SONNBLICK ADVENT- AUSSCHAU 2005



Ich werde vom 1.Dezember bis 24.Dezember 2005 jeden Tag ein Bild der Web Cam Sonnblick abspeichern und mit einem tagesaktuellen Text versehen und so einen kleinen Ueberblick ueber Ereignisse des Advents 2005 editieren.

Weiters finden sie Linkverbindungen zum Sonnblick Observatorium, einen Link zu aktuellem Wetterreport aus dem Salzburger Land, im Detail Sonnblickwetter und retrospektiv zur Dezemberchronik 2004 des Electronic Journals Fenster von Luneville

Die Web Cam Resource, auf die ich taeglich zugreifen werde, wird allgemein von dem Kaerntner Energie Unternehmen KELAG gesponsert. Die drei Webcameras am Sonnblick zeigen jeweils einen Ausblick zum Glockner hin, einen Blick aufs Wurtenkees und einen weiteren ins Rauriser Tal. Drei unterschiedliche Einstellungen, die ich abwechselnd nutzen werde.

Franz Krahberger, Editor


1.12.2005


US-Aussenministerin verteidigt präventive Inhaftierungen
Condolezza Rice auf Europareise:
"Man kann nicht zulassen, dass jemand erst ein Verbrechen verübt, bevor er festgenommen wird."

Frau Rice weiss offensichtlich nicht, an welch europaeisch geschichtlichen Empfindlichkeiten sie da ruehrt. Am Anfang einer der schlimmsten Diktaturen aller Zeiten stand die "Schutzhaft" des NS-Systems.

Ich erinnere an die Bekaempfung des Terrors der RAF in den 70 er Jahren in der BRD. Auch das war eine Gratwanderung zwischen der unerschuetterlichen Linie von Kanzler Helmut Schmidt und den weitsichtigen Ueberlegungen des Bundesinnenministers der BRD, Gerhart Baum, des linken Gewissens der FDP. Auch Rudolf Augstein hat Mass bewiesen, in dem er Heinrich Boells "Sechs gegen Deutschland" auf den Spiegel Titel setzte. Letztendlich ist durch das Miteinander beider Positionen die Demokratie der BRD nicht beschaedigt worden.

Niemand ist damals auf die Idee gekommen, vorbeugende Haft zu verhaengen, auch nicht in Italien, das zu diesem Zeitpunkt ebenso vom linksradikalen Terror heimgesucht worden ist Der Vergleich ist durchaus gerechtfertigt, da es in beiden Faellen palistinaensische Implikationen gegeben hat. Es ist bewusst, dass der aktuelle Terror eine andere Qualitaet als der der RAF hat und um einiges radikaler wie gefaehrlicher und eigentlich eine Art globalisierter Kriegsfuehrung ist. Trotzdem geht es nicht an, dass die Bekaempfung des Terrors die Grundfesten der europaeischen Demokratie schmaelert und beschaedigt. Es muss auch andere, wohldurchdachte Wege geben, um das bedrohliche Problem in den Griff zu bekommen und erfolgreich zu loesen.

Ausnahmezustand und praeventive Haft, die alsbald auch weitere Personenkreisen betreffen koennte, weil es sich eben nur nach wirklich gruendlichen Kenntnis der Lage differenzieren laesst, waere zuviel, und koennte zu einer Eskalation und nicht zu einer Bewaeltigung fuehren.

2.12.2005



Der Wiener Film-, Fernseh- und Theater­macher Michael Kehlmann ist gestorben. Der Regisseur hat Oedon von Horvath einer breiten Oeffentlichkeit bekannt gemacht und exemplarische TV-Bearbeitungen des Werks von Joseph Roth in den 60 er Jahren in Szene gesetzt. So den Radetzly Marsch und Hiob.
Kehlmann hat frueh wesentliche Masstaebe in der Bewaeltigung der oestereichischen Vergangenheit gesetzt.

Gerhard Bronner zu Michael Kehlmann: Nach zwei, drei Roth - Bearbeitungen, die Kehlmann gemacht hat, ist der ganze Joseph Roth neu aufgelegt worden. Es erschien eine sechsbaendige Gesamtausgabe, die vorher undenkbar gewesen wäre.


3.12.2005


In Memoriam Maria Jahoda marienthal.org


4.12.2005


SPIEGEL ONLINE

Sternen Rest unter zerfetztem Schleier

Vor fast 1000 Jahren flammte am Himmel über der Erde eine gewaltige Explosion auf. Im All hatte sich ein Stern in einer Supernova selbst entleibt - und hinterließ den Krebsnebel. Fotos des "Hubble"-Teleskops zeigen die kosmische Leiche jetzt detailreicher als je zuvor.

Aus der Offenbarung des Johannes

4.5 - Und von dem Stuhl gingen aus Blitze, Donner und Stimmen; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Stuhl, welches sind die sieben Geister Gottes.

4.6 - Und vor dem Stuhl war ein glaesernes Meer, gleich dem Kristall, und mitten am Stuhl und um den Stuhl vier Tiere, voll Augen vorn und hinten.


5.12.2005



SPIEGEL ONLINE

Chinas Energiemisere

Stromnot in der Weltwerkstatt

Weil Chinas Führung soziale Spannungen fürchtet, hat die Regierung dem Riesenreich ein ambitioniertes Wachstumsprogramm verordnet. Doch Energieengpässe bedrohen den Aufschwung. Verzweifelt sucht die Volksrepublik nach Auswegen - und schafft sich dabei neue Probleme.


6.12.2005



Das erste Deutsche Fernsehen ARD

Laut einem Zeitungsartikel ist der ehemalige Bundesinnenminister Schily im Mai 2004 von der Verschleppung eines Terrorverdächtigen durch den US-Geheimdienst CIA informiert worden - und zwar in einem persönlichen Gespräch vom Botschafter der USA. Unterdessen berichtet die ARD, dass der Flughafen Frankfurt das "Herzstück" der CIA-Gefangenenflüge gewesen sei. [tagesschau]


Propaganda in Iran - Selbstmordattentäter im Kinderfernsehen

In Zeichentrickfilmen und anderen Produktionen für Kinder und Jugendliche macht das iranische Staatsfernsehen Werbung für den "Traumjob" Selbstmordattentäter. Dies passt zur Märtyrer-Begeisterung des neuen Staatschefs Ahmadi-nedschad, dessen antisemitische Hassrede auf Israel unlängst die Weltöffentlichkeit alarmierte. Im Kulturreport kommentieren der deutsch-iranische Autor Navid Kermani und Orientalist Udo Steinbach die neue Dimension der Propaganda.

50 Jahre spurlos verschwunden - Wie Moskau fast 1.000 Deutsche heimlich hinrichten liess

Spurlos verschwunden, nach Moskau verschleppt und dort erschossen: fast 1.000 Deutsche wurden zwischen 1950 und 1953 wegen vermeintlicher Spionage heimlich zum Tode verurteilt. Jahrzehntelang wussten ihre Angehörigen nicht, ob die Verschwundenen noch leben. Erst jetzt wird dieses düstere Kapitel deutsch-sowjetischer Nachkriegsgeschichte bekannt - dank der Recherchen der russischen Menschenrechtsgruppe Memorial und Berliner Historikern. Brisante Erkenntnis: Die Stasi half bei Stalins Säuberungsaktion in Deutschland vielfach kräftig mit.


7.12.2005


Mittwoch beginnt die ".eu"-Zeit

Pünktlich zum Weihnachtsfest gönnen sich Europas Registrare einen Geldsegen: Web-Adressen mit der "eu"-Domain können ab morgen erworben werden. Vortritt haben Markeninhaber, die bekanntlich Endungen für ihre Seiten sammeln. Privatleute dürfen erst im April zuschlagen.

