China - eine ernuechternde Betrachung

Besprechung von Franz Krahberger


Puenktlich zur Olympiade 2008 in Peking hat mir der Holzhausen Verlag ein Buch der Sinologin Margareta Griessler China , eine Annaeherung empfohlen. Frau Griessler ist die persoenliche Beraterin des Wiener Buergermeisters fuer internationale Beziehungen und seine stellvertretende Praesidialchefin.
Da die Wiener Holding an Geschaeften mit der VR China interessiert ist, wie es sich auf der diesjaehrigen Vienna Real gezeigt hat und deren weiterer sichtbarer Ausdruck etwa das Joint Venture Restaurant Sichuan im Wiener Donaupark ist, kann man sich ein politisch pflegliches Buch erwarten, das auch in Peking ohne Aerger gelesen werden kann. Tatsaechlich gelingt es Frau Griessler hinter dem Historienparavent, der durchaus fundiert wirkt, in dramatischen heutigen Fragen nicht all zu lang zu verweilen.

Der Verlagsprospekt ist viel versprechend.

China wird bereits heute als der zentrale Einflussfaktor unseres wirtschaftlichen und damit auch gesellschaftlichen Lebens von morgen gehandelt. Was aber ist dieses China? Die Gelbe Gefahr, ein Pulverfass, eine wirtschaftliche Bedrohung, eine politische Weltmacht? Wie kann man dieser alten neuen Macht begegnen? Wie funktioniert China, wie wird es sich weiter entwickeln? Wie denken und handeln Chinesen? Woher kommen unsere gängigen Metaphern und stimmen diese? Was wissen wir überhaupt über dieses Land, das von etwa 1,3 Milliarden Menschen bevölkert wird? Und wie sehen die Chinesen eigentlich uns Europäer? Die Antworten auf viele unserer Fragen liegen in der reichhaltigen und kontinuierlichen Geschichtstradition dieses Landes: Im China von heute sind das historische Erbe, die Institutionen des sozialistischen Systems und die marktorientierte Modernisierung eine eigenartige, aber wohl auch einzigartige Verbindung eingegangen. Eines ist klar: China ist heute schon eine wirtschaftliche Weltmacht. Und der Zugang zu einem grundlegenden Verständnis dieses Landes führt einzig und allein über seine Geschichte. Denn vielleicht mehr als in jedem anderen Land ist in China die Kenntnis der Vergangenheit unverzichtbar für das Verständnis der Gegenwart.

Im ersten Teil geht die Autorin auf elementare Begriffe und Zusammenhänge ein, die es zu bedenken gilt, will man in China ernst genommen werden und auch langfristig reuessieren. Ein differenziertes China-Bild soll helfen, Klischees und Zerrbilder zu überwinden, die bis heute eine gegenseitige Annäherung erschweren. Die inhaltliche Gliederung ermöglicht ein sehr gezieltes Nachlesen jener aktuellen Fragen, die Wirtschaftstreibende und an China interessierte Menschen heute ganz konkret beschäftigen. Die kompakt dargestellten Hintergründe sind mit Verweisen zu den jeweiligen kulturhistorischen Wurzeln im zweiten Teil versehen und laden ein, sich noch eingehender mit China zu befassen. Im zweiten Teil wird die lange Geschichte Chinas in klaren, sachlichen Kapiteln aufbereitet und in einem großen Bogen von den frühen Anfängen bis heute spannend erzählt. Kultur, Politik und Geschichte fügen sich harmonisch zu einem Ganzen.

Die promovierte Sinologin beschäftigt sich seit dem Jahre 1982 intensiv mit China und kann auf jahrelange Studienaufenthalte und ausgedehnte Forschungsarbeit in China, u.a. im Historischen Archiv im Kaiserpalast, verweisen. Ihr Forschungsgebiet umfasst die neuere Geschichte Chinas mit einem besonderen Schwerpunkt auf Chinas Außenbeziehungen. Diesem Thema widmet M. Grießler auch ihre Lehrtätigkeit. Ihre profunden Sprachkenntnisse und exzellenten Kontakte haben sie für die österreichisch-chinesischen Beziehungen zu einer maßgeblichen Schlüsselfigur gemacht. Sie hat sich ganz der Vermittlung eines besseren vertieften China-Verständnisses verschrieben. Gleichzeitig arbeitet sie als persönliche Assistentin für internationale Beziehungen für den Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien.

