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Mit dem Besuch der Vienna- Tec setze ich meine Messe Berichte 2008 fort. Entstanden ist ein interessanter Messebilderbogen mit charakteristischen Einblicken in die Industrietechnologien der Gegenwart und in die technologische Alltagskultur, die unser gegenwaertiges und kuenftiges Handeln merkbar bestimmen.

Ich gehe davon aus, dass die Messen einen repraesentativen Ueberblick ueber unsere Lebenswelten zeigen, die etwa das weite Spectrum einer Neuen Medienkultur hin zu einer Techno Kultur ergaenzt. Die technisch wissenschaftliche Revolution, ausgehend im 19. Jahrhundert, durchdringt unsere Lebenswelten, fordert von uns neue Interaktionsmuster, die unser Leben einerseits vereinfacht, in andererweise kompliziert und in neue Abhaengigkeiten setzt.

Die Automatisierung gibt vor, uns von laestiger Arbeit zu befreien und macht uns im Mass dieser Entlastung abhaengig von der Maschine und deren interaktiven Vernetzung, die in hochtechnisierten Gesellschaften zunehmend alle Lebensbereiche erfasst hat.

Ich habe drei durchaus unterschiedlichen Repraesentanten die Frage nach dem Sinn und dem Ziel von Automatisation und technologischer Vernetzung gefragt.
Hans Peter Schroeder, der in der Education Mall Koesters didaktische Systeme für die Automatisierungstechnik, modulare erweiterbare Einrichtungen fuer das Lehrlings- und Facharbeitertraining, vertrat, antwortete am offensten. Er sprach ueber die zunehmende Abhaengigkeit von der Technologie. Allein wenn jetzt sein Handy und sein Laptop gleichzeitig ausfallen wuerde, waere er zwar nicht am Ende seines Lateins angelangt, aber doch in seiner Kommunikation massiv behindert. Allein hier am Messestand zu stehen wuerde ihm nicht ausreichen.

Marketing Communications Spezialist Michael Marks von Rockwell Automation, einer der fuehrenden Automatenhersteller und Spezialist fuer die Automatisierung von Fertigungsstrassen aus den USA beantwortete die Frage in einem Satz. Erhoehung der Fertigungspraezission, groessere Produktionszahlen und damit Vorsprung im globalen Wettbewerb. Die Frage nach dem Menschen als Dienstleister eruebrigte sich da.

Leo Buechinger am Stand der Neuen Automatisations Technology von Beckhoff, die vor allem die Intelligente Gebaeudeautomatisierung anbieten, bestritt die Feststellung der technischen Abhaengigkeit in der Gebaeudetechnik, also vom Zugang bis zu Licht- und Waermeregulierung und einiges mehr, gar nicht. Denn er verkauft ja das Produkt mit mehr Bequemlichkeit, groesserer Sicherheit und eben bedingt dadurch groesserer Abhaengigkeit von Technologie. Solche Ambivalenz von Vorteil und Abhaengigkeit hat Isaac Asimov in seinem Androiden Roman The Caves of Steel bereits 1954 beschrieben. 1942 formulierte Asimov die ethischen Grundlagen des Roboters in seiner 1942 erschienenen Erzaehlung Runaround, die drei Gesetze der Robotik.

1. Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.
2. Ein Roboter muss den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz.
3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem Ersten oder Zweiten Gesetz widerspricht.

Dass dies zu sehr komplexen Verwicklungen mit fatalem Ende fuehren kann, zeigte uns Stanley Kubrick 1968 in A Space Odyssey 2001, in der HAL 9000 in sehr eigenwilliger und fast ueberlegener Form ueber Leben und Tod der Besatzung entscheidet.

Ueber all das habe ich mit Leo Buechinger nicht philosophiert. Aber er hat binnen Kuerze in ueberzeugender Weise eine gute Antwort gegeben. Das wichtigste an der Messe war ihm, da Menschen direkt zu begegnen, Fragen zu stellen und Antworten zu bekommen. Da haben wir uns im Einverstaendnis Humanoide zu sein, die sich so voellig den Androiden nicht anpassen und ausliefern wollen, angegrinst.

