Naturbilder des 19. Jahrhunderts


Englische Gaerten in Wien und Umgebung

Am Beispiel des Laxenburg - Parks und des Botanischen Gartens in Wien.

© Franz Krahberger

Eine Hommage an Stefan Endlicher
Entwurf des Garten & Park Media Projektes


Die Gräber von Jacquin pere et fils

Mehr oder minder zufällige Spaziergänge durch den Landschaftsgarten von Laxenburg machten mich für die Idee und die Gestalt des Parks empfänglich. So begann ich mich nach ausgedehnten und gezielt gelenkten Spaziergängen für die “verborgene Struktur“ des Parks zu interessieren.
Die Gärten wurden offensichtlich zum Zweck und mit der Absicht angelegt, Natur in harmonischer Vielfalt dem Betrachter, dem Wanderer darzubieten.

Die scheinbare Wildheit des englischen Landschaftsgartens ist Ergebnis überlegten und durchdachten, sowohl gärtnerischen wie auch künstlerischen Handelns.

Einer meiner ersten bewußten Eindrücke war, daß es ich es hier mit der Darstellung einer Kosmogonie zu tun hatte, die sich des natürlichen Anscheins bedient, um auf tiefer oder weiter liegendes und reichendes hinzuweisen.

Auffällig war, daß der Landschaftsgarten oberflächlich so gar nichts mit den domestizierten Gärten der Renaissance und des Barock zu tun hat. Ich muß jedoch hinzufügen, daß mich gerade die Beschäftigung mit den Gedankengängen der Renaissance für die Realität des Landschaftsgarten vorbereitet hat.

Diese Form des Parks verfolgt die Intention, Kunst und Natur in harmonischer Weise miteinander zu vereinen, ohne dies auf den ersten Blick offensichtlich werden zu lassen. Das Ziel dieser Intention ist der Betrachter, der Spaziergänger, der Schwärmer.

Der Landschaftsgarten ist also nicht als Reservat der Natur, des Natürlichen zu betrachten. Er entspricht auch nicht der Paradiesvorstellung. Er sensibilisiert den Blick und damit des Wesen des Betrachters. Er verwirklicht im weitgehenden Sinn Ästhetik in ihrem ursprünglichen Sinn als verfeinerte Wahrnehmung. Er erfüllt ein durchdachtes Kalkül und meidet dabei die Plumpheit der Domestizierung der Natur durch geometrische Formen.

Er macht die Liebe zur allumfassenden Natur deutlich, gewissermassen ein naturschwaermerisches wie romantisches Projekt.. Winckelmann nennt weiters Sentimentalität, Melancholie und historisches Bewußtsein als menschliche Empfindungen und Erkenntnis, die in die Idee des Natur-Parks verwoben sind.

Und tatsächlich, der Laxenburger Park hat, wenn man ihn über die Jahreszeiten hinweg ergeht, mehrere Gesichter. Helle, lichte und düstere und er ist niemals wirklich leicht.

Zur kalkulierten visuellen Übertragung gesellt sich die Bewegung. Die “verborgene Struktur“ des Parks eröffnet sich erst dem Geher. Das umfassende Kunstwerk bildet sich also erst in jenem heraus, der sich der Mühe des Umganges unterzieht.

Godehard von Hoensbruch schreibt anlässlich der Revitalisierung des Parks von Schloß Türnich:
Die Idee des Landschaftsparkes zielt darauf, im Betrachter Stimmungen und Stimmungsbilder durch wechselnde, aber harmonische Abfolge möglichst naturnaher Situationen zu wecken. Diesem Ziele dienen gleichermaßen Bäume, Sträucher, Stauden, Gräser und Pilze, aber auch die Vielzahl der Insekten und Vögel und schließlich die unterschiedlichen Wiesen, in die das Licht einfällt. Nur eine Komposition aus allen Elementen kann die erwünschte Stimmung charakteristischer Natursituationen hervorrufen. Ein richtig verstandener Landschaftspark ist also per se ein ausgezeichnetes, weil vielfältiges Biotop. Hierzu gehört auch das Werden und Vergehen, und zwar nicht in der Abfolge der Jahreszeiten, sondern auch im Wachsen und Sterben und vor allem im Umsetzen des Gestorbenen in neues Leben. deshalb wird Laub und Holz liegengelassen und tote Bäume nur dann gefällt, wenn dies aus Gründen der Sicherheit geboten ist. Geschnittener Rasen gehört nicht in den Landschaftspark. Nur Wildwiesen und die Mannigfaltigkeit der Staudenflora in den halbschattigen Bereichen vermitteln uns ein Bild vom Reichtum der Natur.

