Bild Irrlehrer, Ketzer und Hexen
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 Über die Ketzer schrieb Thomas von Aquin in seiner Summa Theologica 1274:

 "Die Ketzerei ist eine Sünde, durch welche man verdient, nicht nur von der Kirche durch Exkommunikation, sondern auch von der Welt durch den Tod ausgeschlossen zu werden. Bleibt der Ketzer bei seinem Irrtum, so soll die Kirche es aufgeben, ihn zu retten, und soll für das Heil der übrigen Menschen sorgen, indem sie ihn durch ein Exkommunikationsurteil aus ihrem Schoss ausschliesst, das übrige überlässt sie dem weltlichen Richter, damit er ihn durch den Tod von der Erde verbanne."

 Die Verfolgung der Ketzer und Häretiker, der im Glauben fehlgegangenen, die Gebote des Glaubens verletzenden gehört zur dunklen Seite des Katholizismus, die erst ab der Mitte des 19.Jahrhunderts offen und das volle Ausmass umfassend betrachtet werden kann.

 Die Verbrennung von Schriften und Tötung von Menschen, die eine andere Auffassung des Glaubens vertreten haben, gehört über lange Zeit hinweg zur institutionellen Tradition der Kirche und der ihr verbundenen öffentlichen Gewalt.

 Wicliffs Schriften wurden dem Scheiterhaufen überantwortet, Hus und seine Anhänger vernichtet, die Hugenotten verfolgt. Am 1.Juli 1523 wurden auf dem Marktplatz von Brüssel zwei Augustinermönche, die der protestantischen Orientierung anhingen, öffentlich und feierlich verbrannt. Die christliche Majestät Kaiser Karl V. veranlasste höchstpersönlich am Beginn der Gegenreformation die Reorganisation der niederländischen Inquisition. Eben diese habsburgische Majestät hatte die ersten Sklavenhandelsverträge für die Verschiffung von Schwarzafrikaner in die überseeischen Kolonien unterzeichnet. In Spanien wurde eine furchtbare staatliche und kirchliche Inquisition ausgeübt, die unzählige Opfer forderte. Der Kampf von Reformation und Gegenreformation eskalierte schliesslich im dreissigjährigen Krieg, der halb Europa verwüstete.

 Manchmal erwischte es auch Eiferer aus den eigenen Reihen. So musste der Fanatiker Savonarola 1498 den Weg zum Galgen antreten. Die Leiche wurde verbrannt.

 Aus seiner Zeit stammt auch der Malleus maleficarum, besser bekannt als der Hexenhammer, eine Anleitung zur Verfolgung von Hexen und Ketzern und wie man diese dazu bringt, ihre vermeintliche Schuld einzugestehen, die in ihrer Argumenation mehrmals die Schriften des Hl.Thomas als Authorität anruft. Dieses Werk und die Ketzerbulle des Papstes Innozenz VIII sollten in den kommenden Jahrhunderten noch Schlimmes anrichten. Bis ins erste Drittel des 17.Jahrhunderts brannten die Scheiterhaufen und Hexenfeuer. Verschont blieb niemand und so mancher protestantisch denkender katholischer Priester ging ebenso diesen Weg. Die Kirche wird ihre nachtdunkle Seite nicht vergessen machen können. Der Makel der Gewalt gegen anders Denkende, gegen anders Gläubige ist auch in ihre Geschichte eingeschrieben.

 Im Rückblick auf das 20.Jhdt. muss jedoch festgestellt werden, dass die materialistischen und atheistischen politischen Systeme unserer Zeit den inquisitorischen Terror und die damit verbundene Inhumanität bei weitem übertroffen haben, und vor allem um ein ungeheures Mass an Menschenverachtung angereichert haben.

Gerade im Bereich der Wissenschaften hat die Kirche historisch gesehen ihr Gesicht verloren und die Rechtfertigung von inquistorischen Massnahmen gegenüber den Verfechtern der wissenschaftlichen Wahrheit aufgeben müssen. Galilei musste sie rehabilitieren. Eine Rehabilitation des Wissenschaftlers Giordano Bruno steht noch immer aus. Die Feindlichkeit gegenüber neuen Erkenntnissen in den Wissenschaften, der damit verbundene Index der verbotenen Bücher, der nicht nur gottloses und ketzerisches unter Verschluss und Leseverbot stellte, hat der christlichen Idee und deren Glaubwürdigkeit schweren Schaden zugefügt.

Eine weitere wichtige Ebene betrifft das Verhältnis zu den Weltreligionen, die in unterschiedlichen Phasen der
Entwicklung der katholischen Kirche als Irrlehren verdammt wurden. Auch gilt es, die Sehweise des Barock nicht anzuwenden, sondern eben von Verständnis wie auch vonToleranz gegenüber dem Andersgläubigen auszugehen.
Hinzuzufügen ist, dass erst nach Abschluss der Admonter Fresken von Joseph II. 1781 das Toleranzpatent erlassen wurde, das erst einmal den Evangelischen die freie Religionsausübung zusicherte. 1782 wurde das Patent auf die jüdische Religion ausgedehnt.
  

Das Verderbnis des Antisemitismus

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