Und geben sie acht. Androiden muessen ihnen nicht zwangslaeufig in menschenaehnlicher Form ueber den Weg laufen. Sie koennen auch in anderer Weise existieren. Das Dinge kann auch in einem 19 Zoll Frame im hoffentlich wasserdichten Keller ihres Hauses stehen und von dort ihre Ueberwachungskameras steuern, ihre Badewassertemperatur einstellen., die Hausbeleuchtung je nach dem Stand des Mondes regeln und den Content ihres Kuehlschrankes checken. Was machen sie aber, wenn das Ding so biestig wird wie HAL 9000 und sich nicht mehr an Ihren Fingerprint oder an Ihre Retina erinnern will. Dann koennen sie die Feuerwehr holen und die verriegelte Haustuer aus Stahl mit schwerem Geraet aufschneiden lassen.

Es ist bei weitem nicht so banal, wie es uns der Cover des Mechatronik / Robotik Prospekt der Fachhochschule Technikum Wien weis machen will. Gezeigt wird ein Gruppe von Pinnochio Figuren, die zusaetzlich wie ein Hampelmann an Faeden haengen. Techniker sind gerne Drahtzieher und versuchen alles und jedes auf die Reihe zu bekommen. Niemand zwingt uns jedoch, nach ihrer Pfeife zu tanzen.
Wenn man darunter den Satz So kreativ kann Technik sein liest, faellt einem ein, wie naiv Techniker sein koennen und wie trivial die dazupassenden Werbetexter sind.


FESTO macht das insgesamt um einiges schlauer. Fuer das Museum of Modern Art (MOMA) haben sie die Bioexponate Aqua_ray und Air_ray, nachempfunden dem Mantarochen, entwickelt und erfolgreich gezeigt hat. Siehe Bionic Learning Network, automatsierte Bewegung der Zukunft.


Aber das machen sie nur fuer New York. Fuer die Wiener Messe hat FESTO einen Spieltisch mit Poker Chip Sortier Anlage, gebaut von der HTL Rennweg. Schneller von einem Spiel zum naechsten ist die Devise des Sortiererteams. Die Jungs und ihre Lehrer sollen sich mal an den Ohren nehmen. Offensichtlich haben sie die eigentlichen Ursachen des Zusammenbruches der New Economy und die des gegenwaertigen vorhaltenden Crash des globalen Bank- Aktien und Creditwesens noch immer nicht kapiert.


Tatsaechlich ist vieles, das vor einem halben Jahrhundert noch als Science Fiction gegolten hat, heute Realitaet geworden. Eines ist gewiss, die Robotik ist eng mit der Automatisation verbunden und die wird unser Leben entschieden mehr veraendern als das seit drei Dezenien herumschleichende Gespenst der digitalen Controlle und Ueberwachung.
Und da wird es sich weisen, wie die Medienkunst damit umgehen wird. Denn in diesem Bereich werden deren Exponenten von Technik wirklich etwas verstehen muessen, und nicht allein mit der Konstruktion symbolistisch aufgeladener Monstren Furore machen koennen.

Fachpresse Information

WIEN (16. Oktober 2008). - In der Messe Wien schlossen am Freitag, 10. Oktober 2008, nach vier Messetagen die Tore der zweiten Ausgabe der >vienna-tec<, der größten Industriefachmesse Österreichs. Dabei hatten 708 Direktaussteller und zusätzlich rund 1.000 vertretene Firmen aus 25 Ländern auf 60.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in allen vier Messehallen und der Mall ihre neuesten und aktuellen Lösungen, Produkte, Systeme, Programme und Dienstleistungen präsentiert. Erstmals war die >vienna-tec< vor zwei Jahren veranstaltet worden. Sie bietet den Fachbesuchern aus der Industrie sowie dem produzierenden Gewerbe im Zwei-Jahres-Turnus sechs international renommierte Fachmessen unter einem gemeinsamen Dach (>automation austria<, >energy-tec<, >ie - industrieelektronik<, >intertool<, >messtechnik< und >Schweißen/Join-Ex<).