Wie sehr man mit der traditionsgebundenen historischen Argumentation aufs Abstellgleis geraten kann, zeigt die Kurzdarstellung der Sinologin ueber die strenge chinesische Ordnungsstruktur und den Respekt vor der Hierarchie, die sie als wesenstypisch fuer die chinesische Gesellschaft erkennt.

Das alte chinesische Gesetzesrecht war seinem Wesen nach Strafrecht und Verwaltungsrecht und somit Instrument des Herrschers zur Wahrung der kosmischen und irdischen Ordnung. Individuelle Rechte sind in diesem Konzept nicht vorgesehen. Es gibt keine Rechte und Freiheiten der Buerger, kein Eigentum und auch keine politischen Institutionen, denn das traditionelle China kennt nur eine Alternative: Ordnung oder Unordnung innerhalb eines einzigen System, des Kaiserreichs.

So ich die traditionsgebundene Deutung des aktuellen Chinas durch die Sinologin richtig verstehe, braucht es bloss zwei Begriffe auszutauschen und anstelle des Kaiserreiches den Begriff des Kommunismus einzusetzen und anstelle des Herrschers die Partei.
So erscheint der totalitaere Kommunismus plus des Personenkultes um Mao als logische Fortschreibung einer 2000 Tausend Jahre alten Ordnung des Einheitsstaates. Das ist Fundamentalismus pur und mit westlichen Vorstellungen von Demokratie, die in der franzoesischen Revolution und der Auflaerung gruenden, voellig inkompatibel.

Weiters: Der Verlust von Ruhe und Einheit im Reich gehoert zum Schlimmsten, was man sich in China vorstellen kann.. Legitimiert sich so die Herrschaft der totalitaeren kommunistischen Partei ?

Das Buch erweist sich als wenig klaerend fuer Fragen der Gegenwart, uebergeht die Minderheitenproblematik, kritisiert keineswegs die unterentwickelte wie ignorante Informationspolitik der VR China, insbesondere der permanente Einschraenkung der Internet Kommunikation nach innen. Nicht zu uebersehen ist, dass Chinas Firmen die Internetkommmunikation nach aussen nutzen und Versandfirmen Waren aller Art anzubieten beginnen. China nutzt das Netz semipermeabel.

Dass in diesem System bloss die verordnete Meinung geauessert werden darf, blendet die Wissenschafterin weitgehend aus. Da duerfen sich nur mehr die auskennen, die auch dem inneren Kreis angehoeren oder nahestehen. Das laesst sich leicht mit dem traditionellen Respekt vor der Autoritaet verbinden.
In den dramatischen Ereignissen am Tiananmen Platz sieht sie eine voruebergehende Stoerung . Immerhin, die Kulturrevolution stellt sie als radikale Verirrung dar, der vor allem Kulturgueter geopfert worden sind und folgt damit ohnehin der offiziellen chinesischen Linie. Diese von Mao angezettelte Dummheit (oder eine wohlueberlegte hinterhaeltige Gemeinheit) hat dieser alsbald als Irrweg erkannt und abgestellt. Treppenwitz der Weltgeschichte: Gerade die Kulturrevolution galt Teilen der 68 er Rebellen in Westeuropa vorbildlich. Jean Paul Sartre zeigte sich als einer ihrer Befuerworter. Er wurde kurzfristig 1970 als Herausgeber der in Frankreich verbotenen maoistischen Zeitschrift La cause du peuple, die er selbst auf den Pariser Strassen des Quartier Latins trotz seines hohen Alters verteilte, festgenommen.

Ueber Gegenwartskunst, Kultur- und Literatur erzaehlt die Autorin nichts. Anstelle dessen lesen wir eine interessante Einfuehrung in das System chinesischer Zeichen. Die Armee aus gebrannten Lehm von Kaiser Quin Shi Huang Di ist im Westen ohnehin das aktuell fuehrende Markenzeichen Chinas. Anstelle der Papiertiger sind die toenernen Krieger en masse getreten. China Heute zeigt sich auch gerne unter dem Symbol des kuscheligen Panda Baers.

