<li><a href="../index.html">e.journal</a> : [ <a href="../toc-nf.html">Inhalt</a> ]<br> <li><b>es.say</b> : [ <a href="toc.html">Inhalt</a> | <b>Gedichte</b> ]<br> <hr>

GEDICHTE


(AUS: DIE KUNST DES DICHTENS)

© Franz Josef Czernin

DREI KÖRPER

lagen

ich ging dem fallen, laufend, auf den grund.
du liegst, bestürzt, am boden meinen stücken,
dass wir uns legen aus durch diesen schlund,

der dich so an setzt - mich, so aus zu drücken,
ein hält: du gehst dem steigen so zur hand,
ich ruhte, schwebend, über deinen lücken,

dass wir uns stellen aus auf dieser wand,
die mir so auf fiel - dich, so ein zu greifen,
auf schloss: ich baue, gleitend, auf dem sand,

du stillst, so springend, mir dies schweifen,
dass wir uns nahmen ein durch solches drehen,
das uns sich ab läuft - mir, so an zu streifen,

vor kommt: du fusst, so tanzend, auf dem stehen,
ich wandte, tastend, finger dir im mund,
dass wir uns schwingen auf noch im ausgehen:

kreuzung

ich bin mir hingestreckt bis in die spitzen
der finger, ihr setzt mich voraus im stand,
euch auf zu heben; ich, euch aus zu sitzen,

bin mir so schwebend vor, bis zum rand
der nägel eingefallen hier; aus legt
ihr euch in dem begriff, mich in der hand

zu haben: mich ein zu begreifen, regt
ihr auf euch, in den drang dies stürzt, in fluss
zu bleiben: still gewandt bin ich, das trägt

ans ende eurer sohle; vor den fuss
ihr stellt mich, in dem hang mich an zu passen
so eurem schwund, nicht abzugehen zum schluss

euch selbst, beruhigt ihr mich: für aus gelassen
mich zu belaufen, werden wir genannt,
um uns enthaltend, dies im schwung zu fassen:

kreis-lauf

ich liege auf dem rücken mir zu grund:
wie dir hebst du den finger auf zu rühren,
dass wir zu setzen an uns einen mund?:

uns steht es an zu zeigen, wie wir türen
mir auf zu richten wenden dieser lage;
dem gehen schritt ich an uns, selbst zu führen,

das tor um deinen tritt uns reissend sage,
wie mir der weg auf steigt zu deinem land,
dass ich uns kommend über dieses trage:

legst du uns aus dem drehen diese hand,
wie solche bahn mir fällt dir zu begreifen,
packst mir aus unsrer schwelle diese wand,

dich auf zu fangen stützend unser schweifen:
dass ich mir unter laufend dich so leite,
zeichnet es ein zu packen; wie wir streifen,

aus uns dem rahmen stürzt das meiner weite,
dass ein mir lippen schliessend sinkt zum schlund:
fügst du zu ruhen ein dir diese seite?:

DIE GANZE TAFEL

vage waage 1

so sehr wir zu gefallen uns,
nimmt es sich ein
für diesen schönen sturz:
solcher festung neigend zu,
war vorgeworfen ich
euch zuzustehen, gelegentlich
jetzt wehend durch den ganzen vorgang:
dass auch der andere leib
sich so ereignend abhielt mir,
was in fragen uns geschickt,
die nachgesehen wie anzustellen,
an diesem bild es merkend,
du dich selbst dir ausgibst:

ihr euch einzugeben unsres habt,
fest haltend es mit diesem schild,
das vorgestellt, doch absichtlich,
in solcher ankunft dir zur antwort,
ich, mich hindernd, halte ein so,
für den gleichen körper aufzuwerfen:
dass schmerzend in dem zustand ihr,
mich sondernd aus, uns nahgelegt doch,
hier in solcher losung vorzuziehen,
dies bestürzend absetzt:
das scheidet aus, so zu erfreuen,
nehmen vor wir hier uns ganz,
so sehr es auf sich selbst fiel.

