Der unaufhaltsame Aufstieg der Informationsgesellschaft bringt eine
neue Gesellschaftsformation mit sich. Die vollmundigen Erklärungen
haben schon etwas Wahres: Die Dampfmaschine hat eine neue Gesellschaft
geschaffen, und Karl Marx hat recht gehabt: Neue Produktivkräfte wälzen
die gesellschaftlichen Verhältnisse um. Friedrich von Hayek
hat recht: Nur die Marktwirtschaft bringt eine derartige Dynamik zustande.
Joseph Schumpeter hat recht: Die kreative Zerstörung macht zuweilen
Sprünge. Das "tayloristische System" hat unser Verständnis
vom Arbeiten geprägt, und wir leben im "Posttaylorismus". Die
"Volks"wirtschaft hat unser Verständnis vom Wirtschaften geprägt,
aber "Volks"wirtschaftspolitik kann es kaum noch geben. Der "Nationalstaat"
hat unser Verständnis vom Politikmachen geprägt, aber er wird
zusehends belanglos. Die IKT-Revolution, wie die Chiffrefür
die Welt der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien lautet,
läßt keinen Stein auf dem anderen. Die Welt wird umschlungen
von der elektronischen Vernetzung, sie ähnelt immer mehr einem riesigen
Gesamtcomputer. Ein neues "Weltgehirn" entsteht.
Die "Elektronisierung aller Lebensbereiche" ist unterwegs, die "new
economy", die "Informationswirtschaft", die "Netzwerkökonomie" ist
im Entstehen Die Tendenz wird allenthalben erkannt und gespürt. Nicht
den Befund gilt es deshalb ein weiteres Mal zu wiederholen, sondern bestimmte
Gesetzlichkeiten und Begleiterscheinungen zu analysieren. Denn die "new
economy" ist nicht nur eine Sache des Wirtschaftslebens. Auch in den gesellschaftlichen
Verhältnissen bleibt auf lange Sicht kein Stein auf dem anderen.
Die neue Gesellschaftsformation, der wir entgegengehen, nenne ich die e-world.
"If you are not confused about the new 'economy', then the chances
are you haven't
understood the question."1)
Es gibt "tektonische" Verschiebungen in der sozialen Welt, in der wir leben, und nur undeutlich ist auszumachen, welche neuen Spielregeln die neue Gesellschaftsformation beherrschen werden.2) Man merkt, daß etwas geschieht, sogar sehr rasch, aber man weiß nicht, was los ist. Ein wenig Besorgnis mischt sich in die allüberall zu verzeichnende Euphorie. Die e-economy ist die "Trägerorganisation" der "Neuen Ökonomie", der "Dritten Welle"3): mit dem neuen Rohstoff Information, mit dem neuen Transportmittel Datennetze, mit intelligenten Produkten als Output. Wie aber werden die e-society, die e-world aussehen, in denen wir uns bewegen?
Die e-world sieht so aus: Die Industriegesellschaft gehört der Vergangenheit an. In der postindustriellen Gesellschaft wird der Computer zur Grundlage einer neuen wissensbasierten Zivilisation.Die Welt wird zu einer "Computerkugel". Chips werden allgegenwärtig. Es wird eine chip-world. Autos werden Chips auf Rädern, Flugzeuge Chips mit Flügeln, Häuser Chips mit Bewohnern, Bauernhöfe Chips mit Erde.4) Im Grunde erweist sich die Frage, welche Anteile des Wirtschaftens sich als e-business abspielen werden, als unsinnig: weil jedes Wirtschaften in einem elektronischen Netz stattfinden wird. Diese Zukunftsgesellschaft ist verwissenschaftlicht, sie besteht aus Netzwerken, insbesondere auch aus virtuellen Unternehmen. Die Computergesellschaft ist - und das mag im ersten Augenblick überraschend klingen - ebenso am Ende wie die Industriegesellschaft, der Computer als Gerät ist bereits ausgereizt. Das Wesentliche ist nicht, daß Computer noch schneller werden; dann können sie Bilder, bewegte vor allem, besser verarbeiten, aber das ist nicht das Wesentliche. Wesentlich ist, daß sie alle vernetzt werden. Logistik funktioniert über www. Bestellung und Distribution erfolgen über das Netz. Produziert wird von dislozierten, verflochtenen Einheiten. Kommuniziert wird über Netze. Es findet die digitalisierte Vernetzung der gesamten Wertschöpfungskette statt. Nicht Komputationen, sondern Kommunikationen sind entscheidend.
Weitere Elemente der üblichen Beschreibung lassen sich hinzufügen, die weniger interessant sind, weil sie an allen Ecken und Enden zu hören sind: Alles, was man in der new economy messen kann, wächst mit exponentiellen Raten. Die Märkte sind globalisiert, die Arbeitszeiten flexibilisiert, der Wohlstand nimmt zu. Der internationale Standortwettbewerb wird härter. Ein Großteil des Wirtschaftslebens wird über das Internet abgewickelt. Der Arbeitsmarkt braucht höhere Qualifikationen. Arbeit wird gleichfalls virtuell, zum Teil von zu Hause aus erledigt, ebenso wie die Schule und das Studium. Feste Jobs und absehbare Karrieren wird es nicht mehr geben. Lifelong learning ist notwendig. Auf Informationstechnik stoßen wir allerorten, auch im intelligenten Haus mit dem denkenden Kühlschrank. Die Informationsgesellschaft ist demokratisch, sie verschafft allen unbegrenzte Wissenszugänge, die ganze Welt ist at our fingertips. Biotechnologie und Gentechnik schaffen großartige Durchbrüche. Transnationale Unternehmen sind allgegenwärtig. Es wird eine Weltinnenpolitik geben, eine Weltregierung, weil keiner Interesse hat, das für alle vorteilhafte Geschäftsleben zu stören
Diese Version ist die vorherrschende: die mainstream-Variante. Deshalb ist sie auch schon langweilig geworden. Denn es gibt keine Festrede, bei der sie nicht mit Emphase verkündet wird. Keinen Unternehmer, der sich nicht mit dem Brustton der Überzeugung dazu bekennt. Keinen Prognostiker, der nicht diese Weisheiten verkündet, als ob er sie soeben erfunden hätte.5) Keinen Referenten, der die einschlägigen Statistiken, wie schwach sie auch immer begründet sind, nicht mit Inbrunst wiederkäuen würde. Keinen Zuhörer, der nicht heftig zu nicken begänne.
Die Welt ist voll von e-Euphorikern. Es braucht aber auch Anti-Euphoriker.
Dabei sei gerne zugestanden, daß das Glas halb voll und halb leer
ist. Aber jene, welche die gefüllte Hälfte beschreiben, sind
zahlreich. Ich werde mich deshalb auf die andere Hälfte konzentrieren
und einem "methodologischen Negativismus" oder einem "methodologischen
Kulturpessimismus" folgen 6), in einer Abfolge von Thesen zur e-economy
und zur e-society. Dabei wollen wir es mit einer Differenzierung der Begriffe
nicht genau nehmen, könnte es sich dabei doch höchstens um nominalistische
und konsensbedürftige Definitionen handeln:
Wir reden von der Informations- und Kommunikationsgesellschaft, von
der e-economy oder new economy als ihrer wirtschaftlichen Achse, von e-business
oder e-commerce als den wirtschaftlichen Tätigkeiten in dieser Ökonomie,
von der e-society als dem weiteren institutionellen und sozialen Ambiente.