8.12.2005


ich bin beruflich ein long-run-reader und zur unterhaltung sehe ich hin- und wieder notorisch fern. von allen moglichen news ueber dokumentation bis zum spielfilm und kenne mich in den kabelangebots- formaten halbwegs gut aus.

so habe ich mir am dienstag einmal mehr jean luc godards alpha ville mit eddie constantine in der rolle lemmy cautions rein gezogen, gesendet vom bayrischen TV. fuer cineasten wie fuer politisch denkende seher nach wie vor ein muss, gerade angesichts der aktuellen techno- kontrollwelle, die uns zu vereinnahmen und zu verstricken sucht.

und vor allem eine knallharte demaskierung des stalin terrors. godard inszeniert die hinrichtungen und erschiessungen an einem swimmingpool in der blutopferstaette der revolution lublanka in der mitte des stalinistischen moskaus, in form eines staatsempfang mit erbaulichem weiblichen wasserballett als pausengirlnummer, zu dem sich die elite von alpha 60 trifft und der vorsichtige lemmy als gast geladen ist.

die verurteilten muessen kurz vor ihrer erschiessung am ende des sprungbretts und ihrem endgueltigen fall in den pool nochmals den grund ihrer ueberzeugung nennen, deretwegen sie erschossen werden.
der eine glaubt an die liebe, der andere an die wahrheit und der naechste an die religion. das liesse sich noch weiter so fortsetzen...

gleich dazu eine passende leseempfehlung: das schwarzbuch des kommunismus mit beitraegen von courtois, werth, panné paczkowski, bartosek, margulin sowie berija, herausgegeben von nekrassov und weniger spektakulaer verfasst, aber ebenso die sache treffend georg von rauchs geschichte der sowjetunion. um das unerlaessliche lesepaket voll zu machen, empfehle ich noch michael voslenskys das geheime wird offenbar, moskauer archive erzaehlen 1917 -1991.
das sollte all jenen eine lehre sein, die noch immer glauben, der kommunismus, insbesondere der stalinismus waere ein quell der humanitaet gewesen. mit all denen, die diesen suendenfall nicht einsehen wollen, ist jegliche zusammenarbeit unmoeglich.

damit koennen sie sich zu den weihnachtsfeiertagen den magen gruendlich wie nachhaltig verderben.

fuer gesundes essen in britischen schulen hingegen warb dienstag auf RTL II jamie oliver, dem ich besonders gerne beim kochen zusehe.

aus der programmankuendigung von RTL II:

Jamie's School Dinners

Probleme über Probleme für Jamie: Die Schüler der Kidbroke Gesamtschule lehnen sein Essen ab und gehen lieber zur Fish&Chips-Bude. Als er den 60 Schulköchinnen aus Greenwich seine Rezepte nahe bringen will, muss er feststellen, dass viele schlecht ausgebildet sind und sich schwer tun damit, seine Gerichte nachzukochen - und die Zeit drängt!

An der Kidbroke Gesamtschule sieht es nach wie vor finster aus für Jamies engagiertes "School Dinners"-Projekt: Nach wie vor können die an Junkfood gewöhnten Kids eine Rhabarberstange nicht von einer Frühlingszwiebel unterscheiden, und selbst als Jamie einem Jungen 100 Pfund dafür anbietet, dass er eines seiner Sandwiches probiert, lehnt dieser dankend ab! Seit Jamie in der Schulkantine kocht, gehen immer weniger Schüler dort essen. Lieber besuchen sie die nächste Fish&Chips-Bude. Jamie lädt sämtliche Schuldirektoren aus Greenwich in sein Restaurant "Fifteen" ein, um zumindest ihnen sein Kantinenessen schmackhaft zu machen. Sie sind restlos begeistert und willigen ein, bei dem Projekt mitzuwirken. Als nächstes muss Jamie sich um die Schulköchinnen kümmern, da sie seine Rezepte in Zukunft tagtäglich zubereiten und anbieten sollen. Er organisiert eine Art "Ausbildungs-Camp" für sie. Dort will er sie mit den neuen Gerichten vertraut machen. Doch die meisten der 60 Köchinnen haben nie eine richtige Ausbildung genossen und tun sich darum äußerst schwer damit, Jamies Gerichte nachzukochen.

Für Jamie wird die Zeit nun langsam knapp. Wird er es noch rechtzeitig schaffen, die frustrierten Schulköchinnen zu motivieren und ihnen die Rezepte beizubringen?

klar hats jamie geschafft, wenn er auch tief in die trickkiste des kinderanimateurs greifen musste. jamie o-ton: noch nie bin ich so gegen waende gelaufen...
die wirkliche autoritaet liegt naemlich laengst bei den kids. was wollen sie den gegen einen unerschuetterlichen bengel anstellen, der den spargel gleich ausspuckt und nach einem ordentlichen mac verlangt...

jamie hat sich den kleinen leithammel lear herausgesucht, ihn muehselig mit mamas hilfe auf den geschmack gebracht und dann im ausschlussverfahren bei essensverweigerung gruppen gebildet, bis jede und jeder mitessen wollte.

abschliessend hat er noch riskiert, fuer die ganze schule zu kochen und davor federn gehabt, dass ihm 90 prozent der kids sein essen in den muehleimer kippen.
aber es ist gelungen und alle haben mit vergnuegtem grinsen erstmals kein junkfood verzerrt, welches ohnehin ursache von einer menge koerperlicher und launenhafter probleme der kids ist.

da war noch eine weitere bezeichnende sequenz aus olivers restaurant. bill clinton hatte sich angesagt, der dann auch mit einer entourage von 30 typen, die haelfte davon buddy security bugln, angerauscht kam, obwohl das menue, dass jamie mit denen vierzehn tage vorher abgesprochen hatte, bloss fuer vereinbarte 15 gereicht haette.
aber das war dann ohnehin egal. der ami-trupp verhielt sich naemlich so wie die kids anfaenglich in der britischen volksschule. sie wollten partout den neuesten salatmix + steak, der in den USA gerade ein public runner war.
bekamen sie auch. aber der jamie war so angfressen, dass er nach hause gefahren ist zu seiner frau und seinen kindern und auch mit bill nicht mehr reden wollte, obwohl jamies restaurant chefin in instaendigst dazu zu draengen suchte.

echt cool, der oliver. man geht nicht zu einem koch, um sich das vorsetzen zu lassen, was man von zuhause gewohnt ist und jamie laesst sich auch offensichtlich nichts von bill clinton diktieren. der weiss jetzt noch immer nicht, wie jamie wirklich kocht.
er bekam nicht ala oliver, sondern wie begehrt ala USA. so lernt man nie die differenz kennen und versucht in permanenz alles ueber den eigenen leisten zu buegeln....
geht man von dem essverhalten der amerikaner aus, das die da an den tag gelegt haben, ist diplomatie und kultureller pluralismus ihre sache nicht.

good old europe seems to be dead, mac alpha donald city ist ueberall. so wie die plattenbauten von karl marx stadt bis wladiwostok herumstehen und nicht mehr oekonomisch zu heizen sind und meistens auch noch die fernwaerme irreperabel kaputt gegangen ist. doch da gibts noch jamie und viele andere.

9.12.2005


Das Advent Erbauungsangebot der Gewerkschaft der Wiener Gemeindebediensteten - passend zum BAWAG Geschenkpaket vom Oktober 2005 - siehe News Flush des Electronic Journals




10.12.2005



Pester Lloyd / Nr. 48-2005 / POLITIK

Treffen Orban-Havel

Fidesz-Vorsitzender Viktor Orban traf mit dem früheren tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel zusammen, der sich anlässlich einer Menschenrechtskonferenz in Budapest aufhielt.
Das Treffen erregte Aufsehen, da Havel kürzlich in einer Zeitung seines Landes festgestellt hatte, dass sich in Mitteleuropa eine erstickende Atmosphäre entwickeln könnte, sollten nach den polnischen Erzkonservativen Politiker wie Edmund Stoiber, Vaclav Klaus oder Viktor Orban an die Macht kommen.
Orban meinte, dass die Meinung Havels ermutigend sei. Er könne sich keine bessere Gesellschaft vorstellen, als die Politiker, mit denen sein Name erwähnt wurde.

Pester Lloyd / Nr. 48-2005 / POLITIK

NATO-Verpflichtungen der Streitkräfte sollen revidiert werden

Es sei ein „historischer Fehler“ gewesen, dass praktisch fast die gesamten Streitkräfte beim Beitritt zur NATO dem Bündnis zur Verfügung gestellt worden sind, sagte der Verteidigungsminister. Laut Ferenc Juhasz war es auch ein Fehler seitens des Bündnisses, dieses unerfüllbare Angebot zu akzeptieren.
Nun gelte es, die Pläne zu revidieren, nachdem schon einige Versprechen in den vergangenen Jahren rückgängig gemacht wurden. Der Minister meinte, dass die Reform der Streitkräfte unter der früheren Fidesz-Regierung nicht durchdacht gewesen sei, weshalb die Armee Anfang 2002 nicht mehr finanzierbar war.
Die Lösung bestehe in der Umstellung auf eine Berufsarmee, in der Modernisierung der Ausrüstung und in einer effektiveren Verteilung der niedrigeren Budgetmittel.

11.12.2005









der standard on-line 22:21
Schröder wird Aufsichtsrat bei Gazprom
Putin setzte sich für Ex-Kanzler ein - Wird Aufsichtsratschef für neue Ostsee-Pipeline - Empörung bei Oppositon und SPD
Der russische Präsident Wladimir Putin soll sich für Schröder eingesetzt haben.

