Oesterreichische Politiker in diversen Ansichten


Kurz - Buchbesprechungen in einem Durchzug, querfeldein gelesen von Franz Krahberger

2008 sind eine Reihe Biografien oesterreichischer Politiker erschienen bzw. wiederaufgelegt worden. Aus Zeitmangel und wegen unvorhergesehen zu bewaeltigender Aufgaben ist es mir nicht gelungen, wie vorgehabt, diese Buecher noch im politischen Erinnerungsjahr 2008 vorzustellen und mache dies nun en Bloc. Durchaus moeglich, dass noch Anmerkungen hinzu kommen, bzw. zu einem anderen Zeitpunkt in anderem Kontext im E- Journal erscheinen werden.

Von besonderem Interesse sind die Tagebuchnotizen aus dem Jahre 1955 des nachmaligen Bundespraesidenten Adolf Schaerf, herausgegeben von Gertrude Enderle - Burcel im StudienVerlag Innsbruck. Wesentlich die Eintragungen zu den Staatsvertragsverhandlungen in Moskau, die zeigen, dass sowohl Schaerf wie sein Begleiter Bruno Kreisky mit mehr Augenmass und bedeutend entscheidender wie effizienter mit verhandelt haben, als der ewig trunkene Leopold Figl der Weinheilige, von dem allzu lange der Mythos herumgereicht worden ist, er habe den Staatsvertrag ersoffen, indem er die Sowjets unter den Tisch getrunken habe. Mitnichten, bei Schaerf stehts nuechterner wie glaubwuerdiger.

Interessant ebenso die Anmerkungen zur Wiedergutmachung juedischer Forderungen aus diesem Jahr. Auch alte verdiente juedische politische Politiker, dann vertriebene, dann zurueckgekehrte Genossen hatten keine Chance. Den Wunsch Braunthals nach Altersversorgung seitens der Partei hat Schaerf rigide abgeschlagen. Wenn es der Partei nicht gelingt, einen staatlich bezahlten Versorgungsposten mit Folgepension fuer einen ihrer politisch ausgedienten und ausrangierten GenossInnen zu finden, stehen die im Regen. Der Dank der Partei ist nichtig und geht, wenn ueberhaupt, auf Kosten des Staates, oder ueber die Minister- bzw. die Abgeordnetenpension. Das funktioniert aber nicht fuer verdiente Funktionaere, die kein politisch oeffentliches Amt innehatten. Die stehen dann daneben.




****

Bei Amalthea wurden nach 10 Jahren die Erinnerungen Franz Olahs neu aufgelegt. Sie bergen einiges Interessantes, widerlegen keinesweg den Verdacht, dass die Gelder zur Unterstuetzung Dichands im Ankauf der Kronen Zeitung nicht dem OEGB gehoert haben, sondern im Zuge der Kalten Kriegspolitik von AFL / CIO, dem US Gewerkschaftsbund geflossen sind, also indirekt Gelder aus der kalten Kriegskasse der CIA gewesen sein koennten. Falk wurde vom OEGB Dichand als Garant und Controller ins Haus gesetzt, doch am Privateigentum Dichands an der Krone konnte ohnehin nicht mehr geruettelt werden.
So oder so, Olah waren im Prozess in jeder Hinsicht die Haende gebunden. Er war in jedem Fall im konkreten Fall zum Schweigen vor verurteilt.

Bei der Lektuere der Erstausgabe vor zehn Jahren habe ich uebersehen, dass der neurechte Parteihistoriker der FPOE und Andreas Moelzer Freund Dr.Lothar Hoebelt im Zustandekommen der Memoiren eine wesentliche Rolle, von Olah extra im Vorwort bedankte Rolle gespielt hat. Hoebelt vertritt eine konstruktivistische Geschichtsauffassung, ideal fuer ideologisch ausgerichtete Parteiengeschichtsschreibung. Der Hoebelt haelt wenig bis gar nichts vom Judentum. In einem TV Mitternachtsinterview auf FS 2 sprach er einmal von einer freudianischen Wissenschaft, und meinte damit eigentlich tendenzioes abwertend von Juden hervor gebrachtes Wissensgut.

