Bild Bibliothek des Benediktinerstiftes Admont
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Admontinisches Universum

Die Benediktinerabtei Admont wurde im Jahr 1074 gegründet. Über einen Zeitraum von mehr als 900 Jahren wurden hier Kulturgüter gesammelt und bewahrt.

Eine besondere Stellung nimmt die Stiftsbibliothek ein. An ihrer Entwicklung und der damit verbundenen Sammeltätigkeit lässt sich sowohl österreichische Kulturgeschichte wie auch europäische Geistesgeschichte ablesen.

Die Bibliotheksanlage zählt zu den grossen Kulturdenkmälern unseres Landes und ist ein über Jahrhunderte, fast über ein Jahrtausend hinweg reichender Wissensspeicher. Hier lassen sich eine Reihe von kunst- und kulturhistorischen Beispielen aus der Entwicklungsgeschichte des Buches von den Handschriften aus der mittelalterlichen Admonter Schreibschule über die gesammelten Inkunabeln bis hin zum entfalteten Buchdruck finden.

Die barocke Konzeption der Bibliothek, wie wir sie kennen, drückt das geistige Konzept des Universalismus topica unversalis aus.

Universalismus kennen wir heute eher unter dem Stichwort Vernetzung, Global Era, gesamtheitliche Schau etc.

Das Wesen des Gesamtkunstwerkes Admonter Bibliothek ist in sich multimedial. Mit der Synthese unterschiedlicher Kunstformen wird eine Gesamtschau menschlichen und göttlichen Geistes unternommen.

Die wesentlichen und charakteristischen Bestandteile der Bibliothek (Architektur, Skulpturen,Fresken, ausgewaehlte exemplarische Schriften und Druckwerke) wurden erstmals in Form einer sowohl textuellen wie bildnerischen Hyperstruktur digital erfasst.

Das heisst, ein sehr altes und über Jahrhunderte entwickeltes und genutztes Medium in ein sehr junges, Neues zu übertragen. Anstelle des realen Raums tritt der imaginäre elektronische Raum. Es ist äusserst reizvoll sich mit einer konkreten Arbeit, die gleichzeitig repräsentativen Zielen folgt, sich die Übergaenge von einem zum anderen Medium und die zwangsläufig damit verbundenen kulturellen Veränderungen zu reflektieren.

Es geht also um die Bestandsaufnahme eines historisch gewachsenen Mediums und Präsentationssystems mit den Mittel zeitgemässer Technologie.

Die Monumentalbibliothek des Benediktinerstiftes Admont

Ein integriertes Gesamtkunstwerk des österreichischen Spätbarock

Die Stiftsbibliothek Admont ist eines der grossen Gesamkunstwerke des europäischen Spätbarock. Alle hier versammelten Kunstgattungen wurden zu einer Einheit verschmolzen, die der Präsentation des Buches und der Erhöhung des Geistes dient. Dieses integrative Kunstwerk kann durchaus als multimediale Form angesehen und auch so interpretiert werden.

Die Bibliothek in der uns bekannten Form wurde von Abt Matthäus Offner (1716-1779) - unter Zuhilfename der Vorarbeiten seiner Vorgänger, konzipiert und in Auftrag gegeben.

Geplant und verwirklicht in ihrer baulichen Struktur wurde sie vom Architekten Joseph Hueber.

Die sieben Deckenfresken wurden gemalt von Bartholemeo Altomonte. Die illusionistische Architekturmalerei stammt von Johann Georg Dallicher .

Die Skulpturengruppen und das zentrale Ensemble über die letzten Dinge wurden von Joseph Stammel geschaffen.

Die Konsolbüsten sind ebenso Arbeiten Stammels.

Dem äusserlich prunkvollen Erscheinungsbild, das für die mediale Aufbereitung opulentes Material liefert, liegt ein geistiger Strukturplan, ein Programm zugrunde, dem die Gliederung der Bibliothek und der Deckenfresken nach Wissensgebieten sowie der zur Zeit der Errichtung der Bibliothek gültigen Rangordnung der Wissenschaften folgt.

Das Modell ist im wesentlichen bestimmt durch die lullistische (Ramon Lull) Struktur, die im Zentrum die göttliche Offenbarung als den Quell allen Wissens fixiert.

Die Bibliothek ist ebenso Ausdruck einer mit historischem Scheitern verbundenen Anstrengung, den universalen Wissensanspruch umzusetzen und auf Dauer aufrecht zu erhalten.

Ebenso beinhaltet die Programmatik jene typisch barocke Parallelführung religiöser, wissenschaftlicher und mythologischer Themen. Historische Personen werden als Ikons eingesetzt und stehen stellvertretend für bestimmte Glaubens- und Lehrinhalte, sowie für mythologische Knoten der europäischen Kultur.

Sowohl in der Stammelschen Figurengruppe "Die vier letzten Dinge" wie auch im Deckenfresko entfaltet sich eine alles durchdringende Doppelwelt von Zeit und Ewigkeit, von Vergänglichkeit und Endzeitlichkeit.

Kunstgeschichtlich ist anzumerken, dass sich in der künstlerischen Ausführung des Admonter Biblothekssaals Übergänge in den Klassizismus zeigen.

Anordnung der Deckenfresken nach dem ursprünglichen Konzept:

Das Skulpturenprogramm

Die Konsolbüsten:

Mittels der 68 Konsolbuesten können personelle und thematische Bezüge zur klassischen Philosophie und Geschichte, zu klassischen Kunst und Poesie und zur bildenden Kunst des 16. und 17.Jahrhunderts hergestellt werden.

Bemerkenswert ist der besonders hohe Anteil von Malern und Bildhauern.

Der Bibliotheksbestand:

Die Bibliothek beinhaltet um die 145 000 Bände, davon 1400 Handschriften theologisch, philosophischen und allgemein wissenschaftlichen Inhaltes vom 10. bis zum 15. Jahrhundert und etwa 900 Inkunabeln (Frühdrucke).

Sie beinhaltet in Summa das Wissen ihrer Zeit. In der Entwicklungsgeschichte der Benediktiner nimmt das Buch von Anbeginn eine zentrale Stellung ein.

Die benediktinische Idee:

Der allgemeine Beitrag der Benediktiner ist zweifellos bedeutend, richtungsweisend und kulturbestimmend. Der amerikanische Kulturhistoriker Lewis Mumford sieht im benediktinischen Klosterleben ein frühes Modell des modernen Wohlfahrtsstaates. Durch die Erfassung der täglichen Arbeits- und Lebenszeit, durch durchrationalisierte und abwechslungsreiche Arbeitsteilung schufen die Benediktiner die Voraussetzungen für Güter-Akkumulationen wie auch die Grundlagen für planbare wirtschaftliche und kulturelle Ziele.
 
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