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"Eine sophistische Kunst, seiner Unwissenheit, ja auch seinen vorsätzlichen Blendwerken den Anstrich der Wahrheit zu geben, dadurch, dass man die Methode der Gründlichkeit, welche die Logik vorschreibt, nachahmt und ihre Topik zur Beschönigung jedes leeren Vorgebens benutzt." Nach Kant wird auch die allgemeine Logik zu einer Logik des Scheins, wenn sie vorgibt, mit Hilfe ihrer Operationen den Inhalt der Erkenntnis erweitern zu können, das heisst unabhängig von Erfahrung zu Erkenntnissen und sogar zu transzendenten Erkenntnissen zu gelangen. Dass dies eine grundlose Annahme ist, zeigt Kant in seiner "transzendentalen Dialektik", worunter er eine "Kritik des dialektischen Scheins" versteht, eine "Kritik des Verstandes und der Vernunft in Ansehung ihres hyperphysischen Gebrauchs", d.h.: sofern sie sich übernatürlicher Erkenntnisse rühmen.
Für Schleiermacher ist die Dialektik wieder die metaphysische Forschungsmethode, Hegel macht die Dialektik zur Methode seiner Philosophie; sie ist zugleich nichts anderes als die Entwicklung der Begriffe nach eigener innerer Gesetzmässigkeit (von der Thesis zur Antithesis und weiter zur Synthesis) und, da in den Begriffen das Sein gegeben ist, die Entwicklung des Seins überhaupt. "Relative Opposition, opponierte Relation ist der eigentliche Charakter des dialektischen Widerspruchs; das heisst, indem jeder Begriff über seine logische Isoliertheit hinaus in den Zusammenhang gesetzt wird mit dem von ihm ausgeschlossenen Denkinhalt, muss dieser jetzt als sein Widerspruch erscheinen, der ihn zugleich doch erzeugt" (Max Adler).
Die Dialektik des Seins offenbart sich im Werden. Karl Marx übertrug die die dialektische Methode Hegels auf die Betrachtung der ökonomischen Verhältnisse, wo er einen Antagonismus, einen sozialen Kräftewiderstreit konstatierte.
Heinrich Schmidt
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