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AUS: DIE KUNST DES DICHTENS, ELEMENTE, SONETTE.


© Franz Josef Czernin

(wasser, sonett)

zu streichen bringt jetzt weiss mich eins auf all die segel,
was, auf so wild gebauscht, wie ich dies zeug aufwühle,
die wellen schaukelt, die mir schallen nach der regel,
die selbst durch kreuzt sich, da ich darauf fliege, ziele,

wahr auf den punkt, das korn zu kommen; all die pegel
einander unter-tönend, -strömend! - stellen spiele
nicht wasser auf und bloss? es in den fluss schlägt nägel,
was treibt, stets anders aufzuziehn, nass sich die mühle

in flügel, saiten greift, dass ich grund male laufend?
folgend am fuss, die quellen sich in mir angeben,
da stäbe, wogen brechen sich, einander taufend,

wie maß macht voll in meinem namen, aufzuheben,
was mich vermisst. - so mahlt das redlich, selbst sich saufend
ach, wie ein loch? gelöscht, am blatt erst wir vor schweben?

(wasser, sonett)

voll bis zum rand die teiche auf uns augen schlagen,
dass, ein sich weisses bläuend, uns an bilder drehen
die wasser; das steht spiegelnd so da, wie, zu gehen
uns über, augen sich in teichen auf nass sagen;

die teiche, tränend, so durch unsre augen schauen,
dass, stets dies weiss zu machen, bilder sind gewendet
die fläche; - gischt, die wieder holt, was, aus dem blauen,
einander glänzen spiegel, augen, dass es blendet:

ob flüssig, durch uns dringend, selbst sich wasser reichen,
tropfen sind augen, im ent-sprechen auf der stelle,
die so uns scheint, wie spiegel sich verschwimmt mit teichen?

in augen, spiegeln sich jetzt wasser selbst begleichen,
da, was dies sieht, auf wird gelöst in flut, der welle?
damit so rein nur an-, nichts wieder gibt die quelle?

(wasser, sonett)

das meer, es wird durchkreuzt im eignen namen laut,
da im glas wasser stürmt, als öffnung vor zu schweben,
wie all die schäume sich mit lippen selbst beleben,
dass wasser unsre farben spielt, zusammen braut

sein bild als aug: aus blauem sich das durch uns staut,
blick bis zum rand zu füllen, da auf die see wir heben,
von grund auf schwall ausschöpfend, wir auch fliessend geben,
dem meer, den wellen wort, das unsern lauf rein schaut:

gestrichen wird, auch an wie aus, das ganze segel
an jedem punkt, dass tränen, tropfen sich durchdringen,
aus einem guss, in einem boot auf uns zu bringen,

ja lösend ruder, blatt mit dieser zunge: pegel
auf es und angibt mit der quelle, die in dingen
und zwischen zügen, zeilen fasst: stillt dies die regel?

(wasser, sonett)

wie ich, aufblinkend, danach fische, um zu schnappen
schnell uns der wendung auf, dass es selbst spielend lasse
dich fliessen ein, als du mir zeug legst aus ins nasse,
da es, aufsaugend, nach mir angelt mit dem happen,

ach, haken an uns selbst: wie es, nicht mir durch lappen
zu gehn, doch um die sache, uns so rasch erfasse,
dies klärt, als du es auflöst sich in all der masse
des wassers, da dies, blitzend auf, dir zu ertappen

auf solcher tat mich frisch benetzt: wie wir anbeissen,
dass ich es zappeln lasse, als es dir gerät
in finger, bis das stumme maul wir dem zerreissen

mit all der wäsche; wie die aus uns schaut, netz näht,
als du es fängst, dass es mich springen lässt, zu schmeissen
zurück uns in den fluss von maschen, jetzt beredt.

(wasser, sonett)

jetzt dies verfinstern mir? zusammen dir zu brauen,
schlecht wetternd da? dass wasser, fälle an sich dunkeln
, schwarz uns zu sehn: als das, was blöd, dem takt zu schunkeln,
sich stumpft ab: blei, so schwer, am fuss da zieht, im hauen

aufs maul, das sich zerreisst, um seicht zu sein im grauen;
stürmt dies anschwärzen uns? einander bös zu munkeln
und schäumend düster? wie für augen löcher funkeln:
zerspringend an dem punkt, so tot, wir gleich sind, schauen

uns blind, dass fleck wird: in der tinte, mit dem unken
gähnt selbst untiefe, grund auch mich; ach, mit den traufen
stürzt regen, der dich stehen lässt darin, zu tunken

flut ein in flut, dass, dumm sich, spruch verwischt: ach, laufen
wir nicht schon über, da heran sich wälzt, versunken
zu sein? was schifft, wird woge, wir uns selbst ersaufen?

(wasser, sonett)

auf einen schlag, jetzt in das, aus dem auge springt
dir weisses; gischt, am sprung, dahin, daher zu fahren,
davon geritten, wild, wellen mir sträubt in scharen,
die überstürzend, -schäumend locken; durch wirbel dringt

jetzt solcher gang, dass haar für haar sich zwingt
der schwung zu zügeln? wogen, rufe, die sich paaren
schwall wiegend, da im sattel wir, geschaukelt, wahren
gesicht im fall durch dunkles, sog, der uns anklingt

durch zaum und zeug? wie aufgepeitscht, -gerollt und wendig
das türmt, doch wieder kehrt, aufbrausend nicht nur flieht;
der kamm, sich selbst verschlingend, mähnen treibt, unbändig

vom maul, vom grund uns auf es wühlt; was dies vollzieht,
geht durch mit dir, doch schritt für schritt, lebendig
aus mir schweift und, gezäumt nicht nur vom schwanz, einsieht?

(wasser, sonett)

was unter strömt und über schäumt, ich übersetze
durch dich, der wasser uns so hoch, so tief lässt reichen,
dass du mich, fliessend, über trägst, so wild (nass) im gleichen,
wie das, was unter jeder hand gemein, knüpft plätze,

die ich uns, unter gründig, über mässig, durch die netze
da regnen lasse; was, uns neu, in all den schläuchen
läuft unter, über durch mich, seh ich aus den teichen
mit unsren augen, dass da zwischen zeilen schätze

flößen sich ein, die winken? wasser, das ins wasser geht,
uns über, unter, rauscht so wahr vom wein, der schenkt
sich ein bald, rein, da unter schwellig, es gelenkt

stets auf dich selbst, mir über fällig, wort an steht
da bis zum hals: wie es sich murmelnd schön her drängt,
den mund schon wässrig macht, dass ganz uns ding gerät.

(wasser, sonett)

wie ich ins wasser greife tief, zu sein uns rad,
das tropfen mahlt um tropfen dir aus all den wellen,
dass uns nimmt nasses wahr und selbst aufs korn; zu stellen
die träne aus, das salz vom grund der see, als saat,

dies aufgerührte uns umfasst und misst den grad,
in dem wir selbst uns ernten mit dem sturm, dem schnellen
des stroms; wie der im kreis dir läuft, mündig in quellen
zusammen schliesst mich, die uns an sich geben, tat,

ach, wort, da wir stets fruchtbar uns einschleusen,
einander weit dies streuend zwischen wolken, zeichen:
reif wird der saft, der schaum, in dem wir darauf weisen,

wie wasser wir auf mühlen, die sich damit speisen,
dass sie so langsam dies ausmalen, uns zu gleichen
von grund auf, bis im wein die wasser sich uns reichen.


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