Vor allem erfaehrt man zuwenig ueber die wirtschaftlichen Einfluesse und Auswirkungen Chinas auf die Weltwirtschaft. Ihre Behauptung Von China als einer wirtschaftlichen Bedrohung zu sprechen, entbehrt jeder Grundlage, so in der Verlagsinformation zu lesen, belegt sie keineswegs im Text. Wie auch, die Dame ist Historikerin und zeigt wenig Interesse an den Folgen der Globalisierung. Sie weiss offensichtlich wenig ueber Rohstoff- und Geldmaerkte im globalen Masstab. Die grossen Rohstoffverbraucher USA und China tragen einen knallharten Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt um Rohoel aus. Die USA wollen ihren Reichtum erhalten, die Chinesen ihr Wachstum mit allen Mitteln vorantreiben und dazu brauchen sie Energie. Doch das Angebot der Weltmaerkte verknappt sich merkbar. Mit eine der Ursachen der allgemein fuer jeden in der EU spuerbaren Teuerungswelle. US Senatoren bringen in diesen Fragen auffaellig das Nationale Sicherheitsinteresse der USA ins Spiel, und deuten damit an, dass man militaerische Optionen nicht ausschliesst.
Dass sich die chinesische Regierung oekologischen Einsichten heute zwangslaeufig nicht mehr verschliesst, erwaehnt die Autorin eingangs in einem Nebensatz, verschweigt aber die jahrzehnte lange Ignoranz allen Mahnungen gegenueber.

Rot China uebt schon lange embedded Journalism und man ist leicht erstaunt, wenn eine weitere Variante eines embedded Historizismus auftaucht.

Selbstverstaendlich erwaehnt Frau Griessler das Prestigeprojekt Dreischluchten Damm, ohne auf die bevorstehenden Nachteile im Katastrophenformat hinzuweisen. Anstelle dessen spricht sie von den traditionellen Wassernoeten, die sich mir dem steigenden Bedarf zu einer brisanten Wasserkrise ausweiten koennten, wenn man nicht Wasserzufuhr reguliert, sprich Fluesse umleitet oder baendigt.
Die Qinghai-Tibet-Bahn nach Lhassa Bahn wird erwaehnt, ohne auf die unumkehrbare Vereinnahmung Tibets einzugehen, die damit verbunden ist. Nach offiziellen Angaben hat der Bau der Bahn bislang 33,5 Milliarden Euro gekostet. Eine Investition, die Peking niemals mehr aus der Hand geben wird und die fuer touristische Zwecke und alleinige Machtpraesenz hoch erscheint. Da rechnet man wohl mit Bodenfunden, die nur so guenstig ins Landesinnere transportiert werden koennen. Immerhin, man braucht von Peking aus 48 Stunden, um mit der Bahn auf das Dach der Welt zu gelangen. Im Guetertransport werden laut Wikipedia inzwischen ungefaehr 75% aller Waren von Tibet > nach ausserhalb über die Lhasa-Bahn befoerdert. Die Zuege werden von Dieselmaschinen gezogen, die speziell zugeschnitten von den GE Transportation Systems, einer Division von General Electric Infrastructure in den USA fuer die extreme Hoehenlage entwickelt worden sind. Zweifellos ist dieser Bahnbau eine hervorragende Ingenieurleistung, insbesondere die Bewaeltigung des Permafrostbodens, doch Techniker hinterfragen selten die Ziele, denen sie dienen und fuer die Folgen haben sie sich nur hoechst selten verantwortlich gezeigt.
Interessant ist, wer da aller im Geschaeft steckt. Die USA spielt seit Jahren die Tibetanische Menschenrechtskarte. Der Hollywod Star Richard Gere hat sich als besonderer Freund des Dalai Lamas hervorgetan. Doch General Electric liefert das Wichtigste. Die Zugmaschinen !

Auch die Energiegewinnung am Drei Schluchten Damm dient dem unaufhaltsamen Aufstieg Chinas zu einer globalen Wirtschafts- und Industriemacht, an dem ohnehin jeder zu profitieren sucht. Die Kosten fuer den Staudamm schaetzt man bis zu seiner endgueltig geplanten Fertigstellung 2013 mit 75 Milliarden Dollar.
Die Legitimation durch Megabauprojekte ist ein Akt politischer Macht. Die Bilanz solcher Unternehmen ist jedoch mehr denn je aus den Folgen zu ziehen. Selbst die Weltbank wollte das Staudamm Projekt aus oekologischen Gruenden nicht mitfinanzieren.