Entgegen der naheliegenden Vermutung, dass die gegenwärtige globale Finanz- und Bankenkrise den Verlauf der Messe beeinträchtigen könnte, erklärt Johann Jungreithmair, dass davon wenig zu spüren gewesen sei: "Die Industrie orientiert sich an längerfristigen Zyklen, und, wie Direktor Ing. Wolfgang Morrenth, Leiter von Siemens Industry Automation und Drive Technologies, beim Branchentalk im Rahmen der Eröffnung hervorgehoben hat, wertet die Industrie die herrschende Krise als Chance für einen Innovationsschub, was sie gerade in der Krise zu einem Stabilitätsfaktor mache." Dr. Alfred Hutterer, Geschäftsführer von Trumpf Maschinen Austria sagte zu dieser Thematik: "In Anbetracht der vielen Negativmeldungen aus der Tagespresse zum Zustand des Bankensystems kann die >vienna-tec< als großer Erfolg bezeichnet werden. Es wurde viel mehr über neue Technologien gesprochen als über Kredite."

Ich habe mir vorgenommen, die Education Mall besonders hervorzuheben. Auf 400 m Laenge zeigten Fachhochschulen und Hoehere Technische Lehranstalten innovative Projekte. Das Projekt zur Aus- und Weiterbildung war integriert in den Informationsparcours aller Formate der VIENNA TEC 2008 und von FESTO und SIEMENS gesponsert.

Den Mechatronik Wettbewerb, juriert u.a. von Robert Patocka und Erich Polster vom BFI, der gleichzeitig als Vorauswahl fuer die Berufs WM 2009 in Calgary gewertet worden ist, konnte die WFL Millturn fuer sich entscheiden.

Dieser von FESTO ausgerichete Wettbewerb zeigte gleichzeitig, wie sehr sich die modulare Bausweise von Fertigungsstrassen sich global durchsetzt. Das entspricht vom Prinzip her dem schlichten IKEA Baukastensystem, in dem nach individuellen Beduerfnissen Produkte zusammengeschraubt werden. So koennen Produktionsstrassen weltweit aufgebaut und eingesetzt sein. Techniker der Jetzzeit sind bei weitem mehr Assembler als Eigenbauer oder Entwickler.









Diese weltweit modulare Integration laesst sich ebenso an einer Rockwell Tochter, dem fuehrenden Atomatenhersteller der USA, an ROCKWELL AUTOMATION REPAIR PLUS zeigen.

Der VIENNA tec HTL - und FH Wettbewerb wurde von Schuelern der HTL Braunau mit dem Projekt Latentwärmespeicher-Salzkristalle als neue Energiespeichertechnologie.

Mich haben aber andere Projekte interessiert, so etwa der Dartroboter (siehe Video auf youtube)
, der von Schuelern der Bulme Graz geplant und gebaut worden ist. Ein Industrieroboter schießt Dartpfeile auf eine Scheibe, ein zweiter übernimmt über ein Bilderkennungssystem Rücktransport der Darts und legt sie in einem Magazin ab. Einerseits zeigt mir das Projekt, dass Grazer einen grossen Sinn fuer das Spielerische haben. Das habe ich bereits an meinen Schriftstellerkollegen Wolfgang Bauer (Lord Jim Lodge) und dem Sprach- und Intelligenzspieler Helmut Eisendle erfahren.
Der Dartroboter kann aber ebenso als Modell fuer die Neueren Waffengenerationen stehen, die nur mehr ueber die PC Tastatur gesteuert werden. Sozusagen ein Produkt der Yeti Generation.



Die HTL Wels zeigt den Nachbau eine Mini -Windkanals, in dem Automodelle auf ihre Windschluepfrigkeit getestetm werden koennen. Es waers einmal interessant, die hochgerechneten Ergebnisse mit denen aus Windkanaelen zu vergleichen, in denen vergleichbare Autos in Originalgroesse gecheckt werden. In diesem Fall glaube ich nicht so ganz an die Nuetzlichkeit der Simulation. Lehrtechnisch gesehen ist es zweifellos ein ambitioniertes Projekt.



