Bild Anselm von Canterbury
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Anselm von Canterbury wurde 1033 als Sohn adeliger Eltern in Aosta geboren. Mit 27 Jahren trat er 1060 als Novize in den Orden des heiligen Benedikt in die Abtei Bec ein. Drei Jahre später wurde er zum Prior dieses Klosters ernannt und 1078 zum Abt gewählt und geweiht.

Unter Anselms Leitung wurden Schule und Konvent zu Bec eine Stätte hoher Gelehrsamkeit und Spiritualität. Dem benediktinischen Bildungsideal in litteris et virtutibus verlieh er klassische Gestalt und Ausdruck. Textarbeit und begriffliche Anstrengung, Grammatik und Dialektik holten nicht nur die philosophische Tradition ein, sondern verarbeiteten sie zu neuem zeitgemässen Wissen. In den Disziplinen des Triviums, der Grammatik, der Rhetorik und Dialektik, also in den artes liberales sah er die Grundlage der Ausbildung und wurde so ein Wegbereiter der scholastischen Renaissance.

Nach dem Tode von Lanfranks 1089 blieb der Bischofsstuhl von Canterbury vakant. Erzbischof Mauritius von Rouen ermutigte Anselm zur Übernahme des Amtes. Im September 1093 leistete er dem König den Lehenseid, wurde am 25.desselben Monats inthronisiert und am 4.Dezember durch den Bischof von York zum Bischof geweiht.

Als Primas der in 15 Diözesen gegliederten Kirche kämpfte er im englischen Investiturstreit um die Freiheit und Unabhängigkeit von der Krone.

Auf dem Hoftag und der Synode zu Rockingham 1095 verlangte Anselm von König Wilhelm II. und von den Bischöfen die Anerkennung des Papstes Urabn II. Dieses Verhalten widersprach den "norman cusans", nach denen der König die Beziehung zu Rom regeln sollte. Anselm weigerte sich, das vom Papst übersandte Pallium aus den Händen des Königs zu übernehmen und bekleidete sich selbst am 10.Juni 1095 mit dem auf dem Altar seiner Kathedrale niedergelegten Zeichen seiner bischöflichen Würde. Er forderte erneut die Freiheit der Kirche, sowie den freien Verkehr mit Rom.

Damit begann ein wechselvolles Leben von Exil und Wiederberufung. Es bahnte sich Ausgleich an. Der König bestand zwar auf den Lehenseid, doch verzichtete er auf das Inevstiturrecht.

1106 kehrte Anselm nach England zurück. Auf dem Hoftag zu Westminster, August 1107, wurde mit dem Konkordat von London der Investiturstreit beendet.

1109 stirbt Anselm in Canterbury.

Über die Freiheit des Willens

  1. Das Vermögen zu sündigen gehört nicht zur Freiheit des Willens.
  2. Dennoch sündigten Engel und Mensch durch dieses Vermögen und durch freien Willen. Sie konnten sich zwar zum Knecht über die Sünde machen, aber die Sünde konnte nicht Herr über sie sein.
  3. Sie besassen freien Willen, auch nachdem sie sich zu Knechten der Sünde gemacht hatten. Worin besteht der freie Wille ?
  4. Von dem Vermögen, die nicht besessene Rechtheit zu bewahren.
  5. Keine Versuchung zwingt einen, unfreiwillig zu sündigen.
  6. Von der Macht unseres Willens gegen die Versuchungen, trotz einer scheinbaren Ohnmacht
  7. Der Wille ist stärker als die Versuchung, auch wenn er dieser erliegt.
  8. Selbst Gott kann dem Willen die Rechtheit nicht nehmen.
  9. Nichts ist freier als ein rechter Wille.
  10. Der Sünder als Knecht der Sünde. Wenn Gott dem Ungetreuen die Rechtheit wiedergibt, ist dies ein grösseres Wunder, als wenn er einem Toten das Leben wiedergibt.
  11. Diese Knechtschaft hebt nicht die Willensfreiheit auf.
  12. Warum es angemessener ist zu sagen: "Der Mensch ist frei, auch wenn er die Rechtheit nicht besitzt", weil sie ihm nicht gewonnen werden kann, wenn / er sie besitzt- als : "Der Mensch ist Knecht, auch wenn er die Rechtheit besitzt" - weil er sie von sich aus nicht wieder gewinnen kann, wenn er sie nicht besitzt.
  13. Die vollständige Deifinition der Willensfreiheit lautet: "Das Vermögen, die Rechtheit des Willens um ihrer selbst zu bewahren."
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