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ÖSTERREICHISCHE LITERATURZEITSCHRIFTEN HEUTE / Stand 1992

Herausgeber: Herwig Wuertz
Gestaltung und Text: Gerhard Renner
Wien 1992

Katalog der 224. Wechselausstellung der Wiener Stadt und Landesbibliothek
Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Verein Literaturzeitschriften Autorenverlage VLA veanstaltet.

Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Wien, MA 9

Fuer den Inhalt verantwortlich:

Herwig Wuertz
Rathaus, 1082 Wien

Vorwort
"Literaturzeitschriften heute" ist eine Ausstellung, die ihr Thema nicht aus einem der zahlreich ge- feiertenJubilaen bezieht, eine Ausstellung zu einem Thema, das bei der Erforschung des liter- arischen Lebens meist wenig beachtet wird, das aber fuer alle an der Literatur in irgendeiner Form Beteiligten von grosser Bedeutung ist. Die Fuelle der Literaturzeitschriften in Wien den Benuetzern der Wiener Stadt- und Landesbibliothek vorzustellen und sie zum Lesen und zur Auseinander- setzung anzuregen, ist die Intention dieser Ausstellung. Sie praesentiert eine Auswahl von 24 heute erscheinenden oesterreichischen Litera- turzeitschriften, neben den in Wien erscheinenden werden auch einige Zeitschriften aus den uebrigen Bundeslaendern vorgestellt. Die Anordnung folgt der Reihenfolge ihrer Gruendung, wobei sich herausstellte, dass Literaturzeitschriften, denen man im allgemeinen kein langes Leben nachsagt, seit den sechziger Jahren doch einiges an Be- harrungsvermoegen entwickelt haben....... Das Missverstaendnis, Literaturzeitschriften spielten im literarischen Leben eine ephemere Rolle, haelt sich hartnaeckig und wird auch durch diese Ausstellung nicht ausgemerzt werden koennen. Die Wiener Stadt- und Landes- bibliothek moechte aber das Ihre dazu beitragen, die Lebensdauer dieses Missverstaendnisses moeglichst zu verkuerzen.
Ich danke Herrn Franz Krahberger, Verein Literaturzeitschriften Autorenverlage, fuer die Unterstuetzung bei der Beschaffung der Ausstellungsstuecke und bei der Gestaltung der begleitenden Veranstaltung, sowie meinem Mitarbeiter Dr. Gerhard Renner, der die Aus- stellung gestaltet und den Katalog verfasst hat.

Herwig Wuertz
Direktor der Wiener Stadt- und Landesbibliothek
Zur Ausstellung

UEBER LITERATURZEITSCHRIFTEN
Gerhard Renner

Literaturzeitschriften - fuer die einen der zugige Vorhof der literarischen Prominenz, fuer die anderen eine Spielwiese der zu kurz Ge- kommenen, fuer die Verlage ein Talente- reservoir, auf das sie billigen Zugriff haben, fuer die Kulturpolitiker ein Ausweis der Lebendigkeit und Vielfalt der literarischen Szene. So findet jeder Positives ueber sie zu sagen, nur bei den Lesern, so die einhellige Klage, sind sie zu wenig praesent.

