p r o f i l ierte > Rainer Ueberschreibung

© Malte Olschewski

Verbesserung von Christian Rainer : Gibt's ein Programm? im Profil vom 23.1.2012


1.(Untertitel) Vision als Illusion: Die letzte inhaltliche Verortung der österreichischen Politik liegt Jahre zurück.

Vision ist immer auch Illusion. Was ist eine letzte, inhaltliche Verortung der Politik? Und wann wäre diese denn gewesen? Wenn der Autor die Ära Kreisky meint, sollte er das auch schreiben.

BESSER: Der Politik fehlen die Visionen für die Zukunft. Der letzte Ansatz eines umfassenden Programmes ist in der Ära Kreisky zu finden.

2. Der Titel dieses Kommentars bezieht sich nicht auf den Österreichischen Rundfunk, sondern auf die Regierung. Aber der ORF darf als Spiegelbild der politischen Verhältnisse herhalten.

Schwacher Einstieg, der den sehr allgemeinen und daher nicht treffenden Titel zu erklären sucht. Der Beginn eines Kommentars sollte überraschen, sollte ein Wortspiel oder Paradoxon sein, sodass man gefesselt wird und weiter liest. Herhalten ist untere Stilebene und nicht passend. Im Prinzip ist mit diesen beiden misslungenen Sätzen schon alles gesagt, der Rest des Kommentars ist somit überflüssig.

BESSER: Vom Ballhausplatz zum Küniglberg. Der Österreichische Rundfunk wird durch viele Fesseln gezwungen, ein Spiegelbild der Politik zu sein.

3. Dem ORF fehlt jede Positionierung, aus der sich ein Selbstbild ableiten liesse, welches über das automatisierte Abspielen von Sen- dungen hinausginge.

Unschöne Schachtel durch zwei Relativsätze. An Positionierung und einem daraus entspringenden Selbstbild fehlt es indes nicht, nur werden beide auf einer sehr tiefen, intellektuellen Ebene angesetzt. Ausserdem mussrein technisch eine jede Sendung automatisiert und abgespielt werden. Der Autor meint offensichtlich die ununterbrochenen Folgen amerikanischer Serien oder Sitcoms. Wenn man was meint, dann sollte man das auch sagen. BESSER: Dem ORF fehlt eine klare Position im Ozean der Formate. Es fehlt ein kluger Mix aus Boulevard und Intellektualität. Amerikanische Sitcoms mögen wegen der Quote unverzichtbar sein, doch der ORF verlängert mit eigenen Produktionen wie etwa >Wenn die Musi spielt< oder >Dancing Stars< den Boulevard ins Endlose.

4. Mangels Identität in der Gegenwart kann kein Bild von der eigenen Zukunft entworfen werden.

Eine kuriose Behauptung. Es mangelt mir an Identität, daher kann ich kein Bild der eigenen Zukunft entwerfen. Aha! Soso! An der Identität der Österreicher als Promi-Dodeln, Seitenblickern, Chilliasten oder Töchtersöhnen kann es im ORF nicht fehlen. Niemand kennt die Zukunft. Daher kann vom ORF nicht verlangt werden, ein Bild von der eigenen Zukunft zu entwerfen.

BESSER: Identität ist nicht am Boulevard, sondern in höheren Etagen oder im Geistigen zu finden: Doch deren Darstellung im TV-Bild ist schwierig und fordert Kenntnis der Fernseh-Dramaturgie. Daher hat auch der ORF die politischen Dokumentationen zugunsten von Tierfilmen eingestellt. >Universum< hat das >Universale< abgelöst.

5. Aus dieser Plan- und Visionslosigkeit müssten nicht zwingend ökonomische Unbilden für das Unternehmen folgen. Dass sich wirtschaftliche Probleme im Höchstmass eingestellt haben, macht die Angelegenheit aber nicht tröstlicher.

Unbilden ist ein veraltetes Wort, das kostbar tun will. Wirtschaftiche Probleme im Höchstmass sind schwulstiger als grosse Wirtschaftsprobleme, von denen aber keine Rede sein kann, würde man das grossteils überbezahlte Personal gemäss seiner Fähigkeiten und jenseits politischer Begünstigung auch voll einsetzen. Keinen Trost findet man darin, dass diese sich einstellenden Probleme die Angelegenheit nicht tröstlicher machen können.