Ganze Staedte in der Groesse von Graz oder Linz , Wanxian und Fuling wurden weggerissen und die Wohn- und Betriebsanlagenkubator ein paar Kilometer weiter ins Landesinnere versetzt. Die Tempelstadt Fengdu wurde ebenso unter Wasser gesetzt und eine Menge Geldes, die von Peking zur Verfuegung gestellt wurde, gelangt nicht an die Zieladresse des schlichten Bauern, sondern wird auf Funktionaersebene abgesaugt. Verelendung ist das Ergebnis. 2 Millionen Menschen, also mehr als Wien Einwohner hat, werden zwangsweise umgesiedelt.
Fengdu gilt seit der Han Dynastie als Eingang zum Hades. Nach Abschluss der Flutungen wird die Stadt der Geister 35 Meter unter dem Wasserspiegel des Staudamms liegen. 50.000 Stadtbewohner wurden ausgesiedelt. Allein der Tempel, 600 Stufen ueber der Stadt, wird auf einer kleinen Insel als Fremdenverkehrsattraktion aus dem Wasser ragen.
Wie sehr die Chinesen Meister der Illusion sind, haben sie mit der Eroeffnungsfeier der olympischen Spiele einmal mehr sichtbar gemacht.
Tatsaechlich dient die Tradition dem staatlichen Fassadenbau nach aussen und als Verhaltensregulierung nach innen, sozusagen als Funktion nationalstaatlicher Identitaet. Mao hat kein neues Gesetzeswerk hinterlassen, wie etwa Napoleon seinen buergerlichen Codex in Folge der franzoesischen Revolution, der heute noch immer Grundlage europaeischer Menschenrechte und des Zivilrechtes ist.
Die US Investmentbank Stanley Morgan, die juengst im Zuge der amerikanischen Bankenkrise ihre Ergebnisse revidieren musste und die kanadische Regierung finanzieren das Megaunternehmen, dessen effektiver Ausgang immer ungewisser wird, mit. Die Bundesrepublik Deutschland buergt fuer den Milliardenauftrag, den Siemens im Zuge des Projektes lukriert hat. Das entspricht etwa der Funktion, die in Oesterreich zbsp. die Kontrollbank inne hat.

Ich habe vor fuenfzehn Jahren einen Film ueber den Jangtse gesehen, in dem der noch seinen natuerlichen Weg entlang der gewachsenen Ansiedlungen genommen hat. Da hat man vor allem die Drei Schluchten Passage noch als Touristen Paradies gezeigt. Vor 14 Tagen sah ich einen aktuellen Bericht. Das durch den Megadamm in der Zwischenzeit angestaute Wasser ist bereits vor Erreichen der endgueltigen Staumarke voellig verschmutzt und verwandelt sich zunehmend in eine Kloake. Die Fischer haben ihren Beruf zwar behalten. Bloss fischen sie keine Fische mehr, sondern Schwemmmuell ab und stossen sich auch nicht daran, wenn hin und wieder eine Leiche im Fluss duempelt. Die chinesische Regierung hat diese Probleme immer in Abrede gestellt. Jetzt geht das nicht mehr, weil es allen sichtbar geworden ist. Die Verschmutzung ist nicht allein ein chinesisches Phaenomen, die gibt es auch mitten in Europa in Neapel. Es besteht durchaus Anlass zur Annahme, dass die Industriegesellschaften frueher oder spaeter im Muell untergehen werden.

Sowohl die Kommunisten wie der Kapitalismus scheitern offensichtlich an den entfesselten Produktivkraeften und an den zu Ende gehenden Resourcen. Die VR China hat sich laengst dem globalen Marschblock der Lemminge angeschlossen, der sich zum unaufhaltsamen Zug ordnet. Der grosse Sprung vorwaerts koennte auch schneller der ans Ende gewesen sein. Man kann die Chinesen gewiss nicht zum alleinigen Boesewicht stempeln und fuer alle negativen Bedrohungen verantwortlich machen. Sie sind Teil eines globalen Konkurrenzdramas, in dem es nicht mehr um den Wettstreit unterschiedlicher Weltanschauungen und Gesellschaftssysteme geht, sondern letztendlich ums Ueberleben der Menschen und des Planeten geht.