Eine Auswahl von 24 gegewaertig erscheinenden oesterreichischen Literaturzeitschriften wird hier vorgestellt, der Schwerpunkt liegt auf Wien, aus den anderen Bundeslaendern haben wir nach zugegeben subjektiven Vorlieben ausgewaehlt, dabei aber die offiziellen oder offizioesen und meist erkleckliche Teile des Literaturbudgets verschlingenden Blaetter ausgespart. Sie sind zwar meist die einzigen, die die Arbeit ihrer Autoren auch honorieren, doch schmeckt ihre Absicherung durch das heimatliche Kulturbudget und das Naheverhaeltnis zu den Kulturverwaltungen nach unlauterer Konkurrenz gegenueber den anderen Literaturzeitschriften und auch der Inhalt traegt manchmal den leisen aber auf- dringlichen Duft von Weihrauch. Insgesamt gibt es in Oesterreich seit Jahren ziemlich konstant etwa 80 bis 90 literarische Zeitschriften, wobei das Problem der Ab- grenzung von anderen Zeitschriftentypen hier ausgeklammert wird, zumal es zunehmend unloebar zu werden scheint. Vergleicht man diese Zahl mit jener im Jahr 1970, als Hans F. Prokop eine Bibliographie der Oesterreichischen Literaturzeitschriften seit 1945 vorlegte, so muss fuer die letzten zwanzig Jahre eine enorme Ver- mehrung der Zeitschriften festgestellt werden. Prokop zaehlte von 1945 bis 1970 insgesamt 27 Zeitschriften, die meist nach wenigen Jahren ihr Erscheinen wieder einstellten. Entscheidend erhoeht hat sich die Anzahl der Literaturzeitschriften seit der Mitte der 70er Jahre. Ein kurzer statistischer Ueberblick wird dies verdeutlichen.
So waren 1974 drei Neugruendungen zu ver- zeichnen, 1975 neun, 1976 sogar 15, 1977 noch 13 und 1978 immer noch acht. Von den in diesen Jahren gegruendeten Zeitschriften ist der Grossteil inzwischen ebenfalls wieder ver- schwunden, es haben aber doch mehr bis heute durchgehalten als aus der Zeit davor. Zwei Gruende moegen hier fuer diesen Zeit- schriftenboom benannt werden. Zum einen spielte die Ausweitung der oeffentlichen Foerderungen eine gewisse, wenn auch umstrittene Rolle. Sowohl der Bund als auch einzelne Bundeslaender begannen zu Beginn der siebziger Jahre Literaturzeitschriften explizit zu foerdern, wozu die vermehrt in die Oeffentlichkeit getragene Interessenpolitik der Autoren das Ihre beigetragen haben duerfte. Dann aber hat die Ausbildung von regionalen literarischen Zirkeln, von Monaden des liter- arischen Lebens in davon bislang unberuehrten Gebieten dafuer gesorgt, dass das Beduerfnis nach Artikulation und nach Oeffentlichkeit immer breitere Kreise gezogen hat. Mit dem Ausgreifen ins laendliche oder kleinstaedtische Oesterreich haben die Literaturzeitschriften auch eine, vergleicht man etwa die fuenfziger und sechziger Jahre, entscheidende Wandlung durchgemacht. Von hermetischen literarischen Organen, bestimmt fuer einen selbstgenuegsamen Literatur- betrieb, sind viele Zeitschriften in die Offensive gegangen, haben regionale oder auch ueberregionale politische und kulturpolitische Themen aufge- nommen, damit eine weit groessere Oeffentlich- keit erreicht und zugleich die eigenen Anliegen wirkungsvoller vertreten. Neben der Verbindung von Literatur mit der Entwicklung regionaler Identitaet ist die Verknuepfung von Literatur mit anderen Kuensten, vor allem mit der bildenden Kunst, nach wie vor ein gueltiges und verbreitetes Zeitschriftenkonzept geblieben. Aus der nahezu stuermischen Entwicklung der Zeit- schriften ergab sich ein weiterer Schritt: Die Ausweitung mancher Blaetter, etwa von >Frischfleisch und Loewenmaul<, >neue texte< oder >Freibord< zu Kleinverlagen. Sie machten aus der Not eine Tugend, sofern es denn eine Tugend von Autoren sein kann, dem traditionellen oester- reichischen Verlagswesen, das mit den Veraenderungen im literarischen Leben Schritt hielt, das Verlagshandwerk neu lehren zu wollen. Von diesen historisch zwar nicht neuen, im Oesterreich der Nachkriegszeit aber noch nicht gesehenen ver- legerischen Initiativen waren die siebziger Jahre stark gepraegt, so stark, dass Josef Haslinger den lakonischen Satz schreiben konnte: >Die literarische Oeffentlichkeit der siebziger Jahre bestand in Oesterreich vor allem aus Eigen- initiativen von Autoren.<
Die Frage, ob mit der stark zugenommenen Anzahl der Zeitschriften auch eine zunehmende Anzahl von Lesern einhergeht, kann nur mit Ja, wenn auch mit zweifelndem Unterton, beantwortet werden. Leserzahlen von Literaturzeitschriften sind schwer zu eruieren, von der Marktforschung werden sie, wohl mit Recht, ignoriert.
Nur die Zeitschrift >Literatur aus Oesterreich< hat die Zahl ihrer Leser veroeffentlicht, sie soll um 6 000 liegen, bei einer Auflage von 2500 Exemplaren. Diese Zeitschrift ist allerdings in einer Institution verankert, hat also eine Reihe von >automatischen< Abonnenten, trotzdem scheint die Zahl der Leser eine von anderen Zeit- schriften ungekannte Hoehe erreicht zu haben. Man kann aber mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass die thematische Erweiterung und die regionale Differenzierung der Zeitschriften auch neue Leser angezogen haben. Von der Auflage her duerfte der steirische >Sterz< unerreicht sein, er druckt 8 000 Stueck, von denen etwa 30 - 50 Prozent verkauft werden. Von den >protokollen< werden 1 600 Stueck gedruckt, die >manuskripte< wie auch das >Wespennest< erscheinen in einer Auflage von 3 000 Exemplaren, wobei die >manuskripte< von Sonder-, Jubilaeums- oder sonstigen Anlassnummern hoehere Auflagen produzieren. Waehrend der >Sterz< einen grossen Teil seiner Auflage ueber den Presse- vertrieb in Oesterreich und in Deutschland absetzt, verkaufen die >manuskripte< und das >Wespennest< vorwiegend an Abonnenten. Das >Wespennest< haelt derzeit bei 1 800 Abonnenten, die >manuskripte< bei 1 900, davon etwa 1 000 inlaendische und 900 aus dem Ausland.
Eine Sonderstellung nimmt die Zeitschrift >Literatur und Kritik< ein, von der als kulturellem Aushaengeschild Oesterreichs eine grosse Zahl von Abonnements an auslaendische Bibliotheken und Institute geht, insge- samt hat die Zeitschrift bei einer Auflage von ca. 4 000 Exemplaren derzeit etwa 2 500 fixe Abnehmer, wobei diese Zahl nach den inhaltlichen Neuerungen im letzten Jahr laufend zunimmt.
Um 2 000 verkaufte Exemplare, dieses Ergebnis duerfte im oberen Bereich dessen liegen, was fuer eine oester- reichische Literaturzeitschrift erreichbar ist. Wenn man dem Geruecht Glauben schenken kann, dass selbst die renommierten >Akzente< aus dem Hanser-Verlag in Muenchen um diese Marke pendeln, so muss man jenenoesterreichischen Zeitschriften, die sie erreichen, eigentlich gratulieren. Sie haben im Zeitschriftenbereich den Vorsprung deutscher Blaetter aufgeholt, sie zum Teil ueber- fluegelt, was den oesterreichischen Buchverlegern bis heute nicht einmal im Ansatz gelungen ist. Die untere Grenze der Auflagen ist schwer feststellbar. Unter einer Auflage von 150 Stueck konnte keine Zeitschrift ermittelt werden, im Bereich von 200 bis 500 Exemplaren, also einer Auflagenhoehe, die noch billig herzustellen ist, duerften sich viele der kleineren Blaetter bewegen.
Sie koennen natuerlich nicht die eingespielten Verbreitungskanaele grosser Zeitungen und Zeitschriften nuetzen, denn die Pressevertriebe nehmen unter einer Auflage von 2 000 Exemplaren in der Regel kein Blatt in ihr Angebot. Fuer die kleineren Zeitschriften erweisen sich daher die traditionellen Methoden des Vertriebs von Publika- tionen mit der Aura des Selbstverlages als solider und erfolgversprechender. Bei Lesungen und sonstigen Veranstaltungen nimmt das Publikum gerne mit nach Hause, was ihm gefallen hat, was es noch einmal nach- lesen moechte oder was beim ersten Hoeren nicht recht verstaendlich ber doch verstehenswert erschien. Und der Handverkauf ist in den Staedten eine auch von grossen Zeitungen entdeckte kostenguenstige Vertriebs- moeglichkeit.
Aber, wie Gernot Lauffer vom >Sterz< meint, bei Zeit- schriften ist es weniger wichtig, wer sie liest, sondern ob sie jemand macht und damit ein Forum fuer soziale Kommunikation herstellt, die anderswo nicht stattfinden kann. Damit sind wir bei den Autoren, von denen die Literaturzeitschriften, bis auf ganz wenige Ausnahmen, herausgegeben, redigiert und manchmal auch herge- stellt und vertrieben werden. Seit der Dokumentation von Gerhard Ruiss und Hannes Vyoral ueber die Situation junger oesterreichischer Autoren (1978) ist bekannt, in welchem Ausmass Literaturzeitschriften von den Autoren als Publikationsmoeglichkeit genutzt werden. 1978 publizierten von den hauptberuflichen Autoren 91,4 Prozent in Literaturzeitschriften, sie liegen damit nach dem Rundfunk an zweiter Stelle der genutzten Medien. Bei den teilberuflich taetigen Autoren liegen die Literaturzeitschriften an der Spitze der genutzten Medien, ebenso, mit grossem Abstand, bei den nebenberuflich taetigen Autoren. Alle oesterreichischen Autoren, so der verkuerzte Schluss aus diesen Zahlen, publizieren in Literaturzeitschriften, wenngleich kaum eine Zeitschrift Honorare zahlt und dies fuer die hauptberuflich taetigen Autoren sicher nur schwer verkraftbar ist. Fuer die Autoren ist aber wichtig, dass sich Zeitschriften an eine andere Oeffentlichkeit als Buecher richten. Unabhaengig vom staerker der Mode unterworfenen Buchmarkt koennen in den Zeitschriften traditionelle Moeglichkeiten des Schreibens weiterhin gepfegt werden, aber auch nicht mehr reuessierende avantgardistische Literatur kann quasi in einer anderen Schichte des literarischen Lebens aufgehoben werden. Die Schattenseiten der Einheit von Autor und Produzent werden aber nach dem Abflauen der Begeisterung nicht mehr verschwiegen. Josef Haslinger hat in einem beklemmenden Essay ueber die Literatur der siebziger Jahre den realtypischen Weg des Autors vom Stipendien- empfaenger zum Kulturfunktionaer oder zum Zeitschriften- herausgeber nachgezogen. In der Bedeckung des Schreibtisches mit Zeitschriftenkorrespondenz und fremden Manuskripten statt mit den eigenen Arbeiten findet die Problematik dieses meist vorlaeufig und mit Vorbehalten vollzogenen Rollenwechsels einen fuer den Autor peinlich scharfen Ausdruck. Doppelt beeindruckt sollte man deshalb von der Begeisterung sein, mit der die Zeitschriftenherausgeber und -redakteure ihrem > Geschaeft< nachgehen, das selten genug eines im merkantilen Sinne ist.