BESSER: Der ORF hat genug Geld, wenn er es nicht mit politisch bevorzugtem Personal mit Prestigeprojekten verjubeln würde. Rund 160 Mitarbeiter, so erfuhr man kürzlich, würden an der ZIB-Beiträgen werken. Der Sport etwa hat derart viel Geld verbrannt, dass ihm vor Jahren ein Wirtschaftskontrolleur als Trost und neuer Chef verordnet werden musste. Neun aufgeblähte Bundesländer-Redaktionen verschlingen im Jubel um den jeweiligen Landeshauptmann weitere Millionen. Eine Bundesländer-Koordination ist mit einer täglichen Rundschaltung von 20 Minuten zu schaffen. >Hobts ia heite wos für die ZIB?<

6. Zuschauerquoten seit Jahren im Sturzflug einerseits, andererseits eine Sonderform der Illiquität, die nur durch legistische und finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand in Form von steigenden Gebühren sowie höheren Refundierungen nicht zum Tragen kommt.

Ha? Wos host gsogt? Eine nicht zum Tragen kommende Sonderform der Illiquität? Es ist eher eine Sonderform der Schmockifizierung oder der künstlichen Komplizierung einer einfachen Tatsache.

BESSER: Die Quoten sinken zwar nicht im Sturzflug, aber doch beharrlich. Unter GI Bacher war dieser Trend durch humorig- tiefsinnige Beiträge der Weltchronik erfolgreich aufgefangen worden. Wer weiss denn schon, wie diese h e i l i g e n Q u o t e n zustande kommen. Durch Ausbleiben der quotenorientierten Werbung droht das Geld im ORF knapp zu werden. Die Regierung will ihrem Spiegelbild helfen. Das geschieht durch höhere Gebühren und andere Zahlungen.

7. Wie eben gesagt: Jeder dieser Sätze über den ORF kann auf die österreichische Politik übertragen werden, sobald man versucht, de- ren Funktionsweise zu charakterisieren (was angesichts der Sozialdemokratie-sozialisierten Masterminds/Masters Voice Wrabetz und Pelinka nicht wundert.)

Wie eben gesagt, ist das schon gesagt worden: Der ORF ist ein Spiegel der Regierung. Das wäre freilich zu einfach. Daher bastelt sich der Autor ein unverständliches Satzmonstrum. Wenn man Sätze über den ORF auf die Politik überträgt, brauchte man deren Funktionsweise nicht mehr zu charakterisieren. Was soll einen jetzt nicht wundern? Die im Angesicht der Sozialdemokratie-sozialisierten ORF- Masterminds/ Masters Voice Wrabetz und Pelinka? Nein, doch nicht! Was dann? Wundern kann man sich höchstens über die Sozialdemokratie-sozialisierten Masterminds/ Masters Voice. Ein wahres Wunder von einem Bildbruch oder einer Katachrese.

BESSER: Komplette Streichung.

8. Die Republik hat von ihren hohen Repräsentanten seit Jahren keine Inhaltsangaben vorgelegt bekommen.

Seit Jahren nichts vorlegt bekommen? Seit wann genau? Ist auch nicht die Aufgabe der hohen Repräsentanten, wer immer sie sind, der Republik Inhaltsangaben vorzulegen. Inhalte würden genügen. Die aber werden von verschiedene Parteien den Wählern über die Medien oder im Parlament laufend vorgelegt.

BESSER: Komplette Streichung

9. Vielmehr erschöpft sich die Tätigkeit dieser Politiker im Verwalten stets gegebener und gelegentlich entstehender Zustände.

Ein Satz wie eine Null. Zustände ergeben sich, um auch gelegentlich zu entstehen und um dann von Politikern in erschöpfender Tätigkeit verwaltet zu werden. Gar so erschöpfend kann die Verwaltung von Zuständen ja wohl nicht sein, da die Politiker noch kräftige Lebenszeichen geben.

BESSER: Komplette Streichung

10. Somit besteht ihre Aufgabe derzeit nahezu ausschliesslich in gebetsmühlenartigem Wiederholen der Worte >Steuern< und >Sparen< (freilich ohne weiterführende Ausführungen), wenn dies durch Ausseneinflüsse wie EU oder Ratingsagenturen notwendig wird.

Die Politiker haben zweifelos auch anderes zu tun, als wie tibetanische Gebetsmühlen zu dröhnen. Übertreibung als misslungenes Stilmittel. Ein Einfluss kommt immer von aussen. Weiterführende Ausführungen sind ein arger Stilfehler, denn >weitere Ausführungen< hätten genügt. Wenn was notwendig wird? Die Ausführungen oder die Rufe nach Steuern und Sparen?