vage vaage 2

so sehr wir so gefahren durch uns,
gibt es sich ab mit
seiner schönen reise schreck:
dem ganzen wagen greifend an,
war ausgezogen ich,
absichtlich zu zu kommen euch,
engend ein den ablauf:
dass durch das andere kleid
sich auch da bleibend aufhielt mir,
was gezielt berührung hat,
die darauf anzulegen anfällig,
aus dieser scheibe deutend,
du dich selbst dir ankommst:

ihr euch auszukommen eures habt,
wägend so auf dieser schneide,
die, ausgelegt doch angefallen,
in solchen pfeilen euch,
begrenzend ich mir halte aus auch,
für das gewand das gleiche abzuziehen:
dass ängstigend in aussicht
du herumgeschlagen dir auch abzusehen,
anzutun ganz in bewegung,
abschreckend ausgesprungen:
das stattet aus sich zu entsetzen,
geben bei wir hier uns,
so sehr es aus sich selbst fuhr.

vage waage 3

so sehr gehalten wir an uns,
füllt es sich aus mit
seiner schönen dauer raum:
der ganzen tafel teilend aus,
war eingedeckt so ich,
ausgiebig aufzunehmen euch,
verwundert durch den andrang:
dass durch den anderen laib
sich auf da treibend anschnitt mir,
was gestillt die streuung hat,
die anzurichten einfältig,
in dieser schale innen haltend,
du dich selbst dir aufträgst:

ihr euch einzutragen eures habt,
so veräussernd dieses messer,
das zu gefallen doch eingerichtet,
in solchem krümel rührend euch
anklingen schneidet ab mir,
für den tropfen gleiches aufzudecken:
dass verwundet mit dem einspruch,
du eingedrungen dir auch auszugeben,
angeeignet in enthaltung,
aus mahlend ausgesonnen:
das fliesst ein, sich ein zu nehmen,
füllen wir uns ab hier,
so sehr es in sich selbst hielt.

der ganze ort

dies verschwistern ähnelt dem im fleisch,
was das scheiden durch enthalten so befruchtet,
wie solches zeugnis sich entbunden teilt mit dem,
was im gleichen sich auch leert ganz brüderlich:

ach, dass alle meine freundschaft ist verwandt
den lücken, die damit schwanger über gehen sich,
obwohl auch dies verschränken zwischen räumen
trennt sich nicht von solcher gattung:

das entsprechen ist als schwester, bruder,
was durch das kreuzen hier verbindet sich
mit dem, was im verwaisen so sich einverleibt,
wie das entbehren jetzt umarmt, was doch empfängt:

einsam werde ich entzweit durch dies versöhnen mir,
zwischen einer solcher öffnung leib,
und aller körper arten ledig so vereint,
dass diese pause, fehlend,
was über ein sich stimmt,
mit dem stillen paart,
um mich mir zu
zu trauen?

der ganze stamm

wenn mir, so zu umfassen, dieses schöne paaren
befreundet lebend dich mit all dem zeug,
wo solche neigung scheidet uns begeistert auch
von dem verschwistern mit der ganzen trennung,

dann die ergänzung solcher kinder im vermischen,
entbindet dennoch mich auch unverwandt dir,
dass entzweit uns dies geschlecht versöhne,
wenn ich, so sehr enthalten nachzukommen dir,
sachlich gehe uns in dieser gattung schwanger vor:

mir schliessend aus, teilt es trotzdem stillen zu,
so gut vereinigt ahnen zu bedingen dir,
dass solche eintracht uns vermehrt zu zwist auch dann,
wenn mir der gegenstand, so ganz vertraut dich,
durch verschmerzen aller eltern uns zu fruchten:

wo solch verbrüdern mit dem streiten sich verzückt,
dir kreuzt durch eigenen empfang den abstand mir,
dass einsam die gestalt verwaisend uns entsteht,
wenn wir, so bös umarmt, verjubeln doch in aller art es.

das ganze glas

verschwistert klingend sich mit dem,
was überströmend anfängt, eins,
das im entschwinden sich jetzt teilt,
streitend plötzlich um dem löwenhaften ort,
dann übergeht die stelle tapfer tauschend sich
in das, was so zu mehren, dies verbrüdert
jetzt mit dem verwaisen jeder pracht am ende:

wie durch breschen fort zu tönen,
dies bezeugen sich von dem entbindet,
was ähnelnd zu berauschen sich versiegt,
wenn dies verweisen das so öffnet,
was im verwinden sich jetzt traut,
mit solcher bleibe prunkvoll platzend
hier zu dieser ganzen art und mündung!

