Gedichte im 10-er Pack


© Edyta Brixa

DER ABSCHIED


Fremde Blicke
Nichtssagende
Viel sagende

Nicht vergessen
Versprechen
Nie vergessen

Dein Gesicht
Melancholisch
Und still

Vergiss mich nicht
Vergissmeinnicht
Vergiss!

DIE BEZIEHUNGSKISTE


Wir lieben uns
Und schlagen uns
Mit Worten

Das Gespräch mit Worten
Mit Messern
Mit Fäusten

Wir hassen uns
Und schlagen uns
Mit Schweigen

Wir schreien
Ohne Grund
Die Hassliebe
Zwischen uns

Wir prügeln uns
Wir lieben uns
Und hassen uns
Ohne Grund

DIE FAHRT IN DIE UNENDLICHKEIT


Du und ich
Zwei Personen
Mit der Straßenbahn fahren
Irgendwohin
Nirgendwohin?

GENESIS


Die Entstehung der Erde
Durch den Urknall
Die Entstehung
Von Sonnensystemen
Vor 13 Milliarden Jahren
Die einzelnen Atome
Zu schweren Elementen
Verschmelzen
Der Wärmerekord
Oder die Eiszeit
Am Abgrund
Nahe stehen wir
Die Klimakatastrophe
Die gigantische
Explosion im Weltall
Der Anfang
Oder das Ende
Von Raum und Zeit
Dunkle Materie
Der Himmel und das Sonnenlicht
Land und Wasser
Meerestiere und Vögel
Das Leben
Atome und Energie
Sterne und Planeten
Chemische Elemente
Die Milchstraßengalaxie
Das Universum

MAN SIEHT SICH WIEDER


Das Treffen
Nach Jahren
Zufällig
Sehen wir uns
Im Nachtbus
Du liest gerade
Naked Lunch

In der Bar
Ums Eck
Trinken wir
Das grüne Gift
Du schaust
Etwas verstohlen
Zu mir

Dann dieses
Viel sagende
Schweigen
Wir haben uns
Nix zu sagen
Deine Hände
Zittern

Nach all
Den Jahren
Noch ein Glas
Absinth
Du wunderst dich
Wir haben uns
Nicht geändert

MOENDSUECHTIG


Ich gehe…ich
So irreal
Ich weiß nicht In der Nacht

Dein Blut
So blau
Wie Vergissmeinnicht
Im wilden Garten
Aus meinem Traum

OBSESSIV UND SENTIMENTAL


Verloren in Zeit und Raum
Trinken wir Milchkaffee
Zu zweit
Draußen nieselt es
Grau in Grau
Der Himmel weint
Vielleicht...
Nein ich will nicht
So wie meine Mutter
Vierzig Jahre lang
Für unerfüllte träume
Sparen

Am Rande der Stadt
In einem alten
Kaffeehaus
Jane Birkin
Singt im Radio
Je t'aime moi non plus

Obsessiv
Und sentimental
Der staub mischt sich
Mit dem Milchschaum
Am Ende der Welt
Ganz allein

PARIS SPLEEN


Es regnet
In Strömen
Dichter Nebel
Zieht auf
Baudelaires
Der Spleen
Von Paris

Dekadent
Melancholisch
Morbid
Verrückt
Depressiv
Mit der Zigarre
In der Hand

Schreibt
Fasziniert
von Großstadt
Krankheit

Und Tod
Dem Tor
Zum Paradies

WAS SPAETER ?
Die Welt nach der Apokalypse


Eines Tages
Bin ich
Gestorben
Ich war
Eine gute Frau
So bin ich
In den Himmel
Gekommen
Jetzt
Bin ich
Erstaunt
Weil
Im Himmel
Gibt es
Viel Arbeit
Jeden Tag
Muss ich
Zeitig aufstehen
Sehr zeitig
Um fünf
In der Früh
Ich bin schon
Müde
Der Gott
Mag uns nicht
Wirklich
Er hört
Unsere Bitten
Nicht
Er ist sehr
Streng zu uns
Jeden Tag
Müssen wir
Singen
Zu Ihm beten
Sich vor Ihm
Auf die Knie
Werfen
Bis sie
Blutig werden
Und freuen uns
Dass wir alle
Im Himmel
Sind
Das ist
Das Wichtigste
Aber das
Himmelleben
Ist sehr fad
Mit der Zeit
Milliarden der Seelen
Träumen von
Einer Sünde
Der Todsünde
Von der Hölle
Aber wir wissen
Dass Unser Gott
Sehr vorsichtig ist
Er passt
Auf uns auf
Jeden Tag
Und jede Nacht

ESSET KUCHEN
"WENN SIE KEIN BROT HABEN, SOLLEN SIE DOCH KUCHEN ESSEN"

Marie Antoinette nach J.J. Rousseau

Mit gesenktem Kopf
Im Augenblick des Todes
Erschöpft und krank
Immer noch stolz

Ohne ihren Sohn
Der 1789 starb
Verlassen und einsam
Mit gerader Haltung

Sie schaut auf ihr Volk
Mütter mit blutigen
Krallen schreien laut
Nach ihrem Tod

Marie Antoinette
Und Robespierre
Die Guillotine
Kuchen statt Brot

Der dritte Stand jubelt
Ihr frisierter Kopf fällt
In einen Schimmelkorb
Voller Blut und Dreck


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