Berlin/Babajewo - Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder soll Aufsichtsratschef der Deutsch-Russischen Gesellschaft für Entwicklung und Bau der Ostsee-Pipeline werden. Das kündigte der Chef des weltgrößten Gaskonzerns Gazprom am Freitag anlässlich der Einweihung eines Zubringers zu dieser Pipeline in Babajewo an.

An der North European Gas Pipeline (NEGP) ist der russische Konzern mit 51 Prozent beteiligt, die deutschen Konzerne E.ON und BASF mit jeweils 24,5 Prozent. Die 1200 Kilometer lange Pipeline durch die Ostsee soll erstmals 2010 russisches Gas nach Deutschland pumpen. In russischen Energiewirtschaftskreisen hieß es, dass sich der russische Präsident Wladimir Putin für Schröder eingesetzt habe. Er wolle damit dessen Leistung für die deutsch-russische Energiepartnerschaft würdigen. In seiner Regierungszeit hatte Schröder seine russlandfreundliche Außenpolitik in die Aussage gipfeln lassen, Putin sei ein "lupenreiner Demokrat".

Die Berufung von Schröder in den Aufsichtsrat der deutsch-russischen Firma hat bei Opposition und SPD Empörung ausgelöst

11. Dezember 2005 10:14 on-line standard

Schwere Explosionen in der Nähe von London Treibstofflager steht in Flammen - Polizei schließt "Theorie eines Anschlags" aus - Keine Angaben über Opferzahlen

In der Nähe von Hemel Hempstead steigen seit den frühen Morgenstunden riesige Rauchwolken auf. London - Nördlich von London hat sich am Sonntagmorgen eine Serie von schweren Explosionen ereignet. Zeugen sprachen in Medienberichten von zahlreichen beschädigten Häusern nach den Detonationen in der Nähe von Hemel Hempstead, zirka 40 km nordwestlich der britischen Hauptstadt. Dort war um kurz nach 06.00 Uhr Ortszeit (07.00 Uhr MEZ) ein lauter Knall zu hören gewesen, dessen Ursache bisher unklar geblieben ist. Laut Angaben des britischen Senders BBC geht die Polizei von einem Unfall aus. Die Theorie eines Anschlags könne nach aktuellem Wissensstand ausgeschlossen werden, ebenso sei kein Flugzeug in das Geschehen involviert gewesen.

Ebenso am heutigen Tag berichtet der standard, dass die Katastrophen Schutzmassnahmen in Oesterreich fuer den Ernstfall voellig unzureichend sind.

12.12.2005


Das falsche Gewicht

Joseph Roth

1937 im Pariser Exil

Er ist kein Eichmeister mehr, er ist selbst ein Haendler. Lauter falsche Gewichte hat er, tausend, zehntausend falsche Gewichte. Er steht da, hinter dem Ladentisch, die zehntausend falschen Gewichte vor sich. Der Ladentisch kann sie gar nicht alle fassen. Und jeden Moment kann der Eichmeister kommen.

Auf einmal klingelt es auch - die Tuer hat eine Glocke -, und herein kommt der grosse Eichmeister, der groesste aller Eichmeister - so scheint es Eibenschuetz. Der grosse Eichmeister sieht ein bisschen aus wie der Jude Mendel Singer und ein wenig auch wie Sameschkin. Eibenschuetz sagt: „Ich kenne Sie ja !“ Aber der grosse Eichmeister antwortet: „Es ist mir ganz gleich. Dienst ist Dienst ! Wir pruefen jetzt ihre Gewichte.“

Gut, moegen sie jetzt die Gewichte pruefen, sagt sich der Eichmeister Eibenschuetz. Falsch sind sie, aber was kann ich dagegen machen ? Ich bin ein Haendler wie alle Haendler in Zlotograd. Ich verkaufe nach falschen Gewichten.

Hinter dem grossen Eichmeister steht ein Gendarm mit Helmbusch und Bajonett, und den kennt der Eibenschuetz gar nicht. Er fuerchtet sich aber vor ihm, das Bajonett funkelt zu sehr.
Der grosse Eichmeister beginnt, die Gewichte zu pruefen. Schliesslich sagt er - und Eibenschuetz ist hoechst erstaunt.
„Alle deine Gewichte sind falsch, und alle sind dennoch richtig. Wir werden dich also nicht anzeigen ! Wir glauben, dass alle deine Gewichte richtig sind. Ich bin der grosse Eichmeister !“

13.12.2005


Spiegel On-Line : Eruption im Südpazifik

Vulkan Manaro könnte explodieren

Im Inselstaat Vanuatu ist der Mount Manaro, einer der derzeit gefährlichsten Vulkane, ausgebrochen. Die Behörden haben Tausende Menschen in Sicherheit gebracht. Forscher warnen vor einer explosiven Eruption, die eine Katastrophe verursachen könnte.

Im südpazifischen Inselstaat Vanuatu lässt bedrohliches Grollen des Vulkans Manaro Tausende von Einwohnern um ihre Lebensgrundlagen bangen. Der Berg löste bei einer neuen Serie von Eruptionen Erdrutsche aus, die Dörfer und Felder zu verschütten drohen.

Schon seit Ende November spuckt der Manaro auf der Insel Ambae Asche und Rauch - zum ersten Mal seit zehn Jahren. Rund 5000 Menschen aus der Umgebung des Vulkans wurden in den vergangenen Tagen vorsorglich in Sicherheit gebracht. Vanuatu besteht aus einer Kette von 65 Inseln rund 2000 Kilometer nordöstlich von Australien, auf denen rund 200.000 Menschen leben.


13. Dezember 2005 13:05 Ministerrat gibt grünes Licht für Auszahlungen
Schüssel: "Schluss-Stein unter die materiellen Leistungen"
Wien - Der Ministerrat hat am Dienstag offiziell die Rechtssicherheit im Zusammenhang mit den NS-Entschädigungen beschlossen. "Die Rechtssicherheit wird offiziell erklärt", sagte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) nach der Regierungssitzung. Mit ersten Auszahlungen aus dem mit 210 Mio. Dollar zu befüllenden Allgemeinen Entschädigungsfonds rechnet Schüssel noch vor Jahresende.

14.12.2005




SPIEGEL BOX OFFICE

"King Kong" braucht Propaganda

Peter Jacksons "King Kong" hat die hohen Erwartungen der amerikanischen Filmindustrie zunächst nicht erfüllt: Bescheidene 50 Millionen Dollar setzte das Dreistundenepos an seinem ersten Wochenende in den USA um. Experten prophezeien jedoch einen Nachhaltigkeitsfaktor.


15.12.2005



Arnie ist Terminator


standard on-line Umfrage Zwischenstand

Umfrage: Wie soll auf Schwarzeneggers Entscheidung reagiert werden?
Als Vorbild hat "Anie" ausgedient - seit der Hinrichtung von Tookie" Williams müssen verliehene Ehrungen neu überdacht werden
(mehrere Antworten möglich)

60.7% 367 Stimmen Ich bin für die Umbenennung des Arnold-Schwarzenegger Fußballstadions in Graz

55.7% 337 Stimmen Die Ablehnung zu Schwarzeneggers Entscheidung sollte von Politikern viel deutlicher zum Ausdruck kommen. Ich bin schockiert über die leisen Reaktionen der Politiker.

50.2% 304 Stimmen Ich bin für die Aberkennung der Staatsbürgerschaft

29.3% 177 Stimmen Egal was man macht, Schwarzenegger wird das wenig kümmern

16.5% 100 Stimmen Ich finde jede Art von Reaktion aus Österreich lächerlich - Schwarzenegger ist Amerikaner

13.4% 81 Stimmen Ich bin gegen die Aberkennung der Staatbürgerschaft

7.6% 46 Stimmen Ich bin gegen eine Umbenennung des Fußballstadions in Graz

5% 30 Stimmen Ich habe einen "Helden" weniger - Ich sehe mir keine Filme mehr von ihm an

3.1% 19 Stimmen Mir ist das egal

3.1% 19 Stimmen Mein Vorschlag wäre anders ...