In dieser Beschreibung erkennen wir ähnliche und weitere Aspekte des Laxenburger Parks. Es ist so, das Parks, die dieser bestimmten Geisteshaltung entsprechen, quer durch Europa errichtet wurden. Géza Hajós nennt sie die romantischen Gärten der Aufklärung.

Hoensbruch meint weiters, daß das Idealbild einer Landschaft in diesen Parks umgesetzt wird. Doch dieses Idealbild einer Landschaft zielt auf die Seele des Betrachters. Es sind also in Wahrheit Seelenlandschaften, Übertragungen von Ideen.

Sie entsprechen wieder unserem heutigen Zeitgefühl. Nur hat die innewohnende Mahnung an die Vergänglichkeit ein fast erdrückendes Gewicht gewonnen. Denn nicht nur der individuelle Betrachter wird aus der Welt verschwinden, und das war den Aufklärern sehr klar, sondern die Natur selbst ist kaum zweihundert Jahre nach dieser Gartenbewegung, diesem Versuch des Zurücks zur Natur, in Auflösung begriffen.
Zur Melancholie und zur Sentimentalität des einzelnen, der nach seiner abgelaufenen Zeit das Paradies des Lebens verlassen muß, gesellt sich die Angst vor dem unwiederruflichen Tod der Natur selbst.

Eine Besonderheit englischer Gartenlandschaft stellt der Hortus Botanicus Viennensis, der Wiener botanische Garten, wie er von Stefan Endlicher zu Mitte des 19. Jahrhunderts in Folge der barock strengen Gartenanlage von Nikolaus von Jacquin und dessen Sohn Joseph errichtet worden ist.


Überblick

Begründet wurde der Hortus Botanicus von Ihro Majestät Maria Theresia auf Anraten ihres Leibarztes Gérard van Swieten 1754 und diente den Studenten der Medizin, der Pharmazie und der neu begründeten Botanik und Chemie zu anschaulichen wie praktischen Studien.

Nikolaus Jacquin (1727 - 1817) errichtete die ersten Gewächshäuser, erweiterte die Freilandsammlungen und ordnete den Content nach dem Linnéschen System. Sein Sohn und Nachfolger vergrösserte und erweiterte die Anlage in Beibehaltung der Struktur.

Dessen Nachfolger, Stefan Ladislaus Endlicher (1804 - 1849) entwickelte eine Genera Plantarum, kurz zusammengefasst in seinem Enchiridion Botanicum exhibens classes et ordines plantarum accedit nomenclatur generum et officinalium vel usualium indicatio.
auctore Stephano Endlicher, M.D. botanicus in facultate medica vindobonensi Prof.P.O., erschienen 1841 in Wien.

Endlichers dicht gepacktes Gartenmuseum mit mehr als 8500 Pflanzenarten geht in der geistigen Konzeption über den noch symbolisch befrachteten englischen Garten am Beispiel Laxenburgs, vergleichbar der Fürst Pückler Muskauischen Gartenanlage in Preussen, heute an der deutsch polnischen Grenze in Ost-Brandenburg gelegen, radikal hinaus.


Abteilungen




Endlichers Garten ist befreit von philosophischen Lasten wie innerten Signaturen der Herrschaft.

Es ist der Natur- Garten par excellence und atmet die Freiheit wie die Kenntnis der Naturwissenschaften. Die Ästhetik des Gartens folgt nicht mehr formalen, im platonischen Sinne strukturierenden Verhältnissen sondern bildet die Vielfalt der Natur und der Pflanzenarten ab, in dem diese real präsentiert werden und ihren Reiz aus der ihnen selbst innewohnenden Schönheit der Natur abgewinnt.


Bambuslandschaft


Überblick

Wege und Inseln sind so angelegt, dass sich an deren strukturellen Rhizomatik die verschiedensten Untergruppen vernetzen können. Sie konkurrienen einander, sie ergänzen sich in einer flexibel angelegten unitas pluralis.
Sowohl Endlichers Ordnungssystem wie auch seine Repräsentationsform sind radikal modern und auch als solches noch immer spürbar.