Literatur:

  • Prokop, Hans F.: Oesterreichische literarische Zeitschriften 1945-1970. In: Literatur und Kritik 5 (1970), H. 50, S. 621-631. - Problemkatalog. Bedingungen der Literaturproduktion in Oesterreich. Arbeitsunterlage zum Ersten oesterreichischen Schriftstellerkongress Wien 1981.
  • - Gerhard Renner: oestereichische Literaturzeitschriften nach 1945. In: Literatur primaer. Textinitiativen oester- reichischer Literaturzeitschriften. Wien 1983, S. 4-11. -
  • Gerhard Renner: Der Foerderungseingriff der Kunstver- waltung am Beispiel der ZeitschriftenfÓrderung. In: Zeit ohne Manifeste. Zur Literatur der 70er Jahre in Oesterreich. Hrsg. v. Friedbert Aspetsberger u. Hubert Lengauer. Wien 1987 (Schriften des Instituts fuer Oesterreichkunde; 49/50), S. 46-65. -
  • Josef Haslinger: Auf der Suche nach der oesterreich- ischen Literatur des letzten Jahrzehnts. Ebenda, S. 7-15. - Literatur primaer. Beitraege zu den Tagen der oester- reichischen Literaturzeitschriften Linz 1988. Hrsg. v. Franz Krahberger und Lev Detela. Wien 1989 (Log-Buch; 8). - Tag der oesterreichischen Literatur- zeitschriften 1991, veranstaltet vom VLA. (Log 1991, H. 53.).
  • - Albert Sachs: Zwischen Packpapier und Bibliophilie. Zur Geschichte und Situation oesterreichischer Alternativ-, Klein- und Mittelverlage von 1968 bis 1980. Wien, Univ. Diplomarbeit 1991.