BESSER: Aus den Parteisekretariaten hört man es wie Gebets- trommeln dröhnen: >Steuern< und >Sparen<. EU und Ratingagenturen geben den Takt an.

11. Wenn das Störfeuer Pause macht, widmet sich die Regierung wieder dem, was sie unter Innenpolitik versteht, nämlich dem Sticheln und Keppeln als Sadomaso-Variante von Koalitionsarbeit.
Na na na! Der Autor sucht krampfhaft nach neuen, überraschenden Wendung, die ihm nicht gelingen wollen. Störfeuer ist eine falsche Metapher. In der gegenwärtigen Innenpolitik mag vielleicht gestichelt oder gekeppelt werden, doch im Sadomasochismus ist das nicht einmal als Variante gebräuchlich. Wiederum eine falsche Metapher.

BESSER: Die Innenpolitik besticht derzeit durch Sticheln und Streiten. Es wird viel gezankt und gerankt in der müde gewordenen Koalition.

12. Die seltenen Versuche, irgendetwas neu zu gestalten, sind entweder so unprofessionell vorbereitet, dass die verpuffen- und allenfalls noch ihren Urheber niederstrecken, was Norbert Darabos am Weg zu einem Berufsheer widerfahren ist.

Schwere Stilfehler. Katachrese. Schachtelsatz > Entweder< verlangt ein >Oder<. Seltene Versuche neuer Gestaltung scheitern nicht mehr, sondern sie verpuffen. Jedenfallls und nicht allenfalls strecken sie ihre Urheber in einer falschen Stilebene nieder. Ist schon wieder aufgestanden und hat sich erholt der niedergestreckte Darabot: Unterwegs zum Berufsheer in eine Verpuffung fuer Stehaufmaennchen gelaufen.

BESSER: Dann und wann sind Versuche einer neuen Gestaltung zu entdecken, denen aber jede Professionalität abgeht. Daher gelingen sie nicht. Das beste Beispiel ist Verteidigungsminister Norbert Darabos, der zuerst kein und dann doch ein Berufsheer schaffen wolllte. Damit hat der Verteidigungsminister in erster Linie sich selbst zu verteidigen.

13. Oder sie werden im Kleinkrieg zwischen Interessensgruppen parallel oder quer zu den Parteilinien bis zur Unkenntlichkeit niederadministriert- etwa die Schulreform.

Wer oder was werden niederadministriert? Die Versuche? Die Urheber? Oder beide? Misslungene Wortneuschöpfung: Niederadministrieren? Und das noch bis zur Unkenntlichkeit. So ein bis zur Unkenntlichkeit niederadministrierter Versuch gefällt dem Redakteur Schmock.

BESSER: Mächtige Interessensgruppen wie Banken, Gewerkschaften oder die Agrarbusiness haben in Österreich immer schon mitregiert. Nun aber sind neue Herren hinzugekommen, die heftig administrieren und vor allem abcashen wollen.

14. Selbst das oktroyierte Thema Haushaltssanierung führt nicht zu einer mit Fakten und Ideologie unterfütterten Diskussion und ent- sprechenden Handlungsmandaten für die Parlamentarier.

Hupfens ma das einmal vor> sagt da der echte Wiener.

Besser: Nicht zu verbessern, nur zu streichen.

15. Die der Verschuldensfrage innewohnende Verteilungsdebatte findet im Staate Österreich über repetitiv rezitierte Mantras von So- zialdemokratie und Volkspartei statt, von Klassenkämpfern und besitzender Klasse- eine klientelgesteuerte Farce, gänzlich ungeeignet für Veränderung oder auch nur Bewisseinsstärkung.

Ha? Wos host gsogt? Ich wohne, Du wohnst...Die Verteilungsfrage aber tut der Verschuldensfrage innewohnen? Da kommen auch noch repetitiv rezitierte Mantras daher. Finden auch noch statt. Na sowas! Na sowas! Von Klassenkämpfern und besitzender Klasse noch dazua. Und wos is nocha des gonze? Eine Farce! Na nit. Eine klientelgesteuerte a no! Gänzlich ungeeignet ist dieser Satz nicht nur für Veränderung oder auch nur Bewusstseinstärkung, sondern leider auch für die deutsche Sprache. Da sie keine eigenen Gedanken haben, plustern die Stilgaukler die Sprache auf, sagte schon Arthur Schopenhauer, der unserem Autor dringend zu empfehlen wäre.

