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Heraklit

(ca. 540 - 480 v.Chr.)

Griechischer Philosoph aus Ephesos, wegen der Tiefsinnigkeit seiner Lehren "der Dunkle" genannt. Nach Sokrates bedarf es zum Verständnis des Heraklit eines delischen Tauchers.

Heraklit lehrt, dass das Weltall weder von den Göttern noch den Menschen gemacht ist. Es war immer und ist und wird sein ein ewig lebendiges Feuer, gesetzmässig sich entzündend und wieder verlöschend.

Aus dem einen allwaltenden göttlichen Urfeuer, welches reine Vernunft, Logos ist, geht durch Zwiespalt und Kampf die Vielheit der Dinge hervor: der Kampf ist das Recht der Welt, der König und Vater der Dinge; Eintracht und Friede führt sie wieder zur Einheit des Urfeuers zurück. In diesem ewigen Auf und Ab, ewigem Werden und Vergehen, Vergehen und Werden, wird aus Einem alles und aus allem Eines.

Alles fliesst, wir können nicht zweimal in denselben Fluss steigen, denn neue und immer neue Wasser strömen ihm zu, es ist immer derselbe Fluss und doch immer ein anderer. So ist Gott Tag und Nacht, Sommer und Winter, Krieg und Frieden, Sättigung und Hunger, gut ist schlecht und schlecht ist gut, in allem ist Gegensätzliches vereint, alles wirkt gegensätzlich, alles strebt vom vom Gegensatz zum Gegensatz und ist doch verborgene Harmonie, und diese unsichtbare Harmonie ist besser als die sichtbare. Gegensätzlichkeit, Krieg ist der Vater aller Dinge, und die einen erweist er als Götter, die anderen als Menschen, die einen als Sklaven, die anderen als Freie.

Die Vernunft zu erkennen, die in allem waltet, alles durch alles steuert, ist weise; weise ist es, sich dieser Vernunft zu beugen und zu fügen. Nur durch die Unterwerfung unter die Gesetze der Vernunft, die in der Ordnung des Staates wie in der Ordnung der Natur zum Ausdruck kommen, kann der Mensch die Heiterkeit der Seele gewinnen, die sein höchstes Glück ausmacht.

Heinrich Schmidt

 
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