1.3% 8 Stimmen Ich weiß nicht wie man reagieren soll

Abgegebene Stimmen: 605

Jeder Prozentsatz bezieht sich auf die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen. Die Ergebnisse sind isoliert von einander zu betrachten. Danke für Ihre Teilnahme, Ihre Meinung ist im Ergebnis bereits berücksichtigt.

standard 19:20 Governator auf rechter Überholspur

Trotz verheerender Popularitätszahlen könnte Arnold Schwarzenegger zumindest bei konservativen Republikanern wieder punkten

Die Wähler von Kalifornien hätten Arnold Schwarzenegger auch deshalb zum Gouverneur gekürt, da sie gewusst hätten, dass er ein überzeugter Anhänger der Todesstrafe sei, erklärte der demokratische Konsulent Bill Carrick: "Ich glaube nicht, dass die Wähler auch nur im Geringsten von seiner Entscheidung überrascht sein werden."

Die Mehrheit dafür

Die von Kontroversen und Protesten begleitete Entscheidung des "Governators" ist zweifellos eine politisch-strategische: Wie im Rest von Amerika befürwortet auch in Kalifornien die Mehrheit der Einwohner die Todesstrafe, und das Mitleid für einen mehrfachen Mörder hält sich im Gros der Bevölkerung in Grenzen. Kritiker betrachten Schwarzeneggers Entschluss und seine scharfen Worte gegen Tookie Williams, dieser habe sich weder für seine Sünden entschuldigt noch habe er dafür gebüßt, als einen relativ guten politischen Schachzug.

* * *

50 prozent der standardleser wuenschcn die aberkennung der oesterreichischen staatsbuergerschaft von arnold schwarzenegger. das ist interessant.
was wird sein, wenn arnie in california, und das mit hoher wahrscheinlichkeit, scheitern wird. vielleicht hat er an der politik gefallen gefunden und moechte sein wirken in der alten heimat fortsetzen. ich weiss zumindest drei parteien, die arnie mit handkuss nehmen wuerden.
aber da halten wir jetzt fest: arnie, mit der unterzeichnung bzw. duldung des todesurteils bewegst du dich ausserhalb des oesterrreichischen verfassungsrahmens. zusaetzlich erhebt sich die juristische frage, ob ein oesterreichischer staatsbuerger, der offensichtlich in eine handlung verwickelt ist, die nach oesterreichischem recht unter verbot faellt, sich einer gesetzesverletzung schuldig macht. aber lassen wir diese juristischen feinspaltereien.

arnie, wir zeigen dir schlicht und einfach die rote karte und wuenschen uns, dass das grazer stadion anstelle deines namens den namen von franz jaegerstadter in zukunft tragen sollte. auch mit einem hakoah stadion koennte man zufrieden sein. das werden aber die grazer heuchler nicht zulassen und die orangenfarmer beginnen bereits dagegen stimmung zu machen.

Gouverneur Arnold Schwarzenegger hatte eine Umwandlung der Strafe für den Gründer der berüchtigten Straßengang "Crips" in lebenslange Haft abgelehnt. EinschaltungTrotz internationaler Proteste und Gnadenappelle war Williams, der bis zuletzt seine Unschuld beteuert und sich während seiner Zeit in der Todeszelle als Friedensaktivist engagiert hatte, am Dienstag im San-Quentin-Gefängnis bei San Francisco mit einer Giftspritze getötet worden. (APA) In Los Angeles ist eine große Trauerfeier geplant und die Asche Asche von Staley "Tookie" Williams soll in Südafrika verstreut werden.

ich bin keineswegs dafuer, dass killer und verbrecher, die das leben und die existenz anderer menschen in mitleidenschaft ziehen oder ausloeschen, ungeschoren davon kommen. und ich haenge auch nicht der theorie an, dass der taeter mehr gerechtigkeit noetig habe als sein opfer.
aber ich bin ein gegner der todesstrafe, wie dio grosse mehrheit der europaeer es ist und meine, dass ein offensichtlich gewandelter williams eine ueberlebenschance, wenn auch hinter gittern, verdient habe.
ich werde bei derlei urteilen den verdacht nicht los, dass es da auch um sozial niedrigen wie verachteten status geht bzw. um ethnische zugehoerigkeiten. wie leicht hat sich zbsp. das reach and white american girl patsy hearst aus ihrer verstrickung, wenn auch erzwungene, in bandenverbrechen herauswickeln koennen. obwohl die symbionisten wahrscheinlich um einiges gefaehrlicher und terroristischer waren, als die crips.

arnie, sag jetzt nicht, dass wir weicheier sind...

ein teil meiner prononciert proamerikanischen freunde wird ohnehin immer merkwuerdiger, obwohl ich nicht anti-amerikanischer geworden bin, im wesen nie anti-amerikanisch eingestaelt war. doch gibt es die proselyten des kalten krieges, die mit 150 prozent fahren, obwohl sie auf grund ihres alters kein fahrzeug mehr lenken koennen.

so habe ich kuerzlich einem alten bislang gut befreundeten herren, der im 2.weltkrieg auf deutscher seite mit artillerie auf der krim mit krieg gefuehrt hat, und es dann bis zum professor einer prominenten amerikanischen universitaet gebracht hat, endgueltig lebe wohl gesagt,
der gute hat wie einst opa und papa dcn altersvorsprung auf die waagschale legen wollen. ich haette ihm ausschliesslich zuzuhoeren und seiner meinung zu folgen. er predigt george bush pur und geriert sich als noch haerterer hardliner als die washingtoner crew, der allerrechtsmann.
er waere nicht der erste oesterreichische denker, der im alter einen totalitaeren hang erkennen laesst. auch sir karl popper, der verfechter der freien und offenen gesellschaft, hat sich im altersstarrsinn in einen unleidlichen gedankendiktierer verwandelt.
ich bestehe aber auf die four freedoms und meine persoenliche meinungsaeusserung.
da bleibt einem nichts anderes uebrig, als eine langjaehrige freundschaft, die wahrscheinlich eh keine gwesen ist, zu beenden. und das habe ich auch getan. den das prinzip des diskurses und der akzeptanz unterschiedlicher standpunkte, noch dazu laesst sich die differenz argumentieren und legitimieren, steht noch immer hoeher als der starrsinn eines geriontokraten, der langsam an realitaets- und wahrnehmungsverlust leidet. nachdem er ohnehin von menschenwuerde nichts haelt, wie er mir einmal ausdruecklich versichert hat, er wollte den begriff nicht in der verfassung der europaeischen union sehen, ist mir die entscheidung etwas leichter gefallen.

16.12.2005


Morgenlicht der Information Society ?

"Nature:" Internet encyclopaedias go head to head - Wikipedia fast so zuverlässig wie Encylopaedia Britannica
Expertenteam durchforstete beide Nachschlagewerke nach Fehlern und Ungenauigkeiten - und fand nur geringfügigen Unterschied

London - Die renommierte britische Wissenschaftszeitschrift "Nature" bricht eine Lanze für das Internet-Lexikon "Wikipedia". Die Online-Enzyklopädie, in der jeder Nutzer nicht nur lesen, sondern auch Beiträge schreiben kann, ist laut einer Untersuchung von "Nature" nicht merkbar ungenauer als die alt eingesessene "Encylopaedia Britannica".

Ein ausgewähltes Expertenteam durchforstete "Wikipedia" nach Unrichtigkeiten wie inhaltliche Fehler, aber auch Unterlassungen oder irreführende Aussagen. In 42 Einträgen von "Wikipedia" fanden sich durchschnittlich vier Unrichtigkeiten, in der "Encylopaedia Britannica" waren es drei.

"Nature" führte weiters auch eine Befragung von 1.000 ausgewiesenen Wissenschaftern durch, um den Bekanntheitsgrad des Internet-Lexikons zu testen. Mehr als 70 Prozent gaben an, schon etwas von "Wikipedia" gehört zu haben, 17 Prozent davon verwenden das Lexikon etwa wöchentlich. Weniger als zehn Prozent von den "Wikipedia"-Kennern unter den Forschern gaben an, auch Einträge zu gestalten und ihr Wissen in den Dienst der gemeinsamen Sache zu stellen.