Ueber diese Prognose laesst sich auch nicht mit der Berufung und Beschaeftigung wichtiger internationaler Architekten von Weltnivaeu hinweg taeuschen, die Shanghai zur Megacity des 21. Jahrhunderts ausgebaut haben, die alle Metropolen der Welt ueberstrahlen soll. Inklusive der schnellsten und laengsten Magnetschwebebahn der Welt, geplant gebaut vom deutschen Konsortium Transrapid. Deren Verlaengerung nach Hangzhou ist noch ungewiss. Die naechste Magnetschwebebahn in der Hafenstadt Dalian wird bereits allein von chinesischen Ingenieuren entwickelt und mit eigener Kraft gebaut werden.
Diktatoren nutzen immer die Architektur als Blendvorhang. Hitler, Stalin, Speer, dessen Sohn jetzt in China grossraeumig mitplanen darf, Ceausescu, sie wollten mit Mammutprojekten ueber die Einfallslosigkeit ihrer im Mangel gruendenden gesellschaftlichen Vorstellungen hinweg taeuschen.
Tatsaechlich hat Albert Speer junior den Masterplan der architektonischen Neugestaltung der Olympischen Spiele 2008 in Peking entworfen. Eine fatale Erinnerung an die Taetigkeiten seines Vaters, des Ruestungsarchitekten Hitlers, der gemeinsam mit der Film - Propagandistin Riefenstahl die Olympischen Spiele 1936 in Berlin gestaltet hat und erstmals den Lichtdom zeigte. Triumph des Willens - made in China, so der Titel eines entsprechenden Kommentars der in den USA lebenden Nina Chruschtschowa (Enkelin des ehemaligen Zentralsekretaers der KPdSU) im On-Line Standard vom 7.8.2008. Ein Zitat des Lichtdoms war in der Feuerwerkssequenz der Eroeffnungsfeier von Olympia 2008 zu sehen.

Die Choreographie des Filmregisseurs Zhang Yimou der Eroeffnung von Olympia am 8.8.2008 in Peking ist zweifellos sympathischer als die des Berliner Teams. Aesthetisch formal gesehen weist eben jede Massenchoreographie, ob nun die des Faschimus, die von sozialistischen Turnkampfbuenden, Moskauer Paraden und Peking Events am Platz des Himmlischen Friedens Aehnlichkeiten auf. Franziska von Almsick hat es auf den Punkt gebracht. Sie zeigte sich fasziniert von der fehlerfreien Synchronisation von Tausenden Menschenleibern. Das mechanische Ballett, der mechanisierte, in der Matrix aufgeloeste Einzelmensch begeisterte sie. Zhang Yimou hat diese Striktheit etwas gebrochen, in dem er nach jedem Massentableau die Akteure spontan ins Publikum bzw. in die Kamera hat lachen lassen.
Uebrigens, die Nachstellung der Flotte des Palast Gross Eunuchen Zheng He wirkte dann doch wie eine Ansammlung von Galeeren Ruderern, unverrueckbar an ihr Schiff gebunden. Zheng He soll bereits lange vor Kolumbus amerikanischen Boden betreten haben. China zeigt uns, dass es nicht nur Weltmacht ist, sondern eben immer schon zur Weltkultur beigetragen hat. Aber das wurde ohnhin nie bestritten.
Der Filmemacher Zhang Yimou kann auf eine Reihe internationaler Preise verweisen. Zweimal wurde ihm in Venedig der Goldene Loewe verliehen. Den Silbernen Loewen erhielt er 1991 fuer die Rote Laterne, in dem er das tragische Schicksal einer rechtlosen Chinesin in der ehelichen wie sexuellen Gewalt eines reichen Feudalherren in den 20 Jahren vorigen Jahrhunderts eindrucksvoll zeigt. Mit seiner Firma Impression Show produziert und inszeniert er große Live-Spektakel in China. Vergleichbar der Eventdisziplin des begnadeten Koerper Impressarios Andre Heller. Dessen durch Gerhard Schroeder vermittelte Entertainment Dienste fuer die Fussball Weltmeisterschaft 2006 wurde allerdings von der FIFA im letzten Moment gecancelt.

Im SPIEGEL der Woche lese ich, dass die Pekinger Fremdenfuehrerin Li Eyima 150,- Euro Monatslohn bezieht. Da war der maoistisch orientierte Kommunistische Bund Westdeutschlands Anfang der 70 er Jahre vorigen Jahrhunderts grosszuegiger. Die verlangten einen Einheitslohn von 800,- Mark fuer alle Deutschen. Dieses Limit durfte jedoch nicht ueberschritten werden. Absolut Hartz 4 gerecht. Auch mit kuenstlerischer Freiheit und individueller Haltung hatten diese und andere West Clones von Mao und der Shanghai Four nichts zu tun. Kuenstler, die sich ihrem ideologischen Fanatismus nicht beugten, erklaerten sie zu Systemhuren. Das war eine verrueckte Zeit, in der die Terrororganisation RAF ihre ueble Rolle spielte. Sartre besuchte den eingesperrten Trupp noch in Stammheim.

