Admontinisches Universum |
Franz Krahberger |
Barocke, "multimediale" Ensemble entstanden aus dem kalkulierten
Zusammenspiel von Architektur, Illusionsarchitektur, Innenausstattung,
Malerei und von Skulpturen. Sie sind Gesamtkunstwerke, die in ihrer
Bedeutung über sich hinausweisen. Sie sind Anlagen, die über ihre
künstlerische Erscheinung hinaus mit Bedeutungen aufgeladen sind. Sie
sind Träger von Programmen. Man muß sie als philosophische,
weltanschauliche und theologische Informationsträger betrachten und
entschlüsseln. Sie sind Anlagen und Konstruktionen des Geistes, einer virtuellen Idee. Sie sind Träger einer propagandistischen Aufgabe, die im konkreten Fall der
Admonter Stiftsbibliothek der Bewahrung des katholischen Glaubens dient.
Meine Untersuchung der Admonter Bibliothek war auf das programmatische Gesamtkunstwerk Bibliotheksaal gerichtet und vom informationstheoretischen Gesichtspunkt "Speichermedium" und Organisation unterschiedlicher Inhalte
und deren Vernetzung gerichtet.
Und tatsächlich ist das barocke Denken, die barocke Wissenschaft, vor allem die Informationssysteme des Barocks, mit hypertextuellen Strukturen ausgestattet, die jedoch nicht auf Assoziation und beliebige Zuordnung sondern auf universelle Sinn-und Zusammenhangsgestaltung abzielen. Das Admonter Bibliotheksprogramm führt das Thema des Bündnisses von Tugend und Wissenschaft vor.
In den abschliessenden Bemerkungen seiner Studie Ikonologie der barocken Deckenmalerei zeichnete der österr. Kunsthistoriker Wilhelm Mrazek als
Quellgrund derartiger Kunstformen ein religiös ausgerichtetes Bewusstsein, "dem
die innige Beziehung und Übereinstimmung der großen und der kleinen Welt eine Erkenntnis- und Erlebensgrundlage ist.
Dem allegorischen Prinzip erscheint eben nichts isoliert, überallhin entstehen Relationen, allen Erscheinungsformen kommt symbolische Bedeutung zu, die Natur und die Schöpfung selbst sind nur ein Gleichnis für das Göttliche.
Dieses religiös-weltanschauliche Urverhalten des Menschen entspringt und mündet letztlich in dem von einer theologischen Philosophie der analogia entis, der begrifflich letzten Aussage über das Verhältnis von Gott und Schöpfung."
Barocke Parallelprogramme sind statische Hypertexte. Diese Einsicht
bewog mich dazu, die Oberfläche der Admonter Stiftsbibliothek in digitalisierter
Form abzubilden. Mittels der HTML-Frame Struktur werden die inhaltlichen Beziehungen der einzelnen Gruppen sequentiell präsentiert.
Mit ca. 160 Images und zugehörigen Textseiten wird die Oberfläche und der
Inhalt, also Fresken, Skulpturenprogramm, Bauform sowie, vorerst in wenigen Beispielen, Bücher & Texte der barocken Monumentalbibliothek des Benediktinerstiftes Admont umfassend dargestellt und mit einer umfassenden
Beschreibung sowie inhaltlichen Analogien versehen.
Damit dürfte eine exemplarische Aufbereitung kulturellen Erbes mit den
digitalen Mitteln der neuen Medien, mit einer dem Inhalt entsprechend entwickelten Bedieneroberfläche gelungen sein.
Das "Admontinische Universum“ wurde im Rahmen des von mir heraus-
gegebenen Electronic Journal Literatur Primär produziert.
Das Projekt wurde unterstützt von der Kunstsektion des Bundeskanzleramtes
und vom Wissenschaftsreferat der Gemeinde Wien.
Mein Dank gilt weiters der freundlichen Unterstützung seitens des Benediktiner
Stiftes Admont sowie im besonderen dem Stiftsbibliothekar & Archivar
Dr.Johann Tomaschek, der mir den uneingeschränkten Zugang zu den
wesentlichen Quellen möglich gemacht hat. Ebenso Dank an DI Marcus Zelezny,
der mir in technischer Hinsicht hilfreich war und nach meinen Vorstellungen
die Html-Umsetzung der Oberflächen Struktur durchführte.
Mein erster Hyper Text Plan der Bibliotheksanlage stammt aus dem Februar 1994.
Im wesentlichen habe ich mich an diese auf mehreren grossen A3 Blättern
entworfene Struktur gehalten und bis zur Fertigstellung durchgezogen.
Hinzu kamen umfangreiche inhaltliche Recherchen und die fotografische
Aufnahme der Bibliotheksoberfläche und das Verfassen bzw. Erfassen der
zugehörigen Texte.
Versuche mit diversen Multi Media Programmen Tool Book, Macro Media
Director und ähnlichem ergaben keine befriedigenden Lösungen.
Gemeinsam mit DI Marcus Zelezny entwickelte ich dann die Oberfläche des
„Admontinischen Universums“.
Diese Frame Struktur, mit der komplexe Dateien übersichtlich navigiert werden können,
erwies sich als nützlich, wobei ich anders als im
E-Journal mich für eine breite und durchgehende zentrierte Präsentationsfläche,
in der zwischen Bild- und Textebene gewechselt werden kann, entschied.
Rechts befindet sich vertikal angelegt das Hauptmenue und links von
der Präsentationsfläche Kapitel Zuordnungen bzw. Unterkapiteln.
Mit diesem einfachen Aufbau gelingt es mir folgerichtig die inhaltliche
und formale Gliederung der Bibliothek nachzubilden und damit einen
eindrucksvollen Beweis zu erbringen, das Hyper Text seine Entsprechungen
bereits in der Zeit des Barock findet und gleichzeitig gelingt es, traditionelles Kulturgut mit
technisch avancierten Mitteln darzustellen.
Die schlichte technische HTML Lösung wurde von mir angestrebt, um
die Site möglichst vielen im Internet zugänglich zu machen.
Eine Web- CD ist in Vorbereitung.
Das “Admontinische Universum” kommt im Internet gut an. Derzeit wird
darauf monatlich ca. 10000 mal zugegriffen. Referenzlinks finden
sich derzeit u.a. in der On Line Version der Presse (Chronik), Harvard University,
Literaturarchiv Marbach, Humboldt Universität Berlin, FU Berlin, Virtuelle
Bibliothek der Uni Düsseldorf, Erlanger Liste für Germanisten und selbst auf der
zentralen Website des Benediktiner Ordens OSB, redigiert an der Saint John’s
University in Collegeville, USA sowie in der Hill Monastic Library u.a.m.
Auf das “Electronic Journal Literatur Primär” wird derzeit ca. 20000 mal
monatlich zugegriffen. Tendenz steigend.
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