    OESTERREICHISCHE LITERATURZEITSCHRIFTEN
    Die Zeitschriften sind nach der Dauer ihres Bestehens bzw. nach dem Gruendungsjahr geordnet. Texte die sich auf Exponate beziehen, und die ohne diesen Kontext voellig unverstaendlich waeren, wurden aus- gelassen. Kuerzungen wurde ebenso in diesem Sinn vorgenommen
    editor F.K. E-Journ.

    LITERATUR AUS OESTERREICH
    Texte zeitgenoessischer Autoren.
    Wipplingerstr. 13, 1010 Wien. - Gegruendet 1955.

    ... steht unter dem neuen programmatischen Titel ...
    den Autoren des Landes zur Publikationen zur Verfuegung ...(Johannes Twaroch)

    Literatur aus Oesterreich 37 (1992), H. 217.

    Literatur aus Oesterreich ist die aelteste noch bestehende Literaturzeitschrift Oesterreichs. Sie wurde 1955 unter dem Titel >Heimatland. Schrifttum aus Oesterreich< als Publikationsorgan der Kulturgemeinschaft >Der Kreis< gegruendet und wird seit 1986 von der Arbeitsgemeinschaft Literatur im Niederoesterreichischen Bildungs- und Heimatwerk betreut. Der Leiter der Abteilung Literatur von Radio Niederoesterreich, Johannes Twaroch, zeichnet seither fuer die Herausgabe verantwortlich, Redakteur ist der Wr. Neustaedter Romancier und Satiriker Peter Schuster, dem Redaktionskomitee gehoeren unter anderen Jeannie Ebner, Albert Janetschek, Johann Jonas-Lichtenwallner und bis zu seinem Tod im Jahre 1991 auch Hans Weigel an. Derzeit hat >Literatur aus Oesterreich< etwa 6 000 Leser bei der fuer eine Literaturzeitschrift hohen Auflage von 2 500 Exemplaren, von denen etwa 200 Stueck an die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Literatur des Niederoesterreichischen Bildungs- und Heimatwerkes gehen. Die Zeitschrift bringt Texte eher juengerer zeitgenoessischer Autoren, vor allem aus Wien und Niederoesterreich. Formal Ueberwiegen Lyrik und Kurzprosa. In jeder Nummer werden auch Buecher vorgestellt, darunter Publikationen im Eigen- verlag von Autoren und Buecher aus kleinen Verlagen, die in der Tagespresse oft kaum beachtet werden. Eine klare, unspektakulaere graphische Gestaltung laesst keinen Zweifel an der zentralen Stellung der Texte in der Zeitschrift.

    * Ganz objektiv. In: Literatur aus Oesterreich 36 (1991), H.216, S. 213. Lange Zeit brachte die Zeitschrift neben den Rezensionen nur literarische Texte, selten einen kleinen kritischen oder literarhistorischen Essay. Ende 1991 ist die Rubrik >Pranger< eingerichtet worden, in der prononcierte kritische Stellung- nahmen zur Debatte einladen und herausfordern.

    * Forum. In: Literatur aus Oesterreich 35 (1990), H. 208 Ein Forum fuer Leserbriefe ist in einer Literaturzeitschrift noch immer eine seltene Einrichtung. In >Literatur aus Oesterreich< gibt es diese Rubrik seit Jahren, doch wurde sie, wohl aus Mangel an Reaktionen, nicht regelmassig aufgenommen. Im vorliegenden Heft hat eine boese Kritik von Peter Zumpf eine Reihe von Lesern zu protestierenden Briefen herausgefordert. Seitdem im >Pranger< auch kontroverse Beitraege erscheinen, scheint der Kontakt der Leser zur Zeitschrift intensiver geworden zu sein.

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    manuskripte.
    Zeitschrift fuer Literatur.
    Forum Stadtpark, Stadtpark 1, 8010 Graz. - Gegruendet 1960.

    .. . das Revolutionsprinzip kann nur Sieg der Literatur sein, der Kunst ueberhaupt, soweit sie eben Angriff ist und nicht Bewahrung ... (Alfred Kolleritsch)

