design lebendiger. Mit einigen Ausnahmen folgte man dem Prinzip, auf den Scheinen alte Kulturdenkmäler mit dem Beton der Moderne zu verbinden. Schöne Ansichten alter Gebäude wiesen in die Geschichte, doch bei Wendung der Note sah man fast immer die üblichen Fortschrittsbilder. Das berühmte Wasserrad von Hama auf einem Pfund erhielt einen Facharbeiter zugeteilt, der dann auch auf zehn Pfund mit der Omayyadenmoschee im Revers tätig war. Auf hundert Pfund (100 P. von1971) hat man mit einer Hafenansicht, Getreidesilos und einem Staudamm auf die Geschichte vergessen. Auf fünf Pfund (1982) konnte man das Amphytheater von Bosra (Rückseite: Baumwollindustrie) besuchen, vor dem eine Statue der Athenae aufgestellt war. Eine Tänzerin vor dem Al Azem-Palast (10 P./1991) erhielt die Wasseraufbereitung ins Revers gestellt, während dem Porträt des Moslemherrschers Saladin (25 P./1991) die Nationalbank zugeteilt wurde. Syrien hat auf 500 Pfund von 1992 beidseitig der ugaritischen Kultur gehuldigt, die um 1 500 v. Ch. geblüht hatte. Auf dieser schönsten Banknote des arabischen Raums waren Zeichen des ugaritischen Alphabets mit einem Frauenporträt aus Elfenbein und einer zwei Kinder schützenden Göttin kombiniert. Auf der Rückseite sah man eine Goldschale und andere Symbole, die bei Ausgrabungen in Ras Samara gefunden worden waren. Die Modifikation und neue Kombination bekannter Motive liessen auf 50 Pfund (RS: Moderne Bauten) das Wasserrad von Hama samt der Burg von Aleppo neu wachsen, worauf 100 Pfund (RS: Strassen und Bahnhof der Hedschrabahn) eine neue Ansicht von Bosra mit der Statue eines römischen Kaisers ergaben. Es war dies Philippus Arabus (244-249), der erste Kaiser arabischer Abstammung. 200 Pfund haben Saladin in einem dramatischen Reiterdenkmal dargestellt, dem das Grab des unbekannten Soldaten und ein alter Golddinar beigegeben war, während man im Revers unerbittlich Baumwolle pfückte.

500 Pfund von 1998 kombinierten die Ruinen der Wüstenstadt Palmyra mit einer Büste der wegen ihrer Hässlichkeit berühmten, aber nun verschönerten Herrscherin Zenobia samt unerklärter Mondsichel und mit dem Euphrat-Damm im Revers. Zenobia hatte sich als Herrscherin und Augusta von Palmyra um 272 n.Ch. gegen die Römer aufgelehnt. Sie wurde von Aurelian besiegt und nach Rom gebracht. Auf 1 000 Pfund feierte der Staatschef Premiere. Neben Assad prunkten historische Symbole, während Industrie die Rückseite einnahm.





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