Bild Obersteiermark
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Die Nordseite des steirischen Ennstales bilden die aus dem Mesozoikum stammenden Nördlichen Kalkalpen. Eine doppelte Wasserscheide leitet in das nach Norden und Westen stark abgeschlossene Quellgebiet der oberösterreichischen Traun ab. Hier befindet sich auch das steirische Salzkammergut, das als der regenreichste Teil des Landes gilt.

Die nach Südwesten verlaufenden Urgebirgszüge bilden das Palten- und Liesingtal, wie auch das obere steirische Murtal. Die niederen Tauern reichen bis in die tiefe Furche der Walder Höhe. Der eiszeitliche Ennsgletscher schob einen Arm bis nahe dieser Höhe und schuf einen gleichen Taltrog wie im Haupttale.

Das Ennstal öffnet sich nach dem Osten und tritt im Gesäuse in ihr unwegsames Durchbruchsgebiet ein. Nordöstlich von dieser Linie schliessen sich dem Urgebirge die Eisenerzer Schieferalpen mit ihrem Metallreichtum an und östlich vom Prebichl übernehmen die breiten Stöcke der Niederösterreichisch-Steirischen Kalkalpen die Wasserscheide zwischen der Mur und den nördlichen Flüssen.

Wie weiter westlich die Rottenmanner Tauern und die Walder Höhe, so vermittelten hier der Prebichl und die über ihn führende Eisenstrasse und der Seeberg die Verkehrslage, die die Längstäler der Enns und ihres Nebenflusses Salza der Steiermark angliederte. Das Land westlich des Mandlings und der Predlitzer Enge steht seit Römerzeiten unter dem Einfluss der Nordsüdstrasse und war ein Durchzugsgebiet zwischen Salzburg und Venedig. Erst die modernen Verkehrswege knüpften es an den Osten an.

Im Norden ist die Steiermark vom Dachstein bis zum Wechsel durch Gebirgszüge begrenzt, die nur wenige Strassen und auch heute noch wenige Bahnen durchqueren oder überschreiten.

Diese gute und natürliche Grenze hält sich zumeist an den Wasserscheiden, abgesehen von den Flussdurchbrüchen in der Mariazeller Gegend , die in der Gesteinsbeschaffenheit und deren Bruchlinien eine besonders zerstückelte, durchgängige Landschaft bewirken.

Das Ennsland ist mehr mit dem Kern der Steiermark verknüpft als mit den Nachbarländern. Es bildet ein Gebiet von besonderer Eigenart. Der höchste Teil der Steiermark gehört überwiegend den Kalkalpen an. Es ist feuchten Winden ausgesetzt und leidet teilweise an Versumpfung. Sowohl am Frauenberger Ennsboden wie im Rottenmanner Gebiet liegen Hochmoore, die teilweise auf der Ennsseite in Form von Torfstecherei nach wie vor wirtschaftlich genutzt werden.

Der Mineral- und Erzreichtum begründete ein langandauernde Bergbautradition, die jedoch mit Ausnahme des Salzabbaues im Kammergut in diesem Jahrhundert ihr Ende gefunden hat. Die Vieh- und Waldwirtschaft ist weit verbreitet. Die industrielle Entwicklung stagniert vor allem in den letzten Jahrzehnten. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen die Region zu kämpfen hat, sind dem entsprechend gross.

Die Kreuzung des Ennstales mit dem Paltental- und der Phyrnstrasse hatte die frühere Blüte von Rottenmann und Liezen hervorgerufen. Der zentrale Bahnknotenpunkt hat dem Ort Selztal keine weiteren wirtschaftlichen Vorteile verschafft. Heute ist Liezen der zentrale Handels- und Wirtschaftsplatz. Die sonst wichtigen Orte des Ennstales, auch die alten Bergbauorte sind nur mehr lokale Markt- und Verkehrspunkte. Fremdenverkehr konnte sich bloss in den westlichen und nördlichen Schigebieten durchsetzen.

Nächst Admont liegt das wildromantische Gesäuse, in dem die westwärts strebende Enns die Kalkalpen durchbricht, um dann nach Norden, nach Oberösterreich zu fliessen.