    Die manukripte, herausgegeben von Alfred Kolleritsch und Guenter Waldorf, gelten als die beste Literaturzeitschrift Oesterreichs, ja des gesamten deutschsprachigen Raums. Die Zeitschrift ist gepraegt von fruehen Auseinandersetzungen, die heute leicht vergessen werden. Der Kampf gegen die Grazer Kulturpolitik und die ansaessige Kultur-Journalistik, gegen die Ablehnung der Wiener Gruppe, gegen die Verkalkung des P.E.N.-Klubs, all das hat das Selbstver- staendnis der manuskripte gepraegt, aber daneben, davor und danach haben sie nie ihren Anspruch auf gute Literatur, auf aesthetische Qualitaet aufgegeben. Die Auseinander- setzung zwischen einem politisch-funktionalen Realismus und einer die Sprache selbst als primaere Vermittlerin von Wirklichkeit thematisierenden Literatur erreichte ihren Hoehepunkt bereits 1969, als gegen die Thesen Michael Scharangs, publiziert in einem >offenen Brief< an die manuskripte, Peter Handke und Alfred Kolleritsch antraten.
    Der im Zusammenhang der Manuskripte vielleicht ueberraschende Satz von Alfred Kolleritsch, dass Kunst nach wie vor ein Mittel der Veraenderung sei, beschreibt die durch Erfahrung gewonnene Erkenntnis, dass >konkrete Gedichte in Oesterreich ein politischer Akt seien<, dass eben aesthetische Phaeomene in Oesterreich schaerfste Reaktionen hervorrufen. Der Riss zwischen >der Moderne und der Oeffentlichkeit< klafft sosehr, dass er politische Dimensionen hat. Die Wunde Kunst offenzuhalten, daran arbeitete in den manuskripten die gesellschaftskritische wie auch die aesthetisch experimentelle Literatur. Auf ihre Art beteiligten sie sich an dem Ende der sechziger Jahre so gewaltig wuchernden Projekt, die Verhaeltnisse mit Hilfe der Literatur ins Wanken zu bringen.
    Von den spartanischen, meist Graphik und Text kombinierenden Umschlaegen der sechziger Jahre haben die manuskripte heute zu einer besonderen Form der aeusseren Gestaltung gefunden. Die Umschlaege von je drei aufeinanderfolgende Ausgaben werden von dem gleichen Maler gestaltet. 1988 war dies Peter Pongratz, es folgten Franz Ringel und Maria Lassnigg.

    Die manuskripte publizieren jedes Jahr die Beitraege zum Literatursymposion des Steirischen Herbstes. Die Nummer 106 enthielt die Texte des Symposions 1989, das unter dem Motto >Weiterschreiben< den ungewissen Fortgang der Literatur thematisierte.

    Literatur:

  • manuskripte 1960-1980. Eine Auswahl, hrsg. v. Alfred Kolleritsch u. Sissi Tax. Frankfurt am Main: Stroemfeld/Roter Stern 1980. - Literatur in Graz seit 1960 - das Forum Stadtpark. Hrsg. v. Wendelin Schmidt-Dengler. Wien, Koeln: Boehlau 1989 (Walter- Buchebner-Literaturprojekt 2).

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    Mladje.
    Literatura, umetnost, druzbena vprasanja. - Gegruendet 1960.

    Mladje, zu deutsch Jungholz, wurde 1960 als zwei- sprachige, also slowenische und deutsche Zeitschrift gegruendet. Der Romancier Florjan Lipus redigierte sie bis 1980, heute betreut die Kaerntner Lyrikerin und Erzaehlerin Maja Haderlap neben einer Reihe weiterer slowenisch oder deutsch schreibender Autoren aus Kaernten die Redaktion.

    1990 wurde das aeussere Erscheinungsbild der Zeitschrift, das bis auf kleinere Korrekturen unveraendert geblieben war, neu gestaltet.
    Waehrend bis Ende der achtziger Jahre noch deutsch- sprachige Texte aufgenommen wurden, hat sich das Bild seither gewandelt. Oesterreichische Autoren, die deutsch schreiben, werden ins Slowenische uebersetzt und in Mladje publiziert. In Heft 69 sind Josef Haslinger und Franz Schuh vertreten, in den folgenden Heften Michael Gutten- brunner und Peter Waterhouse. Die Inhaltsuebersicht ist sowohl slowenisch, als auch deutsch und italienisch, da in der Zeitschrift auch Autoren der slowenischen Minder- heit in Italien publizieren.

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    Literatur und Kritik
    Salzburg: Otto Mueller Verlag. - Gegruendet 1966.

    .. in der neuen Literatur und Kritik mag es denn ironisch und bitter, poetisch und polemisch, angriffslustig und verzweifelt, serioes oder verspielt, niemals aber sachlich zugehen ... (Karl-Markus Gauss)

    Literatur und Kritik war nach der Einstellung von >Wort in der Zeit< zur quasi offiziellen Literaturzeitschrift Oesterreichs geworden.
    Urspruenglich herausgegeben von Rudolf Henz, Paul Kruntorad und Gerhard Fritsch, uebernahm Jeannie Ebner nach dem Tode von Fritsch die Redaktion und fuehrte sie bis 1979. Ihr folgte Kurt Klinger. Durch ministerielle Hilfe im Ausland weit verbreitet, verlor sie aber im Inland zunehmend an Boden, an Lesern und an Auflage. Eine vom Verlag initiierte Neuorientierung setzte 1991 ein, als Karl-Markus Gauss gemeinsam mit Max Blaeulich, Ludwig Hartinger, Herbert Ohrlinger und Klemens Renoldner die Redaktion uebernahm.

    Die Zeitschrift wird von der neuen Redaktion schaerfer an die oesterreichische Gegenwart herangefuehrt, begreift sich aber auch enger verbunden mit der Literatur Mitteleuropas. Sie hat die Tradition der >Kulturbriefe< wiederaufgenommen, in denen ueber die kulturelle Situation in den verschiedensten Winkeln der Welt berichtet wird und behandelt in jeder Nummer unter dem Titel >Dossier< einen thematischen Schwerpunkt.

