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Die Einsicht, die absolute Zeitvorstellung aufzugeben und zu relativieren, bringt es mit sich, nicht mehr einen, sondern vielmehr ein Ensemble unterschiedlich kalibrierter und letztendlich relativierter Massstaebe zur Anwendung zu bringen.
Das gedankliche Verhaeltnis von Lichtgeschwindigkeit (-Lichtjahr) und Real-Gehzeit laesst uns die Unendlichkeit des Alls begrifflich naeherruecken. Damit vollziehen wir bereits einen Akt der Relativierung.
In der Ebene unseres menschlichen Interagierens, in der Ablaufsteuerung von Produktionsvorgaengen, in der Koordination von Kommunikationsvorgaengen haben wir nach wie vor absolute Zeitvorstellungen. Kronos ist da zu Synchronos verfeinert worden. Und die absolute Zeitvorstellung hat sehr viel mit dem in der Theorie der Neuen Medien auftauchenden 0-Zeitraum zu tun. Die absolute Zeitvorstellung des Menschen ist ein Artefakt, ein Kunstwerk, eine Vorstellung. Ueber Jahrhunderte hinweg wurden absolutistische Herrschaftsvorstellungen symbolisch auf die Mechanik des Chronometers bezogen.

Diese strikte Orientierung an der Zeit hat ihren Ursprung bei den Benediktinern im siebten Jahrhundert nach Christus (siehe Lewis Mumford-Mythos der Maschine). Sie teilten den Tag in 24 Stunden. Die strenge Einteilung in Gebets-, Arbeits-, Studien- und Ruhezeit war eine der entscheidenden Grundlagen ihres Erfolges. So erst kam es zu einer Regelmaessigkeit in der Arbeit und damit auch zu einer Vorhersagbarkeit des Verhaltens. Erst von den Kloestern aus griff die Zeitmessung auf den Marktplatz und den weiteren oeffentlichen Raum ueber.

Die Erweiterung des Ereignishorizonts, so lehrt uns die Geschichte der Astronomie, laesst uns das naeherliegende genauer erfahren. Wir muessen zumindest ab der Renaissance, mit ihrer Bemuehung, die Natur nachzubilden, zur Kenntnis nehmen, dass wir unserer Sinneswahrnehmung nicht voellig vertrauen koennen. Heute muessen wir endgueltig zur Kenntnis nehmen, dass grosse Teile der Natur, gezielt ins mikrokosmische und erweitert ins kosmische aus direkter Anschauung ueberhaupt nicht erfahrbar sind.
Trotzdem ist dieses mittels technischer Hilfe ermittelte Wissen zu einem Faktum in unserem Bewusstsein geworden, dass wir nicht mehr loeschen koennen und auch nicht mehr loeschen duerfen.

Die Zeit ist etwas Unsichtbares, nicht Greifbares, jedoch Spuerbares, dem wir uns in Anologien annaehern.
Die Jahreszeiten, den Lauf der Gestirne, den Sonnenauf- und Niedergang, besser gesagt die Erddrehung auf die Sonne zu und von der Sonne weg, der damit verbundene Tag und die Nacht, der Schatten der Sonnenuhr, von dessen Bewegungsrichtung sich der Uhrzeigersinn des zyklischen Chronometers ableitet, die Sanduhr, Synonym der verrinnenden Zeit und Symbol der Vergaenglichkeit, das mechanische Uhrwerk, die Caesium und quarzgepulsten Uhrwerke, der digitale Ablauf der Zahlen, die Geschwindigkeit des Lichts.

Im Bereich der Physik und der Messtechnik haben wir laengst gelernt, dass das, was wir objektiv durch Analyse und Messung wahrnehmen koennen, weit ueber die sinnliche Wahrnehmung hinausgeht. Die Teilung und die Dehnung der Zeit ist dabei der wichtigste Massstab fuer den Weg ins Unbekannte.

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