Letztlich meinen wir, es sei in Anbetracht einer grundlegenden Umwälzung
nicht ganz falsch, von der e-world zu sprechen.
Diese Selbstbeschreibung stimmt nicht. Alle großen Bewegungen haben ihre Ideologien, und das ist auch mit der Entwicklung zur e-world nicht anders. Die e-world-Bewegung beruht auf einer Mischung aus Liberalismus, Anarchismus und Kapitalismus: Diese Strömungen gehen eine radikale Synthese ein. Der Liberalismus strebt eine Welt der nahezu vollkommenen Märkte an. Der Anarchismus will eine Welt der globalen Selbstregulierung. Der Kapitalismus beschreibt eine Welt der anti-etatistischen Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Alles das beruht organisatorisch auf den neuen technischen Möglichkeiten, auf Elektronik und Vernetzung. Einige Elemente der Ideologie, die Grundideen der großen neuen Märchen, werden skizziert.
Erstens: Es ist eine "new frontier"-Bewegung, mit allen typischen Attributen einer solchen. "Go net". Eine riesige neue Welt tut sich auf, die alle Chancen offenhält, in der sich alle Bande abstreifen lassen, die sich in permanenter Umwälzung befindet, in der es freilich auch kunterbunt zugeht, weil es erst Vorposten eines gültigen und durchsetzbaren Rechtssystems und rechtsfreie Räume zuhauf gibt. Aber der "gold rush" hat längst eingesetzt: Fruchtbare Täler erstrecken sich in der Ferne, Reichtümer für jene, die als erste dort sind - und deshalb drängt die Zeit. (Auch Ruinen von Fehlschlägen lassen sich bereits besichtigen.7) Bekanntlich haben wie in jedem gold rush nur jene Leute, welche die Schaufeln herstellen, eine Garantie für Erfolg, während die meisten der Goldgräber scheitern.8) Aber die wenigen, die wirklich reich werden - und diese Chance ist unleugbar vorhanden - beflügeln die Träume aller anderen.) Ein Kontinent wird erobert; vielmehr: er wird - noch radikaler als in den historischen Fällen - erfunden, geschaffen, erschaffen. Die e-world wird dem Nichts abgetrotzt.
Zweitens: Es ist eine Welt des Fortschritts. Fast hätten wir den
Fortschritt, dieses Erbe der Aufklärung, schon abgetan, beinahe hätten
wir ihn den Ängsten über ökologische Entwicklungen, Atombomben
und Atomkraftwerke, Ozonlöcher und Welterwärmung und anderen
derartigen menschheitsbedrohenden Problemen zum Opfer gebracht. Nun aber
ist eine neue Vision vorhanden, die zwar keine dieser Probleme beseitigt,
sie aber sehr wohl verdrängt: die Vision der elektronifizierten, verkabelten
Welt; einer Welt, in der alles anders wird; einer Welt der Bilder und Datenbanken,
die auf eine noch nicht näher bestimmte Weise geeignet scheint, alle
Probleme zu lösen, die uns derzeit noch Sorge machen; einer Welt,
die für Gesundheit, Frieden, Wohlstand sorgt. Die e-world birgt eine
neue Omnipotenzvorstellung: Der Mensch, ein "Mängelwesen" in der Diktion
Arnold Gehlens, eignet sich neue Techniken an, die unüberwindlich,
global, blitzschnell und wirksam sind.9)
Aufklärerische Gestaltungsträume werden doch wahr. In ihren
Eigenschaften ähneln diese Vorstellungen der "Magie", der "übernatürlichen
Technik", und üben eine entsprechende Faszination aus. Es sind Wunderdinge,
die wir vor uns haben, und wir beherrschen sie auch noch.
Drittens: Es ist eine Welt der nahezu vollkommenen Märkte. Die Märkte werden offener, und das heißt, daß sich die Macht zu den Kunden verlagert. Sie sind keinen Monopolen oder Oligopolen, keinen Protektionismen und Marktsegmentierungen mehr ausgesetzt. Die Eintrittsschwellen in Märkte werden drastisch herabgesetzt. Es ist eine Welt, in der ein neues Unternehmertum blühen kann. Das Internet allein symbolisiert bereits das Ideal eines vollkommenen Marktes. Die "new economy" bietet niedrige Inflation, niedrige Zinssätze, flexible Arbeitsmärkte, Freihandel;10) alle die Zutaten einer stabil wachsenden Wirtschaft, die wir im postkeynesianischen Zeitalter beinahe verloren wähnten. Die Sklerose ist zu Ende, ein neues golden-age-Wachstum steht vor der Tür.
Viertens: Es ist eine Welt der neuen Unternehmen, die für "empowerment" der Mitarbeiter sorgen. Endlich werden jene Ideen verwirklicht, die vor Jahrzehnten von Kapitalismuskritikern vorgebracht wurden: job enrichment, job rotation und dergleichen. Jeder Mitarbeiter wird verantwortungsbewußt, hat mitzudenken, muß entscheiden. Er kann sich mit seiner ganzen Person einbringen, ja es wird ihm nachdrücklich angesonnen, dies zu tun. Das Wissen der Mitarbeiter wird zur wichtigsten Ressource für die turbulente wirtschaftliche Entwicklung. Das versetzt die Mitarbeiter selbst in eine bessere Lage; viele haben eher eine Loyalität ihrem professionellen Netzwerk gegenüber als gegenüber einer einzelnen Firma, viele haben eine "lose" Beziehung zu ihrer "Stammfirma", sind teils selbständig und teils beschäftigt. Sie werden Entrepreneure ihrer selbst, müsse und können sich vermarkten, wie es ihnen am besten scheint.
Fünftens: Es ist eine Welt, in der Produkte neu definiert werden.
Die Auflösung der Unternehmensgrenzen macht Produkte weniger zuschreibbar.
"An
automobile maker in the industrial age maintains control over all aspects
of the car's parts and construction. An automobile maker in the Network
Economy will establish a web of standards and outsourced suppliers, encouraging
the web itself to invent the car, seeding the system with knowledge it
gives away, engaging as many participants as broadly as possible, in order
to create a virtuous loop where every member's success is shared and leveraged
by all."11)
Alle Produkte werden besser, freundlicher für den Konsumenten.
Sechstens: Es ist eine Welt der harten Arbeit, aber - alles in allem - eine harmonische Welt. Die globale Welt ist multikulturell, eine Mischung von Progressivität und Konsum, eine Mischung aus Coca Cola- und Benetton- Werbung. Der neue Kapitalicmus ist keineswegs reaktionär oder repressiv. Er dient seinen Kunden, und diese sind jung (oder wollen es sein), fortschrittlich, von Design angetan, lustig, neugierig. Er liefert also Toleranz und Vielfalt, Spaß und Erleben. Denn Feindschaften, Animositäten, Krieg und Gewalt werden überflüssig und sinnwidrig, wenn sich alle auf einem gemeinsamen Marktplatz finden. Friktionen wären schädlich für alle. Toleranz und Vielfalt, freilich auf der Grundlage eines gesunden Geschäftssinns, werden wachsen. Wir müssen nur die "road ahead" nehmen, die uns Bill Gates verordnet.12)
Siebtens: Die e-world erschafft nach der Auffassung der e-Euphoriker
einen dezentralisierten, individualisierten Kapitalismus: einfach den besseren
Kapitalismus. Es ist eine Ideologie der Befreiung anstelle von Regulierung;
von Dynamik anstelle von Statik; von Märkten anstelle von Ämtern;
von Optionen anstelle von Ligaturen; von Fortschritt anstelle von Zaudern;
von Zukunft anstelle von Gegenwart. Als Gefahr wird nur gesehen, daß
sich die Menschen dieser Welt verweigern. Deshalb muß man sie aufklären,
muß ihnen die Vorzüge schildern. Deshalb scheint manchen sogar
die "Das-halbe-Glas-ist-leer"-Variante gefährlich; jene, die zum Verweigern
neigen, werden bestärkt, wenn man ihnen Bedenken vorträgt. Nach
der Ansicht vieler e-Euphoriker soll man diese Bedenken lieber nicht äußern,
sie unter den Teppich kehren, als unwichtig abtun. Was wir jetzt brauchen,
ist frischer Wind, Mut, Neuerungsbereitschaft. Das freilich ist genau das
Kennzeichen einer Ideologie: Sie ist niemals völlig falsch; sie ist
immer halb richtig. Ihr Bestreben ist es nur, die andere Hälfte der
Wahrheit zu leugnen.