    Die aeusser Gestaltung knuepft seit 1991 wieder an das Vorbild der sechziger Jahre an. Auf Grund eines Urheber- rechtsstreites um den Titel musten aber zwei Hefte mit ver- stuemmelter Titelzeile erscheinen.

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    Protokolle
    Zeitschrift fuer Literatur und Kunst.
    Wien, Muenchen: Jugend und Volk. - Gegruendet 1966.

    ... Protokolle ueber ein Wien ohne Porzellanreiter, Titelmasken von Schubert oder Beethoven und Luftballons mit dem Steffel... (Gerhard Fritsch)

    Gerhard Fritsch hatte seit 1960 die Redaktion der offizioesen oesterreichischen Literaturzeitschrift >Wort in der Zeit< besorgt, wurde aber 1964, nachdem er die Zeitschrift fuer die oester- reichische Avantgarde geoeffnet hatte, aus der Redaktion entfernt. Der Verlag Jugend und Volk bot ihm daraufhin als >Zuckerl< (Otto Breicha) an, ein auf Wien konzentriertes Jahrbuch heraus- zugeben. 1966 erschien der erste Band dieser >Protokolle<, mit dem Untertitel >Wiener Jahresschrift fuer Literatur, bildende Kunst und Musik<, redigiert von Gerhard Fritsch und Otto Breicha. Das Jahrbuch, das seit 1971 zweimal und von 1979 bis 1982 sogar viermal jaehrlich erschien, war als >Lese- und Schaubuch< konzipiert, ein Buchtyp, den Breicha und Fritsch fuer ihre Anthologie >Finale und Auftakt <(Salzburg 1964) entwickelt hatten. 1969 beging Gerhard Fritsch Selbstmord, seither werden die Protokolle von Otto Breicha redigiert.

    Der neutrale Titel Protokolle, der anzudeuten scheint, dass sich die Zeitschrift als Parlamentsstenograph des kuenstlerischen Lebens in Wien versteht, entaeuscht erheblich. Die Gruendung der Protokolle fiel in eine Zeit, in der die Wiener Gruppe und ihre aesthetischen Verwandten sich im literarischen Leben deutlicher bemerkbar machte. 1967 erschien die von Gerhard Ruehm herausgegebene umfangreiche Sammlung von Texten der Wiener Gruppe, Friederike Mayroecker (Tod durch Musen, 1966) und Ernst Jandl (Laut und Luise, 1966) publizierten ihre ersten grossen Buecher. Die Protokolle legten ein gewichtiges Wort ein fuer diese experimentelle Literatur und fuer den Wiener Aktionismus. Der erste Band des Jahre 1990 steht in dieser Tradition, er beschaeftigt sich mit der Rezeptionsgeschichte des Wiener Aktionismus und enthaelt Texte von Guenther Brus und Hermann Nitsch.

    Literatur:

  • Franz Schuh: Ueber Zeitschriften im Allgemeinen und die >Protokolle< im Besonderen. Kleine Rede im Hoersaal I des Neuen Institutsgebaeudes der Universitaet Wien zum zwanzigjaehrigen Bestehen der >Protokolle<. In: Protokolle 1988, Bd. 1,S. 3-7. Joerg Drews: Mein Blick ist der von aussen. Kleine Rede auf die >protokolle<. Zu ihrem zwanzigjaehrigen Bestehen.

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    Wespennest.
    Zeitschrift fuer brauchbare Texte und Bilder.
    Rembrandtstr. 31/9, 1020 Wien. - Gegruendet 1969 von Peter Henisch und Helmut Zenker.

    ... wir haben damals eine eher praktische Idee von Lyrik und von Prosa gehabt, man muestΣte also etwas damit anfangen koennen, man muesste sich doch einmischen koennen in den Bewusstseinsbildungsprozess, der im Gang und spuerbar war ... (Peter Henisch)

    Das Wespennest entstand in einer Situation, in der es fuer junge Autoren kaum eine MÓglichkeit gab, Texte ausserhalb der Mainstreams der Literatur zu publizieren. Die Gruender der Zeitschrift, Peter Henisch und Helmut Zenker, sahen sich einge- klemmt zwischen dem aesthetischen Anspruch der Texte in der Zeitschrift manuskripte, der im P.E.N.-Klub vertretenen traditio- nellen Literatur und der Konkreten Poesie. Der Untertitel >Zeitschrift fuer brauchbare Texte< , ersonnen von Peter Henisch, richtete sich gegen Literatur, die sich in aesthetischer Qualitaet und Sprachkritik auf sich selbst bezog und sich selbst auch genuegte. Keinem dieser Paradigmen fuehlten sich die fruehen Wespennest-Autoren zugehoerig und die Konsequenz, fuer eine andernfalls unhoerbare Stimme eine eigene Zeitschrift zu gruenden, lag durchaus im Trend der Zeit: >Entsprechend der Forderung nach Selbstverwaltung und Selbstorganisation der Produzenten nahmen einige der Autoren die Verbreitung ihrer Texte selber in die Hand. Sie waren Redakteure der Zeitschrift und zugleich Setzer, Buchbinder, Versand- und Vertriebspersonal.< (Gustav Ernst, 1989) Zu Beginn also war das Wespennest die Zeitschrift einer verschworenen Gruppe, die Autoren schrieben nur fuer diese Zeitschrift und gewoehnten sich muehsam an das Geschaeft, Texte von anderen Autoren fuer das Wespennest auszuwaehlen. Im Beurteilen fremder Texte, so Zenker zwanzig Jahre spaeter, >waren wir besondere Nieten, weil wir ja nachweislich alle Autoren, die dann in den Siebziger Jahren aufgekommen sind, etwa Innerhofer oder Wolfgruber, zuerst abgelehnt haben ... Max Maetz ist auch so ein Beispiel.< Die Zeitschrift wird heute herausgegeben von Gustav Ernst, Walter Famler, Karin Fleischanderl, Josef Haslinger, Thomas Redl, E. A. Richter und Franz Schuh, die den Verein Gruppe Wespennest bilden. Die beiden Hefte belegen das Interesse der Zeitschrift an der Gattung des Essays, das auf die theoretischen Debatten um den Wert der Literatur zu Beginn der Zeitschrift zurueckgeht. Die >Wiener Vorlesungen zur Literatur<, veranstaltet vom Kunstverein Wien in der >Alten Schmiede<, werden betreut von Josef Haslinger, der seit 1977 der Redaktion der Zeitschrift angehoert.

