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Versuch einer Antwort auf das Essay „Ist mein Gehirn künstlich“ von Helmut Eisendle

© 1999 Hermann J. Hendrich

Zur Einführung eines Begriffes Künstlichkeit: ich erblicke nur künstliche Intelligenzen ausserhalb meiner selbst: aber ich will dieses (philosophisch korrekte) Spiel nicht zu weit treiben. Leider versucht Eisendle nicht, diesen Begriff zu definieren, und schafft damit wenig festen Boden für eine Auseinandersetzung. Ich denke, wir verwenden das Wort künstlich doch hauptsächlich für solche Dinge, die wir auf Grund unserer Kultur erzeugen können. Unsere Sprache - oder Sprachen wie’s beliebt - ist nicht künstlich, da sie ein Produkt der Entwicklung und Differenzierung der Hominiden ist, und unser sogenanntes Denken erscheint uns ebenfalls (wie jetzt eben) nur durch Zeichen bewusst. Zum derzeitigen Stand der Gedankenforschung sind Aussagen über Künstlichkeit des Denkens irrelevant. Unbestritten bleibt die Zuweisung künstlicher Intelligenz an informatorische Maschinen (Computer, Rechner), die Zeichen verarbeiten können.
Rechensysteme werden nie das Gehirn und das Nervensystem eines Menschen imitieren können - das ergibt schon die Bezeichnung. Handeln beim Homo Sapiens kann nie ohne Bewusstsein erfolgen, noch weniger zweckmässiges Handeln. Unterscheiden können wir wohl die Antriebe, die zum bewussten Handeln führen. Unser Bewusstsein verschafft uns nicht den direkten Durchblick zu der wie beschrieben unbewussten Ebene der sogenannten Instinkte, die nur in verkleideter Form als Gefühle, Süchte etc heraustreten können. Ich möchte die im fünften Absatz stehenden Sätze „...Der Instinkt aller Instinkte..... Und das ermöglicht die Sprache“ besonders hervorheben, weil die darin enthaltenen Aussagen mit den darüber stehenden nicht vereinbar, aber für mich wahr sind.
Der Schritt von der Beschreibung der digitalen Computersysteme zum menschlichen Gehirn scheitert an dem versuchten einfachen Vergleich: analog und digital sind Bezeichnungen für elektronische Schaltkreise oder daraus aufgebauten Maschinen, sie finden aber im neuronalen menschlichen Gehirn keine Entsprechung.

Der Satz auf Page 2 of 4 „Wir sehen mit der Entschlossenheit unseres Bewusstseins“ beeindruckt mich urch seine poetische Qualität, aber beim Nachdenken darüber entstehen eine Fülle von Fragen danach, Wie sich der Autor das SEHEN und eine Entschlossenheit des Bewusstseins wirklich vorstellt. Kurz darauf erfolgt eine gewisse Teilantwort darauf, wenn Eisendle meint, dass das Sehen mit einer Beschreibung, die Form ...Bewegung festhält, endet. Darüber hinaus soll diese „Beschreibung“ über ein Denk- und Sprachsystem deutbar werden. Mir scheint, dass sich der Autor mit diesen Überlegungen aus den gegenwärtigen intensiven Diskussionen über das Wesen des Bewusstseins heraushält, was ihm die Entscheidung zwischen den beiden Hauptströmungen erspart.

Im folgenden bemüht sich Helmut Eisendle, einen Überblick über den Zusamenhang zwischen KI- und Gehirnforschung zu geben. Insbesondere möchte ich die Sätze „Das Gehirn verfügt über die Möglichkeit der nichtlinearen....mit spezifischem Symbolgehalt“ auf Page 3 of 4 hervorheben, da sie die doch jahrzehntelange Befassung des Autors mit diesen Problemen dokumentieren.

Die Frage nach dem künstlichen Gehirn wird nicht beantwortet; (ähnlich wäre keine Antwort auf die Frage: „Bin ich intelligent“ zu erwarten) aber wir sollten doch die Ausgangssituation für solche Unterhaltungen auf dem gegenwärtigen Niveau wählen, das von den Autoren Dennett, Metzinger, Minsky, Penrose, Pinter, Scott und vielen anderen mehr, nicht zuletzt von O. Wiener ausgebreitet wird.

Mir erscheint als die in diesem Essay angerissene Frage des Denkens selbst als höchst interessant. Im engeren schlage ich vor, sich mit dem Zusammenhang der - uns zwar unbewussten, jedoch vorhandenen - Denkprozesse mit den uns bewusst werdenden Repräsentationen unserer Umgebung sowie den damit koordinierten Apparat der Zeichen und Symbole (Eisendle) zu beschäftigen.


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