Die wahren Revolutionen des ausgehenden 20.Jahrhunderts laufen in aller
Stille ab. EDV_elektronische Datenverarbeiitung, das Kind der zweiten
Haelfte des 20.Jhdts, war bloss der Anfang eines tiefgreifenden und
umwaelzenden Prozesses.
CAI_Computer Aided Industry-Strategien streben zunehmend die Vernetzung
von Verwaltung. Konstruktion und Produktion. CAI, der
Informationsverbund eines ganzen Unternehmens beinhaltet das
CAO_Computer Aided Office mit den Bereichen Personalwesen,
Rechnungswesen, Vertrieb, Unternehmensplanung und Buerokommunikation,
die Verfahrenskette CAM Computer Aided Manufactoring,
Werkstattsteuerung, Ueberwachung und Fertigung, die Verfahrenskette PPS
Produktionsplanung und Steuerung, die Verfahrenskette CAE Computer
Aided Engeneering und CAD Computzer Aided Design und CAP Computer Aided
Planing und schlussendlich die Verfahrenskette Global Distribution.
Die CAI Vision dezentralisiert und erweitert den Informationsfluss und
fuehrt schliesslich zu neuen Formen der inner- und ausserbetrieblichen
Aktion und Kommunikation.
Die strukturelle Revolution des interaktiven Ganzen laesst in einer
weiteren Meta_Ebene die Vision einer globalen Computer Aided Culture
entstehen. Vom LAN Local Aerea Network zum WAN, zum weltumspannenden
Wide Area Network,das Koij Kobayashi, Chief Executive Officer CEO der
NEC Nippon Electric Company, in seiner Vision Computers und Communications C&C herausgegeben vom MIT, beschreibt, ist kein grosserSchritt mehr notwendig.
Die auflagenstaerkste Zeitschrift der USA, mit 5,541 Millionen Lesern, 1
Million mehr als das Wallstreet Journal, USA_TODAY, publiziert von
Gannet Co.Inc. mit zentraler Redaktion in Arlington Va. wird nicht nur
computerunterstuetzt hergestellt und umgebrochen. Um die Zeitzonen
national und international in den Griff zu bekommen, wird der gesamte
Datenblock der Daily Ausgabe via Satellit an die regional platzierten
Druckereien gesendet. Ebenso wird die taegliche Information ueber ein
global ausgreifendes computerunterstuetztes Net Work eingeholt.
Von der Vision Kobayashis unterscheidet sich diese Struktur noch
dadurch, dass der Traeger des Produktes INFORMATION das klassische
Medium Papierzeitung ist, waehrend der Japaner den Endverbaucher bereits
am Monitor sieht. Hinzu kommt, das die C&C Version die
Zweiwegkommunikation bis hin zum Multilog zulaesst, waehrend die Zeitung
nach wie vor nur in ONE WAY nutzbar ist. (abgesehen von Leserbriefen im
Gelben Snake Post Modus).
Trotz des klassischen Traegers Zeitung macht sich in USA TODAY die
C_adäquate formale Gestaltung mittels Text- und Grafiksystems bemerkbar.
Visualisierte und symbolisierte Statistiken (siehe Otto Neurath), die
in knappen Zahlen Auskunft geben ueber die soziologische und
wirtschaftliche Situation der USA, uebersichtlich gehaltenes Lay Out,
Verwendung von Farben zur Unterscheidung, Wirtschaftsgrafik und die
ganzseitige Weltwetterkarte, die praegnant und kurz gehaltenen Texte
weisen hin auf wirksam genutztes COMPUTER AIDED EDITING.
USA TODAY macht den Ueber(be)grif GLOBAL ERA, von Marshall McLuhan
ironisch Global Village genannt, erst anschaulich und deutlich.
Die Firmen bewegen ihren Geschaeftsverkehr und ihre taegliche
Information in INTER NETWORKS. Eine Reihe von Mail Box Netzen, die das
Postamt tatsaechlich an den Schreibtisch in Form des Desktops bringen,
ueberzieht den Planeten. Interkontinentale Videokonferenzen ersetzen den
Flug im Jet.
Die digitale Aufloesung komplexer Information in 0 oder 1 ermoeglicht
den Transfer jeglicher Form von Mitteilung ausserhalb direkter
menschlicher Kommunikation, sei es in Bild, Ton, Text oder Zahl.
Die grossen internationalen Boersen sind bereits digitalisiert. Die
Geschaeftsbewegung verlaeuft als Transfer von kompexen Zahlen.
Datenkompressoren verringern die Laufzeiten im Inter Network.
Information wird beschleunigt, strukturiert verdichtet.
