Bild Die Religion
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Religion bezeichnet das Verhältnis des Menschen zu Gott. Das objektive Verhältnis zu Gott besteht in der allseitigen, unmittelbaren Abhängigkeit des Menschen von Gott als seinem ersten Ursprung und in der allseitigen, unmittelbaren Hinordnung zu Gott als seinem letzten Ziele. Indem der Mensch dieses objektive Verhältnis erkennt und durch vollkommne Unterwerfung und Hingabe anerkennt und betätigt, entsteht ein subjektives Verhältnis des Menschen zu Gott, und dieses heisst Religion.

Voraussetzung, Grund und Wurzel der Religion ist das objektive Verhältnis des Menschen zu Gott und die Erkenntnis desselben. Diese aber ist freiwillige Anerkennung und Bestätigung der objektiv bestehenden göttlichen Ordnung.

Unter Religion versteht man im weitesten Sinne die Summe aller Pflichten, welche aus der vollkommenen Abhängigkeit des Menschen von Gott und seiner vollkommenen Hinordnung zu Gott hervorgehen. Die Religion umfasst das gesamte Gebiet der Tugenden und Pflichten, die gesamte Sittlichkeit. Alle Pflichten beruhen auf der durch die Schöpfung zwischen den Menschen und Gott geschaffenen Beziehung.

Die Religion umfasst nicht sämtliche Pflichten des Menschen, sondern nur jene, die sich auf Gott beziehen. Die Religion ist ist keine theologische, sondern eine moralische Tugend. Während die theologischen Tugenden Gott zum unmittelnbaren Objekt haben, hat die Religion, wie die übrigen moralischen Tugenden, Gott zum Ziel. Ihr Inhalt ist etwas Geschöpfliches, ein Mittel zum Ziel: der erwiesene schuldige Dienst.

Die Religion gehört zur Kardinaltugend der Gerechtigkeit.

 
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