Nebenbei bemerkt: Es handelt sich natürlich um eine Ideologie
der Schnellen und der Starken.
Das sind Beruhigungspillen. Die Wahrheit ist: Die e-world ist unplanbar
und unsteuerbar. Es ist von Anfang an ein Kennzeichen der e-world gewesen,
daß sich ihre Plattform, das "Netz", ungeplant entwickelt hat, sollte
es doch ursprünglich ganz anderen Zwecken dienen.
Das Netz ist Symbol von Selbstorganisation und Eigendynamik, damit
auch zu einem Symbol von individueller Freiheit und politischer Nichtindienstnahme
geworden. Es ist Kennzeichen des Netzes, daß es sich in evolutionärem
Eigenschwung weiterentwickelt, und das ist die effizienteste Methode. Wir
befinden uns im Zeitalter der komplexen dynamischen Systeme, der Autopoiesis,
der neuronalen Netze, der Simulationen. Es erstreckt sich vor uns eine
offene Zukunft, nicht extrapolierbar, nicht prognostizierbar. Erklärungen
können nur noch hinterdrein geliefert werden; sie sind nicht mehr
symmetrisch zu den Prognosen. Prognosen sind unmöglich, aber im Grunde
auch unnötig.
Die Welt ist nicht mehr hierarchisch, sie ist chaotisch und frei. Das "Netz" steht dafür."Besonders das World Wide Web mit seinen Hypertexten, durchdrungen von 'Links' zu vielen anderen 'Sites', mit seinen Kreuzungen, Verbindungen, Verzweigungen und Schichten, aber auch mit seinen Suchmaschinen, die dabei helfen sollen, sich in diesem Gespinst an Informationen zurechtzufinden, mit den vielen Homepages von Privatleuten und Institutionen, ergänzt durch Newsgroups, Diskussionsforen, Chats, MUDs und anderen Formen einer Kommunikation in einem gemeinsamen virtuellen Raum, offenbart eine chaotische, fließende, lebendige, aber nicht mehr lokal verankerte Welt: eine handgreiflich gewordene 'Infosphäre' zwischen Maschinen und Menschen."13) Dabei sind dies alles nur erste Schritte; was jetzt noch nur für das Netz gilt, gilt später für die Welt als ganze.
Sind Extrapolationen und Prognosen schon nicht möglich, so ist
die Idee der Planung oder Steuerung auf diesem Gebiet überhaupt hinfällig.
Welche Gestalt das Netz annehmen wird, läßt sich nicht ausdenken.
Welche Produkte in einem Jahrzehnt den Markt beherrschen werden, ist unsicher.
Es gibt keine handgreiflichen Voraussagen über den Arbeitsmarkt und
den Qualifikationsbedarf im IKT-Sektor in zehn Jahren. Es wird unmöglich
sein, die Forschungs- und Wissensentwicklung in irgendeiner Weise zu steuern.
"Technikfolgenabschätzung" ist auf wirklich "neuen" und dynamischen
Gebieten wie diesem eine skurrile sozialwissenschaftliche Verirrung: Sie
kann bestenfalls eine Reflexion des Gegenwartsbewußtseins, angereichert
um wüste Spekulationen, bieten. Sozialwissenschaft wird von Science
Fiction ununterscheidbar. Ethikkommissionen sind Zuschauersport. Was gemacht
werden kann, wird gemacht werden.
Die Planungs- und Steuerungsunfähigkeit ist tröstlich und
angsteinflößend zugleich. Tröstlich, weil wir eine politische
Geschichte von Planungs- und Steuerungsaktivitäten hinter uns haben,
die im harmlosen Fall dilettantisch und im schlechtesten Fall totalitär
waren.
Angsteinflößend, weil wir mit großer Geschwindigkeit
im dichten Nebel auf unbekanntem Gelände dahinrasen. Die e-world entwickelt
sich unter hohen Chancen und hohen Risiken. Sie wird die wahre "Risikogesellschaft",14)
kein Vergleich mit ein paar Atomkraftwerken. Am Ende entsteht eine neue
Welt - oder, was auch möglich ist: vielleicht sind am Ende alle tot.
Die Netzwerkökonomie ist auf zwei technischen Revolutionen begründet: Chips werden unglaublich klein und das Netz wird unglaublich groß. Die winzigen, billigen Chips schlüpfen in alle Gegenstände. In absehbarer Zeit wird jede Haustür und jedes Fenster einen "Computer" beinhalten, intelligente "Melder" werden auf allen Waren des Supermarktes kleben, jeder Stuhl und jedes Buch wird mit dem "kleinen Fleck" aus Silikon versehen. Chips sind unausweichbar, und die Teilnahme an der verchipten Welt ebenso. Diese Chips werden viel zahlreicher sein als alle Computer. Aber alle diese Objekte werden miteinander vernetzt sein, durch Kabel, durch Infrarot, durch Funk. Sie werden ihre Informationen - und seien es nur die einfachen Meldungen "ich bin hier" oder "Josef Müller geht durch diese Tür" - in ein einziges gemeinsames Netz einspeisen. Es sind nicht notwendig besonders intelligente Netzknoten; die Intelligenz liegt im Netz, in der gemeinsamen Verarbeitung aller Informationen dieser Welt.
Es wird eine rasche Netzverdichtung geben, und keiner kann der Vernetzung entgehen. Die netzwerkorientierten Geräte und Verfahrensweisen haben eine Besonderheit: Sie sind erst dann wertvoll, wenn die meisten sie besitzen und benutzen. Ein Faxgerät ist nutzlos. Wenn jene Personen, mit denen man vorzugsweise verkehrt, sich auch ein Faxgerät anschaffen, wird die Sache erst interessant.15) Insellösungen - ob Software oder Hardware - machen das betreffende Gut wertlos. Das ist eine partielle Abkehr von der traditionellen Ökonomie, in der Knappheit Wert schuf: Diamanten sind wertvoll, weil sie selten sind, und sie sind begehrt, weil nur wenige sie haben. Faxgeräte werden erst wertvoll, wenn sie in Fülle vorhanden sind. Wenn viele Personen einen Universitätsabschluß bekommen, werden diese Zertifikate weniger wertvoll; wenn viele Personen dieselbe Software benutzen, wird diese Software erst brauchbar. Handys sind am wertvollsten, wenn alle Handys haben. Der höchste Wert ist für solche Produkte erreicht, wenn sich alle beteiligen; deshalb findet die elektronische Vernetzung selbst in Entwicklungsstrategien für arme Länder Eingang. Wenn auch nur für die notdürftigsten Bedürfnisse gesorgt ist, ist das Netz fällig, der Anschluß an das industriegesellschaftliche Imperium. Niemand darf sich ausgrenzen. Es wachsen die Nachteile, nicht an das Netz angeschlossen zu sein, ins Gigantische. Dem "terror of being reachable" entkommt keiner.