"Wikipedia"-Mitbegründer Jimmy Wales sagte, dass die Qualität des Internet-Lexikons durch mehr aktive Wissenschafter gesteigert werden könnte. "Nature" forderte daher auch seine Leser auf, sich mehr für "Wikipedia" zu engagieren. (APA)

***
offensichtlich ist die fundamentale leistung der on-line encyclopedie wikipedia, vor der die leistung des aufklaerers denis diterots historisch, auch unter einrechnung aller anderen wissenschaftlichen informationen, die im netz kostenlos zu finden sind, endgueltig zu verblassen beginnt, ohne die aktive und gezielte mitwirkung der global science community zustande gekommen.

den publizierenden wie lesenden aktivisten des world-wide-webs ist ohnehin schon seit langem die bereits ins unermessliche gesteigerte angebotsleistung, ohne wirklich entsprechendes entgelt dafuer zu lukrieren, bewusst.
das zentrale gut der informationsgesellschaft, quaalitaetsvolle und direkt zugaengliche information, kostet nichts, waehrend die computerindustrie, die edv-dienstleiter und die telekom- gesellschaften megagewinne einfahren., ohne in irgendeiner form diesen mit den wahren anbietern zu teilen. sie kontrollieren bloss die zugaenge und kassieren die maut fuer ein gut, das sie selbst nicht hergestellt haben. das informationsangebot, ich spreche da nicht von den public relation sites und produktangeboten von industrie und handelswirtschaft, wird offensichtlich zum nulltarif kollektiv bewirtschaftet, waehrend die technische infrastruktur peinlichst nach kapitalistischen kriterien kontrolliert und verrechnet wird. die maut wird fuer den weg ins wirtshaus abgeliefert, waehrend die einzelnen wirten nichts verrechnen koennen und das schnitzel auch noch weitgehend gratis, so sie nicht oeffentliche mitteln beziehen und hin-und wieder die gnade eines sponsors finden, herstellen und hinstellen muessen.

das schafft ein ungleichgewicht im verhaeltnis von angebotsleistung und distributionsgewinn. ich glaube auch nicht, dass dies den capitalo- wie technokraten bewusst ist. und wenn ja, verdraengen sie es sofort, verdienen sie doch unendliches moos an den ungleich verteilten verhaeltnissen.

bemerkenswert dazu die tv-werbespots der telekom austria. einer ihrer chefs laesst sich da gerne als gestresster wie umtriebiger manager portraitieren, der via handy seinen sohn beim ersten drachensteigen auf die finger schaut, zum ersten ballett auftritt (exquisites kulturgut wie bestes klischee des 19.jahrhunderts) seines kleinen toechterchens faehrt, und an der angesagten teamsitzung on-line aus seinem auto weiter teilnimmt. der papa, der sich generell dreitagebaertig zeigt, darf sich in seiner schwanenseewelt gluecklich schaetzen, waehrend abertausende, aus welchem antrieb auch immer, weitgehend unentgeltlich virtuell malochen, um die raststaetten an der datenautobahn mit begehrenswerten wie noetigen informationen aufzufuellen. der eine arbeitet voellig im sinne des neoliberalismus fuer seinen gewinn und den gewinn des unternehmens, wahrend die wahren anbieter wie die verrueckten ein riesigen tauschmarkt der informationen hochgezogen haben, ohne den der erstere kein einkommen haette.

das ist ein widerspruch, der mich immer wieder aufs neue erstaunt und bitter aergert, wenn ich auf meine telekom rechnung schauen muss. und ich frage mich immer wieder, ob nicht die neuen generalelektriker nicht die wahren grossen brueder sind, wie es neil postman bereits in seinem buch uebers technopol angedeutet hat, waehrend die freien anbieter den pool bilden, aus dem schamlos wie kostenlos gefischt werden darf.

die frage, warum wir das so machen, stellt sich ohnehin und wird auch zynisch gestellt. auch von den exponenten der aelteren wie weniger neuen medien. wir muessten ja nicht.
wir machen, weil wir an eine neue welt glauben und wissen, dass sie bereits kontur angenommen hat, und wissen sehr genau ueber unsere leistungen dazu bescheid, bloss die oekonomie hinkt hinter her, die politik scheint entmachtet und fuehrt zu unsinnigen regulativen, in anderer weise zu bitteren laufenden kriegen um zu ende gehende resourcen. den techno-und capitalokraten ist der dampfer schon laengst aus dem ruder gelaufen und sie haeufen noch zusammen, was zusammen zu raffen moeglich ist und wollen nicht begreifen, dass die oekonomie der zukunft nicht die ihre sein wird. die geht naemlich laengst an den grundbeduerfnissen und an der anforderungen einer gerechten gesellschaft der gegenwart wie der zukunft vorbei.
darueber sollten wir nachdenken und nicht zbsp. warum der marxismus gescheitert ist. auch er zaehlt zum inventar des 19.jahrhundert und ist im 20.jhdt. irreperabel am totalitarismus des realen kommunismus diskreditiert worden.

17.12.2005


Frankfurter Allgemeine

Andre Hellers neue Show "Afrika! Afrika!" hatte am Donnerstag Weltpremiere

Das Zelt steht schon, auch die erste Darbietung läßt nicht mehr lange auf sich warten. Es ist die Weltpremiere einer Show, von der schon vor der ersten Aufführung viel gesprochen wird: Andre Heller hat "Afrika! Afrika!" erfunden. Er könnte damit an seinen legendären Erfolg "Begnadete Körper" anknüpfen, eine Show, in der zum ersten Mal die Spitzenartisten der chinesischen Zirkuskunst in Deutschland auftraten. Das Interesse an "Afrika! Afrika!" ist ebenfalls groß: Obwohl noch niemand das Programm gesehen hat - es ist noch gar nicht vollständig -, wurden schon 35 000 Karten verkauft.

Die Artisten, die Heller jetzt zu Stars machen will, sind allesamt Afrikaner: mehr als 100 Tänzer, Springer, Jongleure, "Gummimenschen", Musiker - die besten, die Hellers Helfer auf dem afrikanischen Kontinent und in der Diaspora der Afrikaner von Paris bis New York haben finden können. Sie zeichnen sich - wie man bei den Probearbeiten im eigens für "Afrika! Afrika!" konstruierten Zelt für 2000 Besucher am Ratsweg während der vergangenen Tage sehen konnte - durch eine ungeheure Vitalität und Lebensfreude aus. Oder, um es in Hellers Worten zu sagen: Sie besitzen ein "frohes Herz".

Ob sie auch die Herzen der Besucher froh machen können, wird sich bei der ersten öffentlichen Aufführung am nächsten Donnerstag und an den Tagen danach zeigen. Produzent Matthias Hoffmann ist mit einer Investition von fast sechs Millionen Euro ein hohes Risiko eingegangen, doch er vertraut auf die Intuition Hellers. Noch mehr darf er auf das hohe Talent der afrikanischen Künstler hoffen, die voller Ehrgeiz die Chance nutzen wollen, die sich ihnen nun bietet. Denn sie, die von einem Kontinent kommen, auf dem es so gut wie keine öffentliche Kulturförderung gibt, wo sich jeder Artist auf eigene Faust durchschlagen muß, weil es auch kaum Zirkusse oder Varietes gibt, diese ganz auf sich gestellten Künstler können jetzt unter besten Bedingungen auftreten.

"Afrika! Afrika!" wird zuerst in den deutschen Großstädten touren, danach ist an Gastspiele im europäischen Ausland gedacht, am Ende soll die Show möglichst auch in afrikanischen Ländern aufgeführt werden. Ein Euro von jeder verkauften Karte fließt in einen Fonds, aus dem afrikanische Kulturprojekte unterstützt werden.

Heller selbst sieht sich nur als Ermöglicher, die Arbeit des Regieführens hat ein afrikanischer Star aus Paris, der Choreograph Georges Momboye, übernommen. Dennoch kann man überall - in den Kostümen, dem Licht, der Ausstattung - die Handschrift Hellers erkennen. (rieb.)

***

man muss es ihm schon lassen. andre heller hat sich zu einem wirklich bedeutenden impressario der neueren populaeren unterhaltungskultur entwickelt. und es gelingt ihm, authentisch gegen den amerikanisierten konfektions- mainstream zu steuern. durchaus vergleichbar dem third stream im jazz ist es ihm im circensischen gelungen aktuelle artistische wie kulturelle leistungen der sogenannten dritten welt ins europaeische blickfeld zu ruecken.

seine events finden allgemeine beachtung und zustimmung, selbst wenn er manchmal bloss heisse luft auf ballonreise schickt und megafeuerwerke abzieht.
es gelingt ihm einerseits aussergewoehnliches zu zeigen, andererseits verbindet er das meist mit unaufdringlichem politischen engagement.
so wie max reinhardt ein magier des traditionellen theaters in berlin in salzburg gewesen, ist andre heller zu einem ueberzeugenden medienzauberer in den neueren unterhaltungswelten geworden.

kompliment !

auch ich moechte eher frohen herzens sein, und nicht in letzter konsequenz der selbstzerfleischungswut des wiener aktionismus anheimfallen, selbst wenn sie dem hermann nitsch jetzt den grossen staatspreis umgehaengt haben. andre heller schafft da in gewisser weise abhilfe...

