Handschriften der Wien Bibliothek; Herausgegeben von Hermann Boehm

Kommentiert von Franz Krahberger




Franz 1. teilt am 16.August.1806 aus Baden bei Wien mit, dass er seit dem 6.August nicht mehr in der Funktion des römisch deutschen Kaisers zur Verfuegung steht.

Wiki nows: Um dem Hegemoniestreben des französischen Herrschers Napoleon Bonaparte in Mitteleuropa zu begegnen und seine Kaiserwürde auch für die Zukunft zu wahren, begründete er 1804 das Kaisertum Österreich. Mit der Erklärung Sr. Maj. des Kaisers Franz II vom 6. August 1806, wodurch er die deutsche Kaiserkrone und das Reichsregiment niederlegt, die Churfürsten, Fürsten und übrigen Stände, wie auch alle Angehörige und Dienerschaft des deutschen Reiches, ihrer bisherigen Pflichten entbindet, erlosch das römisch-deutsche Reichsgebilde, das nach dem Ostfrankenreich im mittelalterlichen Jahr 962 mit der Regentschaft Otto des Großen seinen Anfang genommen hatte. Franz II. herrschte bis 1835 weiter als Franz I. Kaiser von Österreich.

Die Verwirrung um die Titulierung Franz 1 und Franz II, die die ein und dieselbe Person meint, ist leicht zu erklaeren. Als roemischer Kaiser trug er den Namen Franz II, in Folge zu Franz I Stefan Lothringen, dem Mann Maria Theresiens, die die roemische Kaiserwuerde selbst nicht innehatte. Sie war Koenigin von Boehmen / Maehren und Ungarn, Erzherzogin von Inneroesterreich usw. usf. Als erster allein oesterreichischer Kaiser trug Franz den Titel Franz1.

Grosse Teile des heutigen Territoriums Deutschland waren jedoch ohnehin von Napoleon besetzt.1806 wurde Bayern als Dank fuer Unterwerfung von Napoleon in den Rang eines Königreichs erhoben und trat dem Rheinbund bei, woraufhin Franz II. die deutsche Kaiserwürde niederlegte und das Reich für erloschen erklärte.

Im Friedensvertag von Lunéville 1801, zwischen dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der Republik Frankreich fielen die linksrheinischen Gebiete des Deutschen Reiches an Frankreich (Departement Rhine et Moselle) bspw. Koblenz, Trier, Mainz etc. D.

Rheinbund (frz. Confederation du Rhin): Konföderation von zunächst 16 deutschen Fürsten unter französichem Protektorat. Die Rheinbundakte (12.7. 1806) ermöglichte es Napoleon I., für seine Feldzüge auf die Truppen der Rheinbundstaaten zurückzugreifen. Die wichtigsten Mitglieder waren die Besitzungen des Erzkanzlers und Fürstprimas des Rheinbunds, Karl Theodor von Dalberg, die neu erhobenen Königreiche Bayern und Württemberg, die neu erhobenen Großherzogtümer Baden, Hessen-Darmstadt, Kleve, Berg und das zum Herzogtum aufgewertete Nassau. Am 1.Aug. 1806 erklärten die Rheinbundstaaten ihren Austritt aus dem Heiligen-Römischen Reich Deutscher Nation. Bis 1808 traten zahlreiche weitere Staaten dem Rheinbund bei (u.a. Großherzogtum Würzburg, Königreich Sachsen, Königreich Westfalen). Der Rheinbund löste sich im Okt. 1813 auf.