Der Vulgärdemokratismus der Medienbegeisterten - Zugang zum Netz für alle, neuer Egalitarismus - hat eine Kehrseite: Wer sich dem Globalgehirn nicht ankoppelt, nimmt an der modernen Welt nicht mehr teil. Das Netz hat auch etwas Totalitäres; es zwingt sich jedem auf. Die elektronischen Medien sind die nächste unentrinnbare "Botschaft" nach der automotiven Gesellschaft: Es gibt den "Auto-Zwang" auch für Widerstrebende, denn in einer rundum automotiven Gesellschaft braucht jeder ein Auto. Es wird ebenso den "Netz-Zwang" geben. Die e-world bedeutet Anschluß für alle. Missionare haben den "Wilden" einst die Hosen angezogen. Netzexperten werden den residualen Gestalten, die aus dem 20. Jahrhundert noch übrigbleiben, das Netz verpassen. Diese Restexemplare werden aus verbliebenen lokalen Kontexten und Kulturen herausgerissen16); sie werden "zivilisiert". Diese Welle der Zivilisierung heißt: Elektronifizierung und Vernetzung. Kulturemanationen außerhalb der e-world werden an die Peripherie des sozialen Lebens abgedrängt. Denn das, was nicht in der e-world ist, findet nicht statt. Das Netzwerk entwickelt sich selbst. Sein Wuchern ist nicht aufzuhalten.
Die große "Chance der Kleinen" - das ist freilich nur die halbe Wahrheit. Gegentendenzen sind unübersehbar, und sie lassen sich in dem Satz zusammenfassen: Die e-world ist die Chance der Großen. Die Logik eines nahezu vollkommenen Weltmarktes bedeutet, daß Arbeitsteilung (in allen Produktions- und Dienstleistungszweigen, die nicht vor Ort sein müssen) viel weiter getrieben werden kann als in einer traditionellen Wirtschaft. In der Logik abstrakter Ökonomie liegt es, daß am Ende jedes Produkt nur noch von einem spezialisierten Unternehmen (jenem Unternehmen, das in bezug auf dieses Produkt am effizientesten und innovativsten ist) hergestellt und vertrieben wird. Wer nur um ein geringes weniger effizient ist, wäre auf einem nahezu vollständigen Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig. Das würde bedeuten: Es gibt nur noch globale Monopole. In einigen Branchen ist dies schon absehbar.17)
Wir haben die empirische Erfahrung gewonnen, daß selbst Großkonzerne für den globalen Markt zu klein sind. Es ist die Epoche der Fusionen. Daimler-Benz geht mit Chrysler zusammen, AOL mit Time Warner, Unilever mit Bestfood. Dasselbe Bild erleben wir im Bankensektor, in der Medienindustrie, in der Mineralölwirtschaft, bei den Telefonkonzernen. In der Luftfahrt sind weltweit gerade noch zwei Firmen übrig, Airbus in Europa und der fusionierte Boeing & McDonnell Douglas-Konzern in den USA. Durch die Globalisierung wachsen Märkte und Mitbewerber, aber auch die Konzerne. Merging an allen Ecken und Enden. Das ist nicht nur auf die e-economy zurückzuführen; aber niemand würde leugnen, daß der Oligopolisierungsprozeß bei den Autos oder bei den Banken auch wesentlich davon beeinflußt ist.
Diese Globalkonzerne wiederum nehmen dem globalen Markt viel von seiner Durchschlagskraft. Sie können, ganz im Sinne einer traditionellen Kritik, bei den Regierungen höhere Subventionen und bessere wirtschaftliche Randbedingungen durchsetzen. Da etwa ein Drittel des Welthandels ein Intra-Unternehmenshandel ist, können sie durch beliebige Preisfestsetzungen Gewinne und Steuern manipulieren.18) Die Macht der Nationalstaaten gegenüber den Globalkonzernen schwindet wie nie zuvor. Deshalb ist die Bejubelung der grass-roots-economy, die Stilisierung der herrschenden wirtschaftlichen Tendenz zu einer Wirtschaft der Kleinen, ideologisch.
Zwei Einschränkungen sind im übrigen am Platz: Zum einen ist nicht gesagt, daß die Konkurrenz zwischen den globalen Oligopolbetrieben erlahmt: Bei Oligopolen ist alles möglich, von versteckten Kollusionen bis zu schärfstem Wettbewerbs-"Krieg". Die großen Autokonzerne beispielsweise befinden sich in einem massiv kompetitiven Verhältnis. Es handelt sich eher um eine Machtverschiebung von den Staaten zu den Konzernen. Zum zweiten ist nicht gesagt, daß kooperierenden Oligopolunternehmen oderMonopolunternehmen sich zwangsläufig von Konsumenteninteressen weit entfernen können; bekanntlich kommt es auf die "contestable markets" an, nicht auf die bloße Zahl der Anbieter, und in der Tat sind die Zugänge zu einer Reihe von Märkten über die e-economy leichter möglich, die Eintrittsschwellen also geringer.
Von der aktuellen Lage im Netz, von dem Bestehen tausender kleiner Anbieter, soll man sich allerdings nicht täuschen lassen: Jetzt gibt es zahlreiche elektronische Broker im Netz, in ein paar Jahren werden es nur noch zwei oder drei sein. Die Netzchancen werden sich entwickeln wie die Automobilindustrie.19) Es wird Konsolidierungsprozesse geben, und die meisten werden nicht überleben. Dennoch läßt sich zugunsten der Klein- und Mittelunternehmen sagen: In der e-world gibt es genug "Hilfsdienste", die von kleinen Unternehmen erbracht werden können, und "Nischen", die für die Großen uninteressant sind. In jedem Klein- oder Mittelunternehmen gibt es ein Netzwerk zu installieren und zurechtzuschneidern. Jedes Mittelunternehmen wird eine Webpage haben wollen. Standardlösungen sind adaptierungsbedürftig. Auch kleine Netze müssen gewartet und upgedated werden. Und jeder kleine Laden - ein one-man-and-his-van-business - wird vernetzt sein, schon allein weil er sonst von allen Zulieferdiensten ausgeschlossen ist, und er wird seine Produkte auf größeren Märkten anbieten können. Freilich wird es nicht stimmen, daß das Einkaufen - B2C - nur noch (oder auch nur im wesentlichen) über das Netz läuft; beim Einkaufen befindet sich vielmehr das Erlebnishafte im Aufstieg, und das werden die meisten Konsumenten in den meisten Fällen nicht missen wollen.20) Dennoch: Die e-world bietet auch den Kleinen Chancen.
Die Standardisierung setzt (partiell und in manchen Fällen) ein herkömmliches ökonomisches Gesetz außer Kraft: Die frühe Phase einer technischen Innovation ist nicht immer jene Phase, in der "Monopolprofite" eingefahren werden können, während die Vorteile sich abschwächen, je eher Nachahmer und Konkurrenten auf dieselben Märkte vordringen. Zwei Fälle sind zu unterscheiden, zum einen: In jenen Fällen, in denen Innovateure zeitweilige Monopolprofite lukrieren können, schrumpfen die Zeitspannen; denn Diffusion und Imitation finden in den globalen Netzwerken schneller statt. Zum anderen: In vielen Fällen gibt es gar keine Monopolprofite, weil die exklusive Verfügbarkeit von Produkten ein Nachteil statt ein Vorteil ist.
