Bild Die Mitteilung göttlicher Weisheit
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Begriffe der übernatürlichen Offenbarung

Offenbaren heisst unbekannte und ausserbewusste Wahrheiten mitteilen. Offenbarung ist nach Andreas Schill, Professor der Theologie an der Universität Freiburg am Beginn unseres Jahrhunderts, die übernatürliche Mitteilung übernatürlicher Wahrheiten an das vernünftige Wesen durch Gott.

Die objektiv und der Substanz nach übernatürlichen Wahrheiten nennt man Geheimnisse, die Mysterien. Zu ihnen zählen die Trinität, die Inkarnation, die heiligen Sakramente der Kirche.

Die Griechen verstanden unter Mysterien jene Lehren und symbolischen Gebräuche, die dem Volke verborgen und nur den Eingeweihten zugänglich waren. Die Kirchenväter verstanden darunter den Gesamtinhalt des christlichen Glaubens und Kultus.

Die subjektiven, relativen übernatürlichen Wahrheiten können an sich ohne Offenbarung erkannt werden und sind damit von einigen Intelligenzen auch tatsächlich begriffen worden und nach geschehener Offenbarung für niemanden mehr unverständlich.

Der Form nach unterscheidet man unmittelbare und mittelbare übernatürliche Offenbarung. Die unmittelbare Offenbarung geschieht an einzelne Personen und besteht in der übernatürlichen Vermittlung von Wahrheiten mit dem Auftrage, sie andern im Namen Gottes mitzuteilen.

Die Mitteilung der Wahrheit von seiten Gottes geschieht entweder äusserlich durch äussere sinnliche Formen, so wurde etwa dem Propheten Daniel durch die Schrift an der Wand Mitteilung gemacht, oder durch sinnliche Bilder in der Phantasie. Ebenso geschieht Mitteilung durch eingegossene Weisheiten, wie sie etwa Salomon oder die Aposteln zuteil wurden.

Die Erkenntnis der mitgeteilten Wahrheit von seiten des Menschen kommt durch die Inspiration oder durch das prophetische Licht zustande; durch dasselbe erkennt der Prophet die mitgeteilte Wahrheit objektiv klar und distinkt, er erkennt sie als göttlich mitgeteilte und anderen im Namen Gottes mitzuteilende Wahrheit.

Die mittelbare Offenbarung ist die Verkündigung der unmittelbar geoffenbarten Wahrheiten an die Menschen durch den von Gott gesendeten beglaubigten Propheten.

Nach Augustinus ist es ein Gnadenakt Gottes, den Menschen in den Zustand des Glaubens zu versetzen, auf den er selbst keinerlei Einfluss nehmen kann, so wie auch die Offenbarung aus der alleinigen Gnade Gottes ohne Zutun des Menschen ergeht.

 
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