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Immanuel Kant, 1724 bis 1804

Kant wurde in Königsberg geboren, dass er nie verlassen hat. Ab 1755 Privatdozent, 1766 Unterbibliothekar, 1770 Professor, lehrend bis 1796; 1794 wegen "Entstellung und Herabwürdigung mancher Haupt- und Grundlehren der Heiligen Schrift und des Christentums" verwarnt. Begründer der Nebular-Hypothese (s. Kant Laplacesche Theorie); Begründer des Kritizismus, der "Alleszermalmer", d.h. alles dessen, was von der dogmatischen Philosophie und Theologie aus reiner Vernunft für objektiv wahr gehalten worden war. Die Metaphysik ist ihm nicht eine Wissenschaft vom Absoluten, vom "wahren Wesen der Dinge", sondern eine Wissenschaft von den Grenzen der menschlichen Vernunft. Die Erkenntnistheorie ist die Grenzmarkierung, welche die Anmassungen der reinen Vernunft, sobald sie mit ihren Spekulationen die Grenzen des Erfahrbaren überschreiten will, um jenseits derselben zu theoretischen, konstitutiven Erkenntnissen zu gelangen, zurückweist. Erkenntnisse beruhen und beziehen sich einzig und allein auf Erfahrung, auf Sinneserkenntnis. Die Sinne geben uns kund von einer realen Aussenwelt, sie liefern den Stoff der Erfahrung, der aber in der Erscheinung unauflösbar verbunden ist mit der Form der Erfahrung, die aus unserem Erkenntnisvermögen, aus uns selbst stammt. Diese Verbindung macht es uns unmöglich, das Ding an sich zu erkennen, das zwar existiert, aber nur als Erscheinung für uns. Die Welt der Erscheinungen (der mundus sensibilis) ist für uns die wirkliche Welt, nicht bloss Schein. Ideen und Ideale bilden die Welt des reinen Verstandes (den mundus intelligibilis), die nur im Subjekt ist, keinen Gegenstand hat, keine objektive Erkenntnis gibt. Ideen und Ideale sind die Zielpunkte und Richtlinien des Denken und Handelns, sie sind nicht Erkenntnisse der theoretischen Vernunft, nicht Gegenstände des Wissens, sondern Gegenstände des Glaubens.

Das ist der erkenntniskritische Kern der kantischen Philosophie; die weitläufige Beweisführung dazu ist in Kants Hauptwerk "Kritik der reinen Vernunft" gegeben.

Die Kantische Kritik erledigte die ontologische Methode der Scholastik, die blosse Begriffe, "Hirngespinste", zu objektiven Wesenheiten gemacht hatte. Sie erledigte den dogmatischen Rationalismus, dessen angebliche "Wahrheiten" sich als blosse "Erdichtungen" herausstellten; aber auch den dogmatischen Sensualismus, dem die Erscheinungen das Ding an sich war. Ebenso erwächst daraus ein kritischer Umgang mit der Theologie.

In der Ethik betont Kant vor allem den Begriff der Pflicht. Nur die Achtung vor dem Sittengesetz, nicht Liebe und Zuneigung zu dem, was die Handlung hervorbringen soll, macht ein Tun moralisch. Das oberste Prinzip der Sittlichkeit ist Autonomie, die Freiheit des Willens, d.h.seine Eigenschaft, sich selbst, unabhängig von den bestimmenden Ursachen der Sinnenwelt, unabhängig von bestimmenden Ursachen der Sinnenwelt, unabhängig von aller Beschaffenheit der Gegenstände des Wollens, ein Gesetz zu sein.

Das Prinzp der Autonomie formuliert Kant in seinem "kategorischen Imperativ".

Das höchste Gut ist Glückseligkeit unter Voraussetzung der Tugend, die den Menschen würdig macht, glücklich zu sein.

Die Religion bedarf die Moral nicht, diese ist sich selbst genug. Religion ist nichts als der Inbegriff aller unserer Pflichten als göttliche Gebote. Gott ist höchstes Ideal.

Recht ist der Inbegriff der Bedingungen, unter denen die Willkür des einen mit der Willkür des anderen nach einem allgemeinen Gesetz der Freiheit zusammen vereinigt werden kann. Das Recht ist nur möglich im Staate, da nur er Gesetze erzwingen kann. Endziel der Geschichte, deren Regulativ der Staat ist, ist die Freiheit unter äusseren Gesetzen, eine volkommen gerechte bürgerliche Verfassung unter der Herrschaft der Vernunft.

In der Idee eines ewigen Friedens auf Grundlage eines Völkerbundes erreicht die Philosophie Kants ihr höchstes Ideal.

Hauptwerke:

1755; Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels oder Versuch von der Verfassung und dem mechanischen Ursprung des ganzen Weltgebäudes nach Newtonschen Grundsätzen abgehandelt.
 
1766; Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik.
 
1781; Kritik der reinen Vernunft
 
1783; Prologema zu einer künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können.
 
1785; Grundlegung zur Metaphysik der Sitten.
 
1786; Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft.
 
1788; Kritik der praktischen Vernunft.
 
1790; Kritik der Urteilskraft. Enthält die Ästhetik Kants.
 
1793; Die Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft.
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