Die Konsumenten machen unterschiedliche Erfahrungen. Noch nie ist ein Autohersteller auf die Idee gekommen, die neuesten Modelle zu verschenken. Zuweilen erweist es sich im IT-Sektor aber als Vorteil, die neuen und hochwertigen Produkte zu verschenken, etwa im Falle von Software: weil erst die massenhafte Nutzung des Produkts es nützlich macht; weil die Verbreitung auf dem Markt Standards setzt; und weil man das Geschäft später mit Upgrades, ergänzenden Diensten oder komplementärer Software machen kann.
Der letztere Hinweis trifft eine neue Lage auf etlichen Märkten.
Das Geschäft wird vielfach nicht durch den Verkauf eines Produktes,
sondern durch den Verkauf damit untrennbar verknüpfter Dienstleistungen
gemacht. Durch das Verkaufen oder Verschenken des Produkts werden "Versorger-Kanäle"
geschaffen, aus denen es kein Entrinnen gibt.
"Kundenbindung" erfolgt vielfach nicht psychologisch, sondern technisch.
Man kauft ein Handy und muß sich bei einem bestimmten Anbieter auch
die erforderlichen Dienstleistungen besorgen. Auch Handys werden verschenkt,
weil man das Geschäft mit den Kommunikationsdienstleistungen macht.
Die Verknüpfung von Produkten mit Dienstleistungen "entwertet" meist
die Produkte, aber ihr Preisverfall wird durch die Folgedienstleistungen
kompensiert. Dies läßt sich noch anders formulieren: Der Trend
der´e-economy geht tatsächlich zu einer größeren
Markttransparenz, ja zu einem "vollständigeren" Markt; das aber zwingt
die Unternehmen, die alles andere lieber wollen als einen freien Markt,
zu einem erbitterten Kampf gegen Marktdruck, Marktflexibilität und
Markttransparenz: durch technische Marktsegmentierung (Beispiel Gratis-Handies,
die nur für einen Kommunikationsanbieter einsetzbar sind), durch Design
als Technik- oder Innovationsersatz (Beispiel technische Produkte, die
von ähnlicher Qualität und ähnlicher Leistungsfähigkeit
sind, aber optisch differenziert werden), durch Verwirrtaktiken (Beispiel
Telefontarife unterschiedlicher Provider).
Es ist eine Ökonomie unter Wachstumsdruck. Wenn die von fortgesetztem Preisverfall betroffenen Unternehmen nicht in die wirtschaftliche Misere geraten wollen, müssen die fallenden Preise durch noch rascher expandierende Güter- und Leistungsmärkte kompensiert werden. Wenn etwa Telekommunikationsleistungen billiger werden, werden schlichte Telefongesellschaften zu multimedialen Kommunikationsagenturen, die nicht nur Gespräche vermitteln, sondern alle Arten von Kommunikationen; zu Gesellschaften, die nicht nur Kommunikationen vermitteln, sondern eine Fülle von neuen Serviceleistungen, die damit in Zusammenhang stehen; zu Anbietern, die Zusatzqualitäten ihrer Produkte offerieren, wie "mobile Kommunikation" und "gespeicherte Information"; und zu Betrieben, die ihre jeweiligen "Neuheiten" dann sehr wohl teuer verkaufen können. Jeder macht die Alltagserfahrung: Der Preis für Kommunikationsleistungen verfällt in atemberaubender Geschwindigkeit, aber die monatliche "Kommunikationsrechnung" wächst unaufhaltsam.
Erstens zur Aufmerksamkeit. Die e-world prägt die Aufmerksamkeitsökonomie
21). Medien sind Maschinerien, die einen Wettkampf um Aufmerksamkeit führen.
Denn es gibt eine zentrale Ressource, die auch in einer hochentwickelten
Luxuswirtschaft nicht vermehrbar ist:
Das ist die Zeit. Die Zeit läßt sich ein wenig intensiver
nutzen, indem Prozesse beschleunigt und Zeitlücken genutzt werden.
Aber sie ist nicht wirklich vermehrbar, sie widersetzt sich einem Wachstumsdenken.
Wenn die Optionen (der Lebensverbringung, der Mediennutzung) steigen, die
Zeit aber nicht wachsen kann, wird der Wettbewerb schärfer:
Wer eine Option wählt, vergibt andere. Wer ein Medium nutzt, der
verzichtet auf andere. Wer einen Kanal bedient, schaltet die anderen ab.
Zwei Mechanismen sind wichtig.
Der Mechanismus der ersten Sekunden beherrscht die Gestaltung des Informationsanagebots, in Wirtschaft, Politik, Bildung. Es gilt zuallererst, flanierende Aufmerksamkeiten zu fesseln: Passanten zum Stehenbleiben zu veranlassen. Deshalb braucht man neue und / oder starke Reize oder man muß sich auf Prominenz berufen können. Der Wettstreit um Aufmerksamkeit ist ungerecht und brutal. Aber kein Rezipient oder Konsument tätigt eine Investition seiner kostbaren Zeit, ohne daß er eine Vorselektion aus dem überreichlichen Angebot setzt.
Der Mechanismus der Überbietung setzt auf Reizsteigerung. Denn natürlich gibt es Sättigungs- und Abstumpfungseffekte. Die Aufmerksamkeitsökonomie ist ein "Rüstungswettlauf", der in das Unendliche führt: Es eskalieren die aufmerksamkeitsheischenden Dosierungen an Neuem und Sensationellem. Das Spektakel wird endlos. Die "aufmerksamkeitsheischenden Ereignisse pro Zeiteinheit" vervielfachen sich, und die Reize müssen stärker werden.22)
Beide Mechanismen haben sieselbe Wirkung: Die Aufmerksamkeitsökonomie operiert mit Monstrositäten. Das Sensationelle, das Abweichende, die Regeldurchbrechung, das Unanständige, die wirkliche Gemeinheit und Grausamkeit, das Obszöne - das gewinnt Aufmerksamkeit. Damit wird die Welt zu einer Menagerie, die mit eigentümlichen Monstern bevölkert ist. Die Fokussierung auf das Monströse aber vermittelt ein neues Bild von der Welt und ändert die Menschen, die täglich stundenlang der Vorführung dieser "Wirklichkeit" ausgesetzt sind. Es werden neue Normalitätsvorstellungen und Angemessenheitsvorstellungen vermittelt. Die Individuen werden verändert, "umerzogen".
Zweitens zum Erlebnis. Die Charakteristika der Erlebnisgesellschaft verstärken das Grelle, Schrille, Laute, Schräge, Sensationelle.23) Alles ist langweilig, was nicht grell, schrill, laut und schräg ist. Es beginnt die Einforderung von steten Sensationen, und die "reagiblen" Märkte bieten, was verlangt wird: keine Produkte, sondern Mythen; keine Dienste, sondern Events. Die Sensationalisierung aller Lebensbereiche wird gefordert. Die "Bewußtseinslage von Rummelplatzbesuchern" 24) wird zur dauerhaften öffentlichen und privaten Stimmungsnorm. Die Welt als Wirklichkeit befindet sich ohnehin schon seit einiger Zeit in Auflösung.25)
Drittens zur Kommunikation. Kommunikation ist in der Kommunikationsgesellschaft ein Wert für sich. Es geht nicht um ein "gutes" Gespräch, sondern um das (folgenlose) Gespräch an sich. Jedes Gespräch ist eine Talkshow für sich. Themen sind gleichgültig, sie sind bloß "Material" für das Gespräch, sie haben für die Gesprächspartner keine Bedeutung. 26) Kommunikation ist alles. Alles ist Kommunikation: Die Tratschgesellschaft wird zum Normalmodell.