Wieviel SPOE Interna da unter dem Tisch und neben den Buchdeckeln vorbei an die FPOE geflossen sind, laesst sich bloss vermuten.
Dass Kurt Scholz, ueberraschend vorzeitig in Pension geschickter Restitutionsbeauftragter, dessen Stelle nicht nach besetzt wird, ein enger Vertrauter von Helmut Zilk, den Klappentext verfasst hat, macht das Kraut nicht besser. Scholz hat den Gottesdienst zur Verabschiedung von Zilk im Stefansdom mitgestaltet und eine umfassende, wenig beruehrende Abschiedsrede gehalten.

Zilk hatte sich ohnehin immer um die Rehabilitierung Olahs bemueht. Zilk ist vor nicht allzu langer Zeit mit dem alten Mann einmal vor die TV Kameras getreten. Olah meinte vor laufender Kamera, jetzt werde er auch Namen sagen wollen. Der Zilk darauf im sonoren Bassetto: Brauch ma doch ned. Olah hat daraufhin erneut geschwiegen und bloss noch Belanglosigkeiten erzaehlt
Am Sarg des Wiener Rechten Pawkowitz konnte man den Oberlehrer aller Oberlehrer neben zwei schlagfertig aufmontierten Verbindungsstudenten in voller Wix sehen. Vielleicht laesst sich so verstehen, dass der Cap dem Strache einiges nachsieht, obwohl er dies allein schon aus verfassungsrechtlichen Gruenden nicht duerfte und nicht koennen darf. Parteipolitisch gesehen ist das eine Zusatzkatastrophe, die neben dem geschwaechten OEGB keineswegs zur Gesundung der SPOE beitragen wird. Es gab und gibt in der SPOE unuebersehbar blauaeugige Sympathisanten. Es fragt sich bloss noch, ob das generell Methode hat.

Hans Strache ist eine ziemlich duestere wie ambivalente Figur. Vorigen Spaetsommer hat er im Wahlkampf im ORF Duett mit Faymann, moderiert von der Thurnherr, vor einer Million ZuseherInnen ein Volksbegehren zur Aufhebung der NS Verbote eingefordert, solches wuerde sowohl Verfassungsbruch wie schwerste Verletzung des Staatsvertrages mit sich ziehen, und er hat damit den Zorn von Faymann erregt. Das hat diesen jedoch nicht daran gehindert, ein paar Wochen spaeter mit den Stimmen der FPOE und der GRUENEN ! die Abschaffung der Studiengebuehren im Parlament zu beschliessen. Ein halbes Jahr spaeter fordert der Sudeten - Abkoemmling (Knirsch & Co) Strache in seinem Wahl Kampf um Wien, den Zugang zu privatem Waffenbesitz gesetzlich zu erleichtern. Als Begruendung dient ihm der Schutz vor der Kriminalitaet von Auslaendern. Man kann das aber auch anders sehen. Als Anbahnung einer Putschstrategie vom Gotcha Spiel, ueber den Begehr nach Aufhebung der NS Verbotsgesetze, und schliesslich mit der Erleichterung des Waffenbesitzes als Voraussetzung zur paramilitaerisch organisierten bewaffneten Auseinandersetzung. Das Ziel laesst der Mann offen. Auf wen und was zielt das wirklich ? Man wird verdammt aufpassen muessen, dass diese FPOE unter der Fuehrung Straches innerhalb des Verfassungsrahmen bleibt. Sie ist im Fall der Ueberschreitung strikt zur Ordnung zu rufen. Mit begruendeten wie wirksamen Mitteln !



****

Der Professor der Politikwissenschaften Emmerich Talos legt im Innsbrucker Studienverlag eine das Wesentliche enthaltende lesenswerte Beschreibung der oesterreichischen Sozialpartnerschaft als zentraler Gestaltungsfaktor der zweiten Republik vor.



