Bild Magie
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Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heissem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Heisse Magister, heisse Doktor gar
Und ziehe schon an die zehen Jahr
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum -
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel -
Dafür ist mir auch alle Freud entrissen,
Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
Auch hab ich weder Gut noch Geld,
Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt:
Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund,
Dass ich nicht mehr mit sauerm Schweiss
Zu sagen brauche, was ich nicht weiss,
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält
Schau alle Wirkenskraft und Samen
Und tu nicht mehr in Worten kramen.

Johann Wolfgang Goethe ; Prolog Faust, erster Teil


Der junge Goethe ist ein Zeitgenosse der Bibliothekserbauer. Auch er ist noch vom Barock geprägt, selbst wenn er sich auf dem Wege zu einer klassischen Klärung der Weltschau befindet. Er verbündet in seinem Faust die Wissenschaft nicht mit der Ethik, er wählt das Bündnis mit der schwarzen Magie, mit dem Teufel und den Geistern der heidnischen Kultur. So ist der Faust eine Verkehrung des Bibliotheksthemas und ist doch ebenso zutiefst Ausdruck barocken Denken und Fühlens. Man weiss, dass man auf dem Weg ist und die Seele des Wanderers einer letzten Prüfung unterzogen werden. Auch Goethes Faust ist auf die letzten Dinge hin gerichtet.

Versuchen wir ein wenig über den realen Hintergrund des Schwarzmagiers Faust, dessen historisches Vorbild an der Universität Krakau noch Schwarze Magie, und das war im 16.Jahrhundert noch Lehrfach dieser Universität, unterrichtete, nachzudenken.

Alchemisten beschäftigten sich mit der Verwandlung von Stoffen, und manchmal explodierte eine gefährliche Mischung, die auf dem Athanor erhitzt wurde und dann hiess es nicht, das wäre ein Betriebsunfall gewesen sondern eher, dass den Alchemisten der Teufel geholt hat.

Was sind diese alchemischen Formeln und Zeichen, was denn die Symbole der magischen Zusammenhänge? Sind sie nicht auch Notationsweisen einer noch nicht entwickelten Chemie ?

Doch unerklärlich die Hinwendung zum Satan. Warum musste man sich mit ihm verbünden, um Wissen zu erlangen?

Wir wissen leider zu genau, dass auch esoterische Sekten unserer Zeit dem nicht abgeneigt sind. Aber ist die Schwarze Magie Blendwerk des Teufels gewesen, oder brachten bestimmte Menschen einfach mehr Gspür für Phänomene auf, die wir heutigen mit naturwissenschaftlichem und nicht eingeschränktem Blick für selbstverständlich erklärt haben? Was ist dieser eigenartige Hexenwahn, der Teile der Kirche zeitweise in eine strafende Furie verwandelte ? Waren es nicht auch Frauen, die mehr von Pflanzen und ihren Wirkungen verstanden als andere, die da auf den Scheiterhaufen gehen mussten.? Warum wurde der Drang nach Wissen als Sündenfall angesehen, bis hin zu den Prozessen gegenüber jenen Wissenschaftlern, die heute als leuchtende Erkenner gelten? Giordano Bruno wurde verbrannt. Das Urteil ihm gegenüber, war allerdings eigenartig. Er wurde wegen Hinanhaltung von Wissen angeklagt und verurteilt. Wollte man aus dem galaktischen Seher noch ein Bekenntnis zum Bündnis mit dem Teufel herausquaelen?

Wer den Inhalt der Admonter Bibliothek kennt, mag allerdings die Wissenschaftsfeindlichkeit der Kirche nicht völlig glauben. Zuviel an naturwissenschaftlichen Werken ist hier versammelt und bedeutete Wissenschaft nicht auch einmal, in der Natur zu lesen, in Gottes Buch zu lesen. Es gab da Jesuitenwissenschafter wie Kircher,die sowohl einen Fortschritt in der Offenbarung wie auch in der Wissenschaft erkennen wollten und damit dem Widerspruch von Dogma und augenscheinlicher Erkenntnis zu entgehen hofften.

Andererseits gibt es da die geifernden Inquisitoren, die sich angesichts lohender Autodafes ihrer Frömmigkeit versicherten.

 
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