Betritt man den botanischen Garten, wird man keineswegs in den Formenkanon vergangener Epochen, wie etwa im parallel gelegenen Belvedere Park versetzt, sondern erfährt und erwirbt die aktuelle Gegenständlichkeit der Natur.
In Stefan Endlichers Garten befindet man sich sozusagen in der Realzeit der Natur, durchaus vergleichbar der Alexander von Humboldtschen Kosmologie, die sich von der menschlichen Kosmogonie und von der strikten Regulierung falsch verstandener religiöser Ordnung, die in Wahrheit blosse menschliche Machtwillkür wider spiegelte, endlich befreit hat.

Stefan Endlichers Garten ist nicht Garten der Aufklärung im Sinne der Education mittels Herausbildung zeigender symbolischer Formen, wie sie noch in Johann Wolfgang Goethes Pädagogischer Provinz in Wilhelm Meisters Wanderjahren repräsent sind, sondern stellt eben das letztendliche Ziel der Aufklärung, die kreative Wechselwirkung von Natur und menschlicher Gestaltungskraft an sich dar. Es ist der Garten an sich, für sich und für uns.

Stephan Ladislaus Endlicher


Botaniker
24.6.1804 in Pressburg, Bratislava
gestrb. 28.3.1849 in Wien

Die Familie Endlichers ist aus Bayern in die Monarchie zugewandert.

Nach Studien in Budapest und Wien empfing Endlicher die niederen Weihen, verliess jedoch 1826 die geistliche Laufbahnund wurde 1828 in der Wiener Hofbibliothek angestellt, wo er eine Abfassung eines Kataloges der Handschriften übernahm.

In der Folge beschäftigte er sich intensivierend mit botanischen Studien und wurde 1836 Kustos am Hofnaturalienkabinett, das ihm als erstes wissenschaftliches Institut eine eigene Zeitschrift verdankt. Dem 1839 zum Professor der Botanik ernannten wurde 1840 unter Nachlass der Prüfungen der medizinische Doktorgrad verliehen.

Der Direktor des Botanischen Gartens erwarb er sich grosse Verdienste um dessen Neugestaltung und um die Errichtung eines Museumsgebaeudes. Obwohl Endlicher die Gunst Kaiser Ferdinands genoss, dem er durch Jahre regelmässig naturwissenschaftliche Vorträge hielt, wandte er sich 1848 der freiheitlichen Bewegung zu, zeitweilig als Kommandant des akademischen Militär Korps und wurde in das Vorparlament von Frankfurt und in den Reichstag von Kremsier gewählt.

Mässigungsversuche machten ihn bei den Studenten unbeliebt, eine Denunziation als Hochverräter bei der Regierung zwang ihn zur Flucht. Endlicher war zwischen die Fronten geraten.

Endlichers wissenschaftliche Arbeiten umfassen zusätzliche klassische, deutsche und chinesische Philologie., Numismatik und Rechtsgeschichte.

Seinen Ruhm begründete er jedoch als Botaniker, vor allem durch seine Genera plantarum, die bis zu J.D.Hooker und G.Benthams gleichnamigen Werk die umfassendste Darstellung des Pflanzenreichs in einem natürlichen, allerdings noch Konstanz der Arten voraussetzenden System bildeten.

Im Gegensatz zu der wenig erfolgreichen Haupteinteilung steht die ausgezeichnete Charakteristik der Gattungen und Familien, die ihm weiteste Anerkennung verschaffte.

Die mit F.Unger herausgegebenen „Grundzuege der Botanik“ (1843) bringen - eine Idee Endlichers - erstmalig Textillustrationen.

Für die Botanik Österreichs bedeutete das Wirken dieser beiden Gelehrten eine neue Blütezeit nach einer Periode vorübergehenden Stillstands.

Mitglied der Akademie der Wissenschaften Wien, an deren Gründung Endlicher entscheidend beteiligt war.
1848 trat er jedoch nach einem Konflikt mit Hammer Purgstall wieder aus.

Friedensklasse des Pour le mérite

Nach dem Tod von Jacquin II übernahm Stefan Endlicher das Ordinariat für Botanik und die Gartendirektion.

In Ausführung seiner Vorstellungen eines „Natürlichen Systems“, wie er es in „Generum Plantarum“ publiziert hatte, wurde 1841 mit der völligen Neugestaltung des Gartens begonnen.

Auf der Fläche des alten Gartens wurde eine offizielle Abteilung mit 196 Beeten angelegt und an der Südseite das botanische Museum eingerichtet. Endlicher pflanzte 8166 Arten.

