Die Eisenwurzel - Im Land der schwarzen Grafen


© Franz Krahberger

Die letzte Aprilwoche und die ersten zwei Maiwochen habe ich in der Rehabilitationsklinik Weyer im Ortsteil Mühlein verbracht. Sozusagen auf dem Zauberberg 2006.

Ich musste mich wegen einer veritablen COPD, die zu spät erkannt worden ist, behandeln lassen, zumindest in der Hoffnung die progressiv voranschreitende Lungenschwäche, deren Ursachen in jahrezehntelangem Rauchen und in der schlechten Stadtluft, die Feinstaub, Streumittelstaub, der hohen Konzentrationen von Auto- und Hausbrandabgasen, auch industrieller Schadstoffe, plus der Ozonbelastung usw.usf.etc. bzw. mich einem ganzheitlichen, nach kybernetischen Kriterien geordneten Trainings- und Behandlungsprogramm unterziehen, mit merkbaren und überraschenden Erfolg sowie Verbesserung meines gesundheitlichen Zustandes, den ich nun nachhaltig zu bewahren habe-

Ich unterzog mich nicht allein verpflichtend drei Wochen Kraftkammer Training, mehreren Inhaltionsprogrammen, ausgedehnten Schwimmlängen, sondern habe das Programm auch noch um 120 km Fussmärsche in 21 Tagen freiwillig erweitert. So bin ich im Land herum und unter die Leute gekommen. Zwei Ausflüge nach Hollenstein und auf Hengstpass, mit kurzem Aufenthalt bei einem alten Freund in Altenmarkt rundeten das dichte Programm.

Ich kannte die Gegend bereits aus meiner Kindheit. An der Hand meines Vaters habe ich in den fünfziger Jahren die Gegend um Windisch Garsten, den Gleinker See um- und das Laussatal durchwandert.

Die Mentalität ist mir als gebürtiger Enns- und Paltentaler aus dem Steirischen ohnehin bekannt wie verwandt. Historisch gesehen hängt in dieser grenzüberschreitenden Industrie- und Bauernkultur mit Anteilen der Obersteiermark, des Most- und Traunviertel alles an der Eisenwurzel, am Innerberger Erzberg.

In den 70 er hatte ich die Absicht, eine TV-Serie über die Bedeutung der Eisenwurzel und der umgebenden Eisenwurzen zu schreiben. Es ist aber anders gekommen. Der Weyraner Aufenthalt hat mich jedoch dazu bewogen dies mit den Mühleiner Notaten und Innerberger Aufzeichnungen, an denen ich gerade sitze endlich doch zu verfassen.

Ich habe mir vor Ort alle möglichen Informationen besorgt, und bin in der Bibliothek der Anstalt auf ein Buch über das Reichraminger Hintergebirge gestossen. Aus dem Ennsthaler Verlag, ansässig in Steyr. Der Stadt, die wie die Steiermark den grünen Panther im Wappen führt und historisch gesehen namensgebend für das Land Steiermark gewesen ist.

Zurück in Wien habe ich mir aus dem Ennsthaler Verlag einige Bücher zur Lektüre und Ansicht ausgebeten, und bekam sie auch umgehend zur Verfügung gestellt.

Im Gegenzug möchte ich den Ennsthaler Verlag nun im E-Journal vorstellen und präsentieren.
Von der regionalhistorischen Bedeutung her kann sich dieser Verlag auf jeden Fall mit der Bibliothek der Provinz des Reinhard Pils im Mühlviertel messen.
Der Zug zur zeitgemässen Belletristik fehlt zwar dem Ennsthaler, dass muss aber auch nicht jeder Verlag erfüllen, ohne dabei in hinterwäldlerische Bewertung zu geraten und so bietet dieser Verlag konkrete ,aktuelle wie auf der Höhe der Zeit stehende Sachbücher zu allen möglichen Lebensfragen.

Doch nun zum historischen wie landschaftsbeschreibenden Teil des Verlagsprogrammes.