Die Schilderung im Steiermärkischen Hand und Reisebuch aus dem Jahre 1926 ist wohl auch heute noch zutreffend:

Das Gesäuse ist ein über die Grenzen Österreichs hinaus bekanntes Engtal, das die wildschäumende Enns in die Massen der ungeheuren Kalkberge eingegraben hat. Vier Wegstunden lang kann man hier das prächtige Naturschauspiel eines in seiner Art einzigen Flussdurchbruches bewundern. Das Gesäuse ist keine Klamm im gewöhnlichen Sinn des Wortes; man wandert wohl stellenweise durch grossartige Talengen, nie aber zwischen erdrückenden Mauern, durch die sich das Wasser in den Klammen hindurchzwängt. Aber gerade daran liegt das reizvolle des Gesäuses, dass man vom Weg aus nicht nur kahle und erdrückende Felswände, sondern immer grössere Berggruppen in der erhabenen Majestät ihrer Gesamtwirkung bewundern kann und dass unter diesen, knapp an der Strasse, lichte Waldbestände den tosenden Fluss umsäumen. Zu diesen Naturschönheiten gesellen sich in wohlangepasster Form die technischen Kunstwerke des Bahn- und Strassenbaus, die sich in kühner und geistreicher Anlage neben der Enns einen Platz erobert haben. Der steingrüne Fluss mit seiner milchweissen Gischt, die hellen und dunklen Waldbestände, die schimmernden Kalkgebirge mit ihren blauschattigen Schründen, die weisse Kalksteinstrasse und der blaue Himmel bieten ein unvergleichlich frisches Farbenbild.

Admonts Lage darf mit Recht als schön bezeichnet werden. Im breiten, sonnbeschienen Tal, das sich hier zu einer ansehnlichen Ebene erweitert, liegt der Markt, an das grossartige Stift und die von zwei vornehm geformten, schlanken Türmen überragte Kirche gereiht. Ringsum ist das herrliche Tal von einer überwältigend schönen Grenzmauer umgeben, gebildet aus riesenhaften, weisschimmernden Kalkbergen. Ähnlich wie in Salzburg wirkt hier dieser Gebirgsrand ungemein mächtig, aber nicht erdrückend, da die ziemlich grosse Ennsbodenebene dazu ein angenehmes Raumverhältnis schafft. Einen unvergleichlichen Anblick gewähren vor allem die schroffen, zerrissenen Haller Mauern im Norden, an die sich im Osten der majestätische Buchstein, rechts davon der Bruckstein und Himberstein anschliessen. Gegen Südosten reiht sich daran die mächtige Hochtorgruppe mit ihrem ungeheuren, 700 - 800 m hohen Nordabsturz und der formschöne Reichenstein mit dem Sparafeld, während im Süden die bewaldeten Kuppen des Toneck, Klosterkogels und das Dürnschöberl angenehme Abwechslung bieten. Abgeschlossen wird der Rundblick im Südwesten durch das Schloss Röthelstein, im Nordwesten durch den Frauenberg mit seiner Wallfahrtskirche.

Ein zu empfehlendes Ausflugsziel ist die Kaiserau. Längs des Lichtmessbaches geht man südlich aufwärts bis ins "Paradies", weiter hinauf zum Gasthaus "Nagelschmied". Von diesem in wenigen Minuten auf die Sattelhöhe und links in die Kaiserau, eines der schönsten Hochtäler der Steiermark. Das nahezu 1100 m hochgelegene Alpental ist von grünen Matten bedeckt, und wird vom Osten von den mächtigen Felsgestalten des Kalbling und des Reichenstein überragt. Im Westen aber weitet sich der Blick über das Ennstal bis zu den fernen Eisfeldern des Dachsteins. Das schöne stiftische Schlösschen, schon 1160 "Chaiserowe" genannt, war ursprünglich ein Bauernhof, das im 16.Jahrhundert vom Stift erworben und 1707 - 1718 zu einem Jagdschloss umgebaut wurde.

 
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