BESSER: Komplette Streichung

16. Wie beim ORF: Unter solchen Voraussetzungen kann kein Selbstbild der Akteure entstehen; da lässt sich keine Identität von Politik und Politikern ableiten, welche über die platten Merkmale von Passfotos der Regierungsmitglieder hinausginge - ein paar Millionen Pixel, aber kein Ganzes.

Der Autor carvt mit Doppel- und Strichpunkt wieder zum Thema ORF. Wohl gut so, denn das Ende eines guten Artikels soll sich zur Conclusio wieder dem Anfang nähern. Doch hier fehlt die Konklusion. Indes wird es noch dusterer in der Sprache. Wieso beharrt der Autor so auf dem Selbstbild unbekannter Akteure? Erblickt er nicht das eigene in ungezählten Seitenblicken? Wieso will er denn von irgendwo die Identität von Politik und Politikern ableiten. Platte Merkmale von Passfotos...ein paar Millionen Pixel... Helterskelter! Tobuwabohu! Drunter und drüber! Nur kein Ganzes ist dieser Kommentar.

BESSER: Streichung

17. Folgerichtig: Vision ist Illusion. Wenn keine Politik für die Gegenwart gemacht wird, dann ist die Entwicklung einer Idee über die Zukunft denkunmöglich.

Ist nun die Vision eine Illusion? Oder umgekehrt? Oder ist das ein Synonym? Mit kreischenden Bremsen führt uns der Autor zum Anfang seiner Überlegungen. Da im Hier und Jetzt so wenig gemacht wird, ist dann die Entwicklung einer Idee zur Zukunft denkunmöglich. Denkunmöglich ist einmal gar nichts, denn alles lässt sich denken. Eine Idee für die Zukunft wäre es, wenn uns der Autor weitere Leitartikel dieser Art ersparen würde.

BESSER: Politik wird in der Gegenwart gemacht, sollte aber immer an die Zukunft denken.

18. Arbeitsmarkt, Einkommensgerechtigkeit, Bildung, Braindrain, Gesundheit, Geburtsraten, Vergreisung der Gesellschaft, Militärische Verteidigung, Umwelt, Ressourcenaufbrauch, Klimakatastrophe. Zu keinem dieser Worte bietet die Regierung intelligente Assoziationen, von Antworten oder Handlungsanweisungen ganz zu schweigen

Nun wird aufgezählt. Quer durch den Gemüsegarten stapft unser Autor dem Finale entgegen. Hierbei vergisst er natürlich das zentrale Problem der Moderne: Überpopulation und Armut in der Dritten Welt. Indes hat die Regierung Probleme zu bewältigen und nicht etwa intelligente Assoziationen zu Worten anzubieten. Ganz zu schweigen von Anworten und Handlungsanweisungen. Jedem Wort seine Antwort!

BESSER: Es gibt viele Probleme, für die ein Lösungsvorschlag der Regierung erwartet werden darf.

19. Und nochmals eine Gesetzmässigkeit, die ungesteuert schlin-gernde Entitäten wie den ORF und die Republik in gleicher Weise erfasst: Beim ORF stürzen die Quoten ins Bodenlose, bei den Politikern stürzt die Zahl der Wähler. Der ORF ist ohne die Geldinfusionen der Republik lebensunfähig, die Republik selbst lebt aber auch von geborgtem Geld anderer Leute.

Und nochmals. Es ist keine Gesetzmässigkeit, dass einer derart geschwollen und augeplustert schreibt. Ludwig Reiners könnte mit seiner >Stilkunst< (Beck,München,1967) verhindern, dass sich der ORF als ungesteuert schlingernde Entitiät? zu fühlen hat. Was aber ist eine Entität, noch dazu wenn sie ungesteuert schlingert? Ens, entis ist auf Latein: das Seiende. Entität ist ein ontologischer Sammelbegriff für Seiendes mit innerem Zusammenhang. Indes ist dieser Artikel eher eine Non-Entität: ein Etwas, das ist, aber nicht wirkt. In diesem Kommentar ist kein einziger Satz gelungen.

BESSER: Streichung des gesamten Artikels

Anmerkung des Herausgebers: Tja, der eitle Rainer Christian. Er teilt uns im p r o f i l TV_Werbespot, gesendet im ORF meist nach der ZIB1, mit: Ich bin kaeuflich. Kann schon sein, aber der ist nicht nach meinem Geschmack... Angebot und Nachfrage. Rainer, sie haben ihr Marketing Target verfehlt.

>>> Medienbaustein



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