Sehr gut gefallen hat mir die Arbeit der Schueler Mondl und Lechner von der HTL St.Poelten. Sie zeigten einen Liniarmotor in Form eines im Kreis fahrende Modellbautriebwagens, der mit einem Dauermagneten ausgestattet. Es ist das schlichte wie anschauliche Modell einer Magnetschwebebahn, die im wesentlichen ebenso ein Linearmotor ist. Um das so hinzukriegen, wie das gemacht haben, bedarf es sowohl guter konstruktionstechnischer Kenntnisse wie auch fertigungstechnische Faehigkeit, die ueber den Anspruch schlichter Bastelei weit hinausgeht.




Ebenso mein Interesse geweckt, zum Teil aus Sentimentalitaet heraus, hat eine gemeinsam mit der HTL Trieben entwickelte alternative Energiequelle, die das traditionelle Wasserad, besser bekannt als Muehlenrad am rauschenden Bach, mit einem niederdrehenden Generator direkt verbindet. 3,2 KW schafft das Muehlrad, mit ca. einem Durchmesser von 3m, ins Netz. Die sentimentalen Erinnerungen, die es mir weckte, hat weniger mit Muehlenromantik zu tun. Ich komme aus dieser Gegend, und eines unserer Kinderspiele war das Wasserleiten und die Herstellung von kleinen flinken Wasserradln. Deren einziger Sinn war, es musste sich flott drehen. Das Wasserdrehwerk aus Trieben bringt zusaetzlich Leistung zustande. Eine Firma aus Liezen, die GBL mit Franz Enhuber, arbeitet daran, das eigensinnige Wasserwerk zu vermarkten.


Ein interessantes Projekt zeigte Robert Amann von der Fachhochschule Vorarlberg. Welchen Energieimpuls benoetigt eine bewegte Masse, um einem bestimmten Punkt stehen zu bleiben, ohne auspendeln zu muessen ? Der Computer steuert diesen Prozess nicht direkt, er berechnet bloss den Vorgang voraus, legt den Bewegungsimpuls fest und startet. Alles andere ist wieder reine mechanische Physik. Wer auf ntv hin-und wieder die Dokumentationen von Megabauprojekten sieht, der weiss, dass die Baugeschwindigkeit auch von der Praezession der Zulieferung der Bauteile ueber die Kranausleger abhaengig ist. Allerdings eines, spontan auftretenden Windstoesse kann auch der PC nicht vorausahnen..


Das waere uebrigens ein ausgezeichneter Denkansatz fuer die Frage, unter welchen Rahmenbedingungen Technologie tatsaechlich klaglos laeuft. Die Beantwortung dieser Frage wuerde jedoch den Rahmen der VIENNA Tec bei weitem sprengen.

Eines moechte ich den Veranstaltern des Education Mall, insbesondere dem Jury Vorsitzenden Dr. Norbert Rozsenich und seinem Kreis anraten. Die Projekte in der Vorbereitung oder in der Nachbereitung im Netz besser zu dokumentieren . Man findet vor Ort nicht die Zeit, sich alle Projekte vorzeigen und erklaeren zu lassen. Einiges moechte man im nachhinein nachlesen oder einen weiteren Ueberblick gewinnen. Und das ist im Sinne erzieherischer Aufmerksamkeit nicht zu viel verlangt und laesst sich bereits mit lesbaren Projektbeschreibungen im Vorbereitungszeitraum haendeln. Die Moeglichenkeiten des Internets bieten das ihrige. Ich muss nicht immer alles sehen und wissen wollen. So ich aber das eine suche, moechte ich es auch finden.

Das oesterreichische Bundesheer hat fuer Lehrlingsausbildung im Dienst des Heeres geworben und das ist Okay . Darueber habe ich bereits an anderer Stelle im E-Journal. Ein modernes Heer, dass vor allem der Verteidigung dient, braucht weniger rabiate Killer, die sich mit Hurra Geplaerre in die Schlacht gestuerzt haben, dafuer umso besser ausgebildetete Techniker. Im besonderen wurde Lehrplaetze fuer Militaerluftfahrzeugtechniker praesentiert. Das sind hochqualifizierte Ausbildungsplaetze.



Die TU Graz stellte ein selbstgebautes Rennauto in Eigenentwicklung aus.






















Modellbaumesse 2008


Medienbaustein



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