    Ende der 70er Jahre wurde der Untertitel >Zeitschrift fuer brauchbare Texte< erweitert auf >Zeitschrift fuer brauch- bare Texte und Bilder<. Die Beigaben aus dem Bereich der bildenden Kunst sind trotzdem spaerlich geblieben. Hansi Linthaler, Buchillustrator und Cartoonist ist als einer der wenigen bildenden Kuenstler haeufiger im Wespennest vertreten.

    Heute begreift sich das Wespennest nicht mehr als nur nationale Literaturzeitschrift. Unbequeme und an der oester- reichische Realitaet sich reibende Texte sind noch immer zu finden, etwa die Essays von Franz Schuh oder die Literatur- kritiken von Antonio Fian. Vermehrt wird aber auch Weltliteratur hereingeholt, analysiert und vorgestellt, wobei auch kleinere und wenig praesente Literaturen beruecksichtigt werden, wie die slowenische oder die ungarische Literatur (Nr. 84). Weitere Schwerpunkthefte galten der latein- amerikanischen Literatur (Nr. 79), der italienischen Literatur (Nr. 78), der Literatur in den USA (Nr. 81) oder der russischen Literatur (Nr. 85). In der oesterreichischen Verlagswelt findet die Weltliteratur meist in Wespennest den Schlusspunkt ihrer Verbreitung. Es fehlt an Verlagen, die das Anliegen der Zeit- schrift weiter tragen, in ein breiteres Publikum, als dies einer Literaturzeitschrift moeglich ist.

    Literatur:
    Zum zwanzigsten Jahrestag. [Gespraech von Walter Famler mit Peter Henisch und Helmut Zenker.] In: Wespennest 1989. Nr. 76, S. 2-5. - Wespennest. 20 Jahre brauchbare Texte. Hrsg. v. Gustav Ernst u. Walter Famler. Wien, Zuerich: Europaverlag 1989. - 20 Jahre Wespennest 1969-1989. Ein Register der Nummern 1-75. Zusammengestellt von Helmut Maurer. Wien: Dokumentationsstelle fuer neuere oesterreichische Literatur und Verein Gruppe Wespennest 1989 (Zirkular; Sondernummer 19). -

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    Podium.
    Postfach 52, 1163 Wien. - Gegruendet 1971.

    ... wird podium allen dem niederoesterreichischen Raum verbundenen Schreibenden offen stehen, den avant- gardistischen wie den traditionellen, den engagierten ... wie den Vertretern der sogenannten reinen oder absoluten Kunst ... (Wilhelm Szabo)

    Anlaesslich des zehnjaehrigen Bestehens stellte das Podium die lange Reihe der Autoren vor, die in der Zeit- schrift publiziert hatten. Als Publikationsorgan des gleich- namigen niederoesterreichischen Literaturkreises war Podium 1971 aus der Unzufriedenheit mit der Situation der Literatur und der Autoren in Niederoesterreich entstanden. Es gab in Niederoesterreich > kein literarisches Leben, keine Gelegenheit zur Begegnung in Form des Literatur- gespraechs und der Diskussion<, sowie kaum verlegerische und publizistische Moeglichkeiten. Gegruendet von Alois Vogel und Alfred Gesswein, hatte Alois Vogel nach dem Tode Gessweins von 1961 bis 1991 die Redaktion geleitet. 1992, im Jahr seines siebzigsten Geburtstages, gab er das Amt an die 1944 geborene Erzaehlerin Marianne Gruber ab. Neben ihr und Renate Lerperger, die schon in der Aera in der Redaktion mitgearbeitet hatte, gehoeren der Redaktion heute auch noch Friedrich Hahn und Manfred Chobot an.

    Der Gruender des Literaturkreises Podium, der Lyriker Wilhelm Szabo starb im Dezember 1986. Von ihm stammte das Konzept einer losen Autorenvereinigung, die sich, weder zusammengehalten noch getrennt durch kuenst- lerische Fragen, allein einer Intensivierung des literarischen Lebens in Niederoesterreich verschreiben sollte. Ihm wurde Heft 61/62 der Zeitschrift gewidmnet, das neben Photos, Gedenkartikeln, Nachrufen und Analysen von Szabos Werk auch viele bis dato unveroeffentlichte Gedichte enthielt.

    Selten widmete das Podium ein ganzes Heft einem einzigen Thema. Ausnahmen sind die Symposien, die von Zeit zu Zeit im Umfeld der Zeitschrift organisiert werden, sowie das vorliegende Heft, das jenen Schriftstellern gewidmet ist, die durch Selbstmord aus dem Leben schieden.