Auch dies ist ein Irrtum. Das Netz ist nicht für alle da. Die e-world wird keine egalisierte Wissensgesellschaft. Sie wird nicht zu einer Egalisierung, sondern zu einer Polarisierung der Qualifikationen und Kompetenzen führen. Allein schon die Entwicklung des Arbeitsmarktes, getrieben von technologischen Neuerungen, deutet auf diese Entwicklung hin: Der amerikanische Arbeitsmarkt macht es uns vor, wo seit vielen Jahren die obersten Einkommensschichten sich gut stehen, während alle übrigen absacken.
Dasselbe wird in der Nutzung des Informationsangebots geschehen. Es wird eine Polarisierung zwischen den haves und den have-nots geben. Es wird einen Matthäus-Effekt geben: Wer hat, dem wird gegeben. Das heißt: Wer Einstiegsschwierigkeiten in die e-world hat, der bleibt unrettbar hinten. Nützliche Ressourcen kommen für jene hinzu, die ohnehin in der Informationsfülle leben. Auch in der e-world gibt es Modernisierungsverlierer: jene, die nicht die Kompetenz besitzen, eine gescheite Frage zu formulieren. Ihnen werden auch in der unbegrenzten Informationsgesellschaft keine gescheiten Antworten gegeben werden. Nicht jeder ist in der Lage, sich selbst zu qualifizieren, und nicht jeder ist in der Lage, qualifiziert zu werden. Was mit den Halbleistungsfähigen in dieser Ökonomie geschieht, bleibt vorläufig offen.
Die Gewinner und Verlierer werden sich weiter auseinander leben In der
e-world kann ein Leben gelebt werden, das viel gestaltbarer ist als in
der wirklichen Welt. Man braucht nur noch mit jenen Leuten in Kontakt treten,
deren Interessenlagen den eigenen entsprechen.
Die erforderliche Selektion von Kontakten und Informationen lädt
zur Einseitigkeit ein, zur Clusterbildung der Gleichen, zur Segmentierung
von miteinander nicht mehr verbundenen Gruppen. Es ist ein Prozeß
sozialer Desintegration. Die Menschen leben nicht mehr in gemeinsamen Lebenswelten,
was das Interesse an der Verständigung erlahmen läßt. Die
"new economy" richtet ihre Angebote an den segmentierten Gruppen aus. Reste
von universeller Gemeinschaftlichkeit zerbröseln, schon gar nicht
bietet das Internet - wie manche glauben - eine Agora, auf der sich vernünftige
Bürger aller Schichten in herrschaftsfreier Diskussion über politische
Angelegenheiten austauschen.
Die Aufmerksamkeitsökonomie polarisiert zwischen Gewinnern und
Verlierern. Erstmals ist es auch möglich, das Gewinnspiel in globalem
Maßstab zu betreiben. Die Konzentrationsprozesse schreiten voran.
Jene, die auf dem Aufmerksamkeitsmarkt versagen, kommen gar nicht mehr
vor. Sie werden nichtexistent. Die e-world ist eine winner-take-all-Gesellschaft.
Frank und Cook haben in einem erhellenden Buch die Strukturen einer solchen
Ökonomie beschrieben.27) Die globale Information, die globale Mediengesellschaft,
die globale Ökonomie bewirken, daß nur noch die Weltbesten jeden
Genres Aufmerksamkeit erregen können. Früher war man froh, irgendeine
Musik zu hören; inzwischen kann man die weltbesten Tenöre auf
der CD ununterbrochen singen lassen. Die Ansprüche werden höher,
die prominenten Namen weltweit bekannt. Jedes Festival will nur noch diese
Personen, weil ihr Publikum auch nur noch diese Namen kennt; und die Tenöre
rasen um die Kugel. Dasselbe gilt für die prominenten, weltbesten
Wirtschaftsanwälte, Werbeagenturen, Designer, Filmemacher. Sie eröffnen,
soweit möglich, ihre Dependancen in allen Weltstädten. Andere,
die auch nur um ein Weniges schlechter sind (oder sich weniger gut vermarkten),
verdienen nicht nur um ein Weniges weniger, sondern nichts mehr.
Sie werden nicht mehr wahrgenommen, nicht mehr akzeptiert, nicht mehr
nachgefragt. The winner takes all. Es ist eine spezielle Variante des Monopolisierungsprozesses.
Labels sind entscheidend, natürlich beruhend auf erstklassiger Leistung.
Zweitklassigkeit wird zur Letztklassigkeit.
Der erste "Kurzschluß" bezieht sich auf die Rolle des Wissens. Es geht bei der wissensbasierten Gesellschaft des nächsten Jahrhunderts nicht um Neugierde, um Wahrheit, um Erkenntnis. Es geht ihr um Brauchbarkeit, Verwertbarkeit, Umsetzbarkeit, Marktorientierung und Gewinn. Wissen ist ein Wirtschaftsfaktor, möglicherweise der entscheidende im globalen Standortwettbewerb. Den Universitäten wird angesonnen, ihre Rolle als Kombattanten im Standortwettbewerb neu zu definieren; alles, was diesem Ziel nicht unterzuordnen ist, ist per se als Redundanz aufzufassen und nach Tunlichkeit rasch zu beseitigen. Wissen ist ein Element, möglicherweise das entscheidende, in der nationalen Produktionsfunktion. Wissen ist der neue universelle Rohstoff: "Rohstoff Geist". Das Wissen verlagert seinen Schwerpunkt: Es ist nicht mehr Bildung, sondern Ausbildung, Weiterbildung. Lernen, Wissen, Bildung sind Wettbewerbskategorien des Arbeitsmarktes.
Wissen wird nicht mehr als Kulturbestand gesehen, sondern als managementbedürftige Ressource. Wissen ist Objekt des Wissensmanagements. Wissen kann man in der e-world nicht einfach wachsen lassen; Wissen wird zu einer maßgeschneiderten Ressource für bestimmte Zwecke. Deshalb sind wir zunehmend auf Maßschneider des Wissens, auf Bildungsberater und Wissensdesigner, verwiesen. Das vermeintlich Überflüssige wird unter dem Gesichtspunkt von Effektivität und Produktivität beseitigt: lean management, lean education. Lean, aber permanent. Denn die Dynamik der Bildung mündet in das immerwährende Lernen, von dem nur der Tod befreit - allerdings nicht ohne daß man vorher ein einschlägiges Seminar über das richtige Sterben besucht hat. 28)
Der zweite "Kurzschluß" bezieht sich auf die Gestaltbarkeit des "Menschenmaterials". Die e-world braucht kompatibles Menschenmaterial, und sie richtet sich ihre Persönlichkeiten her. Es gibt den Zwang zur konform-individualistischen Identitätskonstruktion, zur selbstgewählten Ausgestaltung einer Identität, die den vorherrschenden Erwartungen einer durchgestylten Welt entspricht. Gerade weil Identität zunehmend selbst "gebastelt" werden muß, wird aber der einzelne auch verantwortlich gemacht für das, was aus ihm geworden ist. Ist er als Manager ein wenig brummig, hat er seine "social skills" zu wenig entwickelt. Ist er als Lehrer sachlich und seriös, hat er die Erfordernisse modernen Edutainments nicht begriffen. Ist er als Techniker ein wenig bastelverliebt und eigenbrötlerisch, ist er fällig für das Seminar über "Teamfähigkeit". Eigenheiten sind nicht mehr Charakteristika, sondern Defizite. Persönlichkeitszüge müssen zurechtgecoacht werden. Ein verdeckter Anti-Individualismus ist im Aufstieg: Man weiß, wie eine adäquate Person - marktgerecht - beschaffen zu sein hat. Die persönlichen Charakteristika werden zu einem brauchbaren Marketing-Ich im Sinne Erving Goffmans zurechtgebügelt. 29) Konformität wird anbefohlen unter dem Etikett der Selbstentfaltung. Man hat zwar sein "Selbst" zu entfalten, aber entspricht es nicht den Normen, gerät man in den Verdacht umgestaltungsbedürftiger Devianz. Die Kreativität der Produzenten bringt nicht automatisch die Kreativität der Konsumenten hervor; vielmehr setzt sie die Konformität der Produzenten voraus, baut auf die Konformität der Konsumenten und verstärkt diese Konformität.