Einen Vorteil erfuhren die deutschen Laender auf jeden Fall. Sie kamen in den Genuss einer fortschrittlichen Rechtssprechung nach dem Codex Napoleon.

wiki nows: Der Code civil (CC) (1807 / 1815 und kurzzeitig zwischen 1853 und 1871 in Code Napoleon umbenannt) ist das französische Gesetzbuch zum Zivilrecht, das durch Napoleon Bonaparte am 21. März 1804 eingeführt wurde. Mit dem Code civil schuf Napoleon ein bedeutendes Gesetzeswerk der Neuzeit. In Frankreich ist es in wesentlichen Teilen noch heute gültig. Beethoven, der sich gerne in Baden und in Moedling aufgehalten, so wie Clemens Wenzel Metternich auch, war als junger Mann begeisterter Anhänger der Französischen Revolution und später ein Bewunderer Napoleons, der die Freiheitsideen durch Gesetzgebung und Kriege in ganz Europa verbreitete. Napoleon wurde damals häufig mit dem griechischen Halbgott Prometheus verglichen, der den Göttern das Feuer (den Verstand) stahl, um die unvollkommenen Menschen damit zu vollenden und zu befreien - er galt als ein Held der Aufklärung gelten.

Der Badener Beethoventempel auf dem Huegelanstieg des Kurparks beruecksichtigt diese Mythologie, zeigt aber gleichzeitig deren Niederlage. Promotheus erscheint an den Felsen geschmiedet und die Portrait Skulptur Beethovens ist dessen Totenmaske nachgebildet.

Beethoven wollte seinen Wohnsitz von Wien nach Paris verlegen, und widmete Napoleon seine 3.Sinfonie. Er nannte sie Sinfonia grande, intitolata Bonaparte.


wiki knows: Aus Enttäuschung über Napoleon, als dieser sich 1804 selbst zum Kaiser krönte, und weil seine Umzugspläne scheiterten, nahm er die Widmung an Napoleon mit den Worten 'Ist der auch nicht anders, wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize frönen; er wird sich nun höher, wie alle Anderen stellen, ein Tyrann werden!' zurück, verarbeitete aber in dem Werk die in ihm herrschende Spannung zwischen französischen Revolutionsidealen (indem er französische Elemente verwendete) und deutschem Patriotismus (Anklänge an Bachs Polyphonie sind deutlich). 1806 betitelte er seine 3. Sinfonie als Sinfonie, komponiert um das Andenken eines großen Mannes zu feiern. Sie trug die Überschrift Heroische Sinfonie, auch Eroica genannt.
Beethoven war nach der Krönung Napoleons zum Kaiser zwar schwer enttäuscht und sah die Ideale der Französischen Revolution verraten, doch drückt sich in der Tatsache, dass er seine Symphonie musikalisch unverändert ließ, seine unbeirrbare Hoffnung auf eine Zukunft aus, in welcher die Ideale
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit verwirklicht würden.

Franz 1. war selbst ein umsichtiger und begeisterter Bibliothekar. Die Durchsicht der Katalogbaende der von ihm selbst zusammengestellten Fidei Kommis Bibliothek, heute eine sehenswerte Sammlung der oesterreichischen Nationalbibliothek, zeigt, dass er den Bestand nach den Interessen und Notwendigkeiten eines umsichtigen Regenten eingerichtet hat, in dem bloss ihm nuetzliches erscheinendes Platz gefunden hat. Fuer seine Zeit und seinen Bedarf State of the Art.

Man nannte ihn den Buergerkoenig. Auf der imperialen Statue auf dem inneren Platz der Hofburg steht sein Regentenmotto; Meine Liebe gilt dem Volk. Ich fuege hinzu: Bloss jenem Teil des Volkes, der auch ihn liebte. Wie weit diese Spannungen nun tatsaechlich gingen, zeigt die Geschichte. Der Deckel des ungeliebten Metternichsystems ging 1848 hoch und der Kochtopf konnte niemals mehr verschlossen werden.

Anton Schindler, der grossartige Biograph Beethovens, schreibt, dass kein Demokrat oder Jakobiner mehr am goettlichen Recht des Kaisers zu ruetteln wagte. Demokratische Gesinnung wurde von Polizei Metternichs als politischer Ungehorsam vermerkt. Beethoven mied jede Begegnung mit dem Kaiserhaus, denn es war notorisch bekannt, wie sehr der Kaiser Genialitaet missachtete und allein den brauchbaren Mann bevorzugte.






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