Jeder Mensch hat durch Erfahrung, durch Betrachtung des sich darbietenden Einzelnen, ein Wissen um mancherlei Dinge erlangt; aber nur wer sich zur Aufgabe macht, über irgendeine Art von Gegenständen vollständige Erkenntnis in abstracto zu erlangen, strebt nach Wissenschaft. (Schopenhauer)

Gegenstand der Wissenschaft ist weder das vereinzelte, noch auch bloss das Allgemeine, sondern das Einzelne, wie es unter dem Gesichtspunkt des Allgemeinen sich darstellt, samt dem Allgemeinen, wie es gedacht werden muss, um alles Einzelne in Beziehung zu setzen.(Münsterberg)

Aufgabe der Wissenschaft ist es, die Vorgänge der uns umgebenden Welt zu erklären, das heisst sie unter immer weitere Allgemeinbeziehungen (Gesetze) zu befassen, welches alles Einzelne in ausnahmsloser Geltung bestimmen, so das jedes Besondere in seinen konkreten Beziehungen als blosser Spezialfall aus jenen allgemeinen Gesetzen in ihrer Anwendung auf das ursprünglich Gegebene abgeleitet, resp. vorherbestimmt werden kann.(M.Adler)

Es gehört zum Wesen der Wissenschaft, dass ihre Erfahrungsgrundlagen als objektiv gewiss dargetan und von jedermann, der mit gesunden Sinnen ausgestattet ist, als objektiv gewiss erkannt werden können und anerkannt werden müssen; sodann, dass ihre Begriffe, Urteile und Schlüsse nach den allgemein gültigen Regeln der Logik gebildet sind. Die Wissenschaft ist also eine soziale Angelegenheit; der einzelne, isoliert, könnte sich nur ein Wissen aneignen, das niemals Wissenschaft werden könnte. Die Wissenschaft ist, wie die Kulturgeschichte lehrt, ein soziales Erzeugnis, seine soziale Funktion.

Wissenschaft, ursprünglich aus der Praxis erwachsen, hat ihren höchsten Sinn darin, das Handeln richtig zu bestimmen, die Zwecke des Menschen zu ermöglichen. Ihr Ziel ist es, den Blick in die Zukunft zu ermöglichen und die Zukunft zu bestimmen.

Vom Fortgang der Wissenschaften hängt unmittelbar der ganze Fortgang des Menschengeschlechtes ab. Wer jenen aufhält, hält diesen auf (Fichte), wer jenen fördert, fördert diesen.

Nennt man die Gesamtheit aller Dinge und Vorgänge Natur, so ist alle Wissenschaft Naturwissenschaft.

Die Wissenschaft vom menschlichen Geist, insofern er sich in dauernden Schöpfungen objektiviert, wird speziell als Kulturwissenschaft, weniger gut als Geisteswissenschaft bezeichnet.

Die Wissenschaft von den geistigen Gebilden, die noch nicht realisiert sind (oder überhaupt nicht realisierbar sind) kann als Ideologie (Phantasmalogie) bezeichnet werden.

Heinrich Schmidt