18.12.2005


Wiener Bezirksblatt Ausgabe 16/05, Dezember

Alle Jahre in der Vorweihnachtszeit versenden das amerikanische Nobelkaufhaus „Neiman Marcus“ und der „Robb Report“, das Magazin des luxurioesen Lebensstils, Einkaufskataloge an ihre betuchte Klientel.
Auf der Hitliste der teuersten Geschenke steht ganz oben eine Reise ins All mit einer Sojus-Kapsel. Kostet 85 Millionen Euro.
Fuer 1,5 Millionen Euro gibt Elton John ein Privatkonzert und hinterlaesst als Draufgabe seinen handsignierten Yamaha Fluegel im Wohnzimmer.

verstehen sie jetzt, warum mir andre heller sympathischer ist ?

19.12.2005



der on - line standard berichtete:

Österreichs Spitzenhacker hackten um die Wette

Studenten der TU Wien haben beim internationalen Hacker-Wettbewerb "Capture the Flag" den zweiten Platz erreicht

Ein Studententeam der TU Wien hat bei einem bei einem von der University of California Santa Barbara (USA) veranstalteten internationalen Hacker-Wettbewerb "Capture the Flag" den zweiten Platz gewonnen.

Die 24 österreichischen Studenten hackten dabei mit 22 internationalen Teams um die Wette. Der Bewerb dient dazu, zu demonstrieren, wie einfach manche Netzwerke angreifbar sind. Durch das Herausfinden von Sicherheitslücken sollen Maßnahmen gefunden werden, wie echten Hackerattacken vorgebeugt werden kann.

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Allgemein "große Lawinengefahr" in der Obersteiermark

Lawinenwarnstufe 4 - "große Gefahr" - herrschte am Sonntag in der gesamten Obersteiermark. Die Warnung galt entlang der Nordalpen vom Dachstein bis zur Rax sowie für die Niederen Tauern. An einigen Steilhängen sei dort laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine Selbstauslösung großer Lawinen möglich. Von Tourengängen wurde abgeraten, da der Schneedeckenaufbau "sehr ungünstig" sei.

Die Neuschneezuwächse der letzten beiden Tage betrugen bis zu 120 Zentimeter im Toten Gebirge, 110 Zentimter am Hochschwab und immer noch einen Meter an der Tauernnordseite. Mit einem "orkanartigen Sturm" wurde der Schnee relativ weit unter die Waldgrenze verfrachtet. Deshalb wurden Tourengeher vor Wanderungen oberhalb der Waldgrenze gewarnt. Eine Schneebrettauslösung sei bereits bei nur geringer Zusatzbelastung an vielen Steinhängen wahrscheinlich, hieß es von Seiten der ZAMG.

Für den Abend und die kommende Nacht prognostizierten die Experten eine Zunahme der Niederschläge. Sturmspitzen bis zu 60 km/h seien möglich. Die Temperaturen sollen sich in 2.000 Metern Höhe bei -15 Grad in der Nacht und minus neun Grad Celsius im Tagesverlauf belaufen. Zu Wochenbeginn soll es wieder ausgiebig schneien. (APA)

20.12.2005



FERNSEHANSPRACHE

Bush wirbt für Fortsetzung des Irak-Kriegs

In einer eindringlichen Ansprache an die Nation hat US-Präsident Bush einen frühzeitigen Rückzug aus dem Irak ausgeschlossen. Ein Abzug wäre ein Signal dafür, "dass man den Worten Amerikas nicht trauen darf", sagte Bush.

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Ex-FPÖ-Bundesrat Gudenus bekommt Wiederbetätigungsprozess

Ministerium hat Vorhabensbericht der Staatsanwaltschaft Wien genehmigt - Anklage wird noch vor Weihnachten zugestellt

Wien - Nach dem britischen Holocaust-Leugner David Irving wird sich auch der ehemalige FPÖ-Bundesrat John Gudenus wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung im Wiener Straflandesgericht verantworten müssen. Wie die APA am Montagnachmittag aus gut informierten Justiz-Kreisen erfuhr, hat das Justizministerium einen entsprechenden Vorhabensbericht der Staatsanwaltschaft Wien genehmigt und der Anklageerhebung damit "grünes Licht" erteilt.

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Schwarzenegger entzieht Stadt Graz Recht auf Namensverwendung
Schriftzug soll bis Jahresende von Stadion entfernt werden - In Brief an Bürgermeister Rückgabe des Ehrenrings angekündigt

21.12.2005


Skandalbanker

Italiens Notenbankchef tritt zurück

Schon länger stand der italienische Chefnotenbanker Antonio Fazio wegen Insider-Handels und Amtsmissbrauchs unter Beschuss. Nun hat der Druck Wirkung gezeigt. Fazio gibt sein Amt ab.

Rom - Der umstrittene italienische Zentralbankschef Antonio Fazio ist zurückgetreten. Der 69-Jährige habe sein Rücktrittsgesuch dem Chef des Aufsichtsrates der Notenbank, Paolo Emilio Ferrari, übergeben, teilte die Banca d'Italia heute in Rom mit. Fazio habe die Entscheidung im Interesse des Landes und des Kreditinstitutes getroffen, hieß es.

DPA - Die Staatsanwaltschaften in Mailand und Rom ermitteln gegen Fazio wegen Insider-Handels und Amtsmissbrauchs. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, als oberster Bankenaufseher in Italien in der Übernahmeschlacht um die Banca Antonveneta die heimische Banca Pop Italiana gegenüber der niederländischen ABN Amro bevorzugt zu haben.

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Radioaktivität

Venezuela nach Nuklear-Diebstahl im Ausnahmezustand

Die Regierung Venezuelas hat nach dem Diebstahl eines Lastwagens mit radioaktivem Material den Ausnahmezustand ausgerufen. Sie warnte die Bevölkerung eindringlich vor einem Strahlungsrisiko.

Caracas - "Wir haben auf nationaler und regionaler Ebene einen Ausnahmezustand", berichtete Zivilschutz-Leiter Antonio Rivero. Es sei ein Lkw gestohlen worden, der eine Kapsel mit hoch radioaktivem Material an Bord gehabt habe. Derzeit werde landesweit nach der Kapsel gesucht.

Ein leitender Mitarbeiter des Energieministeriums rief im Fernsehen die Diebe zur Rückgabe des gefährlichen Diebesguts auf. Von der Kapsel gehe eine potentiell tödliche Gefahr aus, erklärte er. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, die Behörden zu informieren, falls jemand das radioaktive Material finde. Er wollte nicht ausschließen, dass es die Diebe lediglich auf den Lkw als Beute abgesehen hatten.

Die Kapsel enthält den Angaben zufolge Iridium-192 mit einer starken Gamma-Strahlung. Es wird in der industriellen Radiographie genutzt genutzt, etwa bei der Untersuchung unterirdischer Röhren.

22.12.2005


Die Posse ist prolongiert !


Anfang der 70 er Jahre bin ich oefter nach Graz gefahren. Ich erinnere mich an einen Aufmacher der regionalen Ausgabe der Kronenzeitung. Die Steirer wurden nach dem Fuer und Wider zur Todestrafe befragt. Mehr als 52 Prozent sind dafuer eingetreten.

Irgendwas in der Steiermark hat sich veraendert und Arnie hat das nicht mitbekommen.


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Geiselnahme in Wien kostete drei Menschen das Leben - OPEC-Überfall hielt Österreich in Atem

Wien - Vor 30 Jahren, am 21. und 22. Dezember 1975, hielt der Überfall auf die OPEC-Ministerkonferenz samt anschließender Geiselnahme Österreich und die Welt in Atem. Ein sechsköpfiges Kommando unter dem venezolanischen Top-Terroristen Illich Ramirez Sanchez, genannt "Carlos", dem die deutschen Terroristen Hans-Joachim Klein und Gabriele Kröcher-Tiedemann sowie drei Palästinenser angehörten, hatten das OPEC-Quartier in Wien überfallen, dabei wild um sich geschossen, drei Menschen getötet und 62 Personen - inklusive elf Erdöl-Ministern - in ihre Gewalt gebracht.

Das Terror-Kommando, das sich "Arm der arabischen Revolution" nannte, erzwang die Verlesung eines sechseinhalbseitigen Komminiques alle zwei Stunden im Radio. Darin hieß es, das arabische Volk sei von einem "gewaltigen Komplott" bedroht, das in einer Kapitulation vor dem Zionismus gipfeln würde. Beteiligt daran seinen nicht nur der "amerikanische Imperialismus" (USA) und "zionistische Aggressoren" (Israel), sondern auch "kapitulationsbereite" arabische Regierungen. Letztere - allen voran der damalige ägyptische Präsident Anwar al-Sadat und der Schah von Persien - wurden als "Verräter" an der arabischen und palästinensischen Sache bezeichnet. Am Ende des Kommuniques entschuldigte sich der "Arm der arabischen Revolution" für die "Schwierigkeiten, die unsere Aktion dem friedliebenden österreichischen Volk gebracht hat".