Begonnen habe ich mit der Lektuere der von Franz Xaver Pritz, einem Exponenten der Florianer Historienschule des 19.Jhdts. verfassten Geschichte der ehemaligen Benediktinerklöster Garsten und Gleink, erstmals erschienen 1841 und in einm unveränderten Nachdruck 1984 neu herausgebracht.

Der regulierte Chorherr zu St.Florian, Pritz beschreibt die Geschicke der beiden Klöster wie auch die weit zurückliegenden Beziehungen der Stadt Steyr und der Steiermark..
Er zeigt wie einflussreich die beiden Klöster in der Raum-und Wirstchaftsordnung der Region gewesen waren. Joseph der II hat beide geschlossen. Das Kloster in Steyr Gleink ist in ein Museum und das Garstner Objekt in eine Bundesstrafanstalt, die sich einen brutalen Ruf erworben hatte, ungewandelt worden.


Als weiteres ist zu empfehlen die Neue Geschichte von Steyr vom Biedermeier bis Heute, verfasst von Manfred Brandl. Brandl zeigt nicht nur die soziale und wirtschaftliche Geschichte einer bedeutenden Kommune von 1848 als Schrittmacher der Industrialisierung in all ihren vielfältigen Facetten, Bereichen und Wirkungem, sondern führt auch eindrucksvoll vor Augen, wie wesentlich die industrielle Vorgeschichte der alten Hammerherren für die Entfaltung einer international verbundenen modernen eisenverarbeitenden Industrie gewesen ist, die heute noch von grosser Bedeutung für Österreich ist.


Ebenso gehört zur Entwicklungsgeschichte der ganzen Eisenregion der dichte Ausbau des Eisenbahnnetzes und damit die Beschleunigung des Transportwesens, die Verknüpfung weiterer Industriestandorte mit dem Erzberg und der grösseren Welt.
Eine Detailübersicht über einen kleinen Teil des gesamten Streckennetzes bietet die Broschüre von KurtTaucher über 100 Jahre Steyrtalbahn 1899 - 1989.


Besonders interessante Lektüre bietet der Band Heimat Eisenwurzen, Beiträge zum Eisenstrassensymposion 1998 in Weyer mit Texten über die traditionsreiche Kulturlandschaft am Schnittpunkt der Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark zu den Themen:
Geschichte und Modernität von Heimat in einem grösseren Europa, über die alten Kulturen der Eisenindustrie, der Holzarbeiter, über den Eisenbergbau und die Eisenverhüttung im 18. Jahrhundert, über das Sensengewerbe und das Handelswesen rund um den steirischen Erzberg, über die Messerer von Trattenbach und über den Ausblick der Verwandlung einer Industrie- in eine Museumslandschaft.


Der Band Reichraminger Hintergebirge von Otto Harant und Wolfgang Heitzmann beschreibt die grossartige Berg-Landschaft und vor allem das soziale Geschick der Holz- und Forstarbeiter, der Holzknechte, der Holzschwemmer und Holzflösser, und der Wilderer. Besonders zeichnet sich dieser Band mit umfangreichen Fotomaterial aus, das zum besten zur Sozial- und Arbeitsgeschichte der Waldarbeiter zählen dürfte.



Für den oder die, der (die) selbst die Region bereisen will, bietet sich einmal Land der Hämmer Phyrn Eisenwurzen von Franz R.Vorderwinkler und im weiteren für den niederösterreichischen Teil der Band Die niederösterreichische Eisen - Strasse herausgegeben von Günther Grimm, an.
Beide beinhalten umfassende Beschreibung der Ausflugsziele, der Sehenswürdigkeiten und Sammlungen, auch aus der bäuerlichen Welt, die in der Ernährung der alten Industrieregion eine wichtige Rolle innehatte und heute die unerlässlichen Landschaftpflegerischen Aufgaben erfüllt, so wie Hinweise auf freundliche Einkehrgasthöfe, allgemein mit Adressen, Öffungszeiten und opulenter Bebilderung.



Glück Auf, Gut Holz und Letz Fletz !


  • Verlag Ennsthaler Steyr



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