    Literatur:

  • Wilhelm Szabo: Podium - ein neuer oesterreichischer Literaturkreis. In: Konfigurationen 1971, S. 108-110. -
  • Wilhelm Szabo: Zum zehnjaehrigen Bestehen des Literatur- kreises ">Podium<. In: Podium 1981, H. 39/40, S. 1. -
  • Alois Vogel: 10 Jahre Podium. - In: Podium 1981, H. 39/40, S. 1-2. - Taetigkeitsbericht des Literaturkreises >Podium< fuer die Zeit von 1971-1981. In: Podium 1981, H. 39/40, S. 72. -
  • Johannes Twaroch: Der Literaturkreis >podium<. In: Niederoesterreichs Literatur im Aufbruch. Hrsg. v. Johannes Twaroch. St. Poelten, Wien: Niederoesterreichisches Pressehaus 1988, S. 5-18.

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    Freibord.
    Postfach 274, 1180 Wien. - Gegruendet 1975.

    .. Ermordete und Ignorierte, Totgesagte, Bespieene, Verworfene ...
    ... aus Aktionismus, Wiener Gruppe und Folge-Elementen komponiertes Kunstereignis ...
    Die Zeitschrift wurde 1975 in einer gemeinsamen Initiative von Hermann Schuerrer und Gerhard Jaschke gegruendet. Der Name, von Gerhard Jaschke angeblich in einem Schiffslexikon entdeckt, ist einer der wenigen wirklich originellen Zeitschriftentitel, die ja meist ein seit langem vor- gegebenes Repertoire variieren. Freibord meint, als schiffs- technischer Fachausdruck, >die Hoehe der Oberkante des Decks ueber Wasser, mittschiffs gemessen.< (Meyers Grosses Konversations-Lexikon, 6. Aufl. 1904). Die Metaphorik des Namens erstreckt sich einmal auf den Teil des Schiffes, der ueber Wasser ist, laesst sich aber auch ausdehnen auf weitere Aspekte des >Freibords<. Denn, so weiss Meyer, vom >Freibord ist die Sicherheit des Schiffs abhaengig, weshalb in vielen Staaten Gesetze seine Groesse fuer jede Schiffsart bestimmen.>Die Grosse unseres Freibords ist nicht durch Gesetze festgelegt, hoechstens seine uebergebuehrliche Entfaltung durch sie gehemmt. Die Sicherheit des Schiffs jedoch, des Schiffes Erde, des Schiffes Literatur, vielleicht auch des Schiffes Oesterreich, liegt Freibord, wenn auch nicht auf den ersten Blick erkennbar, am Herzen. Die ersten Jahre wurde die Zeitschrift von einem Team, gebildet von fuenf Autoren und der Malerin Ingrid Th. Wald redigiert. Das Plakat zeigt die Mitglieder der Redaktion in einer Faehre auf dem Donaukanal. Von links nach rechts: Camillo Schaefer, Hermann Schuerrer, Ingrid Th. Wald, Wolfgang Hemel, Gerhard Jaschke, Bernt Burchhart.

    Hermann Schuerrer, Zeit seines Lebens die Zentralfigur von Freibord, schlaegt weniger literarische als politische Themen an:
    Gegenpositionen zur Integration in die Welt des Konsumismus und der Massenmedien, Verfuehrung zum Denken, der Akzent auf dem konfrontationsfaehigen, informierten Menschen und schliesslich, die Metapher von Lupe und Fernrohr gebrauchend, der Hinweis auf die Vielen, die am Horizont eines konventionellen Blickfeldes nicht sichtbar werden.

    Druck- und Schreibkapazitaet der Freibord-Autoren dehnten sich auf die unterschiedlichsten Medien aus, vom selbst- staendigen Buch ueber das Plakat bis zur Postkarte, die mit Zitaten fuer Publikationen des Verlags wirbt oder als selbst- staendige Mail-art Invention praesentiert wird.

    Neben der Zeitschrift selbst gibt es auch eine >Sonderreihe<, in der Werke von Autoren gesammelt werden, die der Zeitschrift nahestehen, darueber hinaus auch >Sonderdrucke<, eine Reihe fuer Texte geringeren Umfangs, den Broschueren des 18. Jahrhunderts nicht unaehnlich. Wie Jaschke immer mehr zu einer Verbindung von Graphik und Literatur vorge- stossen ist, beginnt nun auch die Wahrnehmung aehnlicher Tendenzen in anderen Literaturen. Bemerkbar macht sich dabei eine Oeffnung zu anderen Literaturen, der sich in juengster Zeit viele Zeitschriften angeschlossen haben.

    * Freibord 1984, Nr. 41/42: Text-Bild-Musik. Ein Schau- und Lesebuch, S. 218: Wie man im havelka klassiker liest. Dieses Freibord-Heft versammelte erstmals die verstreuten theoretischen Texte von Gerhard Ruehm zur Literatur, zur bildenden Kunst und zur Musik, brachte eine Reihe von neuen Sprechtexten und Schriftzeichnungen, sowie neue Dialektgedichte von Ruehm.

    Freibord ist eine der Zeitschriften, die auf dem Weg zum Leser noch nicht verzagt haben.
    Als Resume nach 5 Jahren Freibord zog Jaschke den buendigen Schluss: >Je mehr Leser, desto Freibord. Freibord-die Zeitschrift fuer alle.

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