Bernd Lutterbeck, Institut fuer Informatik in Hamburg stellt in seinem
Text ueber die Auswirkungen des Computereinsatzes auf Arbeitsmarkt und
Arbeitsbedingungen in der Nr.2 des Heftes Technik Kontrovers 1980 fest,
dass ohne den Einsatz von Computern weder Betriebe noch die
gegenwaertige Gesellschaft steuerbar waeren. Computer werden zunehmend
zu stabilisierenden Faktoren unserer offenen und pluralistischen
Gesellschaftsstruktur. Moderne Industrie, unabhaengig von ihrer
wirtschaftlichen und politischen Konstitution, benoetigen die
elektronischen Datenverarbeitung, um ueberhaupt noch vernuenftige
oekonomische Entscheidungen treffen zu koennen.
Das Versorgungs- und Verwaltungswesen, der industrielle Bereich, der
hoch diversifizierte Markt, infrastrukturelle Einrichtungen;
Grossprojekte, High Tech Innovation, die modernen Massenmedien
produzieren durch ihre Aktivitaet eine Menge von Daten, die durch die
allein von Arbeitskraeften besetzte Verwaltungsmaschine, durch die
Buerokratie des 19. Jahrhunderts nicht mehr bewaeltigbar, nicht mehr
strukturierbar und so nicht mehr interpretier waere. Romane verzapfen
noch immer die Gefuehlsduselei des 19.Jahrhundert. Der Alltag im
21.Jahrhundert verlaeuft auf anderen Ebenen
Hinzu kommt der zu erfassende Problemkreis Energie- und Rohstoffgewinnung, Resourcen und Umweltqualitaet.
Die Verwaltungsgrundlagen der Neuzeit, die schriftliche Datenerfassung
und Dokumentation durch hypertrophe Buerokratien, deren linieare und
hierarchisch orientierte Selektion und Nutzung sind hoffnungslos
ueberholt und ausserstande die Probleme menschlicher und technischer
Ballung zu loesen.
Anstelle der linearen Formen treten kybernetische Input / Output
Modelle, die imstande sind, die komplexen Pozesse dynamisch darzustellen
und zu entwickeln.
Zur Entfaltung dieser neuen und effektiven Form hat zweifellos das
groesste High Tech Unternehmen unseres Jahrhunderts, die Raumfahrt
beigetragen. Nirgend wo anders ist die EDV so als Produktuv- und nicht
als pure Verwaltungskraft eingesetzt worden, wie in diesem Bereich.
Houston und Baikonur sind nicht allein die terrestrischen Oeffnungen ins
All. An diesen Orten hoechst entwickelter Technologie wurden die TOOLS
fuer die bestehende und kuenftige Industriegesellschaft entwickelt. Erst
die Bewaeltigungen dieser komplexen Aufgaben oeffneten den weiteren
Weg in den oekonomischen, soziologischen und oekologischen Bereich.
Die naechsten Schritte der Digitalisierung der Produktion, des
Informationswesens und des Kulturellen sind folgerichtige
Nachjustierungen.
Der binaere Code, basierend auf 0 or 1 und deren formale Verknuepfung
hat saemtliche bis dahin existierende menschlichen Notationssysteme, das
Alphabet, die Mathematik, ua. die darstellende Geometrie, die audiellen
und visuellen Notationssysteme erfasst und transformierbar gemacht.
Gutenbergs Galaxis, die Welt des alphabetischen Zeichens und der
Entwicklung des Denkens in chronologischen linearen Strukturen, gehoert
moeglicherweise bereits der Vergangenheit an.
Ein Notationssystem- und Mitteilungssystem, dass nicht mehr imstande
ist, das entwickelte Ganze zu reproduzieren, hat seine Bedeutung und
damit seine Wirksamkeit verloren. Dies bedeutet nicht, dass der binaere
Code bereits imstande ist, all jenes zu substutieren, das in Sprache und
Zeichen sich niederschlaegt. Es bedeutet jedoch jedoch, dass die
vereinfachte Syntax des Binaeren insgesamt mehr bewaeltigt, als die
bisherigen Grammatiken.
Die Fundamente der neuen Sprache sind gelegt. Sie wird in einem
evolutionaeren Prozess die alten Inhalte in ihrem Kern bergen muessen,
und doch den Rahmen zu neuer Erkenntnis hin sprengen und erweitern. Der
operative Aspekt der Information wird gestaerkt und vielfaeltiger
handhabbar.
Der Zerfall der alten Sprache, das noch immer nicht voll konturierte
Baumaterial des Kuenftigen, bedeutet einen Sprung in der Entwicklung und
nicht die Fortsetzung eines Kontinuums.
Diese Entwicklung bedeutet zweifellos eine Herausforderung fuer den
kulturellen Bereich. Heute wissen wir zu genau, dass das Medium selbst
die Botschaft sein kann. Das heisst, dass neue Technologie und damit
auch neue Kommunikationsmedien die Form und das Wesen des informellen
Ajustausches und damit die kulturelle Gestalt veraendern und
mitbestimmen.
Wien 1988