Man muss sich einmal Wut und Ohnmacht eines oesterreichischen Gewerkschafters vorstellen. Zum einen laesst sich der Vorstand von hemmungslosen Spekulanten bis zum Verlust der Bank abstirren, zum anderen koennen sie nicht mit den Arbeitskraft im Billigstformat, die die Kommunisten bieten, mithalten.
50 Prozent aller weltweit verkauften Adidas Produkte werden in der VR China produziert. Zu Loehnen, die noch unter dem von Li Eyima liegen.

Das ist nicht das einzige Produkt einer westlichen Marke, das in China gefertigt wird. Ich nehme an, dass der eigentliche Motor des chinesischen Aufschwung die billige, von der kommunistischen Partei Chinas verwaltete Arbeitskraft und die guenstigen Produktionsbedingungen sind.

Die Changjiang 750 - eine Kopie des sowjetischen Motorrades M72, das wiederum Nachbau der BMW R 71 ist, mit der die bayrischen Motorenwerke die Deutsche Wehrmacht ausgeruestet haben, die ich in Wien gesichtet habe und die nur mehr als Exportmodell produziert wird, ist nur mehr fuer unverbesserliche Nostalgiker begehrlich und wird sicher kein durchsetzungsfaehiges Produkt werden.
Andere chinesische Waren habe ich nur bei Strassenhaendlern gesichet, die Fernglaeser, Angelruten, Haarschneidemaschinen, Parfums und Video Raubkopien im 10 er Pack auf Wiens Strassen und in Lokalen angeboten haben. Damit kann man nicht wirklich das grosse Geschaeft machen. Das sind eher Kuriosa. Auch das 0,99 Euronen T-Shirt im Penny Markt macht das Kraut nicht fett.
Die Goldene Kugel hat vor Jahren originell eine gelb lackierte Petroleum Lampe aus schlichtem Blech angeboten. Pure Nostalgie. Man bekam meist schlichte und einfache Waren angeboten. Allerdings, nachdem ich in den 90 er Jahren von Apple aus Kostengruenden auf einen Windows faehigen PC umgestiegen bin, habe ich mir bei Niedermayer ein zusammengeschraubten, aber bestens multimediafaehigen PC gekauft. Das Motherboard war in China gefertigt. Apple liess in Teilen in Taiwan fertigen. Libro bot eine Zeitlang kostenguenstige Disketten an; made in China. Heute wissen wir laengst nicht mehr, wieviel chinesische Arbeit in unserer Sanitaeranlagen, in unseren Markenmaschinen drinnensteckt. Wenn man sich die Websites chinesischer Firmen ansieht, werden vor allem kostenguenstig normiertes Zubehoer, Grundmaterial und technische Module, geeignet fuer Assembling angeboten.
Japan steht zbsp. fuer Kameras, Printer und Unterhaltungselektronik. Ich wuesste jedoch nicht zu sagen, welche Produktpalette charakteristisch fuer China ist. Ich sehe auf meinen beiden digitalen Kameras von Olympus nach. Eine wurde in Indonesien gefertigt und die andere, tatsaechlich, in China. Ist sie deswegen ein chinesisches Produkt ? Die Leitung sitzt nach wie vor in Tokyo, doch zeigt Olympus auch eine chinesische Website mit komplexen fotografischen Apparaturen inklusive Vergroesserungsgeraeten und Praezisonsmikroskopen. Ueber die Haelfte aller Kameras in der Welt stammt inzwischen aus China, 30 Prozent aller Klimaanlagen, 25 Prozent aller Waschmaschinen. Aber unter welcher Marke werden sie vertrieben ? Ist China ein Produktenchamaelion ?.

Ich habe Internetsites gefunden, in denen Sexy Dessous aus Guang Zhou (vorgefuehrt von westlichen Modellen), erotische Stimulantia, aber ebenso Tageskleidung im Versandhandel angeboten worden. Zu bezahlen mit VISA Card oder direkt beim Firmenkonto der Bank of China. Zunehmend nutzen chinesische Unternehmen das Internet als Geschaeftsportal.
Die Bank of China zeigt sich auf ihrer Website multikulturell und zeigt ein schwarzes, ein weisses und ein chinesisches Paar, so wie bei McDonalds. Aber mit all dem kann man nicht das grosse Geld machen.