Die Terroristen bestanden zunächst darauf, mit dem libyschen Botschafter zu verhandeln, der sich allerdings gerade in Prag aufhielt. Das Kommando nahm schließlich mit dem irakischen Geschäftsträger vorlieb und "entsandte" seinerseits den algerischen Erdölminister als Verhandler. Für den Fall, dass ihre Bedingungen - dazu gehörte die Bereitstellung eines Flugzeugs - nicht erfüllt würden, drohten die Terroristen, im Abstand von 15 Minuten Geiseln zu erschießen.

Nach zähen Verhandlungen einigte man sich darauf, dass österreichische und in Österreich lebende Geiseln frei gelassen würde, während die Terroristen mit den restlichen Geiseln in einer AUA-Maschine das Land verlassen sollten.

Am Vormittag des 22. Dezember flogen die Terroristen mit 33 Geiseln vom Flughafen Wien-Schwechat ab. Aufsehen erregte dabei ein Händedruck zwischen Carlos und dem österreichischen Innenminister Otto Rösch (SPOE + ehemaliger Oberleutnant der Waffen SS), der als "Kniefall" des Politikers interpretiert wurde.

Die Maschine flog schließlich nach Algier, wo ein Teil der Geiseln frei gelassen wurden, startete wieder und kehrte zurück. Dann waren alle Opfer frei, die Täter wurden vorübergehend festgenommen und reisten später nach Libyen aus. (APA)

23.12.2005



Deckblatt des Bibelkalenders 2006

Der On-Line SPIEGEL berichtet:

Zieh dich aus, Eva

Von Ansbert Kneip

Wie evangelische Jugendliche berühmte Nacktmodels wurden

In Stefan Wiests Wohnzimmer sitzen die Russen und verlangen mehr Licht. Wiest schaltet die Neonröhre an, schön sieht das nicht aus, aber wenigstens ist es hell genug jetzt. Er setzt sich hin zum Interview. Russisches Fernsehen, wer hätte das gedacht?

Eigentlich sollte er jetzt woanders sein, im ersten Stock zum Beispiel, wo seine Eltern große Pappbögen zu Versandkartons falten. Pappe vom Stapel nehmen, knicken, Kalender einpacken, weglegen - eine Arbeit zum Blödwerden. Tausend Sendungen müssten sie schaffen, besser mehr, aber der Stapel wird nicht kleiner. Manchmal klingelt das Handy, Kunden beschweren sich: Warum dauert das so lange?

An der Wohnzimmertür hängt ein Zettel: "Jemand vom Deutschlandfunk (oder so) hat angerufen. Meldet sich morgen wieder."

Stefan Wiest, 32 Jahre alt, gelernter Druckereitechniker aus Nürnberg, evangelisch, verheiratet, ein Kind. Ein Amateurfotograf, künstlerisch ambitioniert, vielleicht kein Riesentalent, aber seine Bilder wurden schon ausgestellt, in der AOK-Geschäftsstelle etwa.

Neben ihm sitzt Marina Sidhu, sie ist 21, ihre schwarzen Haare reichen bis zur Hüfte. Wiest stellt sie den Russen als "unsere Eva" vor, denn sie ist es, die er nackt in der Kirche fotografiert hat, und damit ging der ganze Ärger los.

Im April beschlossen die Jugendgruppen der evangelisch-lutherischen Gemeinde Katzwang, ein bisschen Geld zu verdienen - die Jugendräume brauchten einen neuen Anstrich. Jemand brachte die Idee auf, einen Kalender zu gestalten, den könnte man in der Gemeinde verkaufen. Sie selbst würden die Models sein, Szenen aus der Bibel würden sie zeigen, in moderner Form. Und: Erotisch sein sollte der Kalender, ist doch nichts Schlimmes. Nacktfotos also.

Die fränkische Landjugend hatte im vorigen Jahr so was Ähnliches produziert, drall im Dirndl auf dem Trecker. Studenten hatten sich nackt fotografiert, es gab bereits nackte Volleyballerinnen auf Kalenderblättern, Fußballer, Feuerwehrleute. Es gab den Film "Kalender Girls", warum also nicht auch Marina und Julia und Michael aus Katzwang?

Sie wollten alles richtig machen: Die Eltern wurden informiert, der Pfarrer nach passenden Bibelstellen befragt. Wer unter 18 war, musste die schriftliche Einverständniserklärung der Eltern beibringen.

Ein paar Mitglieder im Kirchenvorstand fanden nackte Frauen in der Kirche anstößig, doch das war die Minderheit.

Und so fotografierten sie: König David, der heimlich eine Frau beim Bade beobachtet, inszeniert als Spanner in der Sauna. Die Hure Rahab, wartend in Dessous in einer Moteltür. Salome trägt Stringtanga und Bodypainting statt ihrer biblischen sieben Schleier.

"Das ist doch sehr schön geworden", sagt der russische Reporter in Wiests Wohnzimmer, und es ist nicht ganz klar, ob er ehrlich sein wollte oder höflich.

Für den 2. Advent war eine Ausstellung in der Kirche geplant. Wiest informierte die Lokalpresse und richtete eine Internet-Seite ein: Bibelkalender.de. Die Jugendlichen überlegten, ob sie nicht zusätzlich eine Anzeige schalten müssten. Womöglich kommt sonst keiner, dachten sie. Der Pfarrer redete mit dem evangelischen Pressedienst und dem "Sonntagsblatt". Am nächsten Tag erhielt er einen Anruf von der "tz" in München. "Wieso interessieren Sie sich denn für unseren Kalender?", fragte der Pfarrer. Er konnte es kaum glauben: München, 150 Kilometer weg.

Dann brach der Internet-Server zusammen. Eine Reuters-Meldung über den Bibel-Nacktkalender war weltweit gelaufen, unter Angabe der Internet-Adresse. Das brachte in drei Tagen sechs Millionen Zugriffe auf die Seite, die gesamte Erstauflage von 2000 Kalendern war verkauft, 12,50 Euro das Stück. Die nächsten 3000 sind auch schon so gut wie weg, vergangene Woche nahm Wiest das Bestellformular vom Netz - noch mehr Kunden können sie nicht verkraften.

Wiest gab Interviews für die BBC, für das kolumbianische Radio und Dutzende deutscher Stationen. Es gab Bestellungen aus Korea, Indien und den USA. Es gab Streit im Kirchenvorstand, Anfeindungen fundamentalistischer Christen und Kritik des katholischen Bischofs. Vergangenen Donnerstag gab die Kirchengemeinde eine Erklärung ab: Niemand habe je die religiösen Gefühle anderer verletzen wollen.

Fernsehteams rückten an. Erst Bayern 3 und das ZDF. Dann ProSieben, Sat.1, RTL, alle filmten das Gleiche: Models, möglichst Frauen, beim Kalenderdurchblättern, der Pfarrer vor der Kirche, die Internet-Seite. Ein TV-Team wollte die Eva-Darstellerin überreden, das mit dem Foto in der Kirche noch einmal nachzustellen. Nackt, versteht sich. Eva lehnte ab.

Mittlerweile haben sich die Jugendlichen organisiert: König David macht den Pressesprecher, Frau Lot, die Salzsäule aus dem April, kontrolliert die Bankauszüge. Etwa 40.000 Euro wird der Kalender einspielen.

In Nürnberg-Katzwang sind die Models jetzt ein bisschen berühmt, und es scheint, als sei ihnen sogar gelungen, was sie sich am Anfang vorgenommen hatten: Menschen für die Bibel zu interessieren.

Auf dem Gymnasium jedenfalls hat die neunte Klasse ihren Religionslehrer überredet, die Bibelstellen aus dem Kalender im Unterricht zu besprechen. Die Jungs hatten entdeckt, dass Julia aus der 13. die heiße Blonde vom Oktober ist.

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Doch so neu ist der Nuernberger Einfall nicht. Schauen wir einmal, was Michelangelo in einem der Fresken in der Allerheiligsten Kapelle des Christentums, in der Vatikanischen Sixtina, in der die Paepste gewaehlt werden, an die Decke gemalt hat, und nicht nur das, wie man sich in entsprechenden Bildbaenden ueberzeugen kann.


