Bild Otto von Freising
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Otto von Freising, Weltgeschichte

Pergament-Handschrift österreichischer Herkunft von ca. 1175/1180. Cod. Admont.164

Der Kodex umfaßt 126 Blätter im Format 44x31 cm mit je 32 Zeilen auf Blindlinien, die mit einem Metallstift in das Pergament eingedrückt wurden. Die Entstehungszeit der Handschrift läßt sich relativ genau festlegen, weil eine in den Text eingefügte Liste der Päpste von erster Hand bis auf Alexander III. geführt wurde, dessen Pontifikat von 1159 bis 1181 reichte. In diesen Jahren am ehesten wohl um 1 175 - muß also die vorliegende Abschrift des "Chronicon" entstanden sein.

Otto von Freising (um 1110/1115-1158) war ein Sohn des späterhin heiliggesprochenen Markgrafen Leopold III. von Österreich und ein Onkel von Kaiser Friedrich Barbarossa. Nachdem er in Paris bei den größten Gelehrten dieser Zeit studiert hatte, trat er in das Zisterzienserkloster Morimond ein und wurde bald zu dessen Abt gewählt. 1138 wurde er zum Bischof von Freising bestellt. - Als hervorragender Geschichtsschreiber und Geschichtsphilosoph hatte Otto als erster die Denkweise scholastischer Gelehrsamkeit nach Deutschland verpflanzt. Mit seinem Hauptwerk"Chronicon sive De duobus civitatibus" ("Weltgeschichte oder Die zwei Staaten") schuf er eine Weltchronik von außerordentlicher Bedeutung und Nachwirkung.

Unter dem Einfluß der Zwei-Staaten-Lehre des Augustinus (Gottesstaat und irdische Staatsordnung im ständigen Widerstreit) und der Geschichtsperiodik des Historikers Orosius (5. Jahrhundert) teilte er die Weltgeschichte in vier große Epochen ein, als deren letzte er das mit Karl dem Großen einsetzende und dann auf die deutschen Kaiser übergehende "lmperium christianum" ansah. Dieses sollte den Gottesstaat in harmonischer Verbindung von geistlicher und weltlicher Gewalt zunehmend verwirklichen und dann in das bevorstehende Weltende einmünden.

Johann Tomaschek

 
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