1849 wurde Eduard Fenzl (1808 - 1879) der mit Endlicher zusammen gearbeitet hat, Gartendirektor. Er setzte die Neugestaltung des Gartens im Sinne Stefan Endlichers mit Hilfe des Obergärtners Josef Dieffenbach endgültig durch.

Projekt I: Endlichers Botanicum


Darstellung der Endlicher Konzeption vorerst in grossen Zügen.


Der kleine Alpengarten

Im Detail sollen vor allem der kleine und der grosse Alpengarten, das Pannonicum und die Reproduktion der Rax-Fauna gezeigt werden, um im weiteren Bezüge zu den realen österreichischen Naturlandschaften herzustellen.









Offizielle Website des Botanischen Gartens der Universität Wien

Projekt II Laxenburg Revitalisierung - Sanierung des Wassereinzugsgebietes


Der Bildhauer Wilhelm Beyer, der an der Gestaltung des Laxenburger Parks mitgewirkt hat, schreibt in seiner Abhandlung über den Landschafstgarten, in der er auch sein bildhauerisches Angebot ausbreitet, also Bacchanten, Floren, Grazien, Satyrn und Pan, Apolls und Dianen mit ihren Nymphen, Nayaden, Leda, Schwäne und murmelnde Bäche, “Das Wasser ist die Seele des Erdbodens“.


Diesen Satz möchte ich zu einem Schlüsselsatz des Laxenburgprojektes machen. Denn gerade das den Park durchpulsende Wasser des an die Triesting gebundenen Zubringerkanals ist extrem bedroht, seit Jahren durch Abwasser verschmutzt, durch chemische Einbringungen aus der Landwirtschaft überdüngt und knapp an der Kippe. Entsprechend ist die Situation des Wassers in der Parklandschaft. Hin und wieder merkbar, riechbar und betrüblich schlecht.

Die Situation des Wassers als Teil des Gesamtkunstwerkes Park betrifft natürlich symbolisch im weiteren unsere Umwelt, unsere Lebensqualität.

Das Laxenburgprojekte zielt nicht ab auf einen beliebigen künstlerischen Spektakel, in dem Zelte aufgeschlagen und wieder abgebrochen werden.

Es soll über die kulturelle Botschaft hinaus zur Sensibiliserung in wesentlichen Überlebensfrage beitragen und eine Initiative zur Revitalisierung der Naturlandschaft und der Reinigung und Reinhaltung der natürlichen Fliess-Gewässer sein.

6/9/2004:
Wir sind heute in Laxenburg gewesen. Der Park hat offenbar fürs erste die nun fünf Jahre zurückliegende Krise bedingt durch die Wasserverschmutzung überwunden und verarbeitet. Wie weit eine veränderte Bewirtschaftung dazu beigetragen hat, werde ich in Erfahrung bringen.
Mitarbeiter des Franzensburg Museums haben die gefährlich an der Kippe stehende Krise der Parklandschaft in guter Erinnerung und wissen um die Gefahren Bescheid.

Im Oktober 2001 wurde in Auftrag des Bundesdenkmalamtes ein Parkpflegewerk unter Leitung von Prof . Franz Bódi das Parkpflegewerk begonnen und der Forstmeisterkanal endlich von den Schlammrückständen, in denen sich wesentlich die Gewässerverschmutzungen ablagern, befreit und entlastet.

Die Zubringergewaesser sind jedoch nach wie vor in einem bedenklichen Zustand. Die Krise der Laxenburger Naturanlage kann jederzeit wieder eintreten. Ein rigides allgemeines Wassersanierungskonzept ist nach wie vor zu empfehlen und würde auch den Anwohnern der Triesting, der Schwechat und des Wassereinzugsgebietes der Niederösterreichischen Industrieviertels zugute kommen.
Sowohl in Kärnten wie auch in der Steiermark sind derartige Projekte gelungen und haben sich als machbar erwiesen und langfristig bewährt.

Denkt an die Zukunft der Welt !

Laxenburg Projekt


Jacquins Denkmal
Ein Huldigungsbild von Johannes Knapp, 1822

Aktuelle Garten- und Landschaftsarchitektur

Shunmyo Masuno; Japan Landscape Consultants

Antonio Perazzi; studio de aeseaggio

Janet Rosenberg
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Metagardens London

sla; copenhagen

Taylor Cullity Lethlean; Melbourne