ach, in dem mövenhaften wort so über schäumend mich,
dass dies schwanen stimmt dich über ein
in dem entsprechen, das sich selbst entzweit:
dass ein anderes gleichen jetzt einfliesst
in das, was sich enteert und doch empfängt,
so unverwandt zu landen diese gattung.

ob solcher schwall mit jenem maul
mit unter damit schwanger geht mir so,
wie die gestalt uns einzuleuchten braut,
in allem glanz versöhnt mit dem,
was, nun gestillt, sich dennoch selbst enthält?

der ganze tisch

vorzuzeigen auf ein mahl,
strebt es so im wieder holen,
sich auslöffelnd unternommen
im ausscheiden aufgetischt zu werden,
wie ich, stillend, mich enthalte,
euch gelehrt zu übergeben uns,
dass es heraus zu stellen sättigt das,
wenn wir, mich verfügend selbst,
werden durch den ganzen laib verdingt:

es verschlingt sich dieser ganze leib,
wenn ich, durch uns selbst bestimmt,
dass hinein es zu versetzen hungert,
uns unterkomme so geleert durch euch;
- wie ich, wollend, werde mir entzogen,
sich selbst abzuräumen im verschlucken,
überlässt es sich aufgabelnd,
im wider hohlen erlitten so zu werden,
auf ein mal das aufzuessen.

die ganze tafel

dies mahl verschlungen
in das zeichen jetzt und gut,
zu wahren wird verzehren sich,
mit der anderen saite wert:
wie das gleiche blatt
entzweit ich hier ausspucke,
für den ganzen leib so einzunehmen:

auch rührend so in jedem ton dies stillen,
was braut, umarmt gewagt das;
laut dem heissen uns zu lehmen,
kosten dergestalt wir teuer,
zu lähmen kraft dem nennen all die erden;
dass enthalten sich dies traut,
erstarren auch in jedem klang bewegend:

der laib bleibt zu ergänzen so,
wie du vereint hier speist,
zu gefallen dieser andern seite;
gleich währt es mit dem bogen
und durch waren hat gestärkt:
es wird entbinden sich der wink,
nun dies mal zu zeigen schön

(f)laute

von der weite bis zur leere ausgespannt
klatscht, so leer, die lehre ihre botschaft ab,
um so mehr das hohe meer
in die hohle see fliesst:
ach, um um ein haar die feder
für ein haar zu halten
(so lange wie vom selben bis zum gleichen),
teilt die mitte sich
der flut, der flucht der ränder,
um sich damit, wieder hallend, mitzuteilen:

das, was hergeschifft so ein boot schafft,
fischt nicht nur
(jeder laut aus lauten ist),
was von dem schwanken der lehren
in die leere des wankens schaukelt,
sondern sei auch von der see der lehre des schaukelns
in das wanken des meeres der leere geschwankt;
denn beinahe fast, um ein haar, wäre das
um so mehr die pause, die,
sich ausposaunend,
die stille paust durch solche ruhe:

von der ferne bis zur leere, so genannt,
tratscht so sehr die botschaft ihre weite ab,
winkt die schwinge auf die flügel
(manche töne sind aus ton),
dass die schiffe, ausgebotet, wiederholen,
wie das selbe solcher haare fast
das gleiche aller federn fasst:
ja, die nachricht richtet sich
nach der flucht des flutens, ohne ränder:
wie das den trank ersäuft!
durch alle löcher fliessen alle lücken ab,
den wiederhall so wieder gebend:
"ich bin die fremde, deutend,
dass sie deutet, dass sie deutet."


<li><a href="../index.html">e.journal</a> : [ <a href="../toc-nf.html">Inhalt</a> ]<br> <li><b>literatur.prim&auml;r</b> : [ <a href="toc.html">Inhalt</a> | <b>Gedichte</b> ]<br>
·^·