Der attraktivste Faktor duerfte das guenstige Angebot von Arbeitskraft und guenstigen Produktionssupport sein, der weltweit in steigendem Masse genutzt wird. Die KP China als Arbeitsagentur fuer internationale Marken und Unternehmen ? Plausibel ist das schon, denn damit kann man viel Geld machen, wird interessant fuer Investoren und bringt neueste Technologie ins Land.

Das bedroht zwar nicht die Weltwirtschaft, aber verzerrt voellig den Arbeitsmarkt in anderen Laendern und so wird China zum begehrtesten Wirtschaftsstandort der Welt. Das duerfte auch dem OEGB klar geworden sein, dessen geplagter Voritzender sich juengst auf atv fuer Fair Play stark gemacht hat. Doch weder westliche Konzernchefs noch das Ministry of Commerce of the People's Republic of China werden sich davon beeindrucken lassen. Doch der Ansatz. Ich glaube ohnehin nicht, dass die Globalisierung die Welt sozial gerechter macht, wie dies etwa Daniel Cohn Bendit in den letzten Jahren behauptet hat. Wie man sieht, wird die Ausbeutung nie gleichfoermig ueber den Planeten verteilt.

Das bedeutet aber jedoch, dass der Energie- und Rohstoffhunger der Chinesen nicht allein der Binnenproduktion zuzuschreiben ist, sondern eben auch den Bedarf der Weltgueterproduktion, die in China staatfindet, mit deckt. Hinzu kommt der Energieaufwand fuer die globale Transportlogistik.

Klar fallen auch die Wuensche der chinesischen ArbeiterInnen ins Gewicht, denn weder die KP China noch der globale Kapitalismus koennen sich auf die Dauer leisten, in einem Armenhaus Leistungen zu verlangen. Die Gefahr sozialer Unruhen durch die zunehmende Verelendung der Landbevoelkerung gegenueber den aufstrebenden Industriestaedtern ist ohnehin bereits gegeben. Diese Schere geht rasant auf. In Shanghai wird jede Woche ein Hochhaus fertig und jeder Bewohner dieser Stadt, nicht nur dieser, will einen VW Golf haben.

China Heute bedroht in Wahrheit das soziale Gefuege der Welt, so so etwas ueberhaupt in Ansaetzen vorhanden ist, und legt dem Planeten eine weitere Buerde in der Umweltbelastung auf. Aber es ist nicht allein Chinas Einfluss. Der US Trabant Japan und die Tigerstaaten haben bereits vorher bewiesen, dass man mit autoritaer gebuendelter Arbeitskraft auf dem Weltmarkt maechtige Gewinne zu erzielen kann. Das Motto der Olympischen Spiele 2008 One World - one Dream geraet fuer die USA und fuer Europa zum Albtraum. Die KP China als Arbeitsagentur des globalen Kapitals, Standort China.

Eines ist auch klar. Um in diesem Konzert der Weltwirtschaft mitzuspielen, muss die gestaltende und ausfuehrende Schicht ueber den internationalen Wissensstand verfuegen, also weltoffen sein. Das spiegelt sich auch sichtbar in der Entertainmentsphaere der Stadt Shanghai. Das neue China kann kein hermeneutisch abgeschlossener Koerper sein. Das konfuzianische Konzept dient wohl bloss der inneren Stabilisierung und ist der Garant fuer die geordnete Arbeitsmacht China, die zum verlaesslichen Sozialpartner fuer den globalen Kapitalismus geworden ist. Deswegen wird auch von China jede Einmischung in innere Angelegenheiten in der Anmahnung von Menschen und Sozialrechten als eigentliche Geschaeftstoerung empfunden.