****

Hans Werner Scheidl schreibt bei Holzhausen ueber den Populisten Helmut Zilk, den medialen Darsteller und TV- und Zeitungspolitiker, der als Wiener Buergermeister es geschafft hat, die Wiener SPOE weit unter die 50 Prozent Grenze zu bringen, und dies trotzdem als stetigen politischen Sieg verkaufen konnte, dessen Leben durchaus operettenhafte Zuege hatte, bis hin zur abschliessenden ORF Inszenierung im Wiener Rathaus und am Wiener Zentralfriedhof Winters 2008.
Nicht allzu lang zuvor hat er sich noch vom Meindl Mohren fuer Werbung fuer den Praesidialkaffee fuerstlich bezahlen lassen.
In der Neugestaltung des Bundesheeres hatte er wenig glueckhafte Hand. Es fragt sich, warum gerade er als Overhead dieses Procederes herangezogen worden ist. Es nicht gesichert, ob unser Heer ueberhaupt verteidigungsfaehig ist und nicht zu einer Spottnummer in der Europaeischen Union wird, unter dem abgenutzten Maentelchen immerwaehrender Neutralitaet. Der Helmi, der sich jedes Kappel aufgesetzt hat, war ein begabter Fassadenbauer, der mit gekonntem Wiener Schmaeh vieles ueberspielt und kaschiert hat. Die echte politische Bilanz sieht anders aus, auch anders als in der vorgelegten Biografie. Der Medien Mann, urspruenglich Lehrer, hat sich auf alles draufgesetzt, ohne wirklich etwas davon zu verstehen. Zilk, der ORFische Multimoderatotor und Vereinnahmungspolitiker: Servus Du ! . Public Relation ist Oeffentlichkeitsarbeit, doch nicht die Ueberzeugung selbst.


****

Ebenso bei Holzhausen berichtet Hubert Feichtlbauer umfassend ueber den Jahrhundert Kardinal Franz Koenig, Brueckenbauer zwischen Ost- und West, zwischen Kirche und Staat und zu den Parteien und Weltanschauungen, sowohl mit Toleranz als auch Verstaendnis und Verstand.


****

Grotesk und auffaellig selbstdarstellerisch wirkt das von Beppo Mauhart zusammen gestellte und bei echomedia heraus gekommene Hannes Androsch Bilderbuch. Grafisch formatiert vom Fliegen- und Sprottenfischer Dietmar Tadler.

Wenn man in Betracht zieht, dass Androsch mit dem On-Line Unternehmen bet & win an der Internetzockerei sich mit Gewinnstreben beteiligt, kann und muss man auch ihn als Exponenten des Kasinosozialismus bezeichnen. Allerdings hat er im europaeischen Massstap grosse Schlappen mit dem Projekt hinnehmen muessen und am liebsten moechte er seine Anteile wieder verhoekern. Aber ein faules Aktienpaket laesst sich heutzutage schwer an Mann oder Frau bringen.

Dass er im Zuge der Energiekrise das Hainburgprojekt aus der Schublade zieht, zeigt, dass er politisch nichts dazu gelernt hat.

So fesch wie frueher schaut er natur- wie altersgemaess nicht mehr aus der Waesch. Mit dem Bilderbuch hat der PR Mann Mauhart (Hudri Wudri Austro Tschick) dem Androsch einen Baerendienst erwiesen. Denn politisch bringt das gar nix und zeigt bloss, dass man eine Biografie ueber Androsch nicht schreiben kann, dass sie wahrscheinlich weder mit Interesse noch glaubwuerdig gelesen werden koennte, so es sie gaebe..

Dass Androsch bei Grossmeister Henry Kissinger in Harvard ueber den Aufbau verdeckter Gesellschaften in Harvard gehoert hat, hat er selbst in einer Helmut Zilkens Stunde der Lebenskunst, aufgezeichnet vom ORF im Loft der Wiener Staedtischen im Ringturm zum Besten gegeben. Der Haider hingegen hat es bloss zu einem Drittwelt Allerweltskurs in Harvard gebracht.

Die 100 Anzuege habe ich dem Androsch nie mit vorgeworfen. Die braucht man jedoch, um in so einem oppulenten Bilderbuch immer fesch und nicht ausser der Fason auszusehen.Wer every bodys darling sein will, muss auch ein Verkleidungsartist sein.

Ein Bildnis des Altausseer Freundes Klaus Marie Brandauer habe ich vergeblich gesucht. Da muss es Knautsch und Krach gegeben haben. Der Androsch ist zwar Salzbaron geworden, aber der Brandauer nicht wie vorausrechenbar Burgtheaterdirektor. Der hat es bloss zur Leitung des Reinhard Seminars gebracht.



****


·^·