Aber die Machbarkeitsidee in bezug auf personal improvement ordnet sich ein in das neuerwachte Machbarkeitsbewußtsein der new economy. Man unterstellt, daß social skills - von der Teamfähigkeit bis zur Führungsfähigkeit, von der Präsentationstechnik bis zur Konfliktlösung - so wie das abrufbare Wissen "vermittelt" werden können: etwa in Form eines Kurses über Teamverhalten oder Zeitmanagement. Die Zurechttrimmung der Persönlichkeit erfolgt über die Schiene der "Lebensberatung". Ungenügende Anpassung ist schließlich ein psychisches Problem, und die Sozialtherapeuten und Managementtrainer, die in eine gemeinsame Therapie-Priesterschaft zusammenfließen, sind die berufenen Adaptierungsexperten. Es geht ihnen um nichts Geringeres als um Resozialisierung von Individuen unter dem Gesichtspunkt optimaler Funktionsertüchtigung. Persönlichkeit und Leben werden nach dem Muster des Fitness-Studios wahrgenommen: Wenn man sich schon Wadenmuskeln antrainieren kann, warum nicht Führungsfähigkeit? Aber das ist Realitätsverweigerung und Weltfremdheit.
Übersehen wird, daß "social skills" nur eine Schrumpfversion von "Persönlichkeit" darstellen. "Persönlichkeit" (wie wir jene Sache, die mit Identität, Reife, Festigung, Urteilsfähigkeit und dergleichen zu tun hat), nennen wollen, erwächst weder aus dem expliziten Wissen der Datenbanken noch aus den Kursen über Führungsfähigkeit. Persönlichkeit hat mit Bildung, Erfahrung, Weltwissen zu tun. Das bedeutet: denken und urteilen.30) Auch die new economy wird ganz ohne Denkfähigkeit und Urteilsfähigkeit nicht funktionieren.
Die Menschen selbst könnten so weit aufgerüstet werden, daß sie mit den Robotern einigermaßen Schritt halten können. Die utopische e-world kann alle Informationsschranken und Lernbarrieren technologisch beseitigen. Mit der in absehbarer Zeit gelingenden Anknüpfung von elektronischen Apparaturen an Nervenzellen wird es möglich, die Encyclopedia Britannica in einem kleinen Chip hinter dem Ohr zu implantieren. In Folge könnte sich das menschliche Gehirn direkt in das Netz einloggen, also online mit der Library of Congress verbunden sein.35) Der lebenslange Lernzwang, die Immerzuwenig-Hektik, alle menschlichen Leistungsdefizite sind beseitigt. Jederzeit ist der Umstieg in virtuelle Welten möglich, ja es steigt die Unnötigkeit, sie voneinander zu unterscheiden. Auch der menschliche Körper läßt sich von hochtechnischen Produkten erobern. Er gehört zu den letzten interessanten Märkten, die es zu erobern gilt, weil die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten als hoch einzuschätzen ist.
Kevin Warwick, Kybernetik-Professor an der University of Reading (UK), hat einige kleine Experimente mit einem Identifizierungschip, den er sich in den Unterarm einoperieren ließ, durchgeführt. Die Türen seines Laboratoriums öffneten sich vor ihm, beim Eingang begrüßte ihn der Computer persönlich, die Lichter gingen an. Er kündigt weitere, anspruchsvollere Experimente nach einigen weiteren Implantationsoperationen an. Er sieht seine Experimente als Schritte zu Mensch-Maschine-Kombinationen und überschreibt seinen Artikel mit "Cyborg 1.0": "Linking up in this way could allow for computer intelligence to be hooked more directly into the brain, allowing humans immediate access to the Internet, enabling phenomenal math capabilities and computer memory. Will you need to learn any math if you can call up a computer merely by your thoughts? Must you remember anything at all when you can access a world Internet memory bank?" Warwick hat keine Zweifel, daß er eine großartige Entwicklung einleitet, und er hegt auch dann keine Zweifel daran, wenn er beispielsweise schreibt: "I can envision a future when we send signals so that we don't have to speak. Thought communication will place telephones firmly in the history book. Philosophers point to language in humans as being an important part of our culture and who we are. Certainly, language has had everything to do with human development. But language is merely a tool we use to translate our thoughts. In the future, we won't need to code thoughts into language - we will uniformly send symbols and ideas and concepts without speaking. We will probably become less open, more able to control our feelings and emotions - which will also become necessary, since others will more easily be able to access what we're thinking or feeling. We will still fall back on speech in order to communicate with our newborns, however, since it will take a few years before they can safely get implants of their own, but in the future, speech will be what baby talk is today." In Wahrheit haben wir nach Warwicks Überzeugung gar keine andere Wahl als die Cyborgisierung: "Linking people via chip implants directly to those machines seems a natural progression, a potential way of harnessing machine intelligence by, essentially, creating superhumans. Otherwise, we're doomed to a future in which intelligent machines rule and humans become second-class citizens. My project expores a middle ground that gives humans a chance to hang in there a bit longer." 36)
Cyborgisierung 37) suggeriert die "Erlösung" vom steigenden Druck: dem Druck von Lernleistungen, von Identitätsarbeit, von Beziehungswirrwarr, von Ängsten, von Unzulänglichkeitsgefühlen. Sie ist die neue Utopie des 21. Jahrhunderts.38) Wer sie nicht schätzt, für den hat sie immerhin der letzte Rettungsanker gegen eine Überwältigung durch weit intelligentere Roboter zu sein. Aber auch Cyborgisierung in der oben geschilderten Weise ist noch nicht die letzte Geschichte. Wenn sie erfolgreich ist, ließen sich dieSchranken einer Materie, die sich letztlich eines Tages abnützt, überwinden. Die fortgeschrittenste Vision ist eine Welt von "Bewußtseinen", die sich unterschiedlicher körperlicher Träger bedienen. Wenn der biologisch-technische Träger verrottet, speichert sich das Bewußtsein in einen anderen (biologisch-technischen oder überhaupt technischen) Träger ein.39) Die "Bewußtseine" wären (ohne Berücksichtigung von Speicherfehlern) "unsterblich", sie würden nur ihre materiellen Plattformen von Zeit zu Zeit wechseln. Die Ausgestaltung einer solchen Welt ist uns nicht vorstellbar. Der Mensch hat dann natürliche Restriktionen besiegt. Aber er hat sich selbst - als Wesen, das wir heute als "Mensch" bezeichnen würden - eliminiert. Die Zukunft braucht uns nicht mehr.40) Es ist die logische Schlußkonfiguration der e-world.
Das Glas ist ein simples Wasserglas, keine Kristallkugel; es ist, wie eingangs gesagt wurde, halb leer oder halb voll. Das Ende aber ist ungewiß. Im weisen Umgang mit seinen Instrumenten könnte es durch den Menschen ein wenig mehr gefüllt werden - oder gänzlich austrocknen.
1) Steve Shipside: "The fight for your e-business", New Statesman, Jul 2000, R4-R5.
2) Lester Thurow: The Future of Capitalism. How Today's
Economic Forces Shape
Tomorrow's World, New York 1996.
3) Alvin Toffler: The Third Wave, New York 1980.
4) Vgl. dazu Kevin Kelly: New Rules for the New Economy, in: Wired...; vgl. auch ders.: New Rules for the New Economy. Ten Strategies for a Connected World, New York 1998; dt. NetEconomy. Zehn radikale Strategien für die Wirtschaft der Zukunft, München 1999.
5) Manche meinen, der ökonomische Wandel werde grob überzeichnet; Kevin Stiroh: "Is There a New Economy?", Challenge, Jul-Aug 1999, 82-101.
6) Zuweilen findet man Begleitung, etwa bei Reinald Döbel: "Power and Powerlessness in the Global Village: Stepping into the 'Information Society' as a 'Revolution From Above'", Electronic Journal of Sociology (1999), online.
7) Gail Robinson: "The ups and downs of the new economy", New Statesman, Jul 2000, R12.
8) Shipside 2000.
9) Arnold Gehlen: Die Seele im technischen Zeitalter. Sozialpsychologische Probleme in der industriellen Gesellschaft, Reinbek b. H. 1957.
10) Das ist der Inbegriff des "Wall Street Models"; ihm ist das "Main Street Model" entgegenzusetzen, das eher auf Infrastrukturinvestitionen, Forschung und Entwicklung, Bildung und Training baut. S. Barry Bluestone und Bennett Harrison Century Foundation: The Battle for Growth with Equity in the 21st Century, 2000.
11) Kelly 2000.
12) Bill Gates: The Road Ahead, New York 1995.
13) Florian Rötzer: Digitale Weltentwürfe. Streifzüge durch die Netzkultur, München-Wien 1998, 27.
14) Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine
andere Moderne, Frankfurt a. M.
1988.
15) Kelly 2000.
16) Rötzer 1998, 42.
17) Das Argument ist theoretisch in einer abstrakten Welt gültig; die wirkliche Welt kennt immer Friktionen und Brüche, die eine derartige Lösung nicht ergeben.
18) Die gemeinsame Produktion von Produkten und Diensten kann über das Netz erfolgen. Aber die territoriale Zuordnung der dabei erfolgenden Wertschöpfung bleibt ziemlich willkürlich. Die geographische Verteilung von Kosten und Gewinnen ist nicht nachvollziehbar, es gibt keine Lieferungen und Zahlungsströme, keine Frachtpapiere und Zolldeklarationen. Leistung und Gegenleistung wird virtuell, für staatliche Instanzen, in ersterLinie Finanzbehörden, nicht kontrollierbar. Abgaben können nicht mehr eingehoben werden.
19) Lester C. Thurow: "Should you plan the dot-com lottery?", USA Today, May 2, 2000, 17A.
20) Lester C. Thurow: "Internet's Altering Retail, but we still Crave Human Contact 5,000 More Years of Shopping", Boston Globe, Feb 22, 2000, D4.
21) Georg Franck: Ökonomie der Aufmerksamkeit, Hanser 1998; vgl. auch Rötzer 1998.
22) Guggenberger 2000, 19.
23) Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart, Frankfurt a. M. - New York 1992.
24) Guggenberger 1997, 35.
25) Uwe Hean Heuser: Tausend Welten. Die Auflösung der Gesellschaft im digitalen Zeitalter, Berlin 1996.
26) Auch die Forschungsförderung hat sich auf den Eigenwert von Kommunikation eingestellt. Eine Förderung gibt es nur, wenn drei oder fünf Institute in anderen Ländern beteiligt sind; ob dies für das Projekt sinnvoll oder notwendig ist, ist gleichgültig. Somit werden kostenträchtige Kooperationszusagen quer durch die Lande geschickt, die überflüssig sind oder niemals mit Leben erfüllt werden sollen.
27) Robert H. Frank / Philip J. Cook: The Winner-take-all- Society, New York et.al. 1995.
28) Karlheinz Geissler: "Zukunft lernen", in: Martin Bernhofer (Hrsg.): Fragen an das 21. Jahrhundert, Wien 2000.
29) Erving Goffman: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, 2. Aufl. München 1973.
30) Vgl. auch Theodore Roszak: Der Verlust des Denkens. Über die Mythen des Computer-Zeitalters, Reinbek b. H. 1984.
31) Ray Kurzweil: The Age of Spiritual Machines. When Computers Exceed Human Intelligence, New York 1999; dt. Homo Sapiens. Leben im 21. Jahrhundert. Was bleibt vom Menschen?, Köln 1999.
32) Siehe dazu etwa Isaac Asimov.
33) Übrigens ist auch die glückliche Fügung zu bedenken, daß angesichts der fortwährenden Verschlechterung der globalen Umweltbedingungen zeitgerecht die von diesen klimatischen Besonderheiten affizierbare menschliche Art durch elektronische Gesellen abgelöst würde, die gegen derlei Vergiftungen immun sind.
34) Gehlen 1957, 9.
35) Es ist natürlich möglich, daß wir im Moment dieser Ankoppelung verrückt werden.
36) Kevin Warwick: "Cyborg 1.0", www.wired.com/wired/archive/8.02/warwick.html.
37) Vgl. die Ankündigung von Kevin Warwick, Kybernetik-Professor an der University of Reading (UK), über seine beabsichtigten Selbstexperimente unter dem Titel Cyborg 1.0, auffindbar unter www.wird.com/ wired/ archive/ 8.02/ warwick.html.
38) Vgl. dazu vor allem die folgende Literatur: Hans P. Moravec: Robot. Mere Machine to Transcend Mind, New York 1999; auch das frühere Buch: Mind Children. The Future of Robot and Human Intelligence, Cambridge, MA 1988; George Dyson: Darwin Among the Machines. The Evolution of Global Intelligence, Reading, MA 1997; K. Eric Drexler / Chris Peterson: Unbounding the Future. The Nanotechnology Revolution, New York 1991; vgl. auch das frühere Buch von Drexler: Engines of Creation, Garden City, NY 1986; Marvin Minsky (ed.): Robotics, Garden City, NY 1985; ders.: The Society of Mind, New York 1986; Ben Goertzel: The Evolving Mind, Langhome, Pa. 1993; ders.: From Complexity to Creativity. Explorations in Evolutionary, Autopoietic, and Cognitive Dynamics, New York 1997; Bill Gates, Nathan Myhrvold, Peter Rinearson: The Road Ahead, New York 1995; W. Daniel Hillis: The Pattern on the Stone. The Simple Ideas that Make Computers Work, New York 1998.
39) "Die Maschinen werden uns davon überzeugen, daß sie Menschen sind", Gespräch mit Ray Kurzweil, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 5. Juli 2000, 51.
40) Bill Joy: "Why the future doesn't need us", www.wired.com/wired/archive/8.04/joy.html
Ao.Univ.Prof.Dr.
Manfred Prisching; Institut für Soziologie der Universität Graz