Steven Spielberg war als kuenstlerischer Berater fuer Olympia 2008 nach Peking eingeladen, distanzierte sich jedoch wegen der Unterstuetzung der islamischen Republik Sudan durch die Volksrepublik China und zog sich zurueck. Im blutigen Darfur Konflikt 2003 wurde die Unterdrueckung der schwarzafrikanischen Bevoelkerung durch die arabisch dominierte Regierung sichtbar. Seit Maerz ermittelt der Internationale Strafgerichtshof ICC. Der Sudan besitzt reichhaltige Vorkommen von Erdöl, Eisen, Marmor, Gold und Uran und der wichtigste Investor im Land ist die Volksrepublik China. Vor allem ist die VR der groesste Rohoelkaeufer. Kuerzlich fanden Journalisten der BBC heraus, dass China den Sudan auch militaerisch unterstuetzt und damit das verhaengte Waffenembargo der Vereinten Nationen bricht. Der ICC in den Den Haag will den sudanesischen Ministerpraesidenten Umar al-Baschir wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wegen Voelkermordes anklagen.

Laengst legen die Chinesen ihre Handels- und Devisenueberschuesse im Westen an, vor allem in Staatsanleihen der USA. Das Volumen soll bei 600 Milliarden Dollar liegen. Die Bank of China ist heute die groesste Bank der Welt. Wie haben die so viel Geld erwirtschaften koennen ?
Sicher nicht mit der Changjiang 750. Wie schon angedeutet, ich kenne keine ernstzunehmende originaere Chinamarke, abgesehen von Ideologie im Exportformat. Das Gros der Waren sind Produkte multinationaler Konzerne. Manufactured in China.

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Die Olympischen Spiele in Peking abzuhalten, war die richtige Entscheidung. Der Westen hat mit der Koexistenzpolitk gegenueber der Sowjetunion bessere Ergebnisse erzielt als mit dem Isolationismus und der Konfrontationspollitik des Kalten Krieges. Die ist heute auf Grund der Energierversorgungslage und der Wirtschaftspolitik der multinationalen Konzerne ohnehin nicht mehr moeglich.








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Wie man ein nagelneues Motorrad BMW K 1200 aktuellen Typs, fuer das man in Europa 14 850.- Euro hinblaettern muss, um 3200 ,- Euro im Discount Versand anbieten kann (im Mitgliederpreis um 2400,- Euro) , verstehe ich allerdings nicht. Die Yamaha FZ56 S2 wird im Aktionspreis in Oesterreich um 7.699,- Euro angeboten. Im Peking Versand werden dafuer 2200,- (jeweils exklusive der Versandkosten) Euro verrechnet.


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Dr. Margareta Griessler
CHINA I Eine Annäherung
Hardcover
EUR 32,-- | sFr 55,04
ISBN: 978-3-85493-141-6

Die Autorin zitiert Laotse: Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem Schritt . Gut, wir wollen jetzt mehr ueber China wissen. Mein Interesse erneut zu wecken, ist ihr in jedem Fall gelungen. Was sie an Geschichtlichem zusammengefasst hat, ist ohnehin interessant und lesenswert. Wir wollen aber mehr ueber die Gegenwart und die Zukunft wissen. Viktor Matejka hat mir vor langer Zeit einmal empfohlen, richten Sie ihr Augenmerk auf dieses China, es hat eine grosse Vergangenheit und es hat eine grosse Zukunft.
Doch diese Zukunft wird sich China mit der Welt teilen muessen. John Reed und Alain Peyrifitte haben uns ueber das revolutionaere China erzaehlt, Hugo Portisch hat China gesehen ohne besonderen Eindruck zu hinterlassen. Die Revolution kann nicht permanent sein und die fehlgeschlagene Kulturrevolution interessiert heute niemanden mehr.

Holzhausen Verlag

Buchpraesentation > Ein Ritual

Der Holzhausen Verlag widmet sich als österreichischer Sachbuch- und Kunstbuchverlag Themen aus den Bereichen Land, Leute, Kultur und Zeitgeist. Die hervorragenden Verlagspublikationen bestechen durch teilweise sehr aufwändige und innovative Ausstattungen, um besondere Inhalte bereits mit der Machart des Buches zu kommunizieren. Neben dieser Kultlinie, der besonderen Art von Büchern, liegen die inhaltlichen Schwerpunkte bei Kunst- und Kulturbüchern sowie bei Publikationen aus dem Wissens- und Servicebereich.

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Im weiteren ein aktueller Reisebilderbogen mit Fotos aus Shanghai von Robert Patocka. IKEA, McDonalds, Pizza Hat, Volkswagen und der Smog sind schon da. Die Harley Davidson ist in China gefertigt.
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Nike Chairman Phil Knight with Michael Moore
Ueber Nikes indonesische Werkbank, Videointerview auf You Tube. Siehe auch Michael Moores Dokumentation The Big One
Compare it with Made in China

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