Suendenfall und Vertreibung aus dem Paradies


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Da kann der Jahreskalender 2006 des Wiener Janineums, Frauen in der Kirche - vom Mittelalter bis in die Neuzeit nur schwer populistisch gesehen mithalten. Er zeigt Mary Ward, die Gruenderin der Congregatio Jesu, der englischen Fraeuleins, die Sozial-Politikerin Hildegard Burjan, die Heiligen Ursula Ledochowska, Gianna Beretta Molla, Bernadette Soubirous, Magdalena Sophie Barat, Maria Goretti, Theresa Benedikta vom Kreuz - Edith Stein - Patronin von Europa, Theresia vom Kinde Jesu, Maria Restituta Kafka, Rosa von Lima, Faustyna Kowalska und am Cover Schwester Teresa.


Ich sehe es so: das eine eine kommt ohne das andere nicht aus. Beides wirkt im Leben, das Profane und das Heilige.
Eva mit dem Apfel und dem Feigenblatt ist die biblische Metapher, die den Suendenfall erinnern soll. Es ist aber nicht einzusehen, was am weiblichen Eros so schlecht sein sollte. Ebenso wenig verstehe ich die Untersagung der Erkenntnis, die eng mit diesem biblischen Raetsel der Verdammnis verbunden ist. Beides hat in der katholischen Kirche immer wieder lebensfeindliche Verkrustungen hervor gebracht.
Mutter Theresa andererseits hat vielen elend am Rande dahin Vegetierenden das Ueberleben ermoeglicht und ihnen die menschliche Wuerde zurueck erobert.
Beides gefaellt mir, das Profane und das Heilige, und es waere dumm das eine oder das andere oder gar beides zu leugnen.

Die Kirche wird sich der Emanzipation der Frauen ohnehin stellen muessen, oder scheitern. So wie sie an der Aufklaerung, an den Naturwissenschaften und an der entfalteten Moderne nicht vorbeigekommen ist, wird sie auch die modernen Menschenrechte akzeptieren muessen.

24.12.2005


Der Herausgeber wuenscht all den Lesern des Electronic Journal Literatur Primaer ein frohes Fest Weihnachtsfest 2005.

siehe Evangelium Lukas, Die Geburt Jesu: 2,1 - 10

SPIEGEL- ONLINE


Pop-Phänomen Matisyahu - Cool und koscher


Von Thomas Winkler

Ein jüdisch-orthodoxer Rapper im dunklen Anzug mit Rauschebart und schwarzem Hut? Kurios, aber wahr. Der 26-jährige New Yorker Matisyahu ist ein Pop-Phänomen mit einer göttlichen Mission: In seinen spirituell aufgeladenen Shows trifft Bob Marley auf den Messias.

Schwierig sei es, sich auf Tournee zu begeben und dabei koscher zu bleiben, erzählt der 26-jährige New Yorker mit sanfter, gänzlich ironiefreier Stimme. Der Manager sei auf jeden Fall gut beschäftigt momentan, die Ernährung seines Stars zu gewährleisten. Ansonsten aber läuft die Karriere prima: Beim abendlichen Auftritt Ende November, dem ersten und bis auf weiteres auch erst einmal einzigen in Deutschland, ist die Berliner "Kalkscheune" gut gefüllt, wenn auch zum Großteil mit geladenen Vertretern der Medien.

Sie sind gekommen, um ein Kuriosum zu bestaunen: Auf der Bühne steht ein chassidischer Jude in dunklem Anzug, mit schwarzem Hut und dichtem Rauschebart, der über mitreißendem Roots Reggae nicht über Marihuana und die Freuden des Fleisches singt, sondern den Herrn lobpreist. Dabei wirkt der nahezu zwei Meter große Schlacks schüchtern, fast ein wenig verklemmt. Es gibt keine Ansagen zwischen den Stücken, kaum Kommunikation mit dem Publikum, nicht einmal ein kleines "Hallo". Aber manchmal überfällt sein Gesicht ein glückseliges, entrücktes, ja durchaus erleuchtetes Lächeln, und wenn sich der Offbeat zum Toben steigert, beginnt Matisyahu im Rhythmus zu hüpfen, als wollte er seinem Gott noch näher kommen.

Früher sprang er so verzückt gar mitunter ins Publikum, aber das Stage-Diving hat ihm mittlerweile sein Rabbi untersagt. Zwar verbietet die Thora nicht ausdrücklich, sich von einer Bühne zu stürzen, aber zu den exakt 613 Pflichten, die der fromme Jude nach Möglichkeit einzuhalten hat, gehört auch, dass ein Mann nur die Frau berühren darf, mit der er verheiratet ist. Weil eine weitere Regel festlegt, dass ein Mann nur seine Ehefrau singen hören darf, muss Matisyahu auch auf einen Background-Chor verzichten. "Es ist schwierig für mich", sagt ein im Gespräch eher unverbindlicher Matisyahu, "mich in einer Welt aufzuhalten, in der nicht jeder versteht, wie ich lebe."

Daran, dass das Verständnis größer wird, arbeitet er ganz aktiv: "Es ist Teil meines Jobs, der Welt einige Aspekte des Judentums näher zu bringen. Dazu versuche ich das, was ich über Gott und das Judentum weiß, so zu verpacken, dass es leichter erfahrbar und verständlich wird". Die Mischung aus Marley und Messias hat unerwarteten Erfolg: Matisyahus Debütalbum "Shake off the Dust... Arise", im vergangenen Jahr nur in in den USA erschienen, verkaufte sich gut 50.000 Mal, die neue CD "Live at Stubb's", die nun auch hierzulande heraus kommt, hat bereits über 100.000 Einheiten abgesetzt.

Der Erfolg, sagt er, habe ihn nicht überrascht, denn schließlich ist die Musik "genau das, was Gott für mich wollte. Wenn man das Gefühl hat, den Willen Gottes auszuführen, gibt es keine Hindernisse und keine Beschränkungen mehr. Wenn Gott es will, dann geschieht es." Der Weg zum Erfolg allerdings verlief keineswegs geradlinig: Geboren als Matthew Miller durchlebte Matisyahu eine rebellische Kindheit, schmiss Schulen und Drogen, reiste zuerst als "Dead Head", einer der eingeschworenen Fans der Hippie-Rockband Grateful Dead durchs Land. Auf einer Israel-Reise entdeckte er schließlich seine jüdischen Wurzeln. Nach der Erleuchtung schnitt er sich die Dreadlocks ab, nahm seinen hebräischen Namen an und ließ sich einen Bart stehen. Seitdem trägt er die schwarze Kluft des orthodoxen Juden, betet mindestens drei Mal täglich und lebt im ultra-orthodoxen Viertel Crown Heights ein gottesfürchtiges Leben mit Frau, Kind und koscherer Ernährung.

Wenn er nicht gerade auf Tournee ist, studiert er tagsüber zehn Stunden lang die Thora und rappt abends zu Ehren des Allmächtigen. In seinen Texten zitiert er ausgiebig die Bibel. Musikalisch allerdings erinnert nur die eine oder andere Melodieführung, vielleicht mal ein getragenes Intro an die religiösen Gesänge der Rabbis. Meist aber klingt seine Band wie ein jamaikanischer Direktimport. Matisyahu benutzt das traditionelle Toasting jamaikanischer DJs, singt wie der von ihm verehrte Bob Marley und betätigt sich sogar mit einiger Meisterschaft als Human Beatbox.

So abstrus diese Fusion auf den ersten Blick erscheinen mag, für Matisyahu ist sie nahe liegend. Reggae mag keine jüdische Musik sein, aber auch die Texte der Rastas, hat er festgestellt, sind gespickt mit Zitaten und Symbolen aus dem Alten Testament. Und tatsächlich: Hört man Matisyahu zu, hört den alttestamentarischen Furor, mit dem er bisweilen den lieben Gott besingt, scheint die Verknüpfung ausgesprochen organisch.

Harris und seinen Mitstreitern geht es darum, eine positive jüdische Identität zu vermitteln - "im Gegensatz zu einem Woody Allen, der sich immer lustig machte über sein Judentum". Da bricht sich zum einen ein neues jüdisches Selbstbewusstsein Bahn, aber vor allem befriedigt Matisyahu das in der modernen Konsumgesellschaft zunehmend wachsende Bedürfnis nach Halt und spiritueller Führung. Christlicher Rock und Pop sind in den USA längst ein Milliardengeschäft und auch hierzulande nicht mehr zu vernachlässigen. Deshalb glaubt Harris, dass auch Musik mit jüdischen Inhalten ein Marktsegment mit Wachstumspotential darstellt, denn "die Menschen suchen nach Wahrheiten, nach Glück".

Sonnblick - Wetterreport

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METEODAT Wetterstationen - Observatorium Sonnblick

Fenster von Luneville